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WK-Präsident beziffert den jährlichen Ausfall für Österreichs Wirtschaft durch Einschränkungen des Reiseverkehrs mit 1,2 Milliarden. Brüssel – Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl hat in der Flüchtlingsdebatte bei einem Aus für den Schengenraum mit seinem grenzenlosen Reiseverkehr den Schaden für Österreichs Wirtschaft mit 1,2 Milliarden Euro jährlich beziffert. Dies sei allerdings die Untergrenze, sagte Leitl in Brüssel. Der Ehrenpräsident der europäischen Wirtschaftskammern sprach sich für ein soziales Dienstjahr von Flüchtlinge aus. Dies könnte der notwendigen Integration helfen. Zum Brief von Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) an EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mit Forderungen zur Abgeltung der österreichischen Mehrausgaben für Flüchtlinge sagte Leitl, der Brief hätte besser an EU-Ratspräsident Donald Tusk geschickt werden sollen. Er unterstützt gleichzeitig das Anliegen Schellings, dass jene Länder, die keine Flüchtlinge aufnehmen, wenigstens finanzielle Solidarität zeigen mit denen, die ungeheure Investitionen haben. Als eine Möglichkeit der finanziellen Unterstützung für jene Länder, die ihre Quoten mehr als übererfüllen, nannte Leitl die nicht verbrauchten EU-Fördermittel. Diese dürften Anfang 2017 aus der letzten Periode 20 bis 30 Milliarden Euro ausmachen. Mein Vorschlag ist, diese Gelder nicht den Staaten rückzuerstatten, sondern dazu zu verwenden, wer in welchem Ausmaß Flüchtlinge übernimmt. Kritik übte er in dem Zusammenhang an den zahlreichen EU-Staaten, die sich – Ausnahme Österreich, Deutschland und Schweden – großteils weigerten, Flüchtlinge aufzunehmen. Die Verteilung auf 28 Länder ist nicht gelungen. Das ist eine Enttäuschung. Leitl fürchtet, dass immer mehr der Nationalismus wieder vor Humanität steht. Dabei habe der Nationalismus so viel in der Geschichte angerichtet. Seine größte Sorge sei, dass sich das Europa der Solidarität dauerhaft verändere. Befürchtungen äußerte der WK-Präsident über die künftige Entwicklung der Migration. Es gebe einen Migrationsgürtel von Marokko bis Indien. Unsicherheit und fehlende Demokratien brächten die Menschen dort in derart aussichtslose Situationen, dass sie ihr Land verlassen. Deshalb sei ein Marshall-Plan für Afrika notwendig. Jedenfalls sei das, was sich derzeit an Flüchtlingsströmen ereigne, heute ein lauer Frühlingswind gegenüber dem, was kommen könne. Andererseits könnte man fast sagen, man gewöhnt sich langsam an Untergangsszenarien. Das haben wir schon 2008 (Wirtschafts- und Finanzkrise, Anm.), dann wegen Griechenland prognostiziert, und jetzt wieder, gab sich Leitl illusionslos. Entschieden wandte sich Leitl gegen Grenzzäune innerhalb Europas. Das kann es nicht sein. Will man am Brenner wieder Zäune errichten? Da gibt es zwei Millionen Euro täglich an Frächterschäden nur in Österreich, wenn für Schengen Schluss ist. Nicht eingerechnet ist der Tourismusschaden. Vor allem der Tagestourismus wird leiden, weil kaum jemand an den Grenzen Stunden wartet, um am selben Tag wieder zurückzufahren. Den Rückgang in diesem Bereich schätzt Leitl auf zehn bis 20 Prozent ein.
3Wirtschaft
In Afghanistan geflohenem und von Taliban entführtem Soldaten drohen Militärgericht und lebenslange Haft. San Antonio, Texas – Der US-Soldat Bowe Bergdahl, der mit seiner Flucht aus einem Stützpunkt in der südostafghanischen Provinz Paktika eine monatelange Suchaktion ausgelöst hatte, muss sich möglicherweise vor einem Militärgericht verantworten. Falls er verurteilt wird, droht ihm eine lebenslange Haftstrafe. In dem am Freitag begonnenen Vorverfahren erklärte Generalmajor Kenneth Dahl, der die Ermittlungen leitet und den Soldaten mehrmals verhört hat, dass Bergdahl keinesfalls geplant habe, zu den Taliban überzulaufen, als er am Abend des 30. Juni 2009 den Beobachtungsposten Mest-Lalak verließ. Er habe vorgehabt, in der Nacht den 30 Kilometer langen Fußmarsch zu einem anderen Stützpunkt zu absolvieren, um dort höherrangigen Offizieren über Probleme bei seiner Einheit zu berichten. Bergdahl sei im ländlichen Idaho aufgewachsen und habe Probleme, Beziehungen zu seinen Mitmenschen aufzubauen, so der Ermittler. Dahl zufolge habe der mutmaßliche Deserteur zahlreiche Aussagen seiner Kameraden und Vorgesetzten wörtlich genommen, die nicht so gemeint gewesen wären: So hätte in der Grundausbildung ein Offizier gesagt, er liebe es, so wie alle Soldaten, zu brandschatzen und zu plündern, worüber sich der Soldat empört habe. Als sein Vorgesetzter in Afghanistan sich darüber aufregte, dass nicht alle Soldaten der Einheit vorschriftsmäßig gekleidet seien, und im Zorn gegen am Boden liegende Steine trat, habe Bergdahl angenommen, dieser schände gerade ein muslimisches Grab. Seine Kameraden hätten mit Verwunderung auf diese Annahme reagiert, so Dahl. Auf dem Weg zum nächsten Stützpunkt wurde Bergdahl schließlich von Mitgliedern der mit den Taliban verbündeten Haqqani-Gruppe gefangengenommen. Diese brachten ihn umgehend nach Pakistan. In Gefangenschaft wurde er gefoltert, laut den Ermittlern schlugen ihn seine Entführer mit Kabeln und Gummischläuchen. Nach einem missglückten Fluchtversuch, bei dem er fast neun Tage lang durch die Landschaft irrte, sperrten ihn seine Entführer in einen Käfig, der kaum hoch genug war, um darin zu stehen. Dort verbrachte er den Großteil der folgenden dreieinhalb Jahre seiner Gefangenschaft. Außerdem litt er die meiste Zeit an heftigem Durchfall, sagte Verteidigungszeuge Terrence Russell, der sich beruflich mit der Suche nach vermissten Soldaten beschäftigt. Während Bergdahls Gefangenschaft lief in Afghanistan eine großangelegte Suchaktion nach dem Verschwundenen an. Berichte, dass bei dieser bis zu sechs US-Soldaten ums Leben gekommen seien, konnten nicht bestätigt werden, sagte Dahl aus. Allerdings hätten die eilig geplanten Suchmissionen andere Operationen verunmöglicht und so die Sicherheitslage verschlechtert. Am 31. Mai 2014 tauschte die US-Regierung Bergdahl dann gegen fünf im Internierungslager Guantánamo festgehaltene mutmaßliche Taliban-Kämpfer ein. Der mittlerweile 29 Jahre alte Soldat wurde umgehend über Deutschland in die USA ausgeflogen, seit Mitte Juni des Vorjahres laufen die Ermittlungen gegen ihn.
2International
Vorliegende Röntgenaufnahmen von schlechter Qualität. Prag/Temelin – Im umstrittenen tschechischen Atomkraftwerk Temelin müssen Tausende Schweißnähte erneut mit Röntgenbildern überprüft werden. Das sagte die Leiterin der Atomaufsichtbehörde in Prag, Dana Drabova, am Sonntag im Sender CT. Die vorliegenden Röntgenaufnahmen seien von schlechter Qualität. Sie schloss nicht aus, dass Kontrollberichte manipuliert oder geschönt wurden. Die Schweißnähte im (radioaktiven) Primärkreislauf sind von dieser Affäre nicht betroffen, betonte Drabova. Es gehe aber um Sicherungssysteme, die zu hundert Prozent in Ordnung sein müssten. Dem Betreiber CEZ warf die Nuklearphysikerin mangelnde Demut vor der Technik vor. Die Mängel hätten auffallen müssen. Ähnliche Probleme hatte es zuvor bereits im Atomkraftwerk Dukovany gegeben. Auch dort müssen auf Anweisung der Atomaufsicht Röntgenuntersuchungen wiederholt werden. Von vier Reaktorblöcken ist deswegen nur noch einer im Betrieb. Der Betreiber CEZ hat Strafanzeige gegen den Zulieferer der Röntgenbilder gestellt. Das AKW Temelin, 60 Kilometer von der deutsch-tschechischen Grenze entfernt, weist nach Ansicht von Umweltschützern schwere Sicherheitsmängel auf. Sie kritisieren vor allem die Kombination von amerikanischen Leitsystemen mit russischer Reaktortechnik.
1Panorama
Die FH Gesundheitsberufe legt eine Studie über Mütter mit Behinderungen vor. Linz – Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge leben etwa zehn Prozent der Weltbevölkerung mit einer körperlichen, psychosozialen oder intellektuellen Beeinträchtigung. Die Betroffenen sind von vielen Bereichen des Lebens ausgegrenzt, so wird zum Beispiel das Thema Sexualität behinderter Menschen oft tabuisiert. Gesunde Menschen können sich oft nicht vorstellen, dass auch Frauen mit derartigen Beeinträchtigungen in der Lage sind, Verantwortung für ein Kind zu übernehmen. Die betroffenen Frauen machen sogar die Erfahrung, dass von ihnen erwartet wird, keine Kinder zu bekommen. Entscheiden sie sich dennoch für ein Kind, haben sie häufig gegen sehr hartnäckige Vorurteile bezüglich ihrer Eignung als Mutter anzukämpfen. Zu dieser gesellschaftlichen Stigmatisierung gesellen sich noch ganz konkrete praktische Probleme, die von physischen Barrieren beim Zugang zu gynäkologischen Praxen oder geburtshilflichen Abteilungen bis hin zu erschwertem Zugang zu Informationsmaterial reichen. Auch nach der Geburt benötigen viele von ihnen noch besondere Unterstützung bei der Bewältigung der Familienarbeit. Eine kürzlich abgeschlossene Studie der Fachhochschule für Gesundheitsberufe in Oberösterreich hat sich mit genau dieser Problematik auseinandergesetzt und die Situation körper- und sinnesbehinderter Mütter in der Geburtshilfe analysiert. Wir konnten in unserer Studie vor allem zwei große Barrierenbereiche identifizieren, sagt die Studienleiterin Barbara Schildberger zum STANDARD. Der eine betrifft die Ausstattung der geburtshilflichen Abteilungen, der andere die Betreuung von behinderten Frauen in der Geburtshilfe. Die während dreier Jahre laufende Studie, die in Kooperation mit der Fachhochschule Gesundheit Tirol (Bachelor-Studiengang Hebamme) und mit Unterstützung des Österreichischen Hebammengremiums (ÖHG) durchgeführt worden war, gliederte sich in eine quantitative und eine qualitative Erhebung. Erstere wurde mittels eines selbst entwickelten, nichtstandardisierten Fragebogens durchgeführt, der an alle 84 Pflegedirektionen der österreichischen Krankenanstalten verschickt wurde. Darin wurden die baulichen Gegebenheiten zur Sicherstellung eines barrierefreien Zugangs – zum Beispiel rollstuhltaugliche Eingänge – sowie die Implementierung von barrierefreien Leistungs- und Hilfeangeboten erfasst. Die Ergebnisse zeigten, sagt die Hebamme und Soziologin Schildberger, dass zwar die unterschiedlichen Bauvorschriften der Länder flächendeckend umgesetzt worden waren, bei anderen Ausstattungsmerkmalen, die eine chancengleiche Versorgung ermöglichen würden, müsste aber noch etwas nachjustiert werden. So sei etwa nicht in allen geburtshilflichen Abteilungen ein Duschsessel, ein unterfahrbarer Wickeltisch oder einfache Namensbändchen in Brailleschrift vorhanden. Auch ein barrierefreier Zugang zu Informationen – zum Beispiel über vertonte Internetseiten oder über Broschüren in Brailleschrift – sei noch nicht überall gegeben. Insgesamt geht es dabei um Dinge, die den Frauen ein selbstständiges Agieren ermöglichen sollen: Je besser das klappt, desto weniger sind die betroffenen Frauen auf Unterstützung angewiesen, was sich natürlich auch positiv auf ihr Selbstbewusstsein auswirkt. Bei der qualitativen Erhebung ging es darum, das subjektive Erleben der Frauen bei Schwangerschaft, Geburt und im Wochenbett zu erfragen. Dazu wurden zehn leitfadengestützte Interviews mit motorisch, sensorisch oder sprachlich beeinträchtigten Frauen durchgeführt, die über Behindertenverbände kontaktiert worden waren. Bei der Auswertung zeigte sich, dass innerhalb der Pflege noch mehr für den Bedarf behinderter Frauen sensibilisiert werden muss: Uns ist nun klar, dass wir diese Aspekte vermehrt in der Ausbildung von medizinischem und pflegendem Personal behandeln müssen, betont Schildberger. Auch andere Abteilungen sollen für das Thema sensibilisiert werden. Die Ergebnisse der Studie sollen daher auch über praxisorientierte Medien wie die österreichische Hebammenzeitung an die betroffenen Berufsgruppen weitergegeben werden. Viele behinderte Frauen erleben besonders den Zweifel der Gesellschaft, dass auch sie gute Mütter sein können, als schmerzvoll, schildert die Soziologin und betont das wichtigste Ergebnis der Studie: Neben der allgemeinen gesellschaftlichen Akzeptanz wollen und brauchen die Frauen vor allem Rahmenbedingungen, um ihr Kind eigenständig zu versorgen.
7Wissenschaft
Teheran will Aufhebung aller UN-Sanktionen. Wien – Nach Angaben der US-Delegation bei den Wiener Atomgesprächen würden die von der UNO verhängten Sanktionen gegen das Raketenprogramm und den Waffenhandel des Iran auch unter einem Atomabkommen bestehen bleiben. Das sagte ein hochrangiger US-Vertreter am Dienstag. Der Iran fordert die Aufhebung aller gegen ihn verhängten Sanktionen bei Inkrafttreten eines Atomabkommens. Das müsse auch für den Handel mit Waffen und Raketen gelten. Der Westen lehnt dies aber ab. Der US-Delegierte betonte, man sei noch nie so nahe an einer Einigung gewesen. Trotzdem sei man noch nicht dort, wo man sein müsste.
2International
Ein Gewerkschafter sieht ein "inakzeptables No-Go, gegen das wir uns mit vereinten Kräften zu wehren wissen werden". Wien – Bei der österreichischen Air-Berlin-Tochter Niki verschärft sich der Streit um den erst im Vorjahr abgeschlossenen Kollektivvertrag (KV). Sollte das Unternehmen nicht einlenken, drohen Betriebsrat und Gewerkschaft mit weiteren Schritten, wie es in einer Aussendung am Dienstag hieß. Laut den Belegschaftsvertretern werde der KV gezielt umgangen und betroffenen Mitarbeitern mit Kündigung gedroht. Sollte das Unternehmen an der derzeitigen Vorgehensweise festhalten, behält sich der Betriebsrat zusammen mit der geeinten Belegschaft vor, weitere Schritte einzuleiten, heißt es in der Aussendung der Gewerkschaft der Privatangestellten GPA-djp. Wie die weiteren Schritte genau aussehen, ließ man am Dienstag vorerst offen. Die Richtung ist allerdings klar: Wir haben den Kollektivvertrag ganz sicher nicht ausverhandelt, damit dann einzelne Teile umgangen werden, so Gewerkschafter Peter Stattmann. Das ist ein inakzeptables No-Go, gegen das wir uns mit vereinten Kräften zu wehren wissen werden. Erst am Montag hatte der Niki-Betriebsrat zwei Betriebsversammlungen abgehalten. Wir haben die Kolleginnen und Kollegen detailliert informiert und gemeinsam unser weiteres Vorgehen beschlossen, erklärte Betriebsratschefin Verena Schallgruber. Unser Appell an die Geschäftsführung ist klar: Der Kollektivvertrag ist wie ursprünglich vereinbart nach Punkt und Beistrich einzuhalten. Wir als Betriebsrat fordern außerdem die Abkehr einer Unternehmenspolitik, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Kündigungen droht, so Schallgruber. Laut früheren Angaben des Betriebsrats geht es bei dem Konflikt um die Arbeitszeitregelungen des Bordpersonals.
3Wirtschaft
Florian Novak von Lounge FM fordert nach den Erhebungsfehlern eine grundlegende Reform des Radiotests mit neuem Träger. STANDARD: Die Fehler beim Radiotest sorgen für Wirbel in der Branche, umfassende Aufklärung wird gefordert. Wie kann das Vertrauen wiederhergestellt werden? Novak: Der Radiotest ist ein Instrument aus dem letzten Jahrhundert, das der dynamischen Veränderung in der Mediennutzung ohnehin nur unzureichend Rechnung trägt. Heute ist das womöglich schwer vorstellbar, aber wer sich erinnern kann, zu Beginn des Radiotests hatte der Hörfunk quasi noch eine Monopolstellung als das einzige mobile Medium. Und entsprechend ist das Forschungsdesign, das Menschen auf ihr Erinnerungsvermögen abklopft; und, was bis vor wenigen Tagen niemand für möglich gehalten hat, vor Manipulationen nicht gefeit ist. STANDARD: Wie kann diese Reform aussehen? Novak: In der aktuellen Krise steckt auch eine Chance: Um das Vertrauen wiederzugewinnen, braucht es eine grundlegende, überfällige Reform, sowohl was die Methode als auch was den künftigen Auftraggeber betrifft. Der Schlüssel für den Markt – natürlich auch für die Werbekunden – ist so rasch wie möglich ein faires und nichtdiskriminierendes Abbilden der gesamten Audionutzung, das inkludiert auch die Freien Radios, das Kinderradio, aber natürlich ebenso Audiodienste wie Spotify und das Radio von Apple. Methodisch muss man hier auf Echtzeitdaten setzen, mit einem entsprechend vorbereiteten Smartphone, das die Audionutzung mittrackt – auch heute keine Hexerei. STANDARD: Wer soll so ein komplexes Verfahren durchführen? Novak: Elementar ist, dass diese Erhebung nicht länger von den marktbeherrschenden Marktbegleitern beauftragt wird, sondern von einem unabhängigen Dritten wie zum Beispiel der RTR (Rundfunk- und Telekom-Regulierungsstelle, Anm.). Dafür gibt es auch international Beispiele. Im Ergebnis wäre das auch eine wirksame Förderung des Marktes, weil eine Infrastruktur ohne Verzerrung des Wettbewerbs allen Stakeholdern am Markt zugute kommt und vielleicht auch die Entscheidungsgrundlage der Medienbehörde verbessert. STANDARD: Derzeit laufen Ermittlungen, angeblich wollten Mitarbeiter Schwankungen glätten. Haben Sie eine Idee, warum so etwas passiert? Novak: Es zum derzeitigen Zeitpunkt völlig unklar, warum gepantscht wurde und ob ein Frostschutzmittel aus methodischen Gründen eingesetzt wurde oder um die Vergangenheit zu konservieren. Im Interesse aller Beteiligten braucht es jedenfalls im Blick nach vorn die Selbstverpflichtung, nun zum Europameister der Audioforschung zu werden. Der Weinskandal kann hier durchaus als Vorbild dienen. STANDARD: Die Abweichungen sind nicht zu unseren Gunsten ausgefallen, sagte Kronehit-Geschäftsführer Ernst Swoboda. Nach STANDARD-Infos hat vor allem der ORF von den fehlerhaften Erhebungen profitiert. Können Sie schon abschätzen, wie die Fehler Lounge FM betreffen? Novak: Es geht jetzt nicht um einzelne Sender, sondern darum, das Vertrauen in die Branche und ihre Währung wiederherzustellen. Eine künftige neue Methode, die nicht unter Verdacht steht, Einzelne zu diskriminieren oder zu bevorzugen, das wäre zum Wohl aller.
6Etat
Palästinenser soll in Saudi-Arabien wegen Gedichten hingerichtet werden, eine Lesung in Wien will auf ihn aufmerksam machen. Wien – Der österreichische Pen-Club beteiligt sich an der weltweiten Solidaritätsaktion für den palästinensischen Dichter Ashraf Fayadh. Er wurde im Vorjahr von einem Gericht in Saudi-Arabien wegen Abfalls vom muslimischen Glauben zum Tod verurteilt. Am 13. Jänner sollen Lesungen auf der ganzen Welt auf sein Schicksal aufmerksam machen, auch in Wien. Hier werden im Presseclub Concordia österreichische Autoren inkriminierte literarische Texte ihrer bedrohten, verfolgten, eingesperrten und vom Tod bedrohten Kollegen lesen, hieß es am Donnerstag. Die Veranstaltung wird auch von der IG Autorinnen Autoren und der Grazer Autorenversammlung unterstützt. Wer Wissen begrenzt, verhindert die Suche nach Wahrheit und erlaubt weder abweichendes noch eigenständiges Denken und Handeln, hieß es in der Ankündigung. Dem 35-jährigen Fayadh wurden von dem Gericht auch Gotteslästerung und Förderung des Atheismus durch seine Gedichtsammlung Befehle verinnerlicht vorgeworfen. Bereits im Mai 2014 wurde der liberale Autor Raif Badawi in Saudi-Arabien zu 1.000 Peitschenhieben und zehn Jahren Gefängnis verurteilt, was international auf Proteste stieß.
2International
Das Format der unmoderierten Konfrontation war am Scheitern nicht schuld. Man muss nur Leute einladen, die miteinander reden wollen. Flugbegleiterinnen müssen auch bei Turbulenzen die Nerven behalten, freundlich und höflich sein. Fast wie Bundespräsidenten. Stellen Sie sich folgende Szene vor. Flugbegleiterin: Möchten Sie Tee oder Kaffee? Ein Fluggast, nennen wir ihn Herrn H.: Sie haben aber schöne blaue Augen. Flugbegleiterin: Danke … möchten Sie Tee oder Kaffee? H.: Aber so schöne blaue Augen! Flugbegleiterin: Könnten Sie mir sagen, ob Sie Tee oder Kaffee wollen, die anderen Passagiere warten. H.: Ah, jetzt funkeln sie aber ganz böse, die blauen Augen: Flugbegleiterin: Sie wollen meine Frage nicht beantworten, gut, dann nicht. Sie schiebt ihren Getränkewagen genervt weiter. Szenenwechsel: Im ATV-Studio hat man am Sonntag einen Raum wohltuend karg gestaltet: Vor einem weißen Vorhang bloß ein dunkler Tisch mit zwei Stühlen, wo die Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen ohne Moderation miteinander reden sollten. Kein Wettkochen, kein Hymnenraten. Reden. Wäre der Tisch noch rund und nicht eckig gewesen, die Ähnlichkeit mit dem Raum, in dem 1975 Bruno Kreisky und Josef Taus aufeinandertrafen, wäre noch größer gewesen. Doch damals wurde – durchaus auch heftig – inhaltlich gestritten. NLP (Neurolinguistisches Programmieren) war da noch in den Kinderschuhen weit weg in Kalifornien. Zwischen Van der Bellen und Hofer gab es kein Gespräch, das diese Bezeichnung verdient. Hier saß ein programmierter Hofer, der Fragen auswich und mit Gegenfragen, Spott und Angriffen, die nichts mit den Themen zu tun hatten, konterte. Das oft zitierte freundliche Gesicht der FPÖ offenbarte sich als das grinsende Gesicht der FPÖ. Und Van der Bellen? Er schmiss nach 20 Minuten die Nerven, war seinem Gegenüber nicht gewachsen, konnte seinen metaphorischen Getränkewagen aber auch nicht einfach aus dem Studio schieben. So nahm er am wechselseitigen Beflegeln teil. Der Erkenntnisgewinn für die Zusehenden auf der Sachebene: null. Das Format, das ATV nach 41 Jahren wieder ausprobieren wollte, war am Scheitern nicht schuld. Es hat sich auch in anderen Ländern durchaus bewährt. Man muss nur Leute einladen, die wirklich miteinander reden wollen.
6Etat
Sieg an Norweger Krog – Vier ÖSV-Athleten in Top Ten. Val di Fiemme – Lukas Klapfer hat am Sonntag als Fünfter die beste Platzierung der Nordischen Kombinierer des ÖSV beim Weltcup im Val di Fiemme erreicht. Nach dem 13. Platz im Springen verbesserte sich der Steirer deutlich. Der 28-jährige Norweger Magnus Krog lief vom fünften Rang zu seinem dritten Weltcupsieg vor seinem Teamkollegen Jörgen Graabak. Der Deutsche Eric Frenzel, der wegen Erkrankung seines japanischen Rivalen Akito Watabe am Vortag vorzeitig den Gesamtsieg fixiert hatte, wurde Vierter. Der 27-Jährige avancierte mit dem vierten Triumph in Serie zum Weltcup-Rekordgewinner, gemeinsam mit dem Finnen Hannu Manninen. Klapfer verpasste das Podest um 12,5 Sekunden, das Team von Cheftrainer Christoph Eugen schlug sich aber mit vier Top-Ten-Plätzen wie am Vortag gut. Philipp Orter, Wilhelm Denifl und Martin Fritz, der kurzfristig den erkrankten David Pommer ersetzt hatte, landeten auf den Plätzen acht bis zehn. Für den Steirer Fritz war es die beste Platzierung seiner Karriere. Vortagssieger Bernhard Gruber vergab seine Chance schon als 34. im Springen und musste sich im drittletzten Einzelbewerb der Saison mit dem 21. Rang begnügen.
4Sport
Der Autobauer hält sich besser als erwartet, der Betriebsgewinn ohne Sondereffekte sinkt nur leicht, Audi und Porsche bleiben Ertragsstützen. Hamburg – Volkswagen ist besser ins Jahr gestartet als angesichts des Abgasskandals erwartet. Der Betriebsgewinn ohne Sondereffekte sank im ersten Quartal auf 3,1 Milliarden Euro, wie der Konzern am Dienstag mitteilte. Damit schnitt Europas größter Autobauer deutlich besser ab als von Analysten erwartet, die den Wolfsburgern nur 2,7 Milliarden Euro zugetraut hatten. Einschließlich positiver Währungseffekte stieg das operative Ergebnis sogar leicht auf 3,4 Milliarden Euro von 3,3 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Im Schlussquartal 2015 hatte VW wegen des Dieselskandals nach Reuters-Berechnungen 7,4 Milliarden Euro operativen Verlust verbucht. Wir sind mit unserem Start in das anspruchsvolle Jahr insgesamt zufrieden und haben unter schwierigen Bedingungen respektable Ergebnisse erwirtschaftet, erklärte Konzernchef Matthias Müller. Die VW-Aktie brach nach der Mitteilung um bis zu vier Prozent im Kurs ein. Das sind Gewinnmitnahmen, sagte ein Börsianer. Schließlich sei der Aktienkurs in den vergangenen beiden Monaten von 100 auf 130 Euro gestiegen. Die Erwartungen waren sehr hoch, sagte Marktanalyst Heino Ruland vom Brokerhaus ICF. Der Konzernumsatz schrumpfte um gut drei Prozent auf knapp 51 Milliarden Euro, was Volkswagen auf den gesunkenen Fahrzeugabsatz und negative Währungseffekte zurückführte. Die Kernmarke VW, die die Hauptlast der Abgasmanipulation trägt, kehrte nach einem operativen Verlust im Schlussquartal 2015 in die Gewinnzone zurück. Für den Zeitraum Januar bis März wies der Hersteller mit dem VW-Logo einen kleinen Betriebsgewinn von 73 Millionen Euro aus. Die operative Marge lag bei 0,3 Prozent. Damit trägt der Umbau durch Markenchef Herbert Diess nach Ansicht von Analysten erste Früchte. Gleichzeitig muss VW die Kosten für die Neuausrichtung stemmen. Audi und Porsche als Ertragsstützen Ertragsstützen des Konzerns waren abermals Audi und Porsche. Der Oberklassehersteller aus Ingolstadt kam im ersten Quartal auf einen Betriebsgewinn von 1,3 (1,4) Milliarden Euro. Porsche steigerte sich auf 895 (765) Millionen Euro. Die tschechische VW-Tochter Skoda glänzte mit einem operativen Gewinnplus von fast einem Drittel auf 315 Millionen Euro. Auch die spanische Schwester Seat steigerte sich, ihr operativer Gewinn kletterte auf 54 (33) Millionen Euro. Die Finanzierungs- und Leasingsparte trug 492 (403) Millionen Euro zum Betriebsgewinn bei. Nach dem guten Jahresauftakt sieht sich Volkswagen auf Kurs, seine Ziele 2016 zu erfüllen. Das Management bekräftigte, der Umsatz solle um maximal fünf Prozent schrumpfen und die Rendite (Ebit-Marge) zwischen fünf und sechs Prozent liegen. Im vergangenen Jahr hatte der Wolfsburger Mehrmarkenkonzern wegen milliardenschwerer Rückstellungen für den Abgasskandal den größten Verlust in der Unternehmensgeschichte eingefahren. Das Unternehmen legte 16,2 Milliarden Euro zur Seite, um die Lasten von Dieselgate zu schultern. Volkswagen hatte sich mit den US-Behörden im April auf Grundzüge eines Entschädigungsplans geeinigt, der unter anderem den Rückkauf von fast einer halben Million manipulierter Dieselautos vorsieht. Über Details wird noch verhandelt. Bezirksrichter Charles Breyer hat der US-Regierung und Volkswagen eine Frist bis zum 21. Juni gesetzt, um einen Kompromiss auszuarbeiten.
3Wirtschaft
Trotz heimischen Shitstorms expandiert das Halal-Geschäft. Der Markt umfasst die Bereiche Industrie, Essen bis hin zu Kosmetika. Wien – Der globale Halal Lebensmittel-und Lifestyle-Sektor wird bis 2020 um sechs Prozent anwachsen, prognostiziert das Marktforschungsinstitut DinarStandar, mit Sitz in New York. Weltweit leben 1,3 Milliarden Muslime, 574.000 in Österreich. Der Markt für Halal-Produkte umfasst die Bereiche Industrie, Essen bis hin zu Kosmetika. Muslime in Österreich greifen bei Halal-Waren überwiegend in Ethno-Supermärkten zu. Der Rewe-Konzern verkauft seit einigen Jahren in den Merkur-Märkten nach islamischen Regeln geschlachtetes Fleisch. Der Markt ist am Explodieren, sagte der Präsident des Islamischen Informations-und Dokumentationszentrum Österreich, Günther Rusznak. Das IIDZ-Austria stellt Halal-Zertifikate für Unternehmen aus, die Muslime ansprechen oder in islamische Länder expandieren wollen. Die Firmen belieferten überwiegend den heimischen Markt, die Ausfuhr in die Arabischen Emirate nehme aber zu, erklärte Rusznak. Derzeit sind hierzulande sechs Schlachthöfe für Rinder und einer für Geflügel vom IIDZ Halal zertifiziert. In den vom IIDZ zertifizierten Schlachthöfen werden die Tiere vor dem Schächten betäubt. Aufgrund von Anfeindungen stellte der Lebensmittelkonzern Spar Anfang Dezember den Verkauf von Halal-zertifiziertem Fleisch ein. Es ist für mich unerklärlich, warum Spar in die Knie gegangen ist. Spar überlässt damit den Markt den sogenannten Onkel-Ahmed-Läden. In Deutschland ist es gang und gäbe, dass man Halal-Fleisch in den großen Handelsketten kaufen kann, so Rusznak.
3Wirtschaft
Ex-Außenministerin bei Bewerbung um Präsidentschaftskandidatur der Demokraten weiter im Aufwind. New York/Washington – Die ehemalige US-Außenministerin Hillary Clinton hat bei ihrer Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten einen wichtigen Verbündeten gewonnen. Die Gewerkschaft AFSCME mit 1,6 Millionen Mitgliedern sprach sich am Freitag für die frühere First Lady aus. Damit setzt sich die Serie guter Nachrichten für Clinton fort: Umfragen zufolge ging sie aus einer Fernsehdebatte am 13. Oktober unter ihren parteiinternen Mitbewerbern als Siegerin hervor. Zudem stellte Vize-Präsident Joe Biden jüngst klar, dass er nicht in das Rennen um die Nachfolge seines Chefs Barack Obama einsteigen werde. Einer Reuters/Ipsos-Umfrage zufolge wünschen sich 47 Prozent der US-Demokraten Clinton als Kandidatin. Der zweitplatzierte Senator Bernie Sanders aus Vermont kommt auf 31 Prozent.
2International
Angehörige des 2009 in russischer Haft gestorbenen Anwalts hatten Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte beklagt. Stuttgart – Arte wird den umstrittenen Dokumentarfilm Der Fall Magnizki des russischen Regisseurs Andrej Nekrassow nicht zeigen. Weil es rechtliche Probleme gebe, werde der Film über den 2009 in russischer Haft gestorbenen Anwalt Sergej Magnizki so nicht ausgestrahlt, erklärte der Sender. Die Angehörigen Magnizkis hatten die Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte beklagt. Arte hatte zunächst auf die für 3. Mai geplante Ausstrahlung verzichtet, um die Vorwürfe inhaltlich und rechtlich zu prüfen. Seither protestierten auch Menschenrechtsvertreter und EU-Politiker gegen den Film. Nekrassow steht im Kreuzfeuer der Kritik, einen Film im Stil von Kremlpropaganda abgeliefert zu haben. Magnizki hatte russischen Beamten vorgeworfen, sich illegal Firmen angeeignet und den Staat um 230 Millionen Dollar betrogen zu haben. Die Angehörigen werfen den Behörden vor, Magnizki in Haft zu Tode gefoltert zu haben. Nach Darstellung des Kreml starb der Anwalt an einem Herzinfarkt. Regisseur Nekrassow untermauert diese Version und spricht von einer Schmierenkampagne gegen seinen Film. Der Tod des 37 Jahre alten Magnizki gilt international als Symbol für eine korrupte und in kriminelle Machenschaften verwickelte russische Polizei. Der Fall führte unter anderem zu Sanktionen der USA gegen Russen.
6Etat
Die in Wien ansässige Eurowings Europe hat nun Stellenausschreibungen für Flugbegleiter veröffentlicht. Wien/Frankfurt – Seit August schon sammelt die neue Lufthansa-Billigairline Eurowings für ihre europaweite Expansion Piloten-Bewerbungen. Nun hat die in Wien ansässige Eurowings Europe auch Stellenausschreibungen für Flugbegleiter veröffentlicht. Erst ab März 2016 wird Eurowings Europe mit Sitz in Wien selber Flüge durchführen. Bis dahin werden die ersten Flüge – am 9. November hebt der erste ab Wien die erste Eurowings-Maschine ab – von der bestehenden Eurowings-Gesellschaft in Düsseldorf durchgeführt. Attraktive Karriereperspektiven Ab dem Start des Flugbetriebs in Wien im März 2016 werde das Unternehmen zunächst einen Rekrutierungsbedarf von etwa 18 neuen Flugbegleitern sowie sechs Flugbegleitern mit Berufserfahrung haben, schrieb Eurowings am Freitag. In der Mitteilung ist von attraktiven Karriereperspektiven in Wien die Rede. Die Anstellungen erfolgen zunächst befristet auf zwei Jahre. Seit wenigen Wochen ist klar, dass die zwei Eurowings-Maschinen, die in Wien-Schwechat stationiert werden, nicht mit Personal von der AUA (Austrian Airlines) geflogen werden. Die bereits angelaufenen Pilotenschulungen von AUA-Cockpitmitarbeitern wurden gestoppt. AUA-Betriebsrat warnt Der Bordbetriebsrat der Austrian Airlines (AUA) warnte jüngst vor der Unterwanderung durch Eurowings. Vor allem junge Copiloten seien in einem Abhängigkeitsverhältnis, das der Lufthansa-Konzernvorstand beinhart ausnützt, erklärte Betriebsratschef Karl Minhard dieser Tage. Minhard fürchtet, dass es zu weiteren Auslagerungen komme – dass Strecken von der AUA zu Eurowings verschoben werden. AUA-Vorstand Andreas Otto hatte indes jüngst in Miami erklärt, dass er die Kritik nicht verstehen könne. Der AUA seien ja im Gegenzug von der Lufthansa zwei weitere Airbus A320 zugesagt worden, die im Flugverkehr zwischen Österreich und Deutschland eingesetzt werden sollen.
3Wirtschaft
Drei Siege bei Team-WM brachten 43-Jährigen auf Platz 89 – Gardos fiel aus Top 40, Verbesserungen für Polcanova und Li Qiangbing. Lausanne – Seine drei Erfolge bei nur einer Niederlage im Rahmen der Team-WM in Kuala Lumpur haben Werner Schlager gereicht, um in die Top 100 der Tischtennis-Weltrangliste zurückzukehren. Der Ex-Weltmeister liegt als fünftbester Österreicher auf Platz 89, davor hatte er im Februar 2014 ein Ranking. Dem 43-Jährigen fehlen nur zehn Ränge auf Daniel Habesohn, für den er in Malaysia eingesprungen ist. Einen empfindlichen Rückfall von Position 25 auf 41 musste Robert Gardos akzeptieren. Damit ist die Stellung von Stefan Fegerl als Österreichs Nummer eins gefestigt, der Niederösterreicher blieb 23. Chen Weixing fiel um einen Rang auf 48 zurück. Von Österreich Damen blieb Liu Jia 30., Sofia Polcanova rückte von 68 auf 56 sowie Li Qiangbing von 147 auf 108 auf. Sie löste Amelie Solja (109.) als Österreichs Nummer drei ab. Vorne im Ranking brachten die Titelkämpfe kaum eine Änderung. Die Chinesen Ma Long, Fan Zhendong, Xu Xin und Zhang Jike liegen vor dem deutschen Dimitrij Ovtcharov voran. Der Europameister hatte in Kuala Lumpur verletzungsbedingt gefehlt. Bei den Damen tauschten die hinter den Chinesinnen Liu Shiwen, Ding Ning und Zhu Yuling rangierenden Japanerinnen Kasumi Ishikawa und Ai Fukuhara auf den Rängen vier und fünf Platz.
4Sport
Von Waidhofen a.d. Ybbs nach St. Pölten und nun in die Wiener Herrengasse. St. Pölten/Wien – Der mögliche neue Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) ist seit mehr als drei Jahrzehnten auf kommunal- und landespolitischer Ebene tätig. Zuletzt war er seit 16. April 1998 niederösterreicher Finanzlandesrat und seit 26. Februar 2009 auch Landeshauptmann-Stellvertreter. In der Wiener Herrengasse wartet auf den seit 5. Jänner 60-Jährigen nun erstmals ein Job in der Bundespolitik. Sobotka begann seine politische Tätigkeit 1982 als Gemeinderat in Waidhofen a.d. Ybbs. 1992 wurde er Stadtrat für Finanzen und Fraktionsobmann der ÖVP. Von Jänner 1996 bis April 1998 – als er Landesrat wurde – lenkte er als Bürgermeister die Geschicke seiner Heimatstadt. Sobotka hat Geschichte (Uni Wien), Violoncello/Musikpädagogik und Musikerziehung (Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien) sowie Dirigieren (Brucknerkonservatorium Linz) studiert. 1976 wurde er AHS-Lehrer. Von 1980 bis 1987 war er Stadtarchivar, ab 1988 Musikschulleiter in Waidhofen a.d. Ybbs. 1987 erhielt Sobotka einen Lehrauftrag an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien. Der designierte Minister ist verheiratet und hat sechs Kinder. Als Finanzlandesrat gab es für Sobotka lange viel Gegenwind im Zusammenhang mit der Veranlagung der niederösterreichischen Wohnbaugelder. Der ÖVP-Politiker sah sich wegen des spekulativen Charakters der Geschäfte sogar mit Rücktrittsaufforderungen konfrontiert – etwa durch die SPÖ im Dezember 2008, die später sogar strafrechtliche Untersuchungen einleiten ließ. In einem Sonderlandtag war das Thema ebenfalls diskutiert worden. Eine neue Debatte brach Anfang 2010 nach einem Rohbericht des Rechnungshofes aus. Die ÖVP Niederösterreich blieb dabei, dass die Veranlagungen ein wichtiges Finanzierungsmittel des Landes Niederösterreichs geworden seien. Sobotka selbst wies die Kritik als reine politische Angriffe zurück. Eine Forderung von SPÖ, FPÖ und Grünen nach einem U-Ausschuss im Jahr 2010 wurde von der ÖVP abgelehnt. Die Wohnbaugelder sorgten auch im Wahlkampf 2013 für Streit. Die Grünen brachten damals eine Sachverhaltsdarstellung bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ein. Das Verfahren wurde letztlich eingestellt. Im Mai 2013 verabschiedete der NÖ Landtag die 15a-Vereinbarung zwischen Bund und Ländern zu einer risikoaversen Finanzgebarung.
5Inland
Hermann Schützenhöfer wird am Dienstag zum Landeshauptmann gewählt - "Es gibt nur eine Abstimmung". Graz - Ganz verdaut ist die Sache noch immer nicht. Der politische Winkelzug des Franz Voves, seinem ÖVP-Stellvertreter Hermann Schützenhöfer die gesamte nächste Legislaturperiode als Landeshauptmann zu überlassen, sorgt nach wie vor für angeregte Diskussionen in der SPÖ. Zumal jetzt auch ventiliert wird, der nunmehrige Ex-SPÖ-Landeshauptmann habe auch mit einem gewissen Rachegedanken gehandelt, weil die Funktionäre im Wahlkampf für ihn nicht wie erwünscht gerannt seien. Jedenfalls: Trotz anhaltender Irritationen in der SPÖ dürfte einer Wahl von Hermann Schützenhöfer morgen, Dienstag, zum neuen Landeshauptmann nichts im Wege stehen. Grüne, KPÖ und wohl auch die FPÖ werden die neue Regierung zwar nicht wählen, SPÖ und ÖVP verfügen jedoch zusammen über 29 Abgeordnete. 25 Stimmen sind für die Wahl notwendig, da sich der neue Landtag aus 48 statt bisher 56 Abgeordneten zusammengesetzt. Brisant hätte es vielleicht werden können, wenn Schützenhöfer ad personam zur Wahl gestanden wäre. Dann hätte womöglich der eine oder andere SPÖ-Abgeordneter in geheimer Wahl seinen Unmut über den Verlust des Landeshauptmannes geäußert. Mit der Abschaffung des Proporzes wurde aber auch Geschäftsordnung geändert und so werden nun der ÖVP-Landeshauptmann sein SPÖ-Stellvertreter Michael Schickhofer sowie alle Regierungsmitglieder von SPÖ und ÖVP en bloc gewählt. Es gibt nur eine Abstimmung, sagt Landtagsdirektor Maximilian Weiss. Für die politische Galerie wird interessant sein, ob vielleicht einer oder zwei aus der SPÖ-Landtagsriege die Zustimmung zur neuen Regierung verweigern. So wie die Grünen. Klubchef Lambert Schönleitner: Weder die Art und Weise, wie die Regierung Schützenhöfer-Schickhofer zustande gekommen ist, noch das schwarzrote Regierungsprogramm rechtfertigen einen grünen Vertrauensvorschuss. Ein Nein kommt auch von der KPÖ, wegen der Erfahrungen in der letzten Periode, heißt es. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir dieser Regierung wählen, sagt auch Noch-FPÖ-Klubchef Hannes Amesbauer. Ihn löst FPÖ-Spitzenkandidat Mario Kunasek ab.
5Inland
Sektionschef Christian Pilnacek übt scharfe Kritik an der Einstellung eines Wiederbetätigungsverfahrens durch die Grazer Staatsanwaltschaft. Wien – Menschen, die aus Konzentrationslagern befreit wurden, dürfen als Landplage und Massenmörder bezeichnet werden – das hatte die Staatsanwaltschaft Graz entschieden (der STANDARD berichtete). Nun setzt es scharfe Kritik von der Weisungsspitze, dem Justizministerium. Strafrechtssektionschef Christian Pilnacek hält es für unfassbar und menschenverachtend, dass hier eine unsägliche Diktion des rechtsextremen Magazins Aula durch die Staatsanwaltschaft Graz nachträglich gerechtfertigt werde. Man hätte das auf jeden Fall näher prüfen müssen, so Pilnacek im STANDARD-Gespräch. So etwas darf einfach nicht passieren. Der Sektionschef sieht nicht nur den Aula-Artikel, sondern auch die Begründung der Verfahrenseinstellung als verharmlosend an. Er betont, dass weder die Oberstaatsanwaltschaft (OStA) Graz noch das Justizministerium vorab über die Entscheidung der Grazer StA informiert worden seien. Das Verfahren wurde uns erst nach der Einstellung berichtet, so Pilnacek. Er widerspricht damit einem Bericht der ZiB 2, wonach die Einstellung des Verfahrens vorab vom Ministerium gutgeheißen worden sei. Die Einstellungsbegründung erwecke den Eindruck, dass nicht vorschriftsgemäß gearbeitet wurde, so Pilnacek: Das Vieraugenprinzip, das sicherstellen soll, dass Entscheidungen von Staatsanwälten von deren Gruppenleiter überprüft werden, sei hier offenbar vernachlässigt worden: Sonst wäre das nicht derart ungefiltert hinausgegangen. Das Ministerium werde in Zukunft deutlich machen, dass dieses Prinzip wieder wirksam werden muss. Von disziplinarrechtlichen Schritten will der Sektionschef nicht sprechen. Das Verfahren wird nun nicht mehr neu aufgerollt werden können: Denkbar wäre ein Fortführungsantrag durch den unabhängigen Rechtsschutzbeauftragten gewesen. In einer umstrittenen Verfahrenseinstellung der StA Linz im Vorjahr – es ging ebenfalls um nationalsozialistische Wiederbetätigung und Verhetzung – hatte ein solcher Antrag zur Neuaufnahme und schließlich zur Anklageerhebung geführt. Der zuständige Rechtsschutzbeauftragte, Gottfried Strasser, erteilte einer möglichen Fortführung jedoch eine Absage: Auf Anfrage der APA sagte Strasser, die Frist sei bereits verstrichen, er sehe zudem ohnehin keinen Anlass zur Kritik an der Einstellungsbegründung, er halte diese für unbedenklich. Strasser verweist auch auf persönliche Hintergründe: Seine Großmutter hätte freigelassene KZ-Insassen mit Suppe versorgt. Unter den Befreiten habe es auch Kriminelle gegeben, die von der SS im Lager als Capos eingesetzt worden seien, meint Strasser. Ein Mann habe seinen Vater, einen Polizisten, sogar mit einer Pistole bedroht. Eine Beeinflussung seiner Entscheidung durch diese persönlichen Erlebnisse kann der Rechtsschutzbeauftragte nicht erkennen. Nein, ich sehe mich nicht befangen, so Strasser, aber ich weiß, dass es so war. Auch in der OStA Graz gibt es wenig Verständnis für die Einstellungsbegründung in der Causa Aula. Man habe Anfang Dezember von der Einstellung erfahren und nach dem Einholen und Prüfen des Aktes schließlich Ende Dezember der StA Graz im Erlassweg unser Befremden mitgeteilt, sagt deren Sprecher Reinhard Kloibhofer auf STANDARD-Anfrage. Disziplinarrechtlich wolle man nichts unternehmen, wir haben aber den Wunsch nach mehr Sensibilität geäußert. Ermittlungsverfahren wegen Wiederbetätigung oder Verhetzung sind grundsätzlich nur dann vorab berichtspflichtig, wenn sie von besonderer Relevanz für die Öffentlichkeit sind – beispielsweise dann, wenn ein Politiker im Zentrum der Ermittlungen steht. Man hätte auch hier den Zugang vertreten können, dass es sich um einen solchen Fall handelt, sagt Kloibhofer. Die Einschätzung, was als sogenannter clamoroser Fall gilt und was nicht, sei aber immer eine subjektive.
5Inland
Deutliches Upgrade für Bildschirm des All-in-One-Rechners – Preissteigerung erwartet. Nachdem Apple bereits letztes Jahr seinen großen iMac (27 Zoll) mit einem extrem hoch auflösenden 5K-Display ausgestattet hat, soll diesen Herbst nun das kleinere 21,5-Zoll-Modell nachziehen. Sie wird offenbar ein 4K-Display erhalten. Wie bereits durch Referenzen in OS X 10.11 El Capitan angedeutet wurde und nun laut 9to5Mac von verlässlichen Quellen bestätigt wurde, löst der Bildschirm der nächsten Generation mit 4.096 x 2.304 Pixel (ca. 219 PPI) auf. Das ist ein deutliches Upgrade zur bisherigen Full-HD-Auflösung (1.920 x 1.080). Das neue Panel wird aber vermutlich auch zu einer Preissteigerung für den All-in-One-PC führen. Auch die 27-Zoll-Ausgabe hat sich durch das Upgrade verteuert, Apple bietet allerdings den günstigeren Vorgänger nach wie vor zum Kauf an. Angekündigt werden dürfte die neue Ausgabe des 21,5-Zoll-iMac wohl Ende Oktober. Mit dem Lieferstart ist Anfang November zu rechnen.
0Web
Chinesisches Unternehmen will Graphene-basiertesDisplay innerhalb eines Jahres auf den Markt bringen. Das chinesische Unternehmen Guangzhou OED Technologie hat nach eigenen Angaben das erste Graphen-basierte E-Paper-Display entwickelt. Das Material soll besonders dünne, helle und flexiblere Screens ermöglichen, berichtet die chinesische Nachrichtenseite Xinhua. Neben dünneren E-Readern mit verbesserter Lesbarkeit im Sonnenlicht, könnte das biegsame Display auch bei Wearables zum Einsatz kommen. Die Produktion des neuartigen Displays soll innerhalb eines Jahres starten. Welcher Hersteller die Technologie in seinen Geräten verbauen könnte, ist noch nicht bekannt.
0Web
Niedermühlbichler: Vorschlag des Innenministeriums "inakzeptabel". Wien – Die Wiener SPÖ bleibt bei der von Landesparteichef Michael Häupl ausgegebenen Linie und kritisiert die geplante Verschärfung der Asylgesetze und die Berufung auf einen Notstand in dieser Frage. Der durchgesickerte Entwurf sei für die Wiener SP inakzeptabel, sagte Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler. Ein Zerwürfnis mit der Bundespartei in der Flüchtlingspolitik bestritt er. Aus Sicht Niedermühlbichlers handelt es sich bei der Verschärfung, die am Donnerstag mittels Abänderungsantrag im Innenausschuss des Nationalrats eingebracht werden soll, um einen Entwurf des Innenministeriums, der nicht einmal mit der ÖVP akkordiert wurde. Zum geplanten Notfallparagrafen meinte er, dies sei seltsam, wenn weit und breit keine Not ist. In Kraft treten könne dies jedenfalls nur dann, wenn die EU weitere Grenzkontrollen innerhalb des Schengenraums beschließe. Grundsätzlich ist für Niedermühlbichler klar, dass es eine Rechtsgrundlage brauche, falls ein ähnlicher Zustrom an Schutzsuchenden wie im Vorjahr auf Österreich zukomme. Wien habe damals gemeinsam mit der Zivilgesellschaft in humanitärer Hinsicht hervorragende Arbeit geleistet, während das Innenministerium am dilettantischsten agiert habe. Polizeikommandanten hätten an der Grenze ohne rechtliche Grundlage Entscheidungen treffen müssen. Der durchgesickerte Entwurf, der – so der SP-Landesparteisekretär – die Bundesregierung dazu befugen soll, zentrale Bestimmungen des Asylrechts außer Kraft zu setzen, ist für ihn jedenfalls nicht akzeptabel. Was aus der Gesetzesinitiative nun wird, ist für Niedermühlbichler offen. Es sei jedenfalls verwunderlich, dass nur wenige Tage vor dem Beschluss Innenministerin Johanna Mikl-Leitner abgelöst werde. Einen Zusammenhang wollte er zumindest nicht ausschließen. Keine faktische Grundlage hat für Niedermühlbichler ein Presse-Bericht vom Samstag, wonach es im Vorfeld des SP-Landesparteitags kommendes Wochenende zu einem Zerwürfnis mit der Bundespartei gekommen sei. Laut der Zeitung soll Bundesparteichef Werner Faymann über seine Vertraute Doris Bures versucht haben, auf den Leitantrag zur Flüchtlingspolitik (im Sinne des Schwenks der Bundespartei in Richtung Eindämmung) Einfluss zu nehmen, was auf ganzer Linie gescheitert sei. Niedermühlbichler wies dies zurück, ebenso wie Bures schon am Samstag. Tatsächlich gebe es einen einstimmigen Vorstandsbeschluss für den Antrag, und ob jemand nicht aufgezeigt hat – wie von der Presse über Bures kolportiert – sei irrelevant. Klar sei, so Niedermühlbichler, dass es einen ausführlichen Vorbereitungsprozess für den Leitantrag gegeben habe. Änderungswünsche habe es von vielen Bezirksorganisationen gegeben, nicht nur aus Faymanns Bezirk Liesing oder aus Hietzing, wo Bundesgeschäftsführer Gerhard Schmid verankert ist. Niedermühlbichler wertete den Bericht als Versuch, die SPÖ auseinanderzudividieren. Ähnlich sag das Bures in ihrer Aussendung von Samstagabend. Versuche, einen Dissens in der Sozialdemokratie herbeizureden, gingen ins Leere. Gleichzeitig verwies sie aber auf den Asylgipfel von Bund und Ländern, dessen Ergebnisse im Jänner von allen sozialdemokratischen Landeshauptleuten mitgetragen worden seien. Die eingeschlagene Linie in der Flüchtlingspolitik finde in der SPÖ also breite Unterstützung, so ihre Spitze Richtung Wien. Nach der Aufregung um den durchgesickerten Arbeitsentwurf hat sich Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) am Sonntag um Beruhigung bemüht. Der Entwurf befinde sich derzeit in enger Abstimmung. Man sei diesbezüglich mit Koalitionspartner ÖVP auf gutem Wege und werde den Entwurf vorlegen, sobald er fertig sei, so Doskozil in einer Aussendung. Das gemeinsame Vorhaben geht auf einem breit getragenen Bund-Länder-Gipfel zurück und wurde bereits Ende März der Öffentlichkeit präsentiert und ist daher in seinen Grundzügen seit langem bekannt, so der Verteidigungsminister. Seit der gemeinsamen Präsentation gebe es Gespräche über die Detailausgestaltung des gesetzlichen Rahmens, so der Minister.
1Panorama
Erstes Heimspiel am 6.Oktober 2016 gegen Wales – Entscheidung wohl im Herbst 2017 um WM-Ticket für Russland. Österreichs Fußball-Nationalteam startet mit einem Auswärtsspiel in Georgien in die Qualifikation für die WM 2018 in Russland. Der Auftakt in der europäischen Quali-Gruppe D ist für 5. September 2016 angesetzt. Den Spielplan gab der Europäische Fußball-Verband (UEFA) am Sonntagmittag einen Tag nach der Auslosung in St. Petersburg bekannt. Aufgrund der zentralen Vermarktung haben die nationalen Verbände keinen Einfluss mehr auf die Spielplan-Gestaltung. Ihr erstes Heimspiel bestreiten die Österreicher am 6. Oktober gegen aktuellen Weltranglisten-Zehnten Wales, der als Gruppenkopf aus Topf eins gezogen worden ist. Unmittelbar danach folgt für das ÖFB-Team am 9. Oktober ein schweres Auswärtsspiel in Serbien. Noch vor dem Jahreswechsel geht es am 12. November zu Hause gegen Irland. Das Auswärtsspiel in Irland steht am 11. Juni 2017 auf dem Programm. Davor wartet im ersten Pflichtspiel des Jahres 2017 am 24. März 2017 noch zu Hause die Republik Moldau, auf die die Österreicher auch in der laufenden EM-Qualifikation treffen. Die Entscheidung im Rennen um die WM-Teilnahme fällt im Herbst 2017. Die ÖFB-Auswahl gastiert am 2. September 2017 in Wales, drei Tage später geht es zu Hause gegen Georgien. Zum Abschluss warten am 6. Oktober das Heimspiel gegen Serbien und am 9. Oktober die Reise nach Moldawien. Österreich wurde bei der Auslosung aus Topf zwei gezogen. Das ÖFB-Team hat die erste WM-Teilnahme seit 1998 im Visier.
4Sport
Angebot erreicht neuen Meilenstein, Linux bleibt allerdings ungeliebt bei Steam-Nutzern. Seit dem Start seiner Linux-Distribution SteamOS hat sich Steam-Betreiber Valve redlichst darum bemüht, Hersteller zur Portierung ihrer Windows-Games auf das alternative Betriebssystem zu bringen. Innerhalb von nur zwei Jahren umfasst das Angebot mittlerweile bereits mehr als 1.500 Linux-Spiele. Jedes Monat kommen 100 neue Titel dazu. Während dies eine gute Nachricht für all jene ist, die keinen Windows-PC oder Mac nutzen, hat Valves Initiative bislang kaum etwas an den Nutzungsgewohnheiten der Steam-Kunden geändert. Denn tatsächlich setzen laut der öffentlich einsehbaren Steam-Statistiken trotz leichter Steigerung gerade einmal 0,95 Prozent der Kunden auf Linux. Damit liegt Steam sogar unter dem allgemeinen Schnitt: Weltweit nutzen etwa knapp zwei Prozent aller PC-Anwender eine Linux-Distribution. Die geringe Popularität von Linux unter Spielern ist wiederum nichts Neues und dadurch bedingt, dass die Mehrheit an PC-Games nach wie vor für Windows umgesetzt werden. Windows-Anwender haben auf Steam Zugang zu fast 6.500 Spielen, Mac-User immerhin zu 2.300 Werken. Insofern gibt es vergleichsweise wenig Anreize, auf Linux zu wechseln. Dementsprechend priorisieren Grafikkarten-Hersteller auch die Weiterentwicklung ihrer Treiber. Die Mehrheit der Linux-Spiele stammt aus dem Indie-Bereich, wobei in den vergangenen Monaten zunehmend größere Hersteller für eine Portierung gewonnen werden konnten. Zu den fünf meist gespielten Linux-Games gehören Valves eigene Titel Counter-Strike: Global Offensive, Team Fortress 2 und Dota 2 sowie Warner Bros. Middle-earth: Shadow of Mordor und der Indie-Hit ARK: Survival Evolved.
0Web
Team von Marcel Koller rangiert mittlerweile auf Platz 20 - Beste Platzierung seit 16 Jahren. Das österreichische Fußball-Nationalteam rangiert in der am Donnerstag veröffentlichten Fußball-Weltrangliste an der 20. Stelle. Es ist die beste Platzierung eines ÖFB-Teams seit August 1999, auch damals war Österreich auf Platz 20 gelegen. Auf die bisherige Topmarke vom Mai 1999 fehlen dem Team drei Ränge. In den Top Ten gab es gegenüber der vergangenen Wertung vom 7. Mai zwei Veränderungen: Belgien schob sich an Argentinien vorbei auf Rang zwei, Frankreich verdrängte die Schweiz aus den ersten zehn. Da es für die Top 20 im abgelaufenen Monat keine relevanten Spiele für das Ranking gab, resultieren die Verschiebungen - Österreich machte fünf Plätze gut - aus der Abwertung länger zurückliegender Spiele. Von Österreichs EM-Qualifikationsgegnern gelang Russland - am 14. Juni in Moskau nächster ÖFB-Widersacher - eine Verbesserung um einen Platz an die 26. Stelle. Schweden blieb 39., Montenegro holte fünf Ränge auf (zuletzt 75.).
4Sport
Acht der zehn Top-Regionen liegen in Deutschland, spanische und griechische Gebiete am hinteren Ende. Brüssel – Die regionalen Arbeitslosenquoten in der EU sind 2015 gegenüber 2014 um 0,8 Prozent von 10,2 auf 9,4 Prozent zurückgegangen. Allerdings gibt es weiterhin deutliche regionale Unterschiede. Die niedrigsten Raten mit 2,5 Prozent weisen laut Eurostat vom Donnerstag zwei deutsche Regionen mit nur je 2,5 Prozent auf, negatives Schlusslicht ist Ciudad Autonoma de Melilla in Spanien mit 34,0 Prozent. Die beste Region Österreichs mit der niedrigsten Arbeitslosenrate war demnach Tirol mit 3,0 Prozent. Das ist – gemeinsam mit vier weiteren deutschen Verwaltungseinheiten – Rang sieben unter insgesamt 274 EU-Regionen. Zu den zehn Gebieten mit der geringsten Erwerbslosenquote zählen ausschließlich deutsche Regionen, sowie Prag und eben Tirol. Die niedrigsten Raten mit je 2,5 Prozent weisen Freiburg und Niederbayern auf, gefolgt von Oberbayern und Oberpfalz mit je 2,7 Prozent. Prag folgt auf Rang fünf mit 2,8 Prozent, dann kommt Trier (2,9 Prozent). Je 3,0 Prozent haben neben Tirol noch Mittelfranken, Schwaben, Tübingen und Unterfranken. Am anderen Ende der Skala sind es ausschließlich spanische und griechische Regionen mit der höchsten Arbeitslosenquote. Hinter Ciudad Autonomia de Melilla liegt Andalusien mit 31,5 Prozent. Die griechische Region Dytiki Makedonia kommt auf 30,7 Prozent, gefolgt von den spanischen Einheiten Canarias und Extremadura mit je 29,1 Prozent. Sechstschlechtester ist Dytiki Ellada in Griechenland mit 28,5 Prozent, worauf wieder de spanische Region Ciudad Autonoma de Ceuta (27,6 Prozent) folgt. Thessalia in Griechenland kommt dann mit 26,9 Prozent, die zwei spanischen Gebiete Castilla-la Mancha (26,3 Prozent) und Kentriki Makedonia (26,0 Prozent) vervollständigen die letzten zehn. Österreichs regionale Erwerbslosenquoten bewegen sich – nach Bundesländern gereiht – zwischen 3,0 Prozent in Tirol und 10,6 Prozent in Wien. Hinter Tirol folgen Vorarlberg und Salzburg (je 3,5 Prozent), Oberösterreich (4,1 Prozent), Steiermark (4,7 Prozent), Burgenland und Niederösterreich (je 5,2 Prozent), Kärnten (6,1 Prozent) und Wien (10,6 Prozent). Bei der Jugendarbeitslosigkeit klaffen die Zahlen noch deutlicher auseinander. Die bewegen sich zwischen 3,4 Prozent in Oberbayern und 79,2 Prozent in Ciudad Autonoma de Ceuta. Für Österreichs Bundesländer gab es 2015 nur unvollständige Zahlen. Demnach lag Oberösterreich mit 9,0 Prozent am niedrigsten, Wien mit 18,0 Prozent am höchsten. Die Steiermark kam auf 9,7 Prozent, Kärnten auf 10,2 Prozent, Niederösterreich auf 10,6 Prozent. Keine Daten lagen aus Burgenland, Salzburg, Tirol und Vorarlberg vor.
3Wirtschaft
Dank eines neuen numerischen Modells können wichtige physikalische Faktoren der Hangstabilität kalkuliert werden. Wien – Die Stabilität eines Hanges wird durch das komplexe Zusammenspiel verschiedener Faktoren beeinflusst. In einem Projekt des Wissenschaftsfonds FWF haben Wiener Forscher in den vergangenen Jahren ein Modell entwickelt, mit dem sich die Prozesse modellieren und potenziell gefährliche Böschungen identifizieren lassen. Ein entscheidender Faktor für Erdrutsche und Murenabgänge ist der Wassergehalt einer Böschung. Mit zunehmender Wassersättigung eines Bodens steigt der Wasserdruck in dessen Poren. Gleichzeitig nehmen dabei die sogenannten Kapillarkräfte ab, die über die Oberflächenspannung des Wassers den Boden stabilisieren, erklärte Projektleiter Wei Wu vom Institut für Geotechnik der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien. Doch genau diese Vorgänge konnten bisher nicht berechnet werden. Grund dafür seien die hoch komplizierten Prozesse, die durch die Struktur eines Bodens noch komplexer werden, so Wu. Denn ein Boden ist ein Drei-Phasen-System aus Bodenkörnern, Luft und Wasser, und für jede Phase gelten andere Berechnungsgrundlagen. Bisherige Modelle scheiterten an dieser Komplexität, sagt Wu. Erst ein an der Stanford University (USA) entwickelter Computer-Code brachte den Durchbruch. Für die spezielle Anwendung weiterentwickelt, konnten die Wissenschafter damit erstmals wesentliche Kriterien der komplexen Vorgänge in die Simulationen aufnehmen. So gelang es ihnen zu berechnen, wie sich räumlich voneinander getrennte Bereiche unterschiedlicher Wassersättigung auf das Entstehen einer Bruchkante in Böschungen auswirken können. In experimentellen Versuchen mit einem Miniaturmodell einer Böschung belegten die Forscher, dass die theoretischen Modelle die realen Vorgänge sehr gut beschreiben. Erwartungsgemäß wichtig für die Stabilität einer Böschung ist die Niederschlagsintensität. Durch die Modellversuche lernten die Wissenschafter aber auch sehr viel über den Mechanismus, der zum eigentlichen Bruch im Hanggefüge führt. Es gelang uns, die dabei mobilisierte Energie zu berechnen und somit auch das Entstehen und Wachstum von instabilen Gleitfugen, sagte Wu.
7Wissenschaft
Miguel Gomes' Triptychon "Arabian Nights" ist eines der wichtigsten Werke dieses Kinojahres: drei Filme über die Krise Portugals. Ein Gespräch. Ein ganzes Jahr lang hat der portugiesische Filmemacher Miguel Gomes in seiner Heimat gedreht, um die Auswirkungen des EU-Sparkurses von 2014 auf Land und Bevölkerung zu thematisieren. Das Ergebnis sind drei Filme, ein großartiges Triptychon namens Arabian Nights (As Mil e Uma Noites). Nicht in rein dokumentarischer Form, nicht als Fiktion, sondern im Stil eines vielgestaltigen Panoramas kombiniert er Geschichten von Prekarität, Ungleichgewicht, Korruption und Armut, die wiederum mit mythologischen Fabeln aus der Scheherazade in Verbindung stehen. STANDARD: Zu Beginn des ersten Teils verbinden Sie die Krise in Portugal mit jener des Filmemachers, darauf zu reagieren. Haben Sie dabei an die Tradition des Schelmenromans gedacht? Gomes: Ich wollte das Publikum gleich in die Stimmung der Scheherazade versetzen. Das ist ein Stück Volkskultur, das auch elementare Gefühle wie Zorn und Verzweiflung auszudrücken vermag. Ich wollte mit einem Big Bang beginnen, so, als wäre der Zustand in Portugal während des Krisenjahres 2014 der Anfang aller Dinge. Alles ist in Unordnung. Dann wird etwas Neues geboren, und es ist nicht gleich möglich, darauf zu reagieren. Elemente des Pikaresken sind in dieser Idee auch enthalten: Die Mächtigen zu karikieren ist auch eine Möglichkeit, über ihren Einfluss zu sprechen. STANDARD: Der Film öffnet sich ständig für neue Erzählungen, manche davon sind dokumentarisch, andere fiktional überhöht. Schon am Anfang gibt es eigentlich drei Erzählstränge, nicht wahr? Gomes: Ja, drei widerstreitende Stimmen: den Regisseur, der seine Arbeit nicht leisten kann, weil es ihm zu schwierig erscheint; Leute, die arbeiten wollen, es aber nicht können, weil sie entlassen wurden und keinen Job mehr finden. Und dann gibt es noch diesen Mann, der seine Arbeit wie Arnold Schwarzenegger vollzieht. Ein Terminator, der Wespen tötet. Er macht seinen Job, ohne Fragen zu stellen. Ich habe versucht, mit diesen Zugängen die Zusammenhänge zwischen imaginären und sozialen Seiten der Krise zu veranschaulichen. STANDARD: Weil Sie vorhin Big Bang sagten: Ich hatte den Eindruck, einem Organismus beim Wachsen zuzusehen. Ist das auch eine Reaktion darauf, dass alle Formen, mit denen man über die Krise erzählen könnte, aufgebraucht sind? Gomes: Wir verspürten das Bedürfnis, den Film selbst zu verwandeln, um die Perspektiven zu erweitern. Der Film wächst, wie Sie sagen, er mutiert und verwandelt seine Formen und Stimmungen. Es gibt eben nicht nur eine Sichtweise auf das alles, man muss so viele Charaktere wie möglich einbringen und eine formale Vielfalt garantieren. Erst wenn man unterschiedliche Zugänge gefunden hat, wird man der Komplexität einer solchen Krisensituation gerecht. Auf der anderen Seite haben wir mit der Scheherazade noch eine andere Anforderung gegenüber dem Zuschauer: Diese könnte lauten, dass alles auch ganz anders hätte verlaufen können. Wir müssen uns nicht für eine Variante entscheiden. Im Kino gibt es nicht den einen richtigen Weg, nur viele falsche. STANDARD: Ein Beispiel: Die Geschichte von Dixie, dem Hund, der zu mehreren Figuren führt. Zunächst in ein Apartment, in dem sich ein Paar umgebracht hat. Wie entstand diese Sequenz? Gomes: Wir haben mit der Geschichte des Paares begonnen. Die Entscheidung, in jenem Gebäude zu drehen, in dem sich das zugetragen hat, war schwierig. Wir haben uns lange damit aufgehalten, ob das ethisch überhaupt vertretbar ist. Für mich war es enorm wichtig, aufgrund des Ortes hatte ich das Gefühl, dass die Episode in den Film gehört. Wir haben Menschen aus dem Wohnbau gebeten, uns zu erzählen, was sich alles ereignet hat. Sie haben nicht nur über das Paar, sondern auch über sich selbst und das Haus gesprochen. Das hat die ursprüngliche, morbide Idee verändert. STANDARD: Ein gutes Beispiel dafür, wie sich die Perspektiven verschieben, wie Absurdes neben Melancholischem steht, ist hier die Musik. Wie kamen Sie auf den Song von Lionel Richie? Gomes: Die Musik aus den 80ern, von Lionel Richie und Rod Stewart, hat mit dem verstorbenen Paar zu tun – es was sehr an Musik interessiert. Wir hatten den Eindruck, dass die beiden in den 1980ern viel glücklicher waren als zuletzt. Die Musik sagt etwas über ihre Traurigkeit aus, sie schafft eine Resonanz für das, was möglicherweise in dem Leben des Paares gefehlt hat – und es zu diesem letzten Schritt veranlasst hat. Ich finde aber generell, dass in einem Film mit sechs Stunden Länge viel Raum für Musik bleiben sollte. STANDARD: Im dritten Teil gibt es dann diese Männer, die sich für Vogelgesänge begeistern. Eine alternative Geschichte zur Krise? Gomes: Ich hatte immer mehr das Gefühl, dass wir mit dem Film zur proletarischen Klasse zurückkehren. Die Männer aus dem dritten Teil wurden in slumähnlichen Gebieten geboren, ihr Leben ist nicht sehr angenehm. Ich hatte aber den Eindruck, dass niemand im Kino auf diese Menschen eingeht und zeigt, wie sie Dinge vollbringen, die man von ihnen nicht erwarten würde. Nach all den Geschichten, die fast schon zu tragisch erscheinen, wollte ich Leute zeigen, die etwas Unerwartetes tun. Sie haben keinen Job, sie planen keine Revolution. Sie sind nur an den Vögeln und ihrem Gesang interessiert. Das bewegt mich, weil es über den Wandel der portugiesischen Gesellschaft erzählt. STANDARD: Sie erscheinen nicht mehr nur als Opfer der Krise – wie in anderen Darstellungen. Gomes: Genau, man benützt diese Figuren viel zu oft als Beispiele oder Symbole für etwas, das erzählerisch sehr vorhersehbar ist. Oft sind das Filme für ein bourgeoises Publikum, das sich besser fühlen soll, wenn es diese Geschichten über arme Leute sieht. Die Dinge sind komplizierter.
8Kultur
In 107 der 278 Gemeinden hat sich lediglich ein Kandidat aufstellen lassen. Am 28. Februar werden die Tiroler zur Wahlurne gerufen – in 278 Gemeinden, nur in Innsbruck wird erst im Jahr 2018 wieder gewählt. Tatsächlich kommt es aber auch schon in etwas mehr als zwei Wochen in zahlreichen Kommunen zu keiner echten Abstimmung: Denn in 32 Gemeinden wurde nur noch eine Liste eingereicht, in 107 Ortschaften gibt es lediglich einen einzigen Bürgermeisterkandidaten. In den Gemeinden, in denen es nur eine Liste gibt, gilt diese bereits mit einer Stimme als gewählt, sagt Gemeindeverbandspräsident Ernst Schöpf (ÖVP). Im Bergdorf Gramais ließ sich gar überhaupt kein Williger für den Posten des Ortschefs finden, deshalb müsse dort der bisherige im Amt bleiben. Was auch feststeht, seit nun die Frist zur Bekanntgabe der Listen verstrichen ist: Nur acht Prozent der Bürgermeisterkandidaten sind Frauen, nämlich 45 der insgesamt 245 Bewerber. Schöpf, der in Sölden selbst zum fünften Mal antritt, hat für das alles mehrere Erklärungen parat. Allen voran: Das Amt sei schlicht zu unattraktiv – keine freien Tage, wenn man sich im Ortsgebiet aufhält, schlechte Bezahlung, danach habe man kaum berufliche Perspektiven. Weiberleut habe er immer wieder angesprochen, die wollen einfach nicht, sagt Schöpf. Aktuell gibt es in Tirol elf Bürgermeisterinnen. Über Gemeindezusammenlegungen ziert sich Schöpf dennoch zu sprechen. Mit Gewalt fusionieren, da bin ich wenig begeistert, sagt er. Es gehe in den kommenden Jahren aber darum, dass Gemeinden enger zusammenarbeiten.
5Inland
Ein Gesetzesentwurf des Bildungsministeriums sieht die Abschaffung der Ziffernnoten vor. Wien – Sitzenbleiben in der Volksschule soll künftig der Vergangenheit angehören. So sieht es zumindest das Bildungsministerium von Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) in einem Gesetzesentwurf vor. Die Änderung passiert im Rahmen der Bildungsreform, bei der SPÖ und ÖVP auch Alternativen zu Ziffernnoten möglich machen wollen, berichtete das Ö1-Mittagsjournal am Mittwoch. Bisher gibt es dazu mehr als 2.000 Schulversuche. Statt der Noten von 1 bis 5 sollen künftig alle Volksschüler verbale Leistungsbeurteilungen bis einschließlich der dritten Klasse bekommen. Wenn die Erziehungsberechtigten trotzdem Ziffernnoten wollen, können sie diese zusätzlich verlangen. Laut dem Entwurf für das Schulrechtspaket soll es Bewertungsgespräche mit Eltern oder Erziehungsberechtigten über Lern- und Entwicklungsstand, Lernfortschritte, Leistungsstärken sowie Begabungen geben. Am Ende jedes Semesters stehen schriftliche Semester- und Jahresbeurteilungen statt Ziffernnoten an. Die Gefahr des Sitzenbleibens entfällt. Derzeit fallen jedes Jahr rund 1.600 Kinder an den Volksschulen durch – das sind etwa 0,5 Prozent. Moderne Pädagogik darf ein Wiederholen der Schulstufen in diesem Altersbereich nicht zulassen, heißt es in dem Entwurf, der dem STANDARD vorliegt. Freiwilliges Wiederholen von Schulstufen soll es nur in Ausnahmefällen geben. Der Vorschlag des SPÖ-geführten Bildungsministeriums muss erst mit der ÖVP akkordiert werden, die Verhandlungen darüber laufen. Vom Entwurf irritiert zeigt sich ÖVP-Bildungssprecherin Brigitte Jank. Wir haben uns mit dem Koalitionspartner darauf geeinigt, dass der Schulstandort autonom entscheidet, ob es statt der Ziffernnote eine alternative Leistungsbeurteilung gibt, sagt sie mit Verweis auf den Ministerratsvortrag zur Bildungsreform, in dem es tatsächlich heißt, dass die Leistungsbeurteilung an Volksschulen zum schulautonomen Gestaltungsraum werden soll. Als ÖVP ist uns das Bekenntnis zu Leistung wichtig. Eine erstmalige Beurteilung, ob die Bildungsziele erreicht sind, in der vierten Klasse ist problematisch, weil dann das letzte Volksschuljahr wiederholt werden müsste, sagt Jank. Bildungspsychologin Christiane Spiel von der Universität Wien hält verbale Beurteilungen statt Ziffernnoten für sehr förderlich und unterstützend. Volksschüler hätten vor dem Schuleinstieg die Eigenwahrnehmung, ganz viel zu können. Nach dem Schuleintritt werde ihnen klar, dass andere Mitschüler bestimmte Dinge besser können. Ihr Selbstwertgefühl wird reduziert, sagt Spiel zum STANDARD. Eine differenzierte verbale Rückmeldung über das, was die Schüler gut und was sie besser machen können, ermögliche es, Selbstwertgefühl und Motivation wieder zu steigern. Zudem sei das Hauptproblem von Ziffernnoten, dass sie maßgeblich vom Maßstab der Lehrperson abhängen. Viele Lehrer würden ihre Schüler daran messen, wie gut die Kollegen in der Klasse sind. Das ist weder fair noch motivierend, sagt Spiel. Motivierender sei es für Schüler, wenn sie auch daran gemessen werden, ob sie sich im Vergleich zu ihren früheren Leistungen gesteigert haben. All das kann ich in einer Ziffernnote alleine nicht abbilden. Auch, dass das Sitzenbleiben abgeschafft werden soll, begrüßt die Bildungspsychologin. Positive Effekte beim Wiederholen einer Klasse sind sehr selten, sagt sie. Einerseits würden durch das Sitzenbleiben die sozialen Kontakte der Schüler zerstört, oft sei es aber auch nicht sinnvoll, ein ganzes Jahr zu wiederholen, wenn die Schüler nur in einem Fach Probleme hätten. Besser sei eine frühzeitige Förderung von schwachen Schülern; bei Bedarf auch durch Unterstützungspersonal wie Schulpsychologen oder Sprachlehrer. Änderungen soll es auch an ganztägigen Schulformen geben: Dort soll das Mittagessen nicht mehr verpflichtend sein. Wer eine Ganztagsschule besucht, soll also nicht unbedingt dort auch essen müssen. Außerdem soll der Besuch einer verschränkten ganztägigen Schule nun auch als Grund gelten, den Schulsprengel ohne Zustimmung des Schulerhalters wechseln zu dürfen.
5Inland
Unbürokratische Lösung angestrebt. Wien – Im Streit um die Übertragung von 3.300 Bank Austria Mitarbeitern von der hauseigenen Sozialversicherung in das staatliche ASVG-Pensionssystem wird es ziemlich sicher zu einem neuen Gesetz kommen. Der von der Bank Austria ins Auge gefasste Paragraf – der eine für sie günstige Übertragung erlaubt – sei nicht anwendbar, bekräftigte das Sozialministerium am Mittwoch laut dem Ö1-Mittagsjournal. Sowohl das Sozialministerium als auch die Pensionsversicherungsanstalt (PVA) lassen keine Zweifel daran, dass es ein neues Gesetz geben werde. Man werde zügig, aber ohne Zeitdruck an einer angemessenen gesetzlichen Regelung arbeiten, hieß es laut dem Beitrag aus dem Sozialministerium. Das Zauberwort dabei heiße Beitragswahrheit. Das schließe aus, dass die Bank ihre Pensionsleistungen um wohlfeile 7 Prozent loswerde. Der Maßstab für die Übernahme seien vielmehr die 22,8 Prozent Beitragssatz, die im ASVG für alle gelten. Wenn es ein neues Gesetz geben sollte, wäre die Situation neu zu bewerten, sagte der neue Bank-Austria-Chef Robert Zadrazil im Ö1-Interview. Durch die Auflösung der Pensionsrückstellungen per Jahresende 2015 in Höhe von 1,9 Mrd. Euro sind wie berichtet auch Haftungen der Stadt Wien für die Bank in derselben Höhe aufgelöst worden. Über die Umsetzung eines neuen Gesetzes müssten sich die Legisten im Ministerium aber erst klar werden, hieß es weiter. Die einfachste Lösung wäre, die 22,8 Prozent vom Letztbezug zu berechnen. Dann wäre etwa das Dreifache von dem zu überweisen, wovon die Bank Austria bisher ausgehe. Andernfalls müsste die PVA sich durch die Gehaltsverläufe aller betroffenen 3.300 Bank Austria-Mitarbeiter wühlen und die für jeden Einzelnen errechneten Beträge vorschreiben. In der PVA tendiere man eher zur unbürokratischen Lösung, hieß es im Radiobeitrag. Der Forderung der FPÖ, die Anmeldung der Mitarbeiter bei der Gebietskrankenkasse sofort für nichtig zu erklären, werde nicht nachgekommen werden.
3Wirtschaft
Die hochgejubelte deutsche Band tourt diese Woche durch Österreich. Wien – Der Vorschuss war beachtlich. Nichts weniger als die neuen Joy Division seien sie. Das konnte nur Unfug sein, und derlei Hochstapelei schadet jeder Band mehr, als sie ihr nützt. Auch Rio Reisers Gesang wurde als Vergleich strapaziert, und zumindest in Deutschland haben das die meisten Medien brav nachgeschrieben. Immerhin haben die vier Berliner Jungs von Isolation Berlin ja ein Lied von Joy Division nachgespielt, auf Deutsch, das bei ihrem Namen naheliegende Isolation. Doch näher werden sie Joy Division nie kommen. Und als Isolation Berlin im Februar zwei Alben veröffentlichten, hörte man dar auf nichts von der drückenden Schwere, nichts von der gefrorenen Schönheit der Band aus Manchester. Stattdessen krakeelte jemand im Zustand des späten Stimmbruchs Ich würde dir so gerne gefallen. Man war peinlich berührt. Entschuldigt, Nino und Dirk Schließlich, so hieß es im Vorschuss weiter, formuliere der Sänger die Befindlichkeit einer Generation. Auch das wurde vervielfältigt. Tatsächlich reicht es nicht einmal für knackige Slogans. Stattdessen dient sich die Band über Gemeinplätze dem Publikum an. Da hängen die Schultern so klischeehaft wie die Zigarette im Mundwinkel, und man möchte sich beim Nino aus Wien oder Tocotronic für alles entschuldigen, was man je Schlechtes über sie gedacht hat. Tobias Bamborschke, Max Bauer, Simeon Cöester und David Specht sind wütend und durch mit der Welt. Trotz dieser narzisstischen Kränkung möchten sie geliebt werden: Alle wollen dasselbe, doch nur für sich allein,_wehklagen sie, oder Du hast mich nie geliebt, was jetzt auch nicht direkt ein Alleinstellungsmerkmal transportiert. Die Slums von Prenzlauer Berg Diesen Weltschmerz aus den ärgsten Slums des Bezirks Prenzlauer Berg überträgt die Band in einen oft unfreiwillig komischen Zornschlager, der den Blick nicht über den Rand des eigenen Nabels hebt. Drollige Studentenpoesie, verfasst im Schmerz der Trennung von Mutters Küche, wird mit Gitarrenrock von der Stange vertont und empfangen von einer Klientel, die ihre Abscheu vor dem Kapitalismus mit den ärgsten Klamotten von H&M zum Ausdruck bringt, die sie mit der Kreditkarte ihrer ätzenden Eltern begleichen. Die Band schließt sich derlei Klischees willfährig an und posiert für die Promotionfotos auf dem eingeschlagenen Karriereweg zum Popstar im Schmuddel-Look. In abgewohntem Ambiente mit kleinen Bieren. Selten gab es die Verzweiflung so billig. Es tropft Trotz dieser Lächerlichkeit wird die Band heuer wohl bei den großen Festivals spielen. Zuvor dreht sie noch eine Runde durch kleinere Clubs, diese Woche geht es nach Wien, Innsbruck und St. Pölten. Die beiden Alben heißen Und aus den Wolken tropft die Zeit, eine Sammlung von Singles ist als Berliner Schule Protopop erschienen.
8Kultur
20 Jahre altes Patent von Namco stellte sich Herstellern bislang in die Quere. Vor 20 Jahren reichte Namco ein Patent für zusätzliche Mini-Games ein, die man während Ladezeiten spielen kann. Damit gemeint waren Minispiele, die sich vom Hauptspiel unterscheiden. Ein Beispiel dafür ist der Space-Shooter Galaxian im Arcade-Racer Ridge Racer. Dieses Patent ist mit Ende November 2015 nun ausgelaufen, was bedeutet, dass künftig auch andere Hersteller von diesem Konzept Gebrauch machen dürfen. Bereits in der Vergangenheit haben Entwickler versucht, das Patent zu umgehen, um ihren Spielern die Wartezeit zu verkürzen. Electronic Arts gelang es etwa rechtmäßig die Ladezeiten der jüngeren Fifa-Fußballspiele mit einem One-on-One gegen den Tormann zu füllen, weil Namcos Patent sich lediglich auf Minispiele mit unterschiedlichem Inhalt vom Hauptwerk bezieht. Und in Star Wars Battlefront können Spieler während der Installation in die Rolle von Darth Vader schlüpfen und Rebellen umsäbeln. Man darf gespannt sein, wie Entwickler von der neuen Freiheit Gebrauch machen werden. Gerade bei immer aufwendigeren Open-World-Games werden die Ladezeiten nicht kürzer. Möglichkeiten, die Spieler bei Laune zu halten, sind mit dem Auslaufen des Patents deutlich erweitert worden. Zur Feier wurde bereits ein Loading-Screen-Jam organisiert.
0Web
Hersteller Diageo verzichtet auf tierisches Filtermittel. London – Veganer und Vegetarier müssen bald nicht mehr auf Guinness-Bier verzichten. Der britische Getränkeriese Diageo kündigte am Dienstag an, ab Ende 2016 keine Fischinnereien mehr beim Filtern des irischen Stout-Biers zu benutzen. Wir hoffen, das neue System Ende 2016 in Betrieb nehmen zu können, sagte eine Unternehmenssprecherin. Bisher werden getrocknete Schwimmblasen bestimmter Fische genutzt, um Trübstoffe aus dem Bier zu filtern. Viele britische Vegetarier trinken deshalb vom Kontinent importierte Biere. Das Nebenprodukt der Fischerei hat keinen Einfluss auf den Geschmack oder die Textur des Biers. Diageo, zu dem die 1759 gegründete Guinness-Brauerei St. James Gate in Dublin gehört, sah sich seit langem den Forderungen von Vegetariern und Veganern ausgesetzt, auf das tierische Produkt zu verzichten.
3Wirtschaft
Branchenseite "Re/code": Identitätsstiftende Beschränkung könnte laut internen Überlegungen fallen. Twitter rüttelt laut einem Medienbericht an der bisherigen Beschränkung von Botschaften auf maximal 140 Zeichen, die als Markenzeichen des beliebten Kurznachrichten-Internetdienstes gilt. Nachrichten von Usern könnten künftig bis zu 10.000 Anschläge lang werden, berichtete die Technologie-Webseite Re/code am Dienstag unter Berufung auf interne Überlegungen. Twitter-Chef Jack Dorsey hat das mittlerweile de facto bestätigt: pic.twitter.com/bc5RwqPcAX Twitter wird weltweit von mehr als 300 Millionen Menschen genutzt – zuletzt hatte sich das Wachstum aber deutlich verlangsamt. Im Oktober 2015 holte die Internet-Firma ihren Mitbegründer Jack Dorsey als Chef zurück und versucht seither, durch Innovationen für Aufmerksamkeit zu sorgen. Die Aufhebung der identitätsstiftenden Zeichen-Beschränkung soll laut den Überlegungen neue Nutzerschichten anziehen, heißt es. Das Unternehmen wollte den Bericht zunächst nicht kommentieren. Auf Twitter selbst protestierten zahlreiche Nutzer gegen die Überlegungen. Sie argumentierten, dass der Dienst mit diesem Schritt sein Identifikationsmerkmal verliere. Gerade die Kürze der Nachrichten sei der Grund, warum viele Menschen Twitter nutzten.
0Web
Dichterin Friederike Mayröcker über das Nichtsuchen und Nichtfinden, ihren Heiligen Geist der Erleuchtung und den Tod als Skandal. STANDARD: Ich habe Ihnen eine weiße Lilie mitgebracht. Sie lieben die Natur, Blumen, besonders Lilien. Mayröcker: Je älter ich werde, desto mehr liebe ich die Natur. STANDARD: So geprägt sind Sie von Ihren Aufenthalten als Kind im Weinviertler Deinzendorf, wo Ihre Eltern ein Haus hatten? Mayröcker: Ja, meine Kindersommer in Deinzendorf waren für mich unheimlich wichtig. Da war mir die Natur ganz nah. STANDARD: Als Erwachsene waren Sie dann noch ab und zu in Deinzendorf, gefiel es Ihnen noch? Wurden die alten Bilder wach? Mayröcker: Ich war öfter dort. Aber es hat sich alles verändert. Das Haus hat schon den fünften Besitzer und ist umgebaut – und der schöne große Garten ist: kaputt. Ich wollte mir das Haus nach dem Krieg gern zurückkaufen, aber ich hatte das Geld damals nicht. STANDARD: Ihre Eltern mussten es damals verkaufen ... Mayröcker: Sie haben es versteigert, um hundert Schilling. Meine Mutter ist fast zugrunde gegangen daran, sie hing noch mehr an dem Haus als ich. STANDARD: Ihr jüngster Gedichtband heißt Fleurs. Haben Sie eigentlich noch Französisch gelernt? Das wollten Sie im Alter tun. Mayröcker: Nein, doch ich liebe diese Sprache und ihre Melodie. Schreiben kann ich aber ohnehin nur in Deutsch. STANDARD: Und nur in dieser Wohnung, in der Ernst Jandl vor seinem Tod 2000 lebte? Sie haben immer unten im Haus gewohnt. Mayröcker: Ja. Wobei ich früher dachte, ich könne nur in der unteren Wohnung arbeiten. Ich bin 1999 in diese Dachwohnung gezogen, jetzt ist hier mein Reich. Und jetzt denke ich mir wieder, ich kann nur hier schreiben. Unten in der Wohnung ist nun meine Bibliothek, Ablage. STANDARD: Hier ist auch viel Ablage. Finden Sie noch etwas? Mayröcker: Das ist die erste Frage, wenn jemand zu mir kommt: Wie finden Sie noch etwas? Ich find eh nichts mehr. STANDARD: Die Frage ist vielleicht falsch. Suchen Sie noch etwas? Mayröcker: (lacht) Ich suche auch nichts mehr. Es ist zwecklos. Das Traurige daran ist, dass ich meine eigenen, älteren Bücher nicht mehr finde. STANDARD: Sie haben mehr als 80 Bücher geschrieben, ... Mayröcker: ... über hundert ... STANDARD: ... wissen Sie noch, in welchem welches Gedicht steht? Mayröcker: Nein. FOTOGRAFIN: Wenn man nichts findet, ist man frei. STANDARD: Wenn man nichts sucht, ist man frei. Mayröcker: Ich würde lieber in Kauf nehmen zu suchen – und zu finden. STANDARD: Sie hatten einmal eine Dissertantin hier, die Ordnung schaffen sollte in Ihren Unterlagen. Mayröcker: Einige. Ist aber nicht gelungen. (lacht) Sie sitzen ja ganz in der Sonne. Ist es nicht zu heiß? STANDARD: Ihre schwarzen Kleider, die hier hängen, machen mir Schatten. Sie tragen im Winter nur Schwarz, im Sommer nur Weiß. Steigen Sie bald auf Weiß um? Mayröcker: Ja, bald. Im Mai. STANDARD: Sie beschreiben sich als melancholisch und seit jeher von Angst begleitet. Und Sie behaupten, man könne nicht gut schreiben, wenn man glücklich ist ... Mayröcker: Man muss ganz traurig sein zum Schreiben. Ich muss heulen dabei, wenns mir gut geht, kann ich nicht arbeiten. Ich verstehe überhaupt nicht, wie man schreiben kann, wenn man gut aufgelegt ist, die ganze Welt himmelblau sieht. Ich mag auch den blauen Himmel nicht. STANDARD: Ich wollte bei der Begrüßung sagen: Wir bringen Blumen und blauen Himmel mit. Wäre ein schlechter Einstieg gewesen. Mayröcker: (lacht) Aber nein, ich kann auch sehr lustig sein. STANDARD: Was tun Sie denn, wenn Sie gut drauf sind? Mayröcker: Dann kann ich nicht schreiben. Mach ich was anderes. STANDARD: Und würden Sie nicht dichten, würden Sie malen? Mayröcker: Ja. Erst heute Früh habe ich darüber nachgedacht. Ich würde sehr abstrakt malen. Ich bin ein großer Freund der bildenden Kunst, habe sehr sehr viele Texte gemacht zu Arbeiten von alten Meistern und Zeitgenossen. Weil mich das so wahnsinnig anzieht. STANDARD: Welche Farben würden Sie verwenden? Mayröcker: Starke Farben. STANDARD: Wie würden Sie malen? Mayröcker: Wie Francis Bacon. Er hat zwar keine starken Farben verwendet, aber Wahnwitziges gemacht. Und mein Schreiben ist ja auch ein Wahnwitz. STANDARD: Sie empfinden Ihre Arbeit als Wahnwitz? Mayröcker: Ja. Ganz bewusst. STANDARD: Sie spüren körperlich den Unterschied, wenn Sie Gedichte oder Prosa schreiben. Können Sie das beschreiben? Mayröcker: Als ich die großen Prosa-Bücher schrieb, habe ich durchgearbeitet, bis ich mich abends aufgemacht habe in die Wohnung von Ernst Jandl. Mich hat nichts anderes interessiert. Damals hatte ich auch das Gefühl, dass ich anders sitze. Wissen Sie: Ich bin so kämpferisch gesessen. Heute tu ich das nicht mehr. STANDARD: Trotzdem schreiben Sie heute radikaler? Wahnwitziger? Mayröcker: Ja, beides. STANDARD: Wie sähen Ihre Gedichte dann aus? Mayröcker: Das kann ich schwer erklären. Die Literaturwissenschaft sagt überhaupt, dass es nicht sehr viel Unterschied gibt zwischen meinen Prosa- und meinen Lyriktexten – aber es gibt einen. Ich habe auch Phasen, in denen ich nur Prosa oder nur Gedichte schreibe. STANDARD: Wobei Sie auch in Ihrer Prosa keine Geschichten erzählen, weil Sie im Leben generell keine Geschichten sehen. Was sehen Sie? Mayröcker: Bilder. Ich kann mich heute noch an Sätze aus Gesprächen erinnern, die vor 40 Jahren stattfanden, und da sehe ich das Bild der Person ganz genau vor mir, genau, wie sie das sagt. Das reicht sehr weit zurück. Ich weiß nicht, wie das funktioniert. STANDARD: Gestartet sind Sie mit sanfteren Texten. Ihre ersten Gedichte haben Sie 1946 in Otto Basils Literaturzeitschrift Plan veröffentlicht. Vision eines Kindes. Erträumter einsamer blauer Engel ... Mayröcker: Ja. Ja. Ja. Dort habe ich etliche Gedichte veröffentlicht. Es war schön im Plan damals. Milo Dor, Ilse Aichinger, Erich Fried, alle waren dort. Und mein Anfang war wirklich zartsinnig und sehr religiös angehaucht, so würde ich heute nicht mehr schreiben. So etwas mag ich gar nicht mehr. Damals habe ich übrigens noch mit der Hand, dem Stift geschrieben. STANDARD: Das tun Sie heute noch in der Früh im Bett. Danach tippen Sie das alles mit Ihrer Schreibmaschine, einer Hermes Baby? Mayröcker: Ja, im Bett in der Früh gehts schon zu in meinem Hirn. STANDARD: Die Hermes hat aber nichts mit Ihrem Gedicht über Ihr Double Hermes Phettberg zu tun, der wie Sie Fischgrätmantel trage und vornüber gebeugt sei? Mayröcker: (lacht) Nein. Auf Hermes Baby arbeite ich seit 1945. STANDARD: Und Sie haben noch genug Maschinen vorrätig? Mayröcker: Ich habe noch Vorrat. STANDARD: Wir waren bei Ihrer Radikalität. Wird man im Alter grundsätzlich radikaler? Mayröcker: Ja. Und ich wäre gern noch radikaler. STANDARD: Dabei sind Sie in Ihrem Denken gar nicht radikal? Mayröcker: Nein, es ist seltsam: Im Denken bin ich gar nicht radikal. Ich war auch nie ein Revoluzzer. STANDARD: Obwohl Sie bis in die 1970er mit Ihren Experimenten die Sprache revolutioniert haben? Mayröcker: Ja, da gibt es eine Grenze. Revolutionär und progressiv bin ich heute noch in Bezug auf die bildende Kunst, in der Musik dagegen gar nicht. STANDARD: Sie lieben ja Bach. Mayröcker: Bach ist überhaupt das Schönste, was es gibt. STANDARD: Sie hören wochenlang die gleiche Musik beim Schreiben. Ist das nicht langweilig? Mayröcker: Monatelang, ununterbrochen, immer das gleiche Stück. Das regt mich sehr an. STANDARD: Ihr Antrieb sei Zorn und Wehmut, beides brauche aber kein Objekt, sagen Sie. Richtet sich das gegen Sie selbst? Mayröcker: Nein, das ist ein Zustand. Das ist ja das Irrsinnige: Wenn ich anschaue, was ich am Vortag geschrieben habe, kommt es auf die Tageszeit an. Schaue ichs in der Früh an, halte ich es für gut. Am Abend denke ich: Das ist furchtbar, das kann man nicht veröffentlichen. Ich verstehe nicht, was da in meinem Gehirn vorgeht: Warum ist es in der Früh gut und am Abend schlecht? Vielleicht bin ich in der Früh in einem erleuchteten Zustand? STANDARD: Sie glauben ja an den Geist der Inspiration ... Mayröcker: Ich glaube an den Heiligen Geist, der an der Inspiration mitwirkt. STANDARD: Aber an ein Leben nach dem Tod glauben Sie nicht? Mayröcker: Da bin ich immer noch im Zweifel. STANDARD: Apropos Zweifel. Sie sind nicht sicher, dass Kunst uns sensibler, klüger macht. Heißt das, dass auch kunstsinnige Gesellschaften barbarisch sein können? Mayröcker: Das kann schon sein. Manche Nazis waren kunstinteressiert ... Aber jetzt, der grauenhafte IS zerstört alles. Sie haben vor, Europa zu zertrümmern. Jeden Tag beim Aufwachen frage ich mich, wie lange es dauern wird, bis sie Europa kaputtmachen. STANDARD: Die Kunst hat kein Mittel gegen den Terror? Mayröcker: Überhaupt keines. STANDARD: Was bewirkt Ihre Kunst? Mayröcker: Nichts. Vielleicht erfreut sie eine ganz dünne Schicht an literaturliebenden Menschen. STANDARD: Kunst macht also nicht unsterblich? Mayröcker: Ich fürchte, das ist nicht der Fall. STANDARD: Johann Wolfgang von Goethe: nicht unsterblich? Mayröcker: Wenn sie alles zerstören, wird auch ein Goethe weg sein. STANDARD: Sie finden das Leben grundsätzlich uninteressant, interessant sei nur, wie Erfahrung in Literatur umgesetzt wird. Ohne Schreiben kein Leben? Mayröcker: Für mich gibt es kein Leben ohne Schreiben. Wobei ich die Eindrücke, die Bilder der Welt, der Straße, auf der ich gehe, brauche, um schreiben zu können. STANDARD: Sie veröffentlichen seit 70 Jahren, gelten als eine der wichtigsten deutschsprachigen Dichterinnen. Sind Sie eigentlich stolz auf sich? Mayröcker: Nein, überhaupt nicht. Wozu? Worauf? Dichten ist eine Himmelsgabe, das ist nicht mein Verdienst, das ist mir geschenkt. Es ist ganz schlecht, stolz zu sein. STANDARD: Sie haben ein Riesenwerk produziert, bis auf den Nobelpreis fast alle Preise dieser Welt bekommen. Das könnte Sie doch mit Glückhaftigkeit und Stolz erfüllen. Mayröcker: Ich habe nicht alle Preise. STANDARD: Welchen hätten Sie denn noch gern? Mayröcker: Einige. Den Nobelpreis natürlich (lacht), aber dafür bin ich zu wenig politisch, ich bin ja gar nicht politisch. Und den Kleist-Preis. Ihn hat Ernst Jandl auch bekommen, einige Jahre vor seinem Tod. STANDARD: Sie selbst beschäftigt der Tod sehr. Ist er Ihnen ein Motor? Mayröcker: Der Tod ist für mich das Allerschrecklichste. STANDARD: Sie schreiben also um Ihr Leben? Mayröcker: Ich schreibe um mein Leben. Es wird mir aber nichts nützen. Er wird mich holen, so oder so. STANDARD: Sie halten den Tod für einen Skandal, berufen sich dabei gern auf Elias Canetti. Sie finden, man sollte leben dürfen, solange man will, 300 Jahre, 500 Jahre alt werden können? Mayröcker: Mir würden schon 150 Jahre reichen. Da könnte ich vielleicht noch nach Südspanien, nach Südfrankreich reisen. Das sind Sehnsuchtsorte für mich. STANDARD: Ernst Jandl sagte: Es muss einmal aus sein mit der Literatur. Das glauben Sie nicht? Mayröcker: Nein. Ich will bis zum Schluss schreiben, bis ich wirklich nicht mehr kann. STANDARD: Sie sagten einmal einen sehr schönen Satz über Ihre Beziehung mit Jandl: Wir haben uns in der ersten Zeit so geliebt, dass wir ständig miteinander gestritten haben. Wie ist es weitergegangen? Mayröcker: (lacht) Wir haben sehr viel gestritten, weil wir oft verschiedener Meinung waren. Später hatten wir auch noch unterschiedliche Meinungen, aber wir haben nicht mehr gestritten darüber. Die Meinungen blieben nebeneinander stehen. STANDARD: Eine Schweizer Philosophin sagte mir: Wir wissen nicht, ob es die große Liebe gibt, aber wir können so tun, als gäbe es sie. Stimmen Sie ihr zu? Mayröcker: Nein. Es gibt die große Liebe wirklich. STANDARD: Ihre war Ernst Jandl? Mayröcker: Ja. Aber es gibt auch viele andere Arten der Liebe, die man genießen kann. Zu Menschen, Tieren, bildender Kunst, zu Musik, zu Kunstwerken. STANDARD: Haben Sie eigentlich schon Ihr absolutes Gedicht geschrieben, von dem sie verlangen, dass es alles in Sprache umsetzt, was in der Welt enthalten ist? Mayröcker: Das würde mir vorschweben, aber ich habe es noch nicht erreicht. STANDARD: Letzte Frage. Worum gehts im Leben? Mayröcker: (Stille) Kann ich nicht sagen.
3Wirtschaft
Am Wochenende beginnen die Salzburger Festspiele. Der bisherige Schauspielchef ist für das künstlerische Gesamtprogramm verantwortlich. Ein Gespräch mit dem Vielbeschäftigten über kleine Brötchen, historische Eselsbrücken, Glaubenssätze, Budgetdebatten und Nackenschläge. Also gut. Ein kurzer Blick auf das Bühnenbild für Mackie Messer – Eine Salzburger Dreigroschenoper in der Felsenreitschule. Aber dann. Danke. Auf Wiedersehen. Wir müssen proben. Dort ist die Tür. Nein, viel Zeit zu verschwenden hat Sven-Eric Bechtolf nicht, vor allem nicht vor und während der Salzburger Festspiele. Vor zwei Jahren kam er als Schauspielchef an die Salzach. Nach Alexander Pereiras vorzeitigem Wechsel von Salzburgs Intendantensessel auf den der Mailänder Scala im vergangenen Jahr verantwortet er nun das künstlerische Gesamtprogramm. Vollendet in dieser Saison seinen Da-Ponte-Zyklus mit Le nozze di Figaro . Inszeniert gemeinsam mit Julian Crouch Brechts Opus über Bettler, Banden und Korruption. Und als sei dies nicht schon Vollzeitbeschäftigung genug, liest er auch noch verbindende Texte in einer konzertanten Fassung der Dreigroschenoper. STANDARD: Sie steigern Ihr Arbeitspensum von Jahr zu Jahr. Gehört das zum Sparprogramm? Sven-Eric Bechtolf: Meine Kinder sind erwachsen. Es wartet daheim selten jemand auf mich, und ich habe keine Hobbys. Man gerät in eine Dynamik und beschleunigt unversehens. Die Karosserie ist dem Baujahr entsprechend schon etwas zerbeult, aber ich glaube und hoffe, dass ich eventuelle Beschädigungen am Fahrwerk erst bemerken werde, wenn es nächsten September vorbei sein wird. STANDARD: Er sei an Nackenschläge gewöhnt, doch in Salzburg habe er fast seinen Enthusiasmus verloren, klagte Ex-Intendant Jürgen Flimm. Wie gehts Ihrem Nacken? Bechtolf: Gut. Ich bin zeit meines Lebens verdroschen worden. Sogar noch mehr als Flimm. Inzwischen pfeife ich ein munteres Liedchen, während ich vermöbelt werde. Irgendwann ist der Kopf wohl ab, aber das merke ich ja nicht mehr. STANDARD: Voriges Jahr sagten Sie, der Zweijahresintendanz hätten Sie nur aus einem Pflichtgefühl heraus zugestimmt und nicht, Zitat, weil ich Kür tanzen will. Ists immer noch Pflicht oder doch auch ein bisschen Kür? Bechtolf: Ja, ich mogele immer mehr eigene Kunststückchen unter den Lauf. Aber recht bescheidene. STANDARD: Sie wollten dafür sorgen, dass Pereiras Ideen das Licht der Welt erblicken. Wie viel von ihm ist tatsächlich im Programm? Bechtolf: Viel weniger, als ich damals absehen konnte. Wir machen eigentlich fast alles neu. STANDARD: Kriegt er Gratiskarten, wenn er kommt? Bechtolf: Natürlich!!! Ich habe Alexander Pereira sehr gern! STANDARD: Drei Schauspiel- und drei Opern-Neuinszenierungen, der Rest Wiederaufnahmen und konzertante Aufführungen: Backen Sie, wie es ein Kollege formulierte, lieber kleinere Brötchen als er? Bechtolf: Unsere Brötchen sind nicht so klein. Vor allem sind sie gehaltvoll und knusprig. Ich glaube, dass sich in den nächsten fünf Jahren eine Leistungsvereinbarung ergeben wird zwischen Politik und den Festspielen und es langfristig eine ähnliche Aufführungsanzahl geben wird wie in diesen zwei Jahren. Es wäre aber schön gewesen, wenn Sie Ihre Frage so gestellt hätten, dass man nicht den Eindruck gewinnen muss, ich sei aus charakterlicher Disposition heraus ein Zwangssparer ohne Anlass. Ich kann, darf und will nur mit dem wirtschaften, was da ist – und das hängt von politischen Entscheidungen ab. Wenn Sie der alten Vorstellungsdichte nachtrauern, wäre es begrüßenswert, wenn Sie zukünftig in dieser Zeitung für bessere Rahmenbedingungen der Festspiele die Trommel rühren. STANDARD: Trotz einer Subventionserhöhung von zwei Millionen Euro ist das Budget von 64,7 auf 59,6 Millionen Euro gesunken. Vor welcher budgetären Situation standen Sie? Bechtolf: Vor einer schlechten. Verzeihen Sie, dass ich nicht weiter darauf eingehen mag, aber der Sommer steht vor der Tür, wir geben ein Fest und erwarten Gäste – da soll man nicht mehr von den Kosten reden. Der Tisch ist jedenfalls trotzdem reich gedeckt. STANDARD: Fehlt Ihnen das Spröde, Widerständige des Young Directors Award, dem der Sponsor abhandengekommen ist? Bechtolf: Nein, es fehlt mir nicht. Ich würde heute das Old Directors Project gründen. Junge Regisseure gibt es doch viele. Aber was ist mit den alten Meistern, die der Jugendwahn des Theaters ausgesondert hat? Sie fehlen schmerzlich, das können Sie mir glauben. Ich finde, das wäre ein Inhalt für eine echte Avantgardemaßnahme. STANDARD: Sie vollenden heuer mit Figaro die Da-Ponte-Trilogie. Gibt es Bezüge zu Don Giovanni und Così fan tutte? Bechtolf: Alle drei Opern setzten sich mit Liebe und Sexualität unter sehr verschiedenen Perspektiven auseinander. Così ist die Abrechnung mit der didaktischen Desillusionierung durch die Aufklärung, Don Giovanni die bange Ahnung der sozialen Sprengkraft unserer Triebnatur, und Figaro macht die Bindungs- und Versöhnungskräfte der Sexualität und Liebe in einer utopischen Volte deutlich. Das ist nur meine Lesart. Aber dass es sich um Weltuntersuchungen auf intimstem Gebiet handelt, ist unbestritten. STANDARD: Mit Mackie Messer – Eine Salzburger Dreigroschenoper knallen Sie dem Salzburger Publikum ganz schön harte Kost vor: Gier, Betrug, Korruption – ziemlich aktuelle Themen ... Bechtolf: Ach ja, die Aktualität! Ohne die gehts ja nicht mehr, ich vergaß. Ich mag mir keine Eselsbrücken in historische Texte bauen. So augenscheinlich sind die Konstanten meist, dass ich mir geradezu naseweis vorkäme, das auch noch triumphierend unter Beweis zu stellen, nach dem Motto: Schaut mal her, ich habs verstanden! – Abstand sorgt bisweilen für bessere Übersicht. STANDARD: Aber es berührt, dass in Salzburg gerade über Bettlerbanden diskutiert wird und darüber, Bettler aus der Stadt zu verbannen. Bechtolf: Brecht hat ganz und gar nicht auf Berührung abgezielt. Im Gegenteil, er forderte: Glotzt nicht so romantisch! Mit kühlem Fatalismus erstellt er seine bittere Analyse. Er wollte den sozialdarwinistischen Raubtierkapitalismus an einem Ort zeigen, den der berührungsbereite Bürger sonst nur durch Krokodilstränen verschleiert sieht – den Boden der Gesellschaft. Selbstverständlich legt er dabei nahe, dass es sich bei der herrschenden Klasse ebenso verhält wie bei den Bettlern, Huren und Gangstern. Der Umkehrschluss ist seine Pointe. Was die Bettler in Salzburg angeht: Was ist da eigentlich der größere Skandal, die Armut oder die organisierte Ausbeutung? Ich habe die Antwort noch nicht gefunden. STANDARD: Wie oft mussten Sie bei der Programmierung nötigenfalls Konzepte und Glaubenssätze über Bord werfen? Bechtolf: Ich habe keine Glaubenssätze. Im Gegenteil, ich misstraue ihnen zutiefst. Nichts fürchte ich mehr als Dogmen, Überzeugungen und Ideologien. Ich ängstige mich vor den Gerechten, fliehe die Missionare und mag die Konsequenten nicht. Ich persönlich glaube niemandem und am wenigsten mir selbst. Starre Konzeptionen sind groteske Strategien, um der Realität die Stirn zu bieten. Kennen Sie nicht diesen ewig gültigen Kurzdialog: Wie bringt man Gott zum Lachen? – Erzähle ihm von deinen Plänen! Aber um Ihre Frage zu beantworten: Nichts bleibt, wie es wird.
8Kultur
Faymann: "Deutschland soll Transitvisa ausstellen" – EU-Kommissar Oettinger: Grenzkontrollen am Brenner "völlig unangebracht". Wien/Brüssel/Rom/Berlin – Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl hat sich gegen die massenhafte Aufnahme von Flüchtlingen in Europa gewandt. Europa kann nicht zur neuen Heimat für Millionen Menschen weltweit in Not werden, schreibt Kohl laut Tagesspiegel am Sonntag in einem Vorwort zur ungarischen Ausgabe seines Buches Aus Sorge um Europa. Kohl trifft am Dienstag mit Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban zusammen, der einer der schärfsten Kritiker von Kanzlerin Angela Merkel in der Flüchtlingskrise ist. Die Lösung liegt in den betroffenen Regionen. Sie liegt nicht in Europa, schreibt Kohl weiter. Europa kann nur Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Er plädierte dabei für mehr Gemeinsamkeit in der EU. Die Größe der Aufgabe mache es schwer genug. Wir sollten weder bei unseren Bürgern noch bei den Flüchtlingen falsche Erwartungen wecken. Es brauche mehr Verlässlichkeit und Vertrauen. Einsame Entscheidungen, so begründet sie dem Einzelnen erscheinen mögen, und nationale Alleingänge müssen der Vergangenheit angehören. Deutschland, wenn es fortgesetzt eine große Zahl aufnehmen wolle, soll nach dem Willen von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), Flüchtlingen an der EU-Außengrenze oder außerhalb der Europäischen Union Transitvisa ausstellen. Das ist die einzige Möglichkeit, um zu verhindern, dass es zu unkontrollierten Einreisen kommt, zitierte ihn der Kurier (Samstag). In Transitvisa sieht der Kanzler die einzige Möglichkeit, um kontrollierte Einreisen nach Deutschland zu gewährleisten. Denn sollte Italien Flüchtlinge weiter durchwinken, kämen sie zeitnah am Brenner an. Deshalb müssen wir vorbereitet sein und verhindern, dass Österreich zur Pufferzone für Deutschland wird. Ein Ansturm von Flüchtlingen, wie es ihn im Herbst im Burgenland und der Steiermark gegeben habe, werde am Brenner nicht stattfinden. Faymann rief die anderen EU-Partner laut Kurier auf, ebenfalls vorbereitet zu sein: Wer behauptet, ohne Limitierung Flüchtlinge aufnehmen zu können, sagt nicht die Wahrheit. Unter die Kritiker eines möglichen Grenzmanagements durch Österreich an der Brenner-Grenze zu Italien gesellte sich unterdessen EU-Kommissar Günther Oettinger: Dem Nachrichtenmagazin profil sagte der deutsche Christdemokrat für die am Montag erscheinenden Ausgabe laut Vorausmeldung: Ich halte Grenzkontrollen am Brenner momentan für völlig unangebracht. Der Brenner ist der wirtschaftlich wichtigste Alpenpass für den Gütertransport, aber auch für Pendler und Urlauber. Auch deswegen sollte man Kontrollen dort möglichst vermeiden. Da Italien mithilfe der EU sowohl für die Registrierung von Flüchtlingen als auch für mehr Plätze in Erstaufnahme-Zentren sorge, gehe die EU-Kommission davon aus, dass Italien nicht mehr wie 2014 und 2015 Asylwerbern ohne Registrierung den Weg nach Bozen, nach Österreich und weiter nach Bayern weisen wird, erklärt der für digitale Wirtschaft und Gesellschaft zuständige EU-Kommissar. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hat indes an Österreich in Sachen Flüchtlingspolitik appelliert, keine Mauern zu errichten. Bei einem Besuch auf der italienischen Insel Lampedusa rief Mogherini die Österreicher auf, ihre Offenheit und Aufnahmebereitschaft gegenüber den Flüchtlingen zu zeigen, wie sie dies im vergangenen Sommer bewiesen hatten. Mogherini, die auf Lampedusa das Flüchtlingslager besuchte und Bürgermeisterin Giusy Nicolini traf, äußerte die Hoffnung, dass die österreichische Regierung ihre Position in der Flüchtlingspolitik samt geplanter Grenzmaßnahmen zu den südlichen Nachbarn überdenken werde, berichteten italienische Medien.
1Panorama
Von der Zigarette loszukommen ist oft ein schwieriges Unterfangen. Welche Tipps haben Sie für den Weg in ein rauchfreies Leben?. Es gibt einen ganzen Maßnahmenkatalog, der darauf abzielt, die Zigarette unattraktiv zu machen. Dazu gehören grausige Fotos von Raucherlungen und Warnhinweise wie die Information, dass über 70 Prozent der Stoffe im Tabakrauch erwiesenermaßen krebserregend sind. All das wird zukünftig auf Zigarettenpackungen zu finden sein. Vor allem sollen damit junge Menschen davon abgehalten werden, überhaupt zur Zigarette zu greifen. Wenn das Rauchen jedoch schon lange zum Alltag gehört, fällt es meist schwer, einen Schlussstrich zu ziehen. Und selbst wenn das gelungen ist, ist die Sehnsucht nach einer Zigarette damit oft nicht vom Tisch: Mit dem Rauchen aufhören – dieser Vorsatz ist mit Sicherheit einer der meistgenannten bei Neujahrsversprechungen. Aber einer, der oft nur mit einiger Anstrengung umgesetzt werden kann. Waren Sie selbst Raucher und haben den Absprung geschafft? Ob Ratgeberbücher, Nikotinpflaster oder schlicht eiserner Wille: Wie war Ihr Weg zum Nichtraucher? Und was hat wirklich nicht funktioniert? Tauschen Sie sich im Forum aus! (jmy, 31.5.2016)
1Panorama
Was Sie über diese Woche wissen sollten - und was Sie gleich wieder vergessen können. Wien - Was hat sich diese Woche getan in der Medienwelt? Ist Ihnen da nichts entgangen? Besser noch einmal durchchecken – im Etat.at-Wochenquiz. Wir wünschen viel Spaß beim Mitmachen! Und für alle, die vorige Woche nicht so viel Zeit hatten, Medien-Nachrichten zu lesen: ein nützlicher Link.
6Etat
Der Polizeigewerkschaft gehen Abschiebungen zu langsam, denn die Zahl der Neuankommenden stieg auf mehr als eine Million. Es ist egal, wie wir es nun nennen. Das Wichtigste ist, dass die Zahl der Flüchtlinge zurückgeht. Diese Losung hat Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer erst in der Vorwoche auf dem Parteitag der Schwesterpartei CDU in Karlsruhe ausgegeben, um den Streit über Begriffe wie Obergrenzen, Kontingente oder Begrenzungen zu beenden. Nun hat das deutsche Innenministerium Zahlen bekanntgegeben, die Seehofer und auch vielen in der CDU gefallen dürften. Im Jahr 2015 hat sich die Zahl der abgeschobenen Asylwerber in Deutschland im Vergleich zum Jahr 2014 fast verdoppelt: von 10.884 auf 18.363 im Vergleichszeitraum Jänner bis November. Für Abschiebungen sind in Deutschland die Länder zuständig. Am eifrigsten ist dabei das schwarze Bayern, das bisher dreimal so viele Flüchtlinge wie im Jahr 2014 wieder zurückschickte. An zweiter Stelle liegt das schwarz-grün regierte Hessen, an dritter das grün-rot regierte Baden-Württemberg. Anders als in den Vorjahren ist für den Winter 2015/2016 auch kein sogenannter Winterabschiebestopp geplant. Die Frage nach einem Stopp zumindest während der Weihnachtsfeiertage wollte die stellvertretende deutsche Regierungssprecherin Christiane Wirtz nicht beantworten. Im Herbst hatte Deutschland angesichts der täglich steigenden Flüchtlingszahlen seine Asylpolitik verschärft. Nach den Balkanstaaten Bosnien, Mazedonien und Serbien wurden auch Kosovo und Montenegro zu sicheren Herkunftsländern erklärt. Zudem werden Abschiebungen nicht mehr angekündigt, die Polizei taucht ohne Anmeldung bei den Betreffenden auf. Der Vizechef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek, meint jedoch, die Länder müssten noch viel konsequenter abschieben. Wenn man jetzt nicht handle, dann entwickelt sich ein Rückstau. In Deutschland leben nach wie vor 190.000 Menschen, die eigentlich keine Bleibeberechtigung haben und ausreisepflichtig wären. Bei den Neuankünften wurde in Deutschland Anfang Dezember längst die Marke von einer Million Menschen überschritten. Im Frühsommer war die deutsche Bundesregierung noch von 400.000 neuen Asylbewerbern ausgegangen, im Laufe des Sommers hatte sie ihre Prognose auf 800.000 korrigiert. Angesichts der Zahlen warnt Deutschlands größer Immobilienkonzern Vonovia vor akuter Wohnungsnot in Großstädten. Vonovia-Chef Rolf Buch sagt: Wir hatten schon vor der Flüchtlingskrise Engpässe vor allem in den Großstädten, jetzt explodieren diese Probleme. Dieses Land ist weder bautechnisch noch genehmigungstechnisch darauf vorbereitet, das kurzfristig zu stemmen. Neuen Ärger gibt es in Berlin rund um das Landesamt für Gesundheit und Soziales, das unter seiner Abkürzung LaGeSo zum Synonym für Behördenversagen wurde, weil unzählige Flüchtlinge nächtelang im Freien ausharren müssen, bevor ihre Anliegen bearbeitet werden. Die Boulevardzeitungen B.Z. und die Bild berichten, Sozialsenator Mario Czaja (CDU) habe 2013 Warnungen, dass Flüchtlingsunterkünfte in Berlin knapp werden, ignoriert. Anstatt für Quartiere zu sorgen, habe er mehrere infrage kommende Immobilien für Tabu erklärt, und zwar auf Drängen von CDU-Freunden, die in der Umgebung wohnten oder ihren Wahlkreis hätten. Druck bekommt der Senat auch vom Berliner Landessportbund. Der will keine Turnhallen mehr für Flüchtlinge zur Verfügung stellen, weil er Mitgliederaustritte und Einnahmeeinbußen fürchtet. Von 1050 Hallen in Berlin sind 50 mit Asylwerbern belegt.
1Panorama
Kanzler und Vizekanzler treten nach dem Ministerrat vor die Medien. Wien – Nach dem Ministerrat am Dienstag traten Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) vor die Medien. Noch vor dem Sommer will die Regierung ein Paket für Start-Ups präsentieren und auch im Bildungsbereich eine Initiative vorlegen, erklärte Kern. Laut Mitterlehner sieht die Regierung vor allem bei der Gewerbeordnung Spielraum, um den Einstieg ins Unternehmertum zu vereinfachen. Kern sprach sich auch für Effizienzsteigerungen bei den Sozialversicherungen aus. Bezüglich der Unregelmäßigkeiten bei der Präsidentschaftswahl warnte er davor, die Misstrauen gegenüber der demokratischen Institutionen zu schüren.
5Inland
Christian Böhler, Exforensikchef, Berater und Neos-Funktionär, versuchte Heikles zu erzählen, obwohl ihn die Heta nicht der Verschwiegenheit entbindet. Wien – Die Wahrheit ist dem Steuerzahler zuzumuten. Das System ist mächtig. Es gibt Leute, die interessiert daran sind, dass vieles nicht bekannt wird. Und wie man sieht, gelingt es ihnen. Das sind nur ein paar der Aussagen des früheren Chef-Forensikers der Hypo Alpe Adria, Christian Böhler, der am Mittwoch im parlamentarischen U-Ausschuss befragt wurde. Ab neun Uhr stand der 40-Jährige den Abgeordneten Rede und Antwort; zum Teil handelt es sich für ihn um Kollegen. Denn Böhler ist Vizelandeschef der steirischen Neos, und er berate die Neos auch beim Hypo-Thema, wie er am Mittwoch sagte. Die Tiefe seiner Aussage hielt sich jedoch in Grenzen. Denn: Der Vorstand der Hypo-Abwicklungsgesellschaft Heta hat den Exmitarbeiter nicht von seiner Verschwiegenheitspflicht betreffend Geschäfts- und Betriebsgeheimnis entbunden. Die Heta begründet das mit den laufenden Ermittlungen gegen Böhler und seinem (derzeit ruhenden) Arbeitsgerichtsverfahren. Böhler wurde ja im Herbst 2014 entlassen, die Bank wirft ihm vor, dass er sich Mails mit Hypo-relevantem Inhalt auf einen privaten E-Mail-Account geschickt hatte. Zudem hat ihn die Bank angezeigt, wie berichtet ermittelt die Staatsanwaltschaft Klagenfurt wegen des Verdachts auf Bruch des Amtsgeheimnisses und Verrat von Staatsgeheimnissen. Böhler weist die Vorwürfe zurück und hat im U-Ausschuss den Stand des Verfahrens erläutert. Der Staatsanwalt wolle das Verfahren einstellen, sein Vorhabensbericht liege seit Monaten im Justizministerium. Woraus Neos-Abgeordneter Rainer Hable ein perfides Verhalten der Heta ableitete. Sie habe Böhler zuerst angezeigt, um ihn dann unter Hinweis auf das Verfahren nicht von der Verschwiegenheit zu entbinden. Neos wie Grüne pochen auf ein Nachspiel für die Heta, das Parlament werde sich das Vorgehen nicht gefallen lassen. Man werde auch den Heta-Vorstand antanzen lassen, kündigte Grün-Mandatar Werner Kogler an. Und so bekam man im Lauf der Vernehmung Böhlers zwar ein Bild von diversen aufklärungswürdigen (Vor-)Fällen in der ehemaligen Landes- und Staatsbank – Konkretes blieb aber außen vor. Die Rede war von diskreten Boni für Exbankchefs und Berater, die nicht übers Rechnungswesen gingen, sondern über ausländische Gesellschaften. Vor allem auf dem Balkan habe es Involvierte im Hypo-System gegeben, die mächtige Leute waren mit Einfluss in allen Bereichen. Mit dem System Hypo haben sie sich etwas geschaffen. Wenn da Aufklärer aus Österreich kommen und kritische Fragen stellen, macht das schnell die Runde, schilderte Böhler den Alltag der internen Aufklärer. Kaum sei man angekommen, sei einem auch schon vermittelt worden, dass es besser wäre, wenn man seinen Reisebereich auf Österreich beschränkt. Allerdings dürfte sich Böhler auch von den Verantwortlichen in Österreich mehr erwartet haben. Angesichts bestimmter Rechercheergebnisse habe er Entscheidungen eingefordert und oft auch weitere Fragen gestellt, erzählte der Zeuge, ohne bestimmte Fälle zu nennen. Er habe eben zu viele Fragen gestellt und sei unbequem geworden, hatte er das nach seinem Rauswurf in einem Interview ausgedrückt. Wurden Sie mundtot gemacht?, fragte angesichts dessen Kogler. Böhler: So kommt es mir vor. Ja. Was seine Rolle als Neos-Berater anging, gab sich der Vater dreier Kinder, der sich wegen seiner rechtlichen Auseinandersetzung mit der Heta in seiner Existenz bedroht sieht, wortkarg. Auf die Frage, ob er den Neos Unterlagen habe zukommen lassen, entschlug er sich der Aussage. Die Neos halten den Vorwurf der Datenweitergabe für einen Skandal. Ihre Informanten schützten sie aber natürlich, hatte Hable schon vor Beginn des Ausschusstages erklärt.
3Wirtschaft
Deutschen Telefonhersteller wagt den Schritt in den Markt – Handys verfügen über Dual-Sim und LTE. Ist noch Platz für einen weiteren Smartphone-Hersteller? Für den deutschen Telefonhersteller Gigaset ist die Antwort klar – er wagt den Schritt in den Markt. Am Dienstag stellte das Unternehmen drei Android-Smartphones vor, die in China hergestellt und von Gigaset entwickelt und designt wurden. Die ersten Handys der Gigaset Me-Familie bestehen aus dem Einsteiger-Modell Gigaset Me Pure und dem etwas größeren Gigaset Me Pro. Das Pure ist mit einem Snapdragon 615-Prozessor mit 2 GByte Speicher bestückt – die anderen beiden Geräte kommen mit dem aktuellen High-End Snapdragon 810 daher. Jedes der Modelle unterstützt den Einsatz von zwei SIM-Karten sowie LTE mit einer Download-Übertragungsrate von bis zu 300MBit/s (ME Pure: 150 MBit/s). Das Gigaset Me Pro verfügt über ein 5,5-Zoll-Display, während die beiden anderen Geräte haben Displays mit 5 Zoll. Alle lösen mit Full HD auf. Auch verfügen die Smartphones über einen Fingerabdruck-Scanner auf der Rückseite, mit dem auch Anrufe angenommen werden können. Als Betriebssystem kommt Android 5.1.1 zum Einsatz. Alle Gigaset ME-Modelle sind ab Herbst 2015 in Europa im Handel verfügbar. Der Preis für das Einsteigermodell Pure liegt bei 349 Euro, das Standardmodell ME bei 469 Euro sowie das Premium-Modell ME Pro bei 549 Euro.
0Web
Anheuser-Busch Inbev und SAB Miller dürfen zusammengehen, das europäische Biergeschäft muss großteils verkauft werden. London/Leuven – Die EU-Kommission hat am Dienstag die rund 100 Milliarden Euro schwere Fusion der Braugiganten Anheuser-Busch Inbev und SAB Miller unter Auflagen genehmigt. Damit würde der mit Abstand weltgrößte Bierkonzern entstehen. AB Inbev muss dafür aber nach Ansicht der EU-Kommission einen Großteil des europäischen Biergeschäfts von SAB Miller verkaufen. Weltweit würde das neue Unternehmen doppelt so viel Bier verkaufen und viermal so viel Gewinn erzielen wie der weltweite Dritte, Heineken, zu dem die wichtigsten österreichischen Marken wie Zipfer, Wieselburger, Gösser und Schwechater gehören. Die SAB-Miller-Marken Peroni und Grolsch werden deshalb an den japanischen Braukonzern Asahi gehen, sobald die Megafusion fixiert ist; und auch in Mittel- und Osteuropa muss SAB Miller Anteile abgeben, etwa an der Brauerei von Pilsner Urquell. Unser Hauptanliegen war zu gewährleisten, dass die Übernahme von SAB Miller durch AB Inbev nicht zu weniger Wettbewerb auf den europäischen Biermärkten führt, wurde EU-Kommissarin Margrethe Vestager in Spiegel online zitiert. Die größte Hürde für den Zusammenschluss der beiden Giganten, die selbst aus Zusammenschlüssen hervorgegangen sind – AB Inbev entstand aus der Fusion der belgischen Interbrew mit der brasilianischen American Beverage und ging im Jahr 2008 mit der US-amerikanischen Anheuser-Busch zusammen, SAB Miller ist eine Fusion mehrerer südafrikanischer, englischer, neuseeländischer und US-amerikanischer Brauereien –, bleibt nun die Zustimmung der Wettbewerbsbehörde der USA. Mehrere Kartellbehörden, etwa in Australien und Mexiko, haben laut AB-Inbev-Chef Carlos Brito bereits zugestimmt. Erwartet wird die Übernahme in der zweiten Jahreshälfte.
3Wirtschaft
Kroatien kommt mittelfristig doppelt unter Druck. Die Gefahr steigt, dass Flüchtlinge auf dem Balkan ungeschützt der Kälte ausgeliefert sind. Zagreb/Ljubljana – Es ist der gleiche Stacheldraht, den man von der ungarischen Grenze kennt. Gerollt und mit gemeinen, spitzkantigen Hackerln, die sich in den Kleidern verkeilen und die Haut aufreißen, erscheint er wirklich abschreckend. Eineinhalb Kilometer dieser Rollen wurden an der Grenze zwischen Slowenien und Kroatien von slowenischen Soldaten bereits angebracht. Die slowenischen Soldaten schlagen zuerst etwa zwei Meter hohe Eisenstäbe in den Boden. Daran befestigen sie Drähte und darauf drei Schichten Stacheldraht. Die technische Barriere soll lang werden, um den Zustrom von Flüchtlingen aus Kroatien zu drosseln. Gerüchten zufolge hat Slowenien Stacheldraht für 125 Kilometer angekauft. Der Draht soll dort aufgezogen werden, wo es leicht ist, die Grenze zu überqueren. In den Gemeinden Brezice und Zavrc wurden bereits Stipfel eingeschlagen. Wir verschanzen uns offensichtlich, sagt der Politologe Marko Lovec aus Ljubljana. An der Grenze zwischen Kroatien und Slowenien gab es seit Jahrzehnten keinen Zaun, Familien sind nun von der Trennung betroffen. Die slowenische Regierung verwies darauf, dass man die Schengen-Außengrenze schützen müsse. Die Maßnahme sei mit Deutschland und Österreich abgesprochen. Von Kroatien war nicht die Rede. Und das, obwohl Kroatien in mehrerlei Hinsicht nun die Lasten zu tragen hat. Denn wenn Slowenien durch die Stacheldrähte die Einreise verlangsamt, werden die Flüchtlinge in Kroatien stecken bleiben. Dies könnte nicht nur zu einer Rebellion am Grenzzaun, sondern auch zur Überforderung der Sicherheitskräfte und einer humanitären Katastrophe in Kroatien führen. Also zu genau jenem Szenario, vor dem Experten seit Wochen warnen. In Zagreb steht zurzeit die Regierungsbildung im Vordergrund, sodass die Flüchtlingskrise wenig diskutiert wird. Kroatien gerät gleichzeitig aber wegen der in Deutschland plötzlich wieder eingeführten Dublin-Regelung für Syrer unter Druck. Denn laut der Dublin-Regeln muss sich jenes EU-Land um die Flüchtlinge kümmern, in welches diese als Erstes einreisen. Da Griechenland nicht infrage kommt, ist das zweite EU-Land auf der Route Kroatien. Deutschland kann demnach syrische Flüchtlinge nach Österreich zurückschicken, Österreich nach Slowenien und Slowenien nach Kroatien. Es ist nicht zu erwarten, dass Kroatien in diesem Fall nicht auch reagieren würde. Ungarn hat etwa seine Gesetze geändert und schiebt nach Serbien ab. Die Gefahr dieser Kettenreaktion wäre, dass sich die Nachbarstaaten – etwa Slowenien mit Kroatien und Kroatien mit Serbien – erneut massiv streiten könnten. Lovec spricht von einer regionalen politischen Krise. Außerdem könnte die humanitäre Krise verstärkt werden: Je weiter man heute an der Flüchtlingsroute Richtung Süden reist, desto weniger Hilfe und Sicherheit gibt es für die Flüchtlinge. Die Situation in Slowenien und Kroatien ist vergleichsweise gut. In Serbien fehlt es an Decken, an Essen, an Zelten. Serbien und Mazedonien stellen anders als Kroatien und Slowenien auch keine Transportmittel zur Verfügung. Alles läuft über private Busunternehmen und Taxler. Viele Flüchtlinge werden nicht registriert. In Mazedonien wurden Flüchtlinge geschlagen, in Serbien werden Elektroschockgeräte verwendet. Auch Gerald Knaus von der European Stability Initiative warnt: Es gibt keine Lösung auf dem Balkan. Die einzige Lösung ist, dass man die Balkanroute vermeidet und dafür müssen Syrer direkt mit Flugzeugen in die EU-Staaten kommen können. Er glaubt nicht, dass die Zäune in Slowenien etwas bringen: Es wird zu einer Katastrophe an der Grenze kommen. Nach zwei Tagen wird man die Flüchtlinge wieder weiter lassen. Slowenien würde mit dem Schengen-Argument die ungarische Sichtweise übernehmen, dass es sich bloß um die Frage des illegalen Grenzübertritts handelt, aber nicht um Asyl. (Adelheid Wölfl, 12.11.2015) (Adelheid Wölfl, 12.11.2015)
1Panorama
Um die 15 Tschetschenen und Afghanen beteiligt – Motiv vorerst ungeklärt. Wels – Ein Großaufgebot der Polizei war notwendig, um eine Rauferei, bei der auch Schüsse gefallen sind, am Dienstag in Wels zu beenden. An der Auseinandersetzung waren um die 15 Tschetschenen und Afghanen beteiligt, berichtete das Landespolizeikommando Oberösterreich am Mittwoch. Das Motiv war vorerst unklar. Die Polizei wurde um 18.54 Uhr alarmiert. Alle verfügbaren Beamte des Stadtkommandos und des Bezirkskommandos rückten aus, um die Streitgegner zu trennen. Diese hatten eine Schusswaffe, ein Messer, eine Eisenstange und einen Schaufelstiel bei sich, die sie fallen ließen, als die Uniformierten eintrafen. Sie leisteten Widerstand gegen die Festnahme. Ersten Erhebungen zufolge dürften vier Männer im Alter von 22, 30 und 34 Jahren, die alle in Wels wohnen, zuerst gestritten und danach handgreiflich geworden sein. Ein 34-jähriger russischer Staatsbürger wird verdächtigt, mit einer Pistole zweimal auf einen 30-jährigen Afghanen geschossen zu haben. Dieser wurde nicht verletzt. Die Polizei stellte die Faustfeuerwaffe sicher und nahm den Schützen fest. Ihm nahmen sie auch ein Messer ab. Gegen den 34-Jährigen wurde ein vorläufiges Waffenverbot ausgesprochen. Er wurde auf Anordnung der Staatsanwaltschaft in die Justizanstalt Wels eingeliefert. Zuvor wurden er und eine weitere Personen ambulant im Klinikum Wels behandelt, weil sie bei der Rauferei verletzt worden waren. Die Polizei schließt nicht aus, dass der Auslöser der Auseinandersetzung ein Drogengeschäft war. Warum dieses derart eskalierte, war noch unbekannt. Die Einvernahmen der Beteiligten sollen im Laufe des Mittwoch fortgesetzt werden.
1Panorama
Die Grün-Weißen haben Villarreal vergessen und beschäftigen sich mit der Admira. Wien – Schlägt Rapid in der Europa League Villarreal mit 2:1, gebührt der Dank zwar nicht ausschließlich, aber schon auch Altach. Das 0:2 bei der Generalprobe in Vorarlberg sei enorm wichtig gewesen, sagte Trainer Zoran Barisic. Weil wir die richtigen Lehren daraus gezogen haben. Die Spanier mussten diese an einen Wahnwitz grenzende Leistung am Donnerstagabend büßen, Kapitän Steffen Hofmann drückte diese Schnelllebigkeit des Fußballs so aus: Vor einer Woche waren wir die größten Idioten der Nation, jetzt sind wir wieder super. Der 35-Jährige war gegen Villarreal ein Aktivposten, brachte Struktur rein, verwandelte den Strafstoß zum Sieg und hat bis zum Schlusspfiff durchgehalten. Sein Erfolgsrezept? Laufen, laufen, laufen. Und wenn es nicht mehr geht, einfach weiterlaufen. Hofmann ist nun Rapids Rekordtorschütze im Europacup. Das ist für einen Mittelfeldspieler außergewöhnlich, er hält bei 19 Treffern, inklusive UI-Cup sind es 23. Hans Krankl schloss mit 18 ab. Hofmann legt auf persönliche Befindlichkeiten kaum Wert. Überragend, wie wir das gemacht haben. Ich bin stolz auf die Mannschaft und darauf, ihr Kapitän sein zu dürfen. Villarreals Trainer Marcelino Garcia hatte sein Team an gleich zehn Positionen verändert, was Hofmann wurscht war. Es ist nicht unser Problem. Barisic hakte den Start, den wir erträumt haben gleich wieder ab. Er erzählte noch von der 45. Minute, in der Villarreal viel zu billig in Führung gegangen ist. Emotional betrachtet sei das eine Watsche gewesen. In der Kabine wurde nicht gejammert. Im Gegenteil, es entstand eine Jetzt-erst-recht-Mentalität. Im Finish haben wir den Kampfanzug angezogen und den Sturzhelm aufgesetzt. Ein erfreulicher Nebenaspekt sei, dass das Kapitel Robert Beric abgeschlossen sein dürfte. Hoffentlich. Er ist nicht mehr da und Schluss. Die spanischen Medien zollten Rapid Respekt, Marca schrieb: Gelber Schiffbruch in Wien. Rapid deaktiviert den Plan B von Marcelino. Das Stadion tobte, weil die Gastgeber einen der Favoriten auf den Gewinn der Europa League dominiert haben. Riesenaufgabe Über die weiteren Aussichten in der Europa League wollte Barisic nicht referieren, das Match am 1. Oktober bei Dinamo Minsk ist viel zu weit weg. Ganz nahe ist das Ligatreffen mit der Admira am Sonntag im Happel-Stadion, der Zweite empfängt den Ersten. Mehr geht nicht, eine Riesenaufgabe. Und er huldigte der Admira, die verdient an der Spitze stehe, sich stets um die Ausbildung von Talenten bemühe. Zwischen den beiden Vereinen herrscht ein reger Austausch, Stefan Schwab und Stephan Auer sind Ex-Admiraner, Dominik Starkl und Lukas Grozurek Ex-Rapidler. Die Liste ist unvollständig. Barisic wird rotieren, natürlich nicht so krass wie sein spanischer Kollege. Ich erwarte immer, dass sich meine Mannschaft gleich nach Abpfiff übergibt. Das kollektive Speiben ist nach dem Villarreal-Spiel ausgeblieben. Obwohl es wahnsinnig anstrengend war. Die medizinischen Befunde werden abgewartet und ausgewertet, möglicherweise bekommt Hofmann ein Päuschen. Wir müssen noch sehr viel lernen, die Admira ist ein harter Brocken.
4Sport
Politisches Tauziehen verantwortlich. Athen – Griechenland rutscht stärker in die Rezession als angenommen. Den aktuellen Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat zufolge ging die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um 0,9 Prozent zurück. Noch im November waren die Statistiker bei vorläufigen Schätzungen auf einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,5 Prozent gekommen. Für das zweite Quartal weist Eurostat sogar ein geringfügiges Wachstum zum Vorquartal von 0,3 Prozent aus, während die Wirtschaftsleistung zum Jahresauftakt nicht wuchs. Das dritte Quartal eines jeden Jahres ist in Griechenland traditionell ein wichtiger Wirtschaftsindikator, weil dann die Ergebnisse der jeweiligen Tourismus-Saison zum Tragen kommen. Zum Vergleich: Im dritten Quartal 2014 hatte die griechische Wirtschaft Eurostat zufolge noch um 0,8 Prozent zugelegt. Verantwortlich für den Rückgang in diesem Jahr dürfte unter anderem das politische Tauziehen gewesen sein, dass sich die griechische Links-Rechts-Regierung in den Frühjahrsmonaten mit den europäischen Partnern und Geldgebern geliefert hatte. Die drohende Pleite des Landes und die Diskussion über einen möglichen Grexit, also der Austritt aus der Eurozone, hielten Branchenbeobachtern zufolge viele Touristen von einem Aufenthalt in Griechenland ab.
3Wirtschaft
Asfinag: "Zu nah am Vordermann heißt auf Autobahnen nah am Unfall". Wien – Gefährlich falsch schätzen Autofahrer in Österreich oft den Mindestabstand zu vorausfahrenden Fahrzeugen ein. Jeder Zweite schätzt, dass bei guten Straßenverhältnissen und 130 km/h nicht einmal 20 Meter genügen, für ein Drittel gilt das sogar bei nasser Fahrbahn oder Nebel, hieß es am Donnerstag bei der Präsentation einer Ifes-Umfrage im Auftrag der Asfinag. Empfohlen ist ein Abstand von mindestens zwei Sekunden oder 70 Meter bei Tempo 130. Jeder achte Unfall mit Verletzten auf Autobahnen ist laut Experten die Folge von zu geringem Sicherheitsabstand. 2014 wurden 405 Menschen bei solchen Unfällen verletzt. Das ist jede achte Person, die auf heimischen Schnellstraßen oder Autobahnen zu Schaden kam. Vier Menschen verloren durch zu geringen Abstand ihr Leben. Zu nah am Vordermann heißt auf Autobahnen nah am Unfall – das gilt besonders jetzt doppelt, wenn die Sicht schlechter und die Straßenverhältnisse schwieriger werden, sagte Rainer Kienreich, Geschäftsführer der Asfinag Service Gesellschaft. Viele, die zu wenig Abstand halten, glauben, mit ihrer Fahrerfahrung das erhöhte Risiko eines geringen Abstandes kompensieren zu können, sagte Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit. Das sei aber ein gefährlicher Trugschluss. Nur 31 Prozent konnten in der Umfrage den empfohlenen Abstand von 50 Metern bei 100 km/h richtig einschätzen. 33 Prozent meinten, sie könnten binnen einer halben Sekunde auf ein Hindernis oder Signal (Bremslicht) reagieren, was aber nur Profirennfahrer bei höchster Konzentration schaffen. Die Asfinag warnt daher: Bei einer gemeinsamen Ausgangsgeschwindigkeit von 100 km/h und einem Abstand von nur einer Sekunde prallt man mit unverändert 100 km/h in ein abbremsendes Fahrzeug.
1Panorama
Der Gesamtdritte der Tournee stellt seine Form erneut unter Beweis und trifft im ersten Durchgang der Konkurrenz auf Überflieger Prevc. Innsbruck – Michael Hayböck hat am Samstag eine kleine Kampfansage für das Bergisel-Springen in Innsbruck abgegeben. Der Gesamtdritte war in der Qualifikation für den dritten Bewerb der Vierschanzentournee der Beste. Hayböck kam auf 127 Meter und 128,1 Punkte. Er trifft damit im ersten Wertungsdurchgang am Sonntag (14.00 Uhr/live ORF eins) auf Tournee-Leader Peter Prevc, der die Qualifikation ausgelassen hatte. In der Gesamtwertung fehlen Hayböck 21,1 Punkte auf den führenden Slowenen. Dessen kleiner Bruder Domen war in der Qualifikation mit 126,0 m (127,1) Zweiter. Der Norweger Kenneth Gangnes, Gesamtvierter, kam nur auf Platz 13 (116,2). Titelverteidiger Stefan Kraft bekommt es als Vierter der Qualifikation mit seinem ÖSV-Teamkollegen Elias Tollinger zu tun. Acht von elf in der Quali angetretenen Österreichern schafften es in den ersten Durchgang. Unter anderen blieb der frühere Tournee-Sieger Andreas Kofler auf der Strecke. Vielleicht habe ich ihn etwas nervös gemacht, sagte Hayböck. Und meinte damit natürlich Prevc. Trotz eines Rückstands von 21,1 Punkten hat der Oberösterreicher die Hoffnung auf den Gesamtsieg noch nicht aufgegeben. ÖSV-Cheftrainer Heinz Kuttin stufte den mit 2.000 Euro belohnten ersten Platz als bedeutsam ein. Es war wichtig, auf dem Podest ganz oben zu stehen. Das wollen wir für morgen rüberbringen. Gregor Schlierenzauer vermochte aus dem lockeren Training auf dem Bergisel wenige Tage zuvor keine Vorteile zu ziehen. Der zweifache Innsbruck-Sieger kam über 114 m und den 41. Platz nicht hinaus. Da kann ich nicht zufrieden sein, erklärte der Stubaier nach einem zu früh erfolgten Absprung. Die übrigen beiden noch aktiven ÖSV-Tourneegewinner sind am Sonntag nicht dabei. Thomas Diethart (2014) hatte den Sprung in das nationale Kontingent nicht geschafft und Andreas Kofler (2010), der 2012 in Innsbruck gewonnen hatte, verpasste mit 110 m als 59. die Qualifikation deutlich. Der 31-Jährige war nach der vergangenen Wettkampfperiode aus den ersten 55 der Weltrangliste gefallen, denen Quotenplätze für den Weltcup zustehen. Nun setzte es für ihn eine weitere Enttäuschung. Die Freiheit ist nicht da. Man bemüht sich, keinen Fehler zu machen und ist daher nicht locker genug, konstatierte Kofler. Ich gebe nicht auf, aber ich muss mir etwas einfallen lassen. (APA/red, 2.1. 2016) Ergebnisse der Qualifikation auf dem Innsbrucker Bergisel: 1. Michael Hayböck (AUT) 128,1 Punkte (127,0 m) – 2. Domen Prevc (SLO) 127,1 (126,0) – 3. Anders Fannemel (NOR) 125,2 (130,5) – 4. Stefan Kraft (AUT) 124,5 (123,5) – 5. Johann Andre Forfang (NOR) 123,4 (124,5) – 6. Severin Freund (GER) 123,3 (126,5) – 7. Richard Freitag (GER) 122,8 (123,0). Weiter: 24. Markus Schiffner (AUT) 112,4 (121,5) – 27. Clemens Aigner (AUT) 111,8 (123,5) – 30. Manuel Fettner (AUT) 108,7 (120,5) – 41. Gregor Schlierenzauer (AUT) 101,0 (114,0) – 42. Florian Altenburger (AUT) 100,0 (116,5) – 47. Elias Tollinger (AUT) 97,3 (113,0). Nicht qualifiziert: 49. Philipp Aschenwald (AUT) 96,9 (113,0) – 56. Manuel Poppinger (AUT) 92,2 (110,5) – 59. Andreas Kofler (AUT) 90,0 (110,5) K.o.-Duelle im ersten Wertungsdurchgang am Sonntag: Hayböck – Peter Prevc, Kraft – Tollinger, Freund – Denis Kornilow (RUS), Altenburger – Stephan Leyhe (GER), Schlierenzauer – Noriaki Kasai (JPN), Fettner – Jakub Janda (CZE), Aigner – Schiffner
4Sport
Neue Dokumente seien "uralte Unterlagen" – Vorwurf der falschen eidesstattlichen Erklärung. Berlin – Der deutsche Linke-Fraktionschef Gregor Gysi hat sich optimistisch über eine endgültige Einstellung der Ermittlungen im Zusammenhang mit den Stasi-Vorwürfen gegen ihn geäußert. Bei den nachträglich bei der Hamburger Justiz eingegangenen Unterlagen gehe es um uralte Unterlagen, die bloß noch nicht beigefügt gewesen seien. Und deshalb bin ich da sehr optimistisch, sagte Gysi am Sonntag in Berlin. Nachdem die Hamburger Justizbehörde am Freitag eine Weisung von Generalstaatsanwalt Lutz von Selle aufgehoben hatte, gegen Gysi Anklage wegen des Verdachts einer falschen eidesstattlichen Versicherung zu erheben, äußerte sich der Fraktionschef selbstbewusst. Ich habe nie eine andere Entscheidung als die der Staatsanwaltschaft Hamburg erwartet, nämlich das Ermittlungsverfahren gegen mich einzustellen. Weil: Ich gebe keine falschen eidesstattlichen Versicherungen ab. So einfach ist es, sagte Gysi. Die Justizbehörde hatte die Staatsanwaltschaft zugleich zu neuen Ermittlungen ermahnt. Die Staatsanwaltschaft prüft seit Anfang 2013, ob Gysi die Unwahrheit gesagt hat. Er hatte in zwei Zivilverfahren erklärt, dass er als Anwalt in der DDR niemals Mandanten ausspioniert oder an die Stasi, den Inlands- und Auslandsgeheimdienst der DDR, verraten habe. Auslöser der Ermittlungen waren Anzeigen der früheren DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld und eines pensionierten Richters.
2International
Präsident der Akademie der Wissenschaften: "Es kann so nicht weitergehen". Wien – Der Präsident der Akademie der Wissenschaften, Anton Zeilinger, erwartet vom neuen Bundespräsidenten kräftige Unterstützung für die Wissenschaft. Diese sei in einer kritischen Situation. Es kann so nicht weitergehen, dass der Wissenschaftsfonds FWF nicht mehr Mittel bekommt, sagte Zeilinger der APA anlässlich der traditionellen jährlichen Feierlichen ÖAW-Sitzung am Freitag. Der Bundespräsident ist oberster Schirmherr der Akademie der Wissenschaften, insofern verfolgt man auch an dort mit Interesse die Wahl am Sonntag. Zeilinger will nicht zu den beiden Kandidaten Stellung nehmen. Allgemein sei es aber für uns ganz wichtig, dass der Bundespräsident Verständnis dafür hat, dass Wissenschaft international ist. Vom neuen Amtsinhaber erwarte er sich daher, dass er uns hier ganz stark unterstützt, besonders bei europäischen Projekten. Ebensolche Unterstützung erwartet sich Zeilinger für die finanzielle Ausstattung des seit Jahren mit Budgetproblemen kämpfenden FWF. Die Junge Kurie der ÖAW hat erst kürzlich angesichts der Geldnot des FWF vor einer ernstzunehmenden Gefährdung des Forschungsstandorts Österreich gewarnt. Ich erwarte mir von der Politik, dass das ernst genommen wird, sagte Zeilinger speziell unter Verweis auf den wissenschaftlichen Nachwuchs, dem man reelle Chancen bieten müsse, seine Ideen umzusetzen. Er verstehe durchaus, dass man im Finanzrahmengesetz die Sicherheitsausgaben kräftig erhöht habe, ich verstehe aber nicht, dass man nicht gleichzeitig die Ausgaben für Wissenschaft kräftig erhöht hat. Damit komme man so weit, dass wir uns gut sichern können, aber nicht mehr wissen, was wir sichern sollen, so Zeilinger, der eine abnehmende Geduld in der Scientific Community ortet. Nach Jahren der – auch in der Öffentlichkeit geführten – Diskussion um die ÖAW-Reform habe man diese nun sehr kollegial abgeschlossen, sagte Zeilinger. Die Akademie hat sich eine neue Satzung und eine neue Geschäftsordnung gegeben. Damit werde die geplante Trennung von Gelehrtengesellschaft und Forschungsträgerorganisation weitgehend umgesetzt. Die Klammer zwischen diesen beiden Bereichen bildet der Präsident, die beiden Akademie-Klassen (als Gelehrtengesellschaft teilt sich die ÖAW in eine philosophisch-historische und eine mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse, Anm.) seien insbesondere für die wissenschaftlichen Aktivitäten der Mitglieder, aber nicht mehr für die Administration der ÖAW-Institute zuständig. Eine weitere notwendige Brücke zwischen den Bereichen bilde noch der Akademierat, in dem aber künftig keine Personen mehr sitzen dürfen, die an einem ÖAW-Institut beschäftigt sind. Mitglieder des Akademierats sind zwölf ÖAW-Mitglieder sowie vier externe Experten, die in ihren Entscheidungen aber nicht der Gelehrtengesellschaft verantwortlich seien. Mehr kann man die beiden Bereiche nicht separieren, das wäre nicht sinnvoll, sagte Zeilinger. Mit dem Vorschlag, künftig nur mehr eine Mitgliederkategorie in der Akademie zu haben (derzeit gibt es wirkliche und korrespondierende Mitglieder), ist das Präsidium gescheitert. Wir haben dafür die Mehrheit der ÖAW-Mitglieder gefunden, aber nicht die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit. Das nehme ich demokratisch zur Kenntnis, sagte Zeilinger. Weitere Änderungen betreffen die Junge Kurie der ÖAW, die künftig Junge Akademie heißen wird, die Umsetzung des Public Corporate Governance Kodex, der eine weitgehende Entflechtung zwischen persönlichen Interessen und Entscheidungsstrukturen erfordert, sowie stärke Kontrollrechte des Finanzchefs. Das ist abgehakt, jetzt können wir uns noch stärker den aus meiner Sicht wichtigen Aufgaben zuwenden, sagte Zeilinger. Dazu zählt die weitere Internationalisierung der Akademie, auf die der ÖAW-Chef seit seinem Amtsantritt vor knapp drei Jahren setzt, zuletzt etwa durch ein neues Kooperationsabkommen mit Kuba. Von Beginn an hat Zeilinger auch das Ziel verfolgt, dass sich die Akademie verstärkt aktuellen Themen widmet und sich gegenüber der Politik öffnet. Zwei in diesem Sinn begonnene ÖAW-Studien sollen noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Eine wird sich dem Thema Digitaler Stillstand widmen, die andere dem Thema Mobilität.
5Inland
Der Schladminger Markus Pekoll, Downhill-Profi und Europameister von 2013, sieht den Mountainbike-Sport im Aufwind. Nach einem fatalen Abflug tritt er wieder leidenschaftlich in die Pedale.. Ihr seids deppert! So lauteten die ersten Reaktionen auf die rasanten Abenteuer von Markus Pekoll. Während andere kicken gingen, radelte er lieber mit Freunden durch die Gegend, stürzte sich bald mit vollem Karacho steiles Gelände hinunter. Mountainbike-Downhill heißt der Spaß, bei dem es gilt, über Erde, Wiese, Steine, Felsen und Wurzelwerk - jedenfalls gut durchgeschüttelt - möglichst flink zwischen Bäumen und anderen bedrohlichen Hindernissen hindurch bergab zu rasen. Wir haben nicht viel darüber nachgedacht, haben es einfach getan. Es war von Anfang an lässig. Stürze gehören dazu: Eine Verletzung zeigt, dass der Körper Ruhe braucht. Weniger lässig war allerdings, dass der Steirer, mittlerweile Downhill-Profi, im französischen Lourdes Mitte April auf den Rücken stürzte. Das Malheur passierte nicht bei einer Wallfahrt sondern bei einer Bergabfahrt im Rahmen des Weltcupauftakts. Diagnose: drei Rippenbrüche, zwei Querfortsatzfrakturen, Prellungen und eine Lungenquetschung. Die ärztliche Empfehlung: vier Wochen Pause. Pekolls Plan: Zwei Wochen komplett Ruhe geben, null Sport machen, danach mit dem Aufbautraining beginnen. Alles andere hätte wenig Sinn gehabt, denn die Beweglichkeit war durch Prellungen und Muskelschutzspannung stark eingeschränkt. Meistens ist eine Verletzung ein Zeichen dafür, dass der Körper Ruhe braucht. So ein Unfall ist nicht nur Pech, sondern passiert durch Unkonzentriertheit. Das war schon ein Bumm, der deutlich macht, wie gefährlich der Sport ist, sagt Pekoll, der bisher von schweren Verletzungen weitgehend verschont geblieben ist, sich nur vor Jahren als Hobbyfahrer einmal eine Hand gebrochen hat. Von dem her bin ich eh gesegnet, so der 27-Jährige. Pekoll stuft den Sport seiner Wahl als gefährlich ein. Von den besten zehn der vergangenen Saison waren im Mai fünf verletzt. Es wird immer enger, es geht um viel Geld und jeder riskiert mehr. Aber, es sind auch Fußballer verletzt, auch Skifahren ist gefährlich und auch Tennisspieler haben ihre Blessuren. Das bringt der Sport mit sich. Längere Verletzungspausen gehen bei diversen Sportarten nicht selten mit dem Verpassen von mehreren Bewerben einher, doch weil das zweite Rennen der Saison nach einer längeren Pause erst dieses Wochenende (6./7. Juni) im schottischen Fort William über die Bühne geht, kann Pekoll bereits wieder mitmischen. Genauso wie beim Heimweltcup in Leogang, der nächstes Wochenende steigt. Hierzulande haben die Betreiber der Skipisten und Liftanlagen neben zu transportierenden Wandersleuten längst auch Mountainbiker als lukrative Sommer-Alternative entdeckt. Fort William ist als einer von sieben Weltcup-Veranstaltungsorten insofern bemerkenswert, als der rund 160 Kilometer nördlich von Glasgow gelegene Ort mit einer sehr schwierigen und spektakulären Strecke aufwarten kann und sich alljährlich einer großen Zuschauerzahl erfreuen darf. Die Strecke am Fuße des Ben Nevis, des mit 1.344 Metern höchsten Berges Großbritanniens, ist 2,5 Kilometer lang, die Raserei dauert in etwa 4,5 Minuten. Geschwindigkeiten bis 85 km/h: Das Erlebnis vor Ort ist spektakulärer. Man ist auf Highspeed mit einem Schnitt von rund 40 km/h unterwegs. Das hört sich vielleicht nicht nach viel an, aber wenn man die Strecke mit den vielen Steinen sieht, dann ist das doch beachtlich, erklärt Pekoll. Die Maximalgeschwindigkeit liegt in etwa bei 85 km/h. Und daher gilt: Das Erlebnis vor Ort ist wesentlich spektakulärer, als vor dem Fernseher. Der Schladminger ist in der Szene nicht irgendwer, 2011 durfte er sich Europacupsieger nennen, 2013 avancierte er in Bulgarien zum Downhill-Europameister, vier Staatsmeistertitel hat er inzwischen eingeheimst. Und er war der erste Österreicher in den Top sieben der Weltrangliste. Ein Erfolg im Weltcup fehlt ihm noch, ist klarerweise eines seiner Ziele. Das hoffe ich in den nächsten Jahren zu erreichen. Heuer will er zumindest einmal auf das Podium, den Staatsmeistertitel verteidigen und in der Weltcupgesamtwertung unter den besten Zehn landen. Und bei den Weltmeisterschaften in Andorra im Herbst? Da zählt im Endeffekt immer nur eine Medaille. Easy: Wir brauchen keinen Schnee, müssen nur warten, bis er weggeht. Die Konkurrenz kommt dabei aus aller Herren Länder. Vergangene Saison waren unter den besten zehn Profis Fahrer von fünf Kontinenten vertreten. Die Top-Leute kommen aus Großbritannien, Frankreich, Australien, Neuseeland und den USA. Es gibt auch einen starken Südamerikaner und zwei gute Südafrikaner, sagt Pekoll. Während noch vor ein paar Jahren nur zwei Fahrer alles abgeräumt haben, gab es letzte Saison fünf verschiedene Sieger. Im Moment geht es ziemlich rund, es kommen immer mehr schnelle Leute. Der Sport boomt, weil man überall Radfahren kann und zwar weltweit. Wir brauchen keinen Schnee, keine Schneekanonen, müssen nur warten, bis der Schnee weggeht. Apropos Schnee: Die österreichischen Meisterschaften hätten auch heuer wieder am Semmeringer Zauberberg steigen sollen. Sie wurden aber aus betriebstechnischen Gründen abgesagt. Im Frühjahr ist dort noch so viel Schnee gefallen, dass man mit den Vorbereitungen für den von 23. bis 24. Mai angesetzten Bewerb nicht rechtzeitig fertig geworden wäre. Ich finde es schade, vom Semmering ist es nicht weit nach Wien und Graz, das waren immer Rennen mit super Atmosphäre, weil viele Zuschauer dort waren. Der Steirer bricht eine Lanze für den Radsportverband. Die Unterstützung könnte nicht besser sein. Der für uns zuständige Bernd Kindermann macht viel, er fährt mit uns auf Trainingslager, schickt Physiotherapeuten zu den Rennen. Die Teilnahme an den Weltmeisterschaften wird vom Verband aus perfekt organisiert. Alles läuft sehr gut. Und das, obwohl oder gerade weil Mountainbiken eine ziemlich junge Sportart ist. Die Geburtstunde soll im Jahr 1973 im kalifornischen Marin County geschlagen haben, als man mit extra robust gestalteten Rädern die Schotterpisten des Mount Tamalpais runterdüste. 1976 stiegen ebendort die ersten Mountainbike-Rennen. Sein erstes Rennen bestritt Pekoll 2002, ein Kinderrennen nur zum Spaß. Richtig losgegangen ist es dann 2006. Mit dem Weltcupzirkus unterwegs ist er seit 2010, ein Jahr später wurde er Profi. Seither fährt er für das MS-Racing-Team, dessen Chef Markus Stöckl mit der spanischen Radfirma Mondraker kooperiert. Stöckl stellte 2007 einen Weltrekord auf, als er auf einem Mountainbike mit 210 km/h eine Speedski-Strecke talwärts donnerte. Um bestens vorbereitet an die Sache heranzugehen, wird mit hohem Engagement im Materialbereich getüftelt, werden zahlreiche Trainingsläufe absolviert und vor allem im Winter viel Zeit in der Kraftkammer verbracht. Der Trainingsalltag ist ein eher monotoner. Wenn es das Wetter nicht zulässt, Rad zu fahren, gehe ich Langlaufen, sitze am Ergometer, mache Dehnungs- und Rumpfkräftigungsübungen. Man hat an vielen Schrauben zu drehen, muss aufpassen, sich nicht zu verirren. Mit Reinhard Ronacher hat Pekoll einen Konditions-Trainer, der auch österreichische Skiweltcupfahrer betreut. Man bereitet sich im Prinzip wie ein Skifahrer vor. Mountainbike-Downhill ist nicht viel anders als ein Abfahrtslauf, nur dass wir die doppelte Zeit unterwegs sind. Dahingehend muss das Training angepasst werden. Auf dem Materialsektor wurden in den letzten zwei Jahren riesen Schritte gemacht. Wesentlichstes Merkmal der Veränderung ist die Umstellung von 26 auf 27,5 Zoll-Räder. Mit den größeren Rädern rollt man über Hindernisse besser drüber, hat man mehr Bremskraft und besseren Kurvengrip. Das Rad flext ein bisserl mehr, dadurch hat man auch noch mal mehr Grip und fährt teilweise mit wesentlich größerem Speed runter. Wie komplex die Materialfrage inzwischen geworden ist, lässt sich erahnen, wenn der Steirer über Federung, Speichenspannung und Rahmentuning spricht. Im Bereich Suspension habe ich viel investiert, ich habe drei Wochen mit einem Mechaniker daran gearbeitet. Es geht nicht mehr nur darum, im Trainingslager auf dem Rad zu sitzen. Sondern auch darum, wie es sich anfühlt und was es bringt, wenn man zum Beispiel die Speichenspannung um 10 Newtonmeter erhöht. Allein um die gar nicht simple Federung kümmern sich mehrere Leute im Team. Das ist schon ziemlich kompliziert. Man hat an vielen Schrauben zu drehen und muss aufpassen, dass man sich dabei nicht verirrt. Zum Glück gibt es zumindest ein Grundsetup, dann aber heißt es Federwege einstellen, bei der Rahmenlänge variieren, somit den Radstand verändern, je nachdem wie der Untergrund beschaffen ist, ob es steiler oder flacher, schneller oder langsamer ist. Auf Strecken wie in Leogang, die steil und dann wieder flach sind, muss man einen guten Kompromiss finden, sagt Pekoll. Einkommen: Mit normaler Arbeit würde ich das Geld nicht verdienen. Faszinierend findet er die umfangreiche Arbeit, die nötig ist, um an die sportliche Spitze zu kommen. Egal ob mentales oder körperliches Training. Pekoll macht auch die Arbeit für die Presse, hat aber Leute, die ihn dabei unterstützen. Im Endeffekt bin ich der Chef und muss schauen, dass ich die Trainer, Mechaniker und Serviceleute richtig einsetze. Von seinem Job kann der Steirer mittlerweile gut leben. Bei der Suche nach Sponsoren kam ihm zugute, dass er von Beginn weg an seiner Vermarktung interessiert war. Mit normaler Arbeit würde ich das Geld nicht verdienen, von da her geht es mir nicht schlecht. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht und komme weltweit herum. Es ist ein Fulltimejob, anstrengend aber lässig. Von wegen deppert.
4Sport
"Die Sonne ist vom Himmel gefallen", sagte Gerhard Dörfler nach Jörg Haiders Unfalltod. Doch wirtschaftlich und finanziell schaut es für Kärnten heute noch viel düsterer aus – trotz eines politischen Frühlings. Die Kerzen sind abgebrannt, der Mülleimer quillt über mit alten Devotionalien, Bilderrahmen und rostigen Laternen: Sie ist halbwegs heruntergekommen, die Gedenkstätte in Lambichl. Hier, an dieser Stelle in der Klagenfurter Randgemeinde, hatte der ehemalige Landeshauptmann Jörg Haider die Kontrolle über seinen VW Phaeton verloren – mit tödlichem Ausgang. Auf ewig in unserem Herzen – Danke Jörg steht auf einer der Tafeln eingraviert. In einer Plastikhülle liegen noch ein paar Zettel mit verschwörungstheoretischer Propaganda zur Entnahme: Tatort Lambichl – Wahrheit für Jörg. Du wurdest beseitigt, du tapferer Streiter. Botschaften aus einer untergegangenen Zeit. Wohl kaum ein anderer hatte sich Jörg Haider emotional so verbunden gefühlt wie Stefan Petzner. Kathartisch und öffentlich lebte er den Tod seines – wie er ihn nannte – Lebensmenschen aus. Heute, fast sieben Jahre danach, sieht Petzner vieles abgeklärter. Seine eigene Rolle als intimer Wegbegleiter und engster Berater Haiders redet er sich klein. Vieles sei ihm erst jetzt bewusst geworden. Vor allem, in welchem Tempo sich das Haidersche Geldkarussell gedreht hatte und mit welchen Einsätzen im Kasino Kärnten, das zum Kriminalfall wurde, gespielt wurde. Schauen Sie, sagt Petzner, ein Gastwirt hat mir kürzlich Folgendes gesagt: Wenn wir Förderungen gebraucht haben, sind wir zum Haider gerannt und haben das Geld gekriegt. Alles ist gefördert worden, vom Heustadl bis zur Lederhosen. Und keiner hat wissen wollen, ob wir uns das überhaupt leisten können als Bundesland. Alles ist gefördert worden, vom Heustadl bis zur Lederhosen. In Kärnten war, sagt Petzner, permanent Karneval, und wir haben rund um die Uhr wahlgekämpft, kampagnisiert und polarisiert. Es ist voll abgegangen. Und jetzt zahlen wir halt die Rechnung dafür. Der grüne Landesrat und Hypo-Aufdecker Rolf Holub wird noch direkter: Haider hatte Narrenfreiheit. Er war bei uns der Cäsar. Der konnte in die Bank hineingehen, ein Konto aufmachen und Gelder abheben – ohne Unterschrift, ohne Sicherheit. Wer hat sich schon getraut, ihm zu widersprechen? Angeschissen habe sie sich alle. Die neue Landesregierung unter Peter Kaiser (SPÖ) ist seit dem Amtsantritt vor zwei Jahren fast ausschließlich mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Immer am Rande des finanziellen Abgrundes balancierend, immer das Katastrophenbild Griechenlands vor Augen. Ohne den 343-Millionen-Euro-Kredit, den der Bund kürzlich nach langen, für Kärnten demütigenden Verhandlungen letztlich doch rausrückte, wäre das Land pleite gewesen. Die Salzburger Politikwissenschafterin und Europa-Expertin Sonja Puntscher-Riekmann ist der Meinung: Im Grunde genommen ist Kärnten so pleite wie Griechenland. In Klagenfurt macht in diesen Tagen eine neue Wortschöpfung die Runde. Prekärnten – die Fusion aus Prekariat und Kärnten. Die Landesregierung muss jetzt jedenfalls den Gürtel brutal enger schnallen und nimmt dabei gerade jenen die Luft weg, die die größte Hoffnung in diese neue SPÖ-geführte Regierung gesetzt hatten. Jene, die nach den Haider-Jahren den Machtwechsel in Kärnten herbeigesehnt hatten – die kritischen, autonomen, freien Kultur- und Sozialinitiativen. Sie sind jetzt die Ersten, die den Sparstift zu spüren bekommen. Während ringsum, wie sie kritisieren, weiter mit hunderttausenden Euro Fasching gefeiert wird, beim Bodypainting-Festival, beim Beachvolleyball, der Starnacht oder dem GTI-Treffen. Viel Spiele weiterhin, aber immer weniger Brot. Das ist alles wirklich sehr bitter, klagt Emil Kristof vom Klagenfurter Universitätskulturzentrum Unikum, in der Haider-Zeit waren wir auf Nulldiät gesetzt und hatten uns von der Regierung natürlich einen Aufbruch erwartet. Aber wir wurden schwer enttäuscht. 2016 soll es für uns noch schlimmer werden. Gerhard Lehner, Chef des Klagenfurter Ensembles, musste vier Mitarbeiter kündigen. Ein Skandal, dass jene, die jahrelang gegen Haider Widerstand geleistet haben, jetzt bestraft werden – und all der Kommerz dank langfristiger Verträge weiter lustige Urständ feiert. Es ist traurig und absurd, dass es uns jetzt schlechter geht als unter den Blauen. Und auch Angelika Hödl von der Interessenvertretung der freien und zeitgenössischen Kulturinitiativen in Kärnten/Koroska (KIKK) zeigt sich desillusioniert: Es ist traurig und absurd, dass es uns jetzt schlechter geht als unter den Blauen. Das alles folgt im Grunde derselben Finanz- und Politiklogik wie jetzt in Griechenland. Auch die erpresserische Art, wie Wien mit Kärnten umgesprungen sei und das Land zu diesem Sparkurs gezwungen habe, passe da ins Schema. Gekürzt wird überall, bei den Schulen, von Beamten bis zum Tourismus. Ungeschoren bleibt auch der Gesundheitsbereich nicht. 2016 müssen 51 Millionen Euro eingespart werden, einen Teil muss die Kulturszene aufbringen. Rund 60 bis 70 Kulturinitiativen sind von Budgetkürzungen betroffen. Für das Gros der Bevölkerung ist es wahrscheinlich kaum bemerkbar, da die Initiativen nur in der Szene bekannt sind, für die Entwicklung einer Gesellschaft sind sie aber ein wichtiger kultureller Humus. Da geht großes Potenzial verloren, warnt die in Kärnten lehrende Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle. Landeshauptmann Peter Kaiser, ein studierter Soziologe, ist sich der Tragweite der Problematik natürlich bewusst. Wir sind ohne Zweifel in einer extrem schwierigen Situation. Als der 343-Millionen-Euro-Kredit da war, haben natürlich alle geglaubt, jetzt fließen wieder Milch und Honig. Aber das gibts nicht mehr. Wir haben keine andere Wahl und müssen alle Ausgaben überprüfen und schauen, ob sie Arbeitsplätze bringen, Innovationen und Wirtschaftsimpulse auslösen. Wir dürfen und werden natürlich keinen Kahlschlag machen. Aber genau das wird von der jungen Szene beklagt. Die Industriellenvereinigung Kärnten hat in diesem Zusammenhang kürzlich nachgerechnet, dass jeden Tag – statistisch gesehen – neun gut ausgebildete Kärntner Jugendliche das Land verlassen. Mehr als die Hälfte all jener, die in andere Bundesländer abwandern, verfügt über einen Hochschulabschluss. Der Substanzverlust im Land ist auch augenscheinlich. Es ist schon traurig, wenn man sieht, wie auch die Geschäfte in der Stadt zusperren und man überall leere Schaufenster sieht, sagt die Klagenfurter Buchhändlerin Sabine Tscharre, die vor einem Supermarkt mit ihrem Hund an der Leine wartet. Es sei schwer durchzukommen in diesen Tagen. Schräg gegenüber dem Shoppingcenter ragt die monströse Stahl-Glas-Konstruktion des US-Architekten Thom Mayne für die einstige Hypo-Zentrale wie ein Geisterschiff aus dem Boden. Ein 250-Millionen-Mahnmal provinziellen Größenwahns, der ein Bundesland in den Ruin getrieben und ehemalige Topmanager und Politiker hinter Gitter gebracht hat. Das Bundesland Kärnten steht eigentlich hervorragend da Es gibt aber auch noch einen anderen, überraschenden Blickwinkel auf das Krisenland Kärnten. Das Bundesland Kärnten steht eigentlich hervorragend da, weit besser als der österreichische Durchschnitt, sagt Gilbert Waldner, Sprecher der Kärntner Industriellenvereinigung. Kärntens Industriebranche brummt, sagt Waldner, und das gegen den Strom der Kärntner Image- und Finanzkrise, wie es Industriellenboss Christoph Kulterer formuliert. Auch jobmäßig kann Peter Wedenig von der Kärntner Arbeitsmarktverwaltung AMS nicht wirklich klagen. 2014 setzte erstmals seit Jahren eine Trendumkehr ein. Der Beschäftigtenstand habe sich nach den Minusjahren ins Positive gedreht. Die wirtschaftliche Erholung der Kärntner Ökonomie ist natürlich trügerisch, denn über allem hängen tief und drohend das Damoklesschwert der Heta und die Milliardenhaftungen des Landes. Niemand mag sich ausmalen, was passiert, wenn Kärnten tatsächlich in die Ziehung käme. Das Bundesland hat bei einem Budget von 2,1 Milliarden Euro Haftungen im Ausmaß von zehn Milliarden Euro ausstehen. Für die Politiker ist es natürlich extrem lähmend – die Bevölkerung, so habe ich den Eindruck, will davon einfach nichts mehr hören, sagt Stainer-Hämmerle. Niemand kann sich die Dimension vorstellen, was passiert, wenn das Land insolvent wird. Das ist jenseits aller Vorstellungskraft. Und deshalb blenden es viele einfach aus. Man interessiert sich jetzt halt mehr dafür, wie lange die Asylzelte in Krumpendorf stehen, sagt die Politologin. Er war kein Schlechter und hat viel für Kärnten getan. Die Finanzkrise lässt für viele zumindest einen klaren Schluss zu: Erwischen tuts halt eh immer nur die Kleinen, sagt Pensionist Eckhard F., der mit seiner Gattin in der Nähe des Rathauses kurz Rast macht. Der Haider hätte wohl dem Wiener Spardiktat standgehalten und es irgendwie geschafft, glaubt Herr F. Er war kein Schlechter und hat viel für Kärnten getan. Und? Was haben wir jetzt?, fragt die Gattin. Viele Ausländer. Des sagen nit nur wir, des sagen ganz, ganz viele Leut. Ein Mann mittleren Alters und im blauen Sakko, der in der Fuzo Richtung Lindwurm schlendert, tönt ähnlich wie das Rentnerpaar. Allein hätte Haider die ganze Sache mit der Hypo sicher nicht machen können. Jetzt ihm allein alles in die Schuhe zu schieben ist wirklich falsch. Alle waren s dabei. Man brauche ja nur schauen, welche Villen rund um die Kärntner Seen in den letzten Jahren entstanden seien und wer sich da plötzlich Grundstücke und Häuser habe leisten können. Wir haben Wohnraum für 1,3 Millionen Menschen in Kärnten bei einer abnehmenden Bevölkerung. Alles Zweitwohnsitze, Spekulationsobjekte, Appartements, sagt Landesrat Holub. Zum numerischen Vergleich: Kärnten zählt gegenwärtig rund 550.000 Einwohner. Auch wenn sich oberflächlich politisch-klimatisch einiges zum Besseren gewendet hat – die Slowenen-Frage etwa ist aus dem politischen Diskurs weitgehend verschwunden –, bleibt Kärnten in der Seele lei ans. Wir haben ja, historisch bedingt, ein sehr nationales Lager in Kärnten. Das macht gut 50 Prozent aus. Und wir haben hier eine eigene Legende des Abwehrkampfes. Ein Reflex. Dieses Klavier konnte Haider gut bedienen, sagt Holub. Kärnten sei nach wie vor empfänglich für solche Melodien. Haiders langjähriger Weggefährte Petzner meint: Wenn ich Spin-Doktor wäre, würde ich bei der Auseinandersetzung Wien gegen Klagenfurt genau diese Karten ausspielen: Wir armen Kärntner – und die Wiener hungern uns aus. Nach dem ähnlichen Muster läuft es auch in Griechenland. Ein Haider hätte in diese Richtung voll aufgegeigt. Wenn man jetzt den Alexis Tsipras anschaut: Ein solcher Populist – wurscht, ob ein rechter oder linker – würde auch in Kärnten funktionieren. Es ist nur keiner in Sicht, schon gar nicht bei den Blauen. Die FPÖ sei, da stimmt Politologin Stainer-Hämmerle zu, zwar in einem katastrophalen Zustand und verfüge zurzeit über keine charismatische Führungspersönlichkeit mehr. Das könne sich aber ändern. Stainer-Hämmerle verweist auf den blauen Bodensatz: Man darf das freiheitliche Lager in Kärnten nie unterschätzen.
5Inland
43-jähriger Isländer war mit Wiener Neustadt abgestiegen, nun folgt er Oliver Glasner im Innviertel nach. Wien/Ried im Innkreis - Die SV Josko Ried hat mit Helgi Kolvidsson ihren neuen Trainer gefunden. Der 43-jährige Isländer, der erst vergangenen Sonntag mit Wr. Neustadt aus dem Fußball-Oberhaus abgestiegen war, hat beim Bundesliga-Club aus Oberösterreich einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Das gab der Verein am Dienstag bekannt. Kolvidsson wird am Donnerstag offiziell präsentiert. Der in Reykjavik geborene Kolvidsson hat als aktiver Fußballer 110 Bundesliga-Spiele für Austria Lustenau und den FC Kärnten absolvierte und war zuletzt als Trainer bei Wiener Neustadt tätig. Bei Ried werden in seinem Trainerteam Thomas Sageder als Co-Trainer und Hubert Auer als Tormann-Trainer arbeiten. Lange und intensive Gespräche Wir hatten sehr lange und intensive Gespräche mit Helgi Kolvidsson. Er zeigte sich über die SV Josko Ried perfekt informiert. Er ist ein absoluter Teamplayer und ein Spielerentwickler, der nicht nur fachlich, sondern auch menschlich höchste Qualitäten hat. Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit, erklärte Rieds Sportmanager Stefan Reiter in einer Aussendung des Vereins. Kolvidsson äußerte sich ebendort folgendermaßen: Ried hat als Verein in den vergangenen Jahren großartig gearbeitet. Die Ziele von Ried und meine Ziele passen von der Konstellation sehr gut zusammen. Ich habe die Mannschaft sehr genau beobachtet. Ein Lob für die Arbeit, die bisher geleistet wurde, sagte der verheiratete Vater von drei Kindern, der auch 30 Spiele für die isländische Nationalmannschaft absolviert hat. Diese Arbeit möchte ich fortsetzen und mit meinen Ideen weiterentwickeln, so der neue SVR-Cheftrainer.
4Sport
Verdächtiger Algerier aus Nordrhein-Westfalen soll auch Kontakte zum IS haben. Berlin – Die Berliner Polizei stellt nach der Aufdeckung einer mutmaßlichen islamistischen Terrorzelle Ermittlungen an über mögliche Verbindungen eines in Nordrhein-Westfalen festgenommenen Algeriers zu den Anschlägen von Paris. Am Freitag veröffentlichte sie ein Foto, das den 34-jährigen Hauptverdächtigen Farid A. mit diversen Waffen zeigt. Das Bild soll im Kampfgebiet von Syrien aufgenommen worden sein. Die Polizei gab an, eines der Bilder zu veröffentlichen, um klarzustellen, weshalb die Behörden den Hinweis in besonderem Maße als ernsthaft einstufen. Der Spiegel berichtete, der Polizei liege ein weiteres Foto vor, auf dem der Mann mit einer Person aus dem Umfeld der Pariser Attentäter zu sehen sei. Er soll auch neben Leichen posieren. Die Berliner Ge neralstaatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn und drei weitere Algerier wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Der 34-jährige Algerier, der am Donnerstag in einer Flüchtlingsunterkunft im sauerländischen Attendorn (Nordrhein-Westfalen) festgenommen wurde, bleibt vorerst in Haft. Das Amtsgericht in Dortmund erließ eine sogenannte Festhalteanordnung gegen ihn und seine 27-jährige Ehefrau. Da in seiner Heimat Algerien ein Haftbefehl vorliegt, könnte ein Auslieferungsverfahren beginnen. Dem Mann wird Mitgliedschaft in der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) vorgeworfen. Am Donnerstag war bei einer bundesweiten Razzia ein weiterer Verdächtiger in Berlin festgenommen worden. Der 49-Jährige stammt ebenfalls aus Algerien; er soll mit gefälschtem französischen Pass eingereist sein, gegen ihn wird nun wegen des Verdachts der Urkundenfälschung ermittelt. Da in Berlin ein Backshop im S-Bahnhof Alexanderplatz und ein Lokal in der Nähe des ehemaligen Grenzübergangs Checkpoint Charlie durchsucht wurden, gab es Spekulationen, dass diese bei Touristen sehr beliebten Plätze Terrorziele sein könnten. Die Polizei bestätigte dies aber nicht. Verfassungschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen sagte: Es gab konkrete Hinweise darauf, dass es Leute in Deutschland gibt, die Planungen verfolgen, Anschläge zu begehen. Aber es gab keinen konkreten Hinweis auf eine konkrete bevorstehende terroristische Straftat.
2International
Im Hamakom-Theater schneidet Toxic Dreams quer durch ein Zinshaus: "It's always sunny in Vienna". Wien – Im Jahr 2070 liegt Österreich dank der Klimaerwärmung wieder am Meer. Sizilien ist wie Atlantis versunken, und der dadurch losgetretene Migrationsstrom in höher gelegene Gefilde hat eine sizilianische Tanzexpertin nach Wien geführt. Sie wohnt nun in einem alten Zinshaus nahe dem Stadtzentrum, wo die Kriminalitätsrate hoch und die Bevölkerungsdichte niedrig ist. Zu den Nachbarn ihres Appartements, in dem ein Tanzandroide den Walzerschritt lehrt, gehören eine bombenbastelnde Revolutionärin, ein sexuell aktives junges Pärchen und – Großkritiker Karl Kraus. Das ist die Pointe: Die räumlich nebeneinander angeordneten Leben finden zu verschiedenen Zeiten statt. Bereitet Karl Kraus in seinen Gemächern anno 1912 eine Eloge auf Nestroy vor, so verdrahtet die Linksradikale im Obergeschoß um 1970 Kabel mit einer Bonbonniereschachtel und diskutiert das junge Paar der Jetztzeit das Parteiprogramm der Grünen. Die Verbindungslinien zwischen den (Selbst-) Gesprächen bleiben in Its always sunny in Vienna von Toxic Dreams aber hauchdünn. Dabei wäre die Simultaneität des Ungleichzeitigen ein wirkungsvolles Instrument zur gegenseitigen Bespiegelung (siehe z. B. Jon Fosses Stück Schlaf): Welches Echo ergibt das Gesagte 150 Jahre später im Zimmer nebenan? Diese Spuren versanden in Yosi Wanunus Inszenierung komplett. Im Hamakom-Theater, wo ein Wohnungsgeviert mit aufgemalten Möbeln bis zur Decke aufragt (Bühne: Andreas Strauss), klaffen die Spielstile auseinander, die Szenen vermögen allein für sich zu stehen, was dem Unternehmen den Wind aus den Segeln nimmt. Denn die – von Georges Perecs Roman Das Leben Gebrauchsanweisung (1978) inspirierte – Historie eines Zinshauses wäre gewiss schön anzuschauen.
8Kultur
Sicherheitsrat legt Bedingungen für Verhandlungen fest – IS und Al-Nusra-Front von Feuerpause ausgenommen. New York – Der UNO-Sicherheitsrat hat sich am Freitag einstimmig hinter die Waffenruhe für Syrien gestellt, die um 23.00 Uhr in Kraft treten sollte. In einer Resolution wurden auch die Bedingungen für Friedensgespräche festgelegt. Die Gespräche im schweizerischen Genf sollten am 7. März fortgesetzt werden, teilte der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, am Freitag mit. Voraussetzungen seien, dass die unter UNO-Vermittlung vereinbarte Feuerpause eingehalten werde und dass weitere Hilfslieferungen ermöglicht würden. Von der Waffenruhe ausgenommen sind Angriffe gegen die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), die Al-Kaida-nahe Al-Nusra-Front und mit ihr verbündete islamistische Milizen. Der UNO-Sicherheitsrat forderte die Konfliktparteien am Freitag zur Einhaltung der Waffenruhe auf. Eine von Russland und den USA eingebrachte entsprechende Resolution nahm das Gremium einstimmig an. Darin wurde erneut eine Einstellung der Kampfhandlungen verlangt. Die jüngsten Verhandlungen über einen politischen Prozess in Genf waren ohne einen neuen Termin beendet worden. Bisherige Pläne für einen Weg aus dem Konflikt in Syrien sehen eine Übergangsregierung, die Erarbeitung einer neuen Verfassung und Neuwahlen vor. (APA, 26.2.2016)
2International
4:0 und Platz drei für die Citizens, Arnautovic nach 75 Minuten ausgetauscht. Manchester – Manchester City hat seine Generalprobe vor dem Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid erfolgreich bestritten. Gegen Stoke City und Marko Arnautovic hatten die Citizens am Samstag beim 4:0 (2:0) einen angenehmen Nachmittag. In der Tabelle bringt das vorerst einmal Rang drei ein, Arsenal kann allerdings mit einem Erfolg am Sonntag bei Sunderland wieder vorbeiziehen. Fernando (35.), der argentinische Fußball-Nationalspieler Sergio Aguero (43./Foulelfmeter) mit seinem 23. Saisontreffer und Kelechi Iheanacho (64.,74.) waren für die Gastgeber erfolgreich. Der 19-jährige Iheanacho hatte auch den Elfer herausgeholt. Arnautovic wurde in der 75. Minute ausgewechselt, Stoke ist Zehnter.
4Sport
"Nu Couche" wechselte für mehr als 170 Millionen Dollar den Besitzer. New York – Ein Gemälde von Amedeo Modigliani hat am Montagabend bei einer Auktion in New York für 170,4 Millionen Dollar (158 Millionen Euro) den Besitzer gewechselt. Das sei für ein Werk des italienischen Malers ein Rekord, berichtete die New York Times. Nu Couche, ein weiblicher Akt, entstand zur Zeit des Ersten Weltkriegs. Das Pop-Art-Werk Nurse (Krankenschwester) des US-amerikanischen Malers Roy Lichtenstein aus den 1960er-Jahren erzielte bei der Auktion 95,4 Millionen Dollar.
8Kultur
Beben der Stärke 6,5 erschüttert arme Region im Westen des Landes. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
1Panorama
Golden State auch nach 16. Saisonspiel makellos – Bryant stellte schlechteste Wurfleistung seiner 20-jährigen Karriere ein. Oakland (Kalifornien) – Die Golden State Warriors haben einen Startrekord in der NBA aufgestellt. Mit dem 111:77 gegen die Los Angeles Lakers feierte das Team um den überragenden Stephen Curry am Dienstagabend im heimischen Oakland seinen 16. Sieg im 16. Saisonspiel. Der NBA-Meister aus Kalifornien verbesserte damit die Bestmarke, die bisher die Washington Capitals (1948/49) und die Houston Rockets (1993/94) gehalten hatten. Curry war gegen die Lakers mit 24 Punkten erneut bester Werfer der Warriors. Auch für den alternden Lakers-Star Kobe Bryant war der Abend gewissermaßen historisch. Mit nur einem Treffer aus 14 Würfen aus dem Feld stellte der 37-Jährige die schlechteste Wurfleistung seiner 20-jährigen NBA-Karriere ein – in Spielen, in denen er zumindest fünf Versuche verzeichnete. Mit einem 16:0 in die Saison zu starten, was noch niemand zuvor geschafft hat, ist schon cool. So wollen wir weitermachen, sagte Warriors-Superstar Stephen Curry. Für Golden State war es der 43. Heimsieg in Folge mit mindestens 100 Punkten. Dies hatten zuletzt die Denver Nuggets in der Saison 1990/91 geschafft. Setzen die Warriors ihren Siegeszug fort, könnten sie auch die bislang beste Saisonbilanz knacken. 1995/96 gewannen die Chicago Bulls um Basketball-Legende Michael Jordan 72 Spiele und kassierten nur zehn Niederlagen. Teil dieses Teams war auch Warriors-Cheftrainer Steve Kerr, der wegen Rückenproblemen seit Saisonbeginn von seinem Assistenten Luke Walton vertreten wird. (APA/sid, 25.11.2015) NBA-Ergebnisse vom Dienstag: Atlanta Hawks – Boston Celtics 121:97Washington Wizards – Indiana Pacers 106:123Memphis Grizzlies – Dallas Mavericks 110:96Denver Nuggets – Los Angeles Clippers 94:111Portland Trail Blazers – Chicago Bulls 88:93Golden State Warriors – Los Angeles Lakers 111:77
4Sport
Ausgleichszahlungsfonds wird mit 1,2 Milliarden Euro befüllt – Ab Montag Verhandlungen in Wien mit "weiteren Schritten in Richtung Angebotslegung". Klagenfurt/Wien – Nach stundenlangen Beratungen in der Kärntner Landesregierung mit mehreren Unterbrechungen und der Beiziehung verschiedener Experten ist am Freitagabend der voraussichtlich letzte politische Beschluss im Land Kärnten für das Rückkaufangebot an die Heta-Gläubiger gefasst worden. Die Koalitionspartner SPÖ, ÖVP und Grüne sowie das Team Stronach akzeptierten die Bedingungen für den Kredit über 1,2 Milliarden Euro. Gegen dessen Aufnahme stimmte der freiheitliche Vertreter in der Landesregierung, Landtagsabgeordneter Christoph Staudacher, der Landesrat Christian Ragger vertrat. Mit den 1,2 Milliarden Euro wird der Kärntner Ausgleichszahlungsfonds befüllt, der das Angebot zum Rückkauf von landesbehafteten Heta-Papieren legen soll. Zu den 1,2 Milliarden Euro, die das Land Kärnten über die Bundesfinanzierungsagentur OeBFA finanziert, kommt ein weiterer Beitrag des Bundes in noch unbekannter Höhe. Dieser zweite Beitrag, den die ABBAG ebenfalls über die OeBFA finanziert, bemisst sich an den zu erwartenden Erlösen aus der Verwertung der Hypo-Abbaugesellschaft Heta. Ob der Plan, das Rückkaufangebot noch heuer zu legen, umgesetzt wird, ist offen. Involvierte Personen hatten gegenüber der APA Zweifel geäußert, ob sich das ausgehen werde. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sagte nach der Regierungssitzung auf diese Frage vor Journalisten, dass dies nun außerhalb seiner Einflusssphäre sei. Die Verhandlungen gehen ab Montag in Wien auf Expertenebene weiter, wo weitere Schritte in Richtung Angebotslegung gemacht werden. Jedenfalls gelte: Gründlichkeit und Sorgfalt gehen vor Schnelligkeit. Die Gläubiger seien keine Unmenschen, sie hätten klare Richtlinien zu befolgen. Ein gutes Angebot wird einer sorgfältigen Prüfung unterzogen werden. Davon wird es abhängen, ob die kritische Menge einer Zweidrittelmehrheit zustande kommt.
3Wirtschaft
US-Fernsehstar: Mutmaßliches Opfer soll gegen Schweigeklausel verstoßen haben. Los Angeles – Der mit einem Sexskandal konfrontierte US-Fernsehstar Bill Cosby ist zum Gegenangriff übergegangen. Cosbys Anwälte warfen den Medien am Mittwoch vor, den Schauspieler als Vergewaltiger abzustempeln. In einem vor zwei Wochen öffentlich gewordenen Vergleich zu Missbrauchsvorwürfen habe Cosby lediglich zugegeben, wie viele andere in den 70er-Jahren im Sexleben zu Drogen gegriffen zu haben. Der Sex sei immer im beiderseitigen Einverständnis erfolgt, die Medien hätten aber den Eindruck einer Vergewaltigung erweckt. In den am Dienstag vor einem Gericht in Philadelphia eingereichten Dokumenten wirft Cosby außerdem einer Frau vor, gegen die Schweigeklausel des Vergleichs verstoßen zu haben. Die New York Times hatte kürzlich aus zehn Jahre alten Gerichtsunterlagen des Falls zitiert. Demnach hatte Cosby damals eingeräumt, einer Frau im Jahr 1976 vor dem Sex das Beruhigungsmittel Quaaludes verabreicht zu haben. In den vergangenen Monaten hatten mehr als 30 Frauen dem mit der Sitcom The Cosby Show weltbekannt gewordenen Schauspieler sexuelle Vergehen bis hin zur Vergewaltigung vorgeworfen, die teils mehrere Jahrzehnte zurückliegen. Cosbys Anwältin Monique Pressley bekräftigte am Mittwoch im Fernsehsender ABC, dass der Schauspieler die Anschuldigungen zurückweise. Die schiere Zahl der Menschen, die eine bestimmte Sache sagen, macht diese noch nicht wahr.
1Panorama
Ermittlungen nach Verbotsgesetz, Waffengesetz und wegen schwerer Nötigung und Körperverletzung. Graz – Gegen den Wirt eines Biker-Lokals in Spielfeld, den die Grazer Grüne Tina Wirnsberger und die Anwältin und Vorstandschefin der Grazer Grünen, Susanna Ecker, angezeigt haben, wird ermittelt. Die Grazer Staatsanwaltschaft bestätigte in einem Schreiben, dass Verstöße gegen das NS-Verbotsgesetz und das Waffengesetz geprüft werden und wegen schwerer Nötigung und Körperverletzung ermittelt wird. Der Beschuldigte soll Flüchtlinge mit einer Schrotflinte bedroht und einen Demonstranten mit Pfefferspray attackiert haben.
5Inland
Frau starb in israelischer Klinik, Mann in Bukarest. Bukarest – Zehn Tage nach dem verheerenden Brand im Bukarester Musikclub Colectiv ist die Zahl der Toten auf 47 gestiegen. Eine Frau starb am Montag in einer Klinik in Israel, wohin sie Tage vorher verlegt wurde, ein Mann erlag seinen Verletzungen in Bukarest. Weil es in Rumänien zu wenig Spezialbetten für Brandverletzte gibt, waren in den vergangenen Tagen 35 Patienten ins Ausland – auch nach Wien – gebracht worden. In Rumänien lagen am Montag noch 72 Verletzte der Brandkatastrophe in Krankenhäusern, teilte das Gesundheitsministerium in Bukarest mit. Das Unglück war Anlass für heftige Straßenproteste, in deren Folge Ministerpräsident Victor Ponta zurücktrat. Viele Rumänen machen Korruption und damit die Regierung für das Unglück verantwortlich. Der Brand brach Ermittlern zufolge wegen einer Feuerwerksshow aus, für die der Club keine Genehmigung hatte.
1Panorama
Granaten schlugen in der Nähe der Universität ein. Damaskus – Bei einem Granatenangriff auf Syriens Regimehochburg Latakia sind nach Regierungsangaben mindestens zwölf Menschen ums Leben gekommen. 57 Menschen seien verletzt worden, als zwei Geschosse in der Nähe der Tischrin-Universität eingeschlagen seien, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Sana am Dienstag. Bilder des Staatsfernsehen zeigten zerstörte und brennende Autos. Sana machte Terroristen für den Beschuss verantwortlich. Die am Mittelmeer gelegene Stadt Latakia ist bisher vom Bürgerkrieg weitestgehend verschont geblieben. Sie gilt neben Damaskus als wichtigste Bastion des Regimes. Russlands Luftwaffe nutzt Latakia als Basis für Angriffe in Syrien. Nordöstlich der Stadt versuchen Rebellen bisher erfolglos, in das Küstengebiet vorzustoßen.
2International
Band bezeichnet "The Hit & Run Album" als "super experimentell". New York – US-Musiker Prince kommt mit einem neuen Album auf den Markt. Das Werk mit dem Titel The Hit & Run Album wurde am Freitag von Mitgliedern seiner Band 3rdEyeGirl beim Sender BBC Radio 6 Music als super experimentell vorgestellt. Es werde bald in den Handel kommen und den Funksong Hardrocklover enthalten, den Prince erst kürzlich im Internet veröffentlichte. 3rdEyeGirl, ein Frauentrio, spielte mit Prince eines seiner beiden im vergangenen Jahr herausgebrachten Alben ein. Das The Hit & Run Album wurde von Prince und Joshua Welton geschrieben, der mit dem Band-Mitglied Hannah Ford Welton verheiratet ist und Prince Soloalbum Art Official Age (2014) koproduzierte. Das neue Album sei für die Fans, die hören wollen, was Prince zu sagen hat, statt immer wieder den klassischen Purple Rain-Sound hören zu wollen, hieß es von Seiten der Band, der neben Welton, Donna Grantis und Ida Nielsen angehören. Mit seinen beiden Alben im vergangenen Jahr kehrte der 57-Jährige zur Plattenfirma Warner zurück, von der er sich fast zwei Jahrzehnte zuvor wegen eines Streits um Urheberrechte getrennt hatte. (APA, 25.7.2015)
8Kultur
Nur sechs Wochen zuvor stach psychisch kranker Mann 29-Jährige nieder – Frau lebensgefährlich verletzt. Wien – Ein psychisch kranker Mann, der am 6. August in der medizinischen Bibliothek des Wiener Allgemeinen Krankenhauses (AKH) eine Studentin mit einer Glasflasche attackiert und schwer verletzt hat, ist ein gefährlicher Serientäter. Sechs Wochen zuvor hatte der 33-Jährige in Wien-Neubau einer jungen Frau mehrere Messerstiche versetzt. Sie wurde lebensgefährlich verletzt. Die 29-jährige Frau befand sich am frühen Morgen des 21. Juni am Heimweg von einer Geburtstagsfeier, als ihr am Siebensternplatz ein völlig unbekannter Mann nachlief und ihr ohne ersichtlichen Grund von hinten ein Messer in einer Tiefe von zehn Zentimetern in den Rücken stach. Weil er von zwei des Weges kommenden Passanten abgelenkt wurde, gelang der Akademikerin zunächst die Flucht. Der Angreifer holte sie jedoch wieder ein und versetzte ihr in der Kirchengasse weitere Messerstiche, wobei ein Stich die rechte Niere beschädigte, was eine Blutung aus einem Schlagaderast in die hintere Bauchwand zur Folge hatte. Daneben fügte er ihr Verletzungen am rechten Schlüsselbein und am Scheitel sowie Schnittwunden an der rechten Halsseite zu. Die Schwerverletzte konnte sich mit letzter Kraft in ihre nahe gelegene Wohnung schleppen und dort Hilfe holen. Nur durch die rasche ärztliche Versorgung mit Verschluss des Schlagaderastes konnte gerade noch ein ansonsten zu erwartender Verblutungstod verhindert werden, heißt es im gerichtsmedizinischen Gutachten, das im Auftrag der Staatsanwaltschaft eingeholt wurde.
1Panorama
IS-Terroristen bekennen sich zu Anschlag mit vier Toten in Sanaa. Aden – In die jemenitischen Regierungstruppen werden Milizen aufgenommen, die an ihrer Seite gegen die schiitischen Houthi-Rebellen kämpfen. Der Oberste Verteidigungsrat der jemenitischen Exil-Regierung beschloss dies am Dienstag in Saudi-Arabien, wie die regierungstreue Nachrichtenagentur Saba berichtete. Bei dem Treffen unter Vorsitz von Exil-Präsident Abd-Rabbu Mansour Hadi sei der mutige Beitrag zur Verteidigung der Heimat durch die Milizen des sogenannten Volkswiderstandes gewürdigt worden, einem Zusammenschluss von für Autonomie kämpfenden Gruppen aus dem Süden. Die Kämpfe in dem Land dauerten indes rund um die Hafenstadt Aden im Süden an. Sunnitische Regierungstruppen konnten dort schiitische Rebellen weiter zurückdrängen, nachdem diese die Stadt bereits aufgeben mussten. Auch die von Saudi-Arabien geführte Koalition unterstützte die Regierungstruppen erneut mit Luftangriffen. Nach Angaben aus Militärkreisen kamen aufseiten der schiitischen Rebellen zwölf Menschen ums Leben, auf der Gegenseite drei. In der Hauptstadt Sanaa, die von den Rebellen gehalten wird, starben laut Augenzeugen und Ärzten zudem vier Menschen bei einem Autobombenanschlag, zu dem sich die Jihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) bekannte. Der Anschlag ereignete sich in der Nähe einer schiitischen Moschee.
2International
Zum Welttag der Suizidprävention ist es Zeit, das alte Dogma "Über Suizide schreibt man nicht" zu verwerfen. Denn erst Ausnahmen von dieser Regel führen zu Nachahmungen – und wer über Suizidalität dann schweigt, wenn sie nicht sensationell ist, stigmatisiert die Betroffenen weiter. Halbwissen ist oft gefährlicher als Nichtwissen. Werther-Effekt? Ja ja, schon mal gehört: Wird über einen Suizid berichtet, töten sich in der Folge mehr Menschen selbst. So wie damals, als Goethes Briefroman Die Leiden des jungen Werthers erschien. Also: Über Suizide wird nicht berichtet. Stimmt. Fast. Der 10. September ist Welttag der Suizidprävention. Wenn es darum geht, Suizide zu verhinden, müssen auch wir Journalisten unsere Verantwortung wahrnehmen – das bedeutet in diesem Fall, sich vom alten Stehsatz Über Suizide schreibt man nicht zu verabschieden. Das Dogma des Schreibverbots hält sich unter Journalisten. Dabei gibt es drei gute Gründe dafür, es aus den Redaktionen zu verbannen. Eines nach dem anderen. Tatsächlich führen bestimmte Medienberichte über Suizide zu Nachahmungen. Menschen in Krisen befinden sich oft in einer Phase quälender Orientierungslosigkeit, wie es im Leitfaden zur Berichterstattung über Suizid des Wiener Kriseninterventionszentrums heißt. Wenn man über Suizid schreibt, ist allerdings das Wie von weitaus größerer Bedeutung als das Ob. Viele Medienberichte über Suizide haben keinerlei messbare Auswirkung auf die Suizidstatistik. Manche Berichte treiben die Zahl der Suizide in die Höhe – und viele können Suizide verhindern. Vor allem in Wien wird zu diesem Thema seit Jahrzehnten intensiv geforscht. Gut bekannt ist die Studie zu den Wiener U-Bahn-Suiziden: Als sich Anfang der 1980er immer mehr Personen in U-Bahn-Stationen selbst töteten, überzeugten Wiener Wissenschafter die großen Tageszeitungen davon, die Berichterstattung massiv zurückzufahren. Die Folge war ein deutlicher Rückgang der U-Bahn-Suizide. Seitdem hat sich in der Forschung einiges getan: Wiener Wissenschafter (einige davon haben schon in den 80ern an der erwähnten Studie mitgearbeitet) haben 2010 im British Journal of Psychiatry einen Artikel veröffentlicht, in dem sie Medienberichte analysierten und mit der amtlichen Sterbestatistik in Zusammenhang setzten. Das Ergebnis dieser und vieler anderer Studien krempelt das Dogma Über Suizide schreibt man nicht gewaltig um. Die Forscher haben den untersuchten Artikeln Eigenschaften zugewiesen: Wurde die Suizidmethode erwähnt? War der Text mit einem Foto illustriert? Wurde der Suizid vereinfacht begründet (zum Beispiel: Selbstmord wegen Liebeskummer)? Diese Eigenschaften wurden als harmful, schädlich, eingeordnet. Umgekehrt codierten die Autoren auch protective items: Wurde eine Expertin oder ein Experte zitiert? Wurden Hilfsangebote für Menschen in Krisen angeführt? Die Rolle der Journalisten präsentiert sich im Licht aktueller Studien weitaus vielschichtiger, als es der viel zu einfache Stehsatz des Berichtsverbots vermuten ließe: Je nachdem, wie über einen Suizid berichtet wird, können Medien die Zahl der Nachahmungssuizide steigern – oder senken. Jetzt könnte man sagen: Berichten wir am besten gar nicht, dann können wir nichts falsch machen. Dieser Zugang hat nur einen großen Haken. Denn der Stehsatz Über Suizid berichten wir nicht funktioniert nicht lückenlos. Und er filtert genau die falschen Berichte heraus. Etwa drei Personen töten sich jeden Tag in Österreich selbst, über die allerwenigsten liest man in der Zeitung. Zu Recht, im Sinne der Zurückhaltung, allerdings meistens nicht aus Verantwortungsbewusstsein, sondern weil ein so alltäglicher Tod eben keine Geschichte ist. Aber ein Prominenter? Na ja, das können wir doch nicht verschweigen! Und weil wir ja normalerweise nicht über Suizide berichten, wissen wir jetzt nicht, wie wirs richtig machen. Dann wird im Boulevard über mehrere Tage im Detail ausgeschlachtet, wie Robin Williams gestorben ist. Oder wie genau Ludwig Hirsch starb, nacherzählt aus seiner Perspektive. Das Bitter-Ironische: In der Statistik messbare Nachahmungen sind hauptsächlich bei Prominenten feststellbar – wohl, weil sich die Menschen gerne mit ihnen identifizieren. Wird der Suizid einer unbekannten Person nicht gerade pathetisch und detailreich nacherzählt, ist die Identifikationsgefahr gering. Wir müssen – als Gesellschaft – über Suizid sprechen. Jedes Jahr töten sich in Österreich 1.200 bis 1.300 Menschen selbst. Suizid ist kein Thema, über das man schweigen kann. Jeder dieser Menschen hatte Freunde, Familie, Kollegen. Das sind viele tausend neue Betroffene, jedes Jahr. Weil die Selbsttötung ein Tabu ist, leiden sie noch stärker. Und wer an Suizid denkt, ist umso gehemmter, darüber zu sprechen. Dabei wäre genau das ein so wichtiger erster Schritt in der Prävention. Wie also berichten? Detaillierte Empfehlungen finden sich im erwähnten Leitfaden. Kernpunkt bleibt: Zurückhaltung. Richtige Suizidberichterstattung ist nicht einfach: Einerseits soll der Tod nicht vereinfacht erklärt werden – ein Suizid ist immer die Folge einer Vielzahl komplex zusammenspielender Probleme –, andererseits soll die individuelle Situation nachvollziehbar sein. Schnellschüsse wie Selbstmord wegen Geldnot! fallen also durch. Genauso soll der Suizid nicht moralisch verurteilt werden. Das passiert in vielen Fällen ganz unbewusst. Dauernd Suizid zu schreiben ist kein schöner Stil und widerspricht der reinen Schule gegen die Wortwiederholung. Der Begriff Selbstmord aber macht Betroffene zu Tätern und verstärkt das Stigma, unter dem auch die Angehörigen von Verstorbenen leiden. Umgekehrt suggeriert das Wort Freitod eine Freiheit, die in den allermeisten Fällen nicht vorherrscht: Suizidale Menschen sind alles andere als frei; sie sind gefangen in einer Abwärtsspirale, aus der sie meist nur mit fremder Hilfe ausbrechen können. Wie oben erwähnt können Medien Nachahmungssuizide auch verhindern. Etwa indem auf Kontaktstellen für Hilfesuchende aufmerksam gemacht wird. Oder indem Mythen über Suizide bewusst angesprochen und widerlegt werden. Nein, wer ankündigt, sich selbst zu töten, bettelt nicht nur um Aufmerksamkeit, sondern ist tatsächlich in akuter Gefahr. Circa 80 Prozent jener Personen, die Suizid begehen, haben das vorher angekündigt. Apropos Mythen: Die Suizidwelle nach dem Erscheinen des Werthers konnte letztlich nie nachgewiesen werden. Gut erforscht ist hingegen, dass nach sensationsträchtigen Berichten in Massenmedien die Suizidzahlen steigen – und das Aufzeigen von Alternativen viele Menschen davon abhält, sich selbst zu töten. Schreiben wir also über Suizid und über Suizidalität. Schreiben wir über eine der häufigsten Todesursachen weltweit, aber schlachten wir nicht die Details von Einzelfällen aus. Berichten wir – das hat sich in der aktuellen Forschung als besonders wirkungsvoll in der Verhütung von Selbsttötungen erwiesen – über Menschen, die eine Krise überwunden haben. Verzichten wir auf sensationelle Berichte, und üben wir uns in Zurückhaltung bei Details. Wir erreichen täglich Millionen Menschen, also nehmen wir unsere Verantwortung wahr.
6Etat
Unternehmen rät zu Umstieg auf HTML5. Für Microsofts Flash-Alternative Silverlight naht das Aus. Wie das Unternehmen bekannt gab, wird die Technologie vom neuen Browser Edge nicht unterstützt werden. Auch mit ActiveX wird das Surftool nicht umgehen können. Den Schritt argumentiert Microsoft mit dem zunehmenden Aufkommen tauglicher und sicherer Alternativen auf Basis von HTML5. Dementsprechend rät man Webseitenbetreibern, die Silverlight einsetzen, einen Umstieg auf andere DRM-taugliche Gerüste. Als beste Crossplattform-Lösung empfiehlt man CENC. Keine Änderungen diesbezüglich gibt es beim Internet Explorer 11, der parallel zu Edge erhalten bleiben wird. Dieser kann auch unter Windows 10 weiterhin mit ActiveX und Silverlight umgehen. Auch Standalone-Apps, die darauf aufbauen, bleiben ausführbar. Nichtsdestotrotz ist der Schritt mit Edge unmissverständlich als Abschied zu werten. Es gibt nur noch wenige Webseiten, die Silverlight nutzen und das letzte große Versionsupdate für die Runtime ist 2011 erschienen.
0Web
Kein Gegenkandidat – Reformprozess "Neustart" nach Wahlverlusten ausgerufen. Linz – Die oberösterreichische SPÖ wird bei ihrem Landesparteitag am Samstag aller Voraussicht nach ihren bisherigen Vorsitzenden Reinhold Entholzer im Amt bestätigen. Einen Gegenkandidaten gibt es trotz der Wahlschlappe im Herbst nicht. Ob der bis dahin wohl gekürte rote Präsidentschaftskandidat einen Auftritt vor den 314 Delegierten im Linzer Design Center haben wird, blieb vorerst offen. Auch wenn an der Parteispitze alles beim Alten bleibt, so will sich die Landespartei doch erneuern: Auf inhaltlicher Ebene hat sie den Reformprozess Neustart ausgerufen. Es soll zumindest rascher abgeschlossen werden als das 2009 – ebenfalls nach Wahlverlusten – gestartete Projekt Morgen.Rot. Unter anderem will die SPÖ ihre interne Kommunikation verbessern und möglichst alle unterschiedlichen Gruppen einbinden. Insgesamt arbeitet die Partei an einer schlankeren Organisationsstruktur, die bis Ende Juni 2016 umgesetzt werden soll. Hinter den Reformen steht nicht nur der Versuch, zeitgemäßer zu werden, sondern auch Sparzwang, der sich nach der Landtagswahl am 27. September noch einmal verschärft hat. Eine Neuerung, die bereits am Parteitag umgesetzt wird, betrifft die Zahl der stellvertretenden Vorsitzenden: Waren es bisher 15 – bzw. seit dem Tod von Barbara Prammer 14 -, so will man künftig mit vier auskommen. Als Vizes sollen Frauenvorsitzende Sabine Promberger, die dritte Landtags-Präsidentin Gerda Weichsler-Hauer, der Linzer Bürgermeister Klaus Luger sowie Infrastrukturminister Alois Stöger, der bald das Sozialressort vom erwarteten Präsidentschaftskandidaten Rudolf Hundstorfer übernehmen soll, gewählt werden.
5Inland
Ab Dienstag kommt es zu dichten Wolken, Mitte der Woche gibt es Schnee- und Graupelschauer. Wien – Nach einem sonnigen Wochenstart wird es am Dienstag zum Teil bis in die Niederungen herab winterlich. Laut Prognose der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) folgen dann Schnee- bzw. Schneeregen und teilweise wieder Sonne. Die Wetter-Wochenübersicht im Detail: Restwolken im Bergland sowie ein paar Nebel- oder Hochnebelfelder machen am Montag tagsüber nach und nach überall der Sonne Platz und es wird verbreitet sonnig. Es weht schwach bis mäßiger, nach Osten zu teils auffrischender Wind aus Nordwest bis Ost. Die Frühtemperaturen liegen bei minus fünf bis plus drei Grad, die Tageshöchsttemperaturen bei fünf bis zehn Grad. Von Nordosten her breiten sich am Dienstag dichte Wolken, Regen und Schneefall auf weite Teile des Landes aus. Die Schneefallgrenze liegt meist zwischen 300 und 800 Metern Seehöhe. Am längsten freundlich bleibt es im Süden und ganz im Westen. Hier gibt es auch nur wenig Niederschlag. Am späteren Nachmittag kann es im Nordosten und ganz im Osten auflockern. Im Süden weht der Wind schwach, sonst mäßig, im Osten auch lebhaft aus West bis Nord. Die Temperaturen in der Früh liegen bei minus fünf bis plus zwei Grad, die Höchsttemperaturen des Tages bei zwei bis acht Grad. Am Mittwoch sind meist viele Wolken anzutreffen, dazu gehen einige Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer nieder. Tagsüber handelt es sich unterhalb von 300 bis 700 Metern Seehöhe auch um Regenschauer. Zum Abend hin werden die Schauer dann seltener. Die Sonne zeigt sich eher nur zwischendurch. Der Wind kommt schwach bis mäßig, im Alpenvorland teilweise lebhaft aus Nord bis Südost. Am Morgen umspannen die Temperaturen minus vier bis plus zwei Grad, tagsüber zwei bis acht Grad. Am Donnerstag ist mit recht sonnigem Wetter zu rechnen. Einzig im Süden und Südosten hält sich noch hochnebelartige Bewölkung, die erst am Nachmittag stellenweise langsam aufbricht. Der Wind weht schwach bis mäßig aus variablen Richtungen. Die Frühtemperaturen liegen zwischen minus sieben und plus drei Grad, die Nachmittagstemperaturen zwischen fünf und 13 Grad. Im Westen, Süden und Südosten scheint am Freitag von einzelnen kurzlebigen Nebelfeldern abgesehen oft die Sonne. Im übrigen Österreich ist es nur während der ersten Tageshälfte sonnig. Dann tauchen hier von Norden her immer mehr Wolken auf. Der Wind kommt schwach bis mäßig, im Norden und Osten ab Mittag lebhaft aus Südwest bis Nord. Die Tiefsttemperaturen betragen minus sieben bis plus zwei Grad, die Höchsttemperaturen sieben bis 14 Grad.
1Panorama
In Bayerns Hauptstadt wollten offenbar IS-Terroristen in der Silvesternacht Anschläge verüben. Ausländische Geheimdienste warnten. Gesucht wird nach Verdächtigen aus Syrien und dem Irak. Ein Neujahrsvormittag am Münchner Hauptbahnhof: Die einen stecken noch in der Silvesterpartynacht fest, die anderen sind schon ganz im neuen Jahr angekommen und ziehen das Rollköfferchen Richtung Gleise. Die Züge fahren pünktlich. Nur die Gegenwart der patrouillierenden Polizisten sind Zeichen dafür, dass diese Silvesternacht in München keine gewöhnliche war. Nach einer Terrorwarnung befreundeter Geheimdienste waren am Silvesterabend sowohl der Münchner Hauptbahnhof als auch der Bahnhof Pasing geräumt worden. Es gab einen sehr konkreten Hinweis, sagte der Münchner Polizeipräsident Hubertus Andrä in einer eilig anberaumten Pressekonferenz am Freitag: Am Silvesterabend sei um 19.40 Uhr eine Terrorwarnung eingelangt – wohl vom französischen Geheimdienst: Fünf bis sieben Terroristen wollten sich demnach mutmaßlich am Hauptbahnhof und am Bahnhof München-Pasing, der immerhin der drittgrößte in ganz Bayern ist, in die Luft sprengen, jeweils zu zweit. Das Ganze sollte um Mitternacht geschehen, so Andrä. Die Terrorpläne werden dem Islamischen Staat (IS) zugeschrieben. Es blieb nicht viel Zeit, gerade einmal vier Stunden. Beide Bahnhöfe wurden schnellstens evakuiert, der Zugverkehr umgeleitet, viele S-Bahnen fuhren nicht. 550 Polizisten aus ganz Bayern waren im Einsatz. Gefasst wurde aber niemand. Am Neujahrstag gegen 3.30 Uhr wurden die betroffenen Bahnhöfe dann wieder geöffnet, die Züge konnten weiterrollen. Das ist das bisher gute und gleichwohl ernüchternde Ergebnis dieser dramatischen Stunden. Die intensiven Ermittlungs- und Kontrollmaßnahmen, so Andrä, haben zu keinerlei Konkretisierung der Informationen geführt. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte noch in der Nacht, die Einschätzung der Gefährdung sei vergleichbar mit jener unmittelbar vor dem Fußballspiel in Hannover gewesen, das im November nach den Paris-Anschlägen kurzfristig abgesagt worden war. Wurde ein womöglich furchtbarer Anschlag vereitelt? Keiner weiß am 1. Jänner 2016 Genaueres dazu zu sagen, die Polizei gibt nur spärliche Informationen. Die fünf bis sieben mutmaßlichen Terroristen stammen demnach aus dem Irak und aus Syrien. Etwa die Hälfte von ihnen seien mit Namen und anderen Personendaten identifizierbar, so Andrä. Und: Ob es diese Personen überhaupt gibt, wissen wir nicht. Viele Fragen bleiben vorerst offen. Die vorhandenen Angaben zu den Personen seien allerdings so konkret, dass wir Personen identifizieren könnten, meinte Andrä. Nun würden alle Datenbestände durchforstet. Einer der Hinweise stammt nach Medienberichten aus dem Irak. Der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) habe den Hinweisgeber dort selbst befragen können, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Fast gleichzeitig gab Herrmann vorerst Entwarnung: Die Lage hat sich wieder etwas entspannt, nachdem heute Nacht Gott sei Dank kein Anschlag verübt wurde. Wir haben in etwa wieder die Lage wie zuvor. In der Stadt selbst und auf die vielen Silvesterpartys haben die Terrorwarnungen und Bahnhofssperrungen offenbar kaum Auswirkungen gehabt. Ich sehe, dass ausgiebig gefeiert wurde, kommentierte Andrä. Es habe zwar besorgte Anrufe gegeben, viele Bürger hätten sich über die Facebook- und Twitter-Accounts der Polizei informiert. Abgesagt oder unterbrochen wurde aber nichts. Auch bei dem alternativen Tollwood-Festival auf der Theresienwiese feierten Tausende. Die Polizei beschränkte ihre Aktionen auf die zwei Bahnhöfe – chirurgische Eingriffe seien das laut dem Polizeipräsidenten gewesen. Obwohl alles ruhig abgelaufen ist und keine Panik aufkam, kursierten in München am Freitag Mutmaßungen, Gerüchte und Spekulationen. Bestätigt wurde von der Polizei, dass es schon eine Woche zuvor konkrete Hinweise auf eine Terrorbedrohung gegeben hatte – offenbar durch den US-Geheimdienst. Der Polizeipräsident machte klar: Ohne die erste Warnung wäre die zweite anders beurteilt worden, und es hätte den Terroralarm in der Silvesternacht nicht gegeben. Berichten, dass kürzlich in München zwei IS-Gefährder festgenommen worden seien, widersprach die Polizei. Den Münchnern empfahl Andrä: Die Leute sollen jetzt weiter so leben, wie sie es gewohnt sind, und ihrem Vergnügen nachgehen.
2International
In Österreich noch keine Netzsperren für populärste Seite, die unter den100 meistbesuchten Seiten weltweit ist. Sie gehören zu den beliebtesten Seiten im Netz – und sind der Erzfeind Hollywoods: Sogenannte Torrent-Webseiten generierten auch 2015 enorme Mengen an Aufrufen. Nutzer können dort Torrent-Dateien zu gewünschten Inhalten herunterladen. Dabei handelt es sich nicht um den Film, die Software oder das Musikalbum an sich. Vielmehr können mit der Torrent-Datei die begehrten Inhalte in Tauschbörsen gefunden und dort heruntergeladen werden. Webseiten wie KickassTorrents oder Pirate Bay stellen also keine Inhalte selbst zur Verfügung, sind aber quasi die Speisekarten der Tauschbörsen. Die beliebteste Website in diesem Bereich war heuer erneut Kickasstorrents (Kat) , dass sogar in den 100 meistbesuchten Seiten insgesamt auftaucht. Wie sehr Rechteinhaber – vor allem in Hollywood- der Seite den Garaus machen wollen, zeigte sich an den Turbulenzen, die US-Behörden der Seite im vergangenen Jahr verursacht hatten. Lange Zeit hatte Kat auf einer somalischen Domain (.so) operiert, doch die USA zwangen die somalischen Behörden, eine Sperre einzuleiten. Das führte allerdings nur dazu, dass Kat (virtuell) in ein anderes Land ausgewichen ist. Jetzt stammt die Domain aus Costa Rica. Kurioserweise ist kat.cr in Österreich nicht von Netzsperren betroffen, mit denen die Verbreitung urheberrechtsverletzender Inhalte verhindert werden soll. Anders ist das bei der Pirate Bay, die jahrelang als wichtigster Hafen in Punkto Filesharing galt. Nach Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmungen in Schweden war die Website Anfang des Jahres offline, bevor sie nach einem spektakulären Countdown ein Comeback feierte. Seitdem gibt es allerdings Zweifel über die Sicherheit der heruntergeladenen Torrents. Zahlreiche Nachahmer versuchten sich im Umkreis der Seite zu platzieren; die Gründer der Pirate Bay distanzierten sich (erneut) von den jetzigen Betreibern. Einen Platz am Stockerl der populärsten Torrent-Seiten ergatterte laut Torrentfreak auch Extratorrent, dessen Community als eine der aktivsten gilt. Die Chancen stehen gut, dass die Seite im kommenden Jahr die Konkurrenz vom Thron stürzt. Extratorrent ist beispielsweise Heimat der ETTV und ETRG-Piratengruppen, deren Kürzel oft in Dateinamen auftauchen. Ähnlich bekannt dürfte EZTV sein, dessen Heimat (Eztv.ag) allerdings von anderen Gruppierungen übernommen wurde. Daher ist die Seite im Ranking der beliebtesten Torrent-Seiten auch nur auf Platz sieben zu finden. Insgesamt zeigen die Platzierungen der Torrent-Seiten im Abgleich zum Rest des Netzes, dass Filesharing weiterhin eine der beliebtesten Aktivitäten bleibt. In Österreich ist der Download von urheberrechtlich geschütztem Material seit vergangenem Oktober verboten. Allerdings dürfen Provider die IP-Adresse ihrer Nutzer nicht weitergeben, weshalb de facto keine Prozesse drohen. Rechteinhaber beklagen, dass illegale Downloads, die vor allem durch Torrents passieren, zu verlorenen Einnahmen führen und daher die Produktion neuer Filme erschweren.
0Web
Gefechte nahe Deir ez-Zor – Hilfslieferungen für vier belagerte Städte. Damaskus – Bei heftigen Kämpfen zwischen der syrischen Armee und Anhängern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Osten des Landes sind nach Angaben von Aktivisten innerhalb von zwei Tagen fast 200 Menschen getötet worden. Unterdessen konnten Hilfskonvois vier belagerte Städte in Syrien mit dringend benötigten Hilfsgütern beliefern. Allein aufseiten der Armee und ihrer Verbündeten starben seit Montag nahe der IS-Hochburg Deir ez-Zor 120 Mann, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag. 40 von ihnen seien von IS-Anhängern exekutiert worden. Zudem seien 70 Jihadisten umgekommen, darunter mindestens 28 Selbstmordattentäter. Demnach gab es auch dutzende Verletzte, die Kämpfe gingen weiter. Der IS hatte am Wochenende eine Offensive nordwestlich von Deir ez-Zor begonnen und den Vorort al-Bagaliya überrannt. Dabei richteten die Extremisten ein Massaker an. Sie töteten oder entführten mehrere hundert Menschen. Deir ez-Zor und die gleichnamige Provinz stehen fast vollständig unter IS-Kontrolle. Anhänger des Regimes halten sich jedoch noch in einer Enklave westlich der Stadt. Lebensmittellieferungen für belagerte Städte Die von regierungstreuen Truppen belagerte Stadt Sabadani hat unterdessen Lieferungen mit Nahrungsmitteln und Medikamenten erhalten, wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz und der syrische Rote Halbmond am Dienstag mitteilten. Parallel erhielten die von Rebellen belagerten Orte Foua und Kafraya im Nordwesten des Landes sowie die von der Armee umstellte Stadt Madaya nahe Damaskus Treibstofflieferungen. In dem seit einem halben Jahr durch die Regierungstruppen belagerten Madaya sollen etwa 42.000 Bewohner festsitzen. Dutzende verhungerten nach Angaben von Hilfsorganisationen bereits. In Foua und Kafraya sollen sich etwa 20.000 Zivilisten aufhalten, in Sabadani weniger als 1.000.
2International
Schöner leiden: Robert Wilson mischt in Verdis Oper am Landestheater Linz versiert Kühle und Bizarrerie. Myung Joo Lee ist eine ausdrucksstarke Violetta Valéry. Linz – So monolithisch und einförmig Terry Pawsons Bau des Linzer Musiktheaters nach außen wirkt, so vielfältig-bunt ist das Programm, das der scheidende Intendant Rainer Mennicken in dieser Saison innen drin so zeigt. Egal ob Schauspiel, Musical oder Oper: Da ist Interessantes zu sehen. Zur Neuinszenierung von Giuseppe Verdis La Traviata wurde Robert Wilson geladen. Der US-Amerikaner hätte das Stück eigentlich an der Madrider Oper machen sollen, doch nach Gerard Mortiers Tod stieg das Teatro Real aus der Koproduktion aus – und das Linzer Landestheater ein. Wilson hat ja schon vor einiger Zeit zu seinem Stil gefunden, der 73-Jährige inszeniert längst keine Mozarts, Verdis oder Puccinis mehr, sondern verwandelt ihre Werke in lauter Wilsons. Bühne, Kostüme und Licht verbindet der versierte Gesamtkunstwerker dabei zu einem kühlen, klaren Plädoyer für das künstlerische Credo Weniger ist mehr. Alles äußerst aufgeräumt auch bei der Linzer Traviata. Das Seminar Schöner leiden mit Robert Wilson kann beginnen. Zum Vorspiel entschwebt eine aparte Metallskulptur nach oben. Der Hauptakteur Licht kommt gern flächig von hinten und trägt bevorzugt die Farben Blassblau, Zartsilber und Milchweiß. Auftritt der bizarren Pariser Hautevolee. Der Salonadel trägt pomadisierte Wackelköpfe zu nach oben abgewinkelten Handflächen und ist ganz hohle, überdrehte Gespreiztheit. Eine pinguinhafte Puppenarmee aus der Werkstatt von Hoffmanns Spalanzani. Was wird mit den Händen abgewehrt: die dunklen Triebe? Ohrenscheinlich konnte Wilson auch Dirigent Daniel Spaw (er leitet das solide Bruckner-Orchester Linz) und Chorchef Georg Leopold zu seinen Mitstreitern machen: Die Bühnenmusik im ersten Akt klingt wie eine musikalische Karikatur, der Chor singt eckig, wie buchstabiert. Die Komik der Nebenfiguren trifft auf die Tragik der drei Protagonisten, auch diese agieren mit ihren festgefrorenen Fluglotsenbewegungen nicht primär auf natürliche Weise. Wilson lässt Violetta von der Taille aufwärts mit einem Scheinwerfer bestrahlen: Die bei Verdi zum selbstlosen, entsagenden Engel stilisierte Kurtisane ist auch bei ihm Schönheit und Reinheit in Personalunion, eine Dame ohne Unterleib. Myung Joo Lee ist eine ikonenhafte Violetta Valéry mit großer Ausstrahlungskraft. Das Timbre ihres Soprans zählt nicht zu den Glänzendsten, aber sie bewältigt die enormen Anforderungen der Partie souverän, bietet berührende Pianissimi. Kernig und geschmeidig der Tenor von Jacques le Roux (Alfredo), die klangschönste Stimme der solistischen Trias. Ausgerechnet Seho Chang drückt als Spießbürger Giorgio Germont am kräftigsten auf die theatralische Tube und auf die Stimmbänder. Am Ende ermüdet das Glatte, Schöne, Stilisierte etwas, Violettas Tod knickt kaum. Ob die Sänger wohl vom ewigen frontalen Ansingen der Galerie schon ein steifes Genick haben? Stehende Ovationen im Großen Saal, nur bei Wilson leises Missfallen.
8Kultur
Fifpro: Transfersystem widerspricht europäischem Wettbewerbsrecht – Ziel ist revolutionäre Entscheidung ähnlich Bosman-Urteil. Brüssel – Die Spielergewerkschaft Fifpro will mithilfe der EU-Kommission das Transfersystem im Fußball radikal reformieren. Noch am Freitag wolle die Interessengemeinschaft der Fußballprofis in Brüssel eine entsprechende Beschwerde einreichen und damit die Abschaffung von Ablösesummen erzwingen, berichteten die Frankfurter Allgemeine Zeitung und der Guardian. Nach Ansicht der Fifpro, die nach eigenen Angaben 65.000 Profis vertritt, verstoßen die Transferregeln gegen das europäische Wettbewerbsrecht. Vereine und Verbände würden ihre marktbeherrschende Stellung missbrauchen. Wir sind überzeugt, dass unsere Zahlen belegen, dass es keine Stabilität in diesem System gibt – weder für Klubs noch für die Spieler, die nicht bezahlt werden, sagte Fifpro-Generalsekretär Theo van Seggelen der FAZ. Die Gewerkschaft erwartet durch ihre Aktion eine ähnliche Revolution im internationalen Fußball wie nach dem Bosman-Urteil 1995. Damals hatte der Europäische Gerichtshof entschieden, dass Fußballprofis nach Ablauf ihres Vertrags ablösefrei den Verein wechseln können. Die Fifpro will Spielern nun ermöglichen, auch viel leichter aus dem laufenden Vertrag heraus zu wechseln. Zudem sollen Ausleihen abgeschafft, Kadergrößen limitiert und Zahlungen an Spielerberater begrenzt werden Entscheidung innerhalb von zwölf Monaten Es wird erwartet, dass die EU-Wettbewerbshüter innerhalb von zwölf Monaten zu einer Entscheidung kommen. Sollte die EU-Kommission dem FIFPro-Antrag folgen, werde aber noch ein oder zwei Jahre über ein neues Regelwerk verhandelt werden müssen, schrieb der Guardian unter Berufung auf die Anwälte der Spielervereinigung. Was immer auch passiert, dies ist ein historischer Moment nicht nur für die FIFPro, sondern für den Profi-Fußball, sagte Theo van Seggelen. Die europäische Club-Vereinigung (ECA) hatte jüngst vor diesem Schritt gewarnt. Es kann nicht im Sinne des Fußballs sein, dass Lösungen auf dem Rechtsweg gefunden werden müssen, wurde ECA-Chef Karl-Heinz Rummenigge von der FAZ zitiert. Die FIFPro aber will nicht länger auf eine interne Lösung mit dem Weltverband (FIFA) und dem europäischen Dachverband (UEFA) setzen. Die 2001 ausgehandelten Transferregelungen hätten ihr Ziel nicht erreicht, argumentiert die Gewerkschaft. Falls sich das System nicht ändert, dann überleben die Ligen in Osteuropa und kleineren westeuropäischen Ländern wie den Niederlanden und Dänemark nicht, sagte van Seggelen. Die Beschwerde der FIFPro richte sich keineswegs gegen die Spitzenclubs, die im Milliarden-Geschäft Fußball den Markt mit Ablösesummen von bis zu 100 Millionen Euro dominieren. Wir wollen die Topclubs nicht abschaffen, wir wollen den Fußball nicht töten, versicherte van Seggelen. Vielmehr solle ein gerechteres und stabileres System geschaffen werden. UEFA will Einigung Die Europäische Fußball-Union (UEFA) hofft auf eine außergerichtliche Einigung. Wir sind betrübt über die Klage. Ich denke, dass Lösungen im Fußball und nicht von Gerichten gefunden werden sollten, sagte UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino am Freitag nach der Sitzung des Exekutivkomitees in St. Julians. Transfers fallen in die Zuständigkeit der FIFA. In Europa haben wir bereits Mindeststandards in Kraft gesetzt, erklärte Infantino. So habe sich die Zahlungsmoral der Clubs seit 2011, als das Financial Fair Play eingeführt wurde, erheblich gebessert. Damals hätten die Außenstände der Vereine an Spielergehältern 57 Millionen Euro betragen. Am 30. Juni diesen Jahres waren es fünf Millionen Euro, berichtete Infantino. Natürlich gebe es immer noch schwarze Schafe, aber diese würden sanktioniert.(APA, 18.9.2015)
4Sport
Auch Verteidigerin überlegt jetzt, auf "nicht zurechnungsfähig" zu plädieren – Bisher zwei widersprüchliche Gutachten. Graz – Es ist knapp ein halbes Jahr her, als an jenem sonnigen 20. Junitag zur Mittagszeit ein Amoklenker in der Grazer Innenstadt mit seinem Geländewagen ein Blutbad anrichtete. Er raste in die stark frequentierte Herrengasse. Drei Menschen starben, 36 wurden verletzt, Dutzende schwer traumatisiert. Schon auf dem Weg in die City hatte der Täter Menschen angefahren und mit einem Messer attackiert. Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl war Augenzeuge und fiel beinah selbst der Amokfahrt zum Opfer. Bis heute ist das Motiv dieses terroristisch anmutenden Gewaltaktes nicht geklärt. Der Beschuldigte rechtfertigt sich, er habe sich an diesem Tag verfolgt gefühlt. Gutachter sollten nun klären, ob der Mann zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig war oder nicht. Der vom Gericht beauftragte Psychiater kam zur Ansicht: Ja, er war zurechnungsfähig. Der Staatsanwaltschafts-Psychiater kam jetzt in seinem Gutachten aber zum Schluss, er sei unzurechnungsfähig gewesen. Die Klärung dieser Frage ist von zentraler Bedeutung, denn ein zum Tatzeitpunkt nicht zurechnungsfähiger Täter kann nicht bestraft werden, er wird in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen. Einigkeit besteht laut Staatsanwaltschaft in der Einschätzung der Sachverständigen darüber, dass der Beschuldigte die Taten unter dem Einfluss einer geistigen und seelischen Abartigkeit höheren Grades begangen hat und bei ihm die Gefahr weiterer solcher Taten besteht. Die entscheidende Frage aber, ob der Beschuldigte im Tatzeitpunkt wegen seines geistigen und seelischen Zustandes fähig war, das Unrecht seiner Tat einzusehen, ist – aus Gutachtersicht – weiter ungeklärt. Die Sachverständigen werden nun laut Strafprozessordnung von der Staatsanwaltschaft aufgefordert, binnen zwei, drei Wochen die Frage der Zurechnungsfähigkeit unter Einbeziehung des jeweils anderen Gutachtens neu zu bewerten. Lassen sich die Diskrepanzen nicht ausräumen, wird ein Obergutachter eine dritte Expertise vorlegen. Auch die Verteidigerin des Beschuldigten, Liane Hirschbrich, hat ein Gutachten in Auftrag gegeben – bei Gerichtspsychiater Reinhard Haller. Mit dem nun vorliegenden Gutachten der Staatsanwaltschaft habe sich für ihren Mandanten allerdings eine neue Situation ergeben, die sie mit dem Beschuldigten besprechen werde. Liane Hirschbrich im Standard-Gespräch: Das Gutachten bestätigt die Verantwortung meines Mandanten, wonach er sich massiv verfolgt gefühlt hat und in der Polizeistelle Schutz suchen wollte. Nicht auszuschließen, dass sie nun ebenfalls auf nicht zurechnungsfähig plädieren werde.
1Panorama
Republikanischer Präsidentschaftsbewerber: "Sehe nach Super Tuesday keinen politischen Weg". Washington – Ben Carson bereitet offenbar seinen Rückzug aus dem Rennen der Republikaner um das Weiße Haus vor. Der frühere Kinder-Neurochirurg (64) erklärte am Mittwoch: Im Lichte der Ergebnisse des Super Tuesday sehe ich für meine weitere Kampagne keinen politischen Weg. Carson war als einer von 17 Bewerbern im Feld der Republikaner gestartet. Nach ersten Erfolgen in Umfragen stürzte er steil ab, nachdem große Lücken vor allem bei seiner außenpolitischen Kompetenz aufgetreten waren. In den Vorwahlstaaten hatte Carson nirgendwo eine Chance und war stets weit abgeschlagen. Als Außenseiter hatte er aber einige Sympathien bekommen. Carson kündigte für die kommenden Tage eine Erklärung an. An der nächsten TV-Debatte der Republikaner in Detroit wird er nicht mehr teilnehmen. Sollte Carson aussteigen, wären im Rennen der Republikaner noch vier Bewerber: Donald Trump, Ted Cruz, Marco Rubio und John Kasich. Zuletzt hatte sich Jeb Bush offiziell zurückgezogen.
2International
Jugendsprecher Julian Schmid sieht nach Befragung von 8.300 Personen noch immer viel Verunsicherung bei Maturanten. Wien – Die Grünen wollen nach dem Ende der ersten schriftlichen Zentralmatura weiterhin Reformen bei der neuen Reifeprüfung. Es gibt eine große Unzufriedenheit unter den Schülern, sagt Nationalratsabgeordneter Julian Schmid. Der Jugendsprecher hat über die Homepage der Grünen eine Umfrage zur neuen Matura durchgeführt. Insgesamt haben 8.300 Personen daran teilgenommen und die Reifeprüfung in Schulnoten bewertet. Eines der Ergebnisse: Die Befragten beurteilen die Umsetzung der Zentralmatura mit der Note 4,2. Freilich ist die Umfrage nicht repräsentativ. Ob tatsächlich Maturanten daran teilgenommen haben, lässt sich über eine Online-Befragung nicht feststellen. Schmid ist sich aber sicher, dass er vor allem Maturanten befragt hat. Er habe die Umfrage vor allem über Facebook bei Schülern beworben. Der Fragebogen konnte von 19. bis 29. Mai – also kurz nach der schriftlichen Matura – ausgefüllt werden. Am schlechtesten urteilen die Teilnehmer der Befragung über die Tatsache, dass an unterschiedlichen Schulen unterschiedliche Hilfsmittel benutzt werden können. Dafür gibt es die Note 4,4. Derzeit dürfen die Maturanten jene Hilfsmittel verwenden, die sie aus dem bisherigen Unterricht gewöhnt sind. Das heißt, dass in Mathematik manche einen Taschenrechner verwenden, mit dem sie Graphen darstellen können, und andere Schüler nur einfache Rechner, sagt Schmid. Er will deshalb im Nationalrat einen Antrag einbringen und die Regierung dazu auffordern, eine einheitliche Regelung für alle Schulen einzuführen. Auch aus Gesprächen mit Schülern wisse er, so Schmid, dass es unter den Maturanten auch zwei Tage vor der Reifeprüfung viel Unsicherheit darüber gegeben habe, wie die Matura tatsächlich aussehen werde. Trotz dieser großen Unsicherheit ist die neue Matura aber im Durchschnitt ähnlich ausgegangen wie die alte. Ersten Daten zufolge sind etwa in Mathematik 10,5 Prozent der Schüler durchgefallen. Früher waren es einer Faustregeln zufolge – zentral gesammelte Ergebnisse gab es damals nicht – zwischen zehn und 15 Prozent. Ich bin froh, dass es trotzdem gut gelaufen ist, aber es gibt auch Klassen, in denen zwei Drittel der Schüler durchgefallen sind, sagt Schmid. Es gelte nun herauszufinden, warum die Informationen über die Matura immer noch nicht in der Klasse landen. Die Befragten von Schmids Umfrage bewerten die Informationslage vor der neuen Reifeprüfung durchschnittlich mit der Note 3,9. Bestätigt sieht sich Schmid auch in der Forderung, die Vorbereitungsstunden für die mündliche Matura zu erhöhen. Auf die Frage, ob die Stunden ausreichend sind, geben die Teilnehmer der Befragung die Note 4,1. Wir sollten dafür sorgen, dass die kommenden Jahrgänge nicht so verunsichert sind, sagt Schmid. Er fordert die Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) sowie das Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) dazu auf, auf die Anliegen der Schüler und Schülerinnen zu hören.
5Inland
Das Festival bespielt bis Samstag leerstehende Räume in Eisenerz und thematisiert regionale Entwicklungsmöglichkeiten. Meistens ist es recht ruhig in Eisenerz. Seit Jahrzehnten kämpft die einst stolze steirische Bergbaustadt mit Abwanderung, Leerstand und Überalterung. Wenn aber 800 vorwiegend junge Menschen die leerstehenden Arbeiterwohnungen im Münichtal am Eisenerzer Stadtrand beziehen, dann ist für ein paar Tage etwas los. Dann ist Rostfest. Zuerst waren wir skeptisch, sagt eine der wenigen Anrainerinnen aus der Siedlung über ihre temporären Nachbarn. Aber so sind die Eisenerzer: gegenüber Neuem zuerst immer negativ. Dabei gibt es überhaupt keine Probleme, das sind alles so brave, freundliche junge Leute. Mittlerweile hat sich das Rostfest bei der ansässigen Bevölkerung einen guten Ruf erarbeitet. Das dreitägige Festival für regionale Impulse findet zum vierten Mal statt und bespielt die Stadt mit Konzerten, Ausstellungen, Performances, Lesungen und vielen weiteren Programmpunkten, die sich mit der Region und ihren Herausforderungen beschäftigen. Häkeln für den guten Zweck, ein künstlerischer Rundgang am Erzberg und ein Tanzkränzchen mit Oldies, Schlagern und Discokugel gehören genauso dazu wie Diskussionsrunden, die Open-Air-Bühne auf dem Bergmannplatz und spätabendliche Clubabende. Wir bespielen vor allem leerstehende Räume und wollen gemeinsam mit der Bevölkerung Projekte umsetzen und die Einwohner mit Gästen von außen vernetzen., sagt Elisa Rosegger-Purkrabek vom Rostfest-Organisationsteam. Um möglichst viele Leute nach Eisenerz zu locken, findet das Festival bei freiem Eintritt statt. Die Besucher – im vergangenen Jahr waren es etwa 5000 – können aber Rostanteile erwerben und die Veranstaltung so unterstützen. Das Rostfest ist kein Festival, das Publikum mit bekannten Bands, viel Spektakel und Massenerlebnis anzieht. Es ist so etwas wie ein Gegenentwurf zum zeitgleich stattfindenden Frequency-Festival in St. Pölten. Die meisten Besucher kommen wegen der entspannten Atmosphäre nach Eisenerz, wegen der Nähe zu den Einheimischen und dem Urban Camping, dem Campen in leerstehenden Wohnungen. Sechs bis zehn Personen können gemeinsam eine Wohnung mieten, kleinere Gruppen oder Einzelpersonen teilen sich ihre Unterkunft mit anderen. Nebenan wohnen vielleicht andere Festivalbesucher, vielleicht auch eine Eisenerzer Familie, die seit 30 Jahren in der Siedlung lebt. Letztes Jahr hat eine Frau aus der Siedlung mit einem Kinderwagen kleine Schnapsflaschen an die Camper verteilt, erinnert sich Festivalbesucher Georg Plank, der zu seinem zweiten Rostfest drei Tage lang zu Fuß gepilgert ist. Alfred Haider ist ein Eisenerzer Urgestein, hat 40 Jahre am Erzberg gearbeitet und schenkt im Vereinslokal des Eisschützenvereins Leopoldstein aus, das direkt neben dem Urban-Camping-Areal liegt. Die letzten zehn Jahre waren traurige Jahre hier in Eisenerz, es hat sich nicht mehr viel getan, sagt er. Durch das Rostfest ist wieder ein bisschen Leben in die Gegend gekommen. Es tut sich wieder was, überall ist was los, das ist wie bei einem Ameisenhaufen. Wunderschön! Samstag ist der letzte Tag des diesjährigen Rostfests, dann wird es wieder ruhig in Eisenerz. (Video: Sarah Brugner & Michael Luger, 21.8.2015)
8Kultur
Ungarns Ministerpräsident liefert sich in Budapest einen Krieg mit seinem einstmals engen Weggefährten Lajos Simicska. Die Budapester Stadtverwaltung hat am Wochenende damit begonnen, Litfaßsäulen des Werbeunternehmens Mahir-Cityposter aus einigen Straßenzügen zu entfernen. Das Rathaus ist fest in der Hand der Fidesz-Partei des rechtskonservativen Ministerpräsidenten Viktor Orbán. Mahir-Cityposter wiederum gehört dem Oligarchen Lajos Simicska, einem engen Weggefährten Orbáns aus dessen politischen Anfangszeiten. Doch seit mehr als einem Jahr sind Orbán und Simicska verfeindet, zwischen ihnen tobt Krieg. Hintergrund der jüngsten Eskalation: Im Vorjahr hatte die Stadtverwaltung einseitig den Vertrag mit Simicskas Werbefirma gekündigt. Diese hätte bis zur Jahreswende von sich aus ihre rund 760 Litfaßsäulen aus der Stadt entfernen sollen. Simicska aber betrachtet die Kündigung des noch 15 Jahre laufenden Vertrags als Rechtsbruch. Am 11. Jänner beginnt in Budapest ein Gerichtsprozess, der diese Frage klären soll. Als am Wochenende die ersten Litfaßsäulen abgetragen waren, schickte Simicska Kapuzenmänner seiner Sicherheitsfirma aus, um die anderen Säulen zu schützen. An der Stelle ausgerissener Werbeträger ließ er umgehend neue aufstellen. Daraufhin drohte Orbáns Sicherheitsberater György Bakondi am Montag mit großen Polizeieinsätzen. Simicska war in der Frühzeit der Fidesz Orbáns Mann für die Parteifinanzen. Mit zum Teil umstrittenen Methoden schaffte er das nötige Geld für teure Kampagnen heran. Die früher kommunale Firma Mahir-Cityposter – in etwa mit der Wiener Gewista vergleichbar – brachte er im Rahmen der Privatisierungen nach der Wende unter seine Kontrolle. Das Unternehmen ist heute ein eher kleiner Mosaikstein in Simicskas Firmenimperium, das vor allem in Zeiten, in denen Orbán regierte (1998–2002 und seit 2010), massiv anwuchs. Zum Bruch kam es, weil Simicska dem mit harter Hand regierenden Orbán zu mächtig wurde. Der Regierungschef begann aus diesem Grund vor zwei Jahren, Simicskas Handlanger aus den Ministerien und Ämtern zu entfernen, in denen über die Vergabe jener lukrativen – und meist EU-finanzierten – Aufträge entschieden wird, von denen Simicskas Imperium bis dahin fürstlich gelebt hatte. Im vergangenen Februar trat der ansonsten jede Medienöffentlichkeit scheuende Tycoon überraschend ins Rampenlicht, um seinen Ex-Intimus Orbán als Abschaum zu beschimpfen. Im Oligarchen-Krieg gibt es indes mehrere Fronten. So erwarb neulich der von Premierminister Orbán vorgeschickte ehemalige Filmproduzent Andrew Vajna den zweitgrößten privaten Fernsehsender des Landes, TV 2. Doch Simicska droht dem Orbán-Mann, in die Suppe zu spucken: Kaum hatte Vajna den Deal verkündet, ließ Simicska ausrichten, dass bereits Tage zuvor eine von ihm kontrollierte Firma ihr Vorkaufsrecht an TV2 geltend gemacht hätte. Der Sender wäre demnach ein zweites Mal – und illegal – an Vajna verkauft worden. Auch diese Frage werden demnächst die Gerichte klären müssen.(Gregor Mayer aus Budapest, 5.1.2016)
2International
Linzer gewinnt mit dem Achter aus Cambridge als erster Österreicher das legendäre Ruderrennen gegen Oxford. London – Clemens Auersperg hat am Ostersonntag als erster Österreicher mit dem Achter der Uni Cambridge das prestigeträchtige Ruderrennen auf der Themse gewonnen. Die Hellblauen mit dem 24-jährigen Linzer am vierten Riemen triumphierten im 162. Boat Race nach den vier Meilen und 374 Yards (6779 Meter) von Putney flussaufwärts nach Mortlake mit rund zweieinhalb Bootslängen Vorsprung auf den Achter aus Oxford, der das Rennen zuletzt dreimal en suite für sich entscheiden konnte. Den Münzwurf vor dem Rennen hat das Boot aus Cambridge für sich entschieden und sich damit den günstigeren Startplatz gesichert. Gleich zu Beginn setzte sich der leichte Favorit aus Cambridge vor über 300.000 Zuschauern an die Spitze, drängte den Konkurrenten in der Folge auf eine leicht ungünstigere Position nach außen, kassierte dafür zwar eine Ermahnung, verschaffte sich aber so optimale Voraussetzungen für ein erfolgreiches Rennen. Die Dunkelblauen mussten bei teils sehr schwierigen Verhältnissen mit böigem Wind und Wellen Auersperg und seine Kollegen ziehen lassen. Das Boot aus Cambridge vergrößerte den Vorsprung kontinuierlich und querte nach 18:39 Minuten die gedachte Ziellinie. Der Sieg beim ersten Rennen 1829 ging an Oxford, seit 1930 hat Cambridge die Nase vorn. Mittlerweile steht es bei einem toten Rennen 82 zu 79 für Cambridge. Auerspergs langjähriger Freund vom Ruderverein Wiking Linz, Alexander Leichter, nahm 2015 als erster Österreicher am Boat Race teil, er war sogar Kapitän der Hellblauen und damit einer der Verlierer. Damals stand Auersperg im Reserveaufgebot. Mir fehlen dir Worte. Ich bin so stolz auf die Burschen, sie haben sich jede Minute hiervon verdient, sagte Cambride-Trainer Steve Trapmore nach der obligatorischen Champagner-Dusche seiner Crew. Neben Auersperg, der sein wohl letztes Rennen auf internationaler Ebene bestritt, saßen auch noch fünf weitere Legionäre – vier Amerikaner und ein Deutscher – im siegreichen Boot. Der 2,04 Meter große Spross einer Adelsfamilie wird nach Abschluss seines Studiums an der englischen Eliteuni nach Österreich zurückkehren, und als Unternehmensberater aktiv sein. Sein Versuch, sich mit Leichter im Vierer ohne Steuermann für Olympia zu qualifizieren, war im vergangenen September gescheitert. Das Frauenrennen entschied Oxford deutlich für sich und feierte im 71. Duell den 30. Erfolg. Cambridge stand bei schwierigen Bedingungen kurz vor dem Untergang und kämpfte sich mit letzter Kraft ins Ziel.
4Sport
44. Heimsieg für Spurs in Folge. San Antonio (Texas) – Im NBA-Topduell haben die San Antonio Spurs am Samstag gegen die Golden State Warriors zu Hause mit 87:79 die Oberhand behalten. Es war der 44. Regular Season-Sieg in Folge in der eigenen Halle für die Texaner, die damit die Marke der Chicago Bulls aus der Saison 1995/96 egalisierten. Eine längere Serie stellten in der NBA nur die Warriors auf, die derzeit bei 50 Heimsiegen en suite halten. In dieser Saison hat San Antonio alle seine 35 Heimspiele gewonnen. Nur zwei Erfolge fehlen damit auf den Rekord der Bulls, die ebenfalls in der Saison 95/96 die ersten 37 Partien zu Hause gewannen. Spurs-Topscorer war LaMarcus Aldridge mit 26 Punkten und 13 Rebounds. Für Titelverteidiger Golden State war es die erst siebente Niederlage in der laufenden Spielzeit. (APA, 20.3.2016) Ergebnisse vom Samstag: San Antonio Spurs – Golden State Warriors 87:79Charlotte Hornets – Denver Nuggets 93:101Detroit Pistons – Brooklyn Nets 115:103Indiana Pacers – Oklahoma City Thunder 111:115Washington Wizards – New York Knicks 99:89Atlanta Hawks – Houston Rockets 109:97Miami Heat – Cleveland Cavaliers 122:101Chicago Bulls – Utah Jazz 92:85Memphis Grizzlies – Los Angeles Clippers 113:102
4Sport
Der Ratingriese konstatiert trübe Wachstumsaussichten der nach Deutschland zweitgrößten Volkswirtschaft in der Euro-Zone. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
3Wirtschaft
Seit sieben Jahren wird im Bezirk Bregenz ein Gebetshaus geplant – die ÖVP sperrt sich, die FPÖ ist dafür. Bregenz – Wer in Vorarlberg eine Moschee bauen will, braucht Geduld. Sieben Jahre der Verhandlungen vergingen in Bludenz bis zum Spatenstich für die Moschee beim Bahnhof. In Hörbranz (Bezirk Bregenz) wird ebenso seit 2008 an einem neuen Gebets- und Vereinshaus für die muslimische Gemeinde des Leiblachtals geplant. Aktueller Stand der Dinge: Das vor der Gemeindewahl im April eingereichte Projekt wurde mit einer Bausperre belegt. Nun wurde das Projekt redimensioniert und mit mehr Parkplätzen ausgestattet. Denn das Hauptargument gegen den Moscheebau ist das befürchtete Verkehrsaufkommen. Bedenken gegen die Moschee des seit mehr als 20 Jahren in Hörbranz beheimateten Atib-Vereins kommen vor allem aus der Volkspartei – die gesamte Opposition, inklusive FPÖ, ist für den Neubau des Gebetshauses. Wie in Bludenz soll auch das Hörbranzer Gebets- und Vereinshaus den Ansprüchen moderner Vorarlberger Architektur entsprechen. Atib-Obmann Duran Cansever: Wir möchten keinen Streit in der Gemeinde. Deshalb wollen wir so bauen, dass es in das Ortsbild passt. Das Gebäude muss aber auch für unsere Bedürfnisse funktionieren. Man verzichte bewusst auf Kuppel oder Minarett. Im Herbst soll das Projekt endgültig stehen, sagt Cansever, denn gut Ding braucht eben Weile. Bürgermeister Karl Hehle war nicht zu einer Stellungnahme bereit. Wie Gemeinde und Bauwerber kooperieren können, zeigen Rankweil (Bez. Feldkirch) und die Bosniakisch-Muslimische Gemeinschaft Vorarlberg. Als bekannt wurde, dass die bosnischen Muslime in Rankweil ein Gebetshaus errichten wollen, involvierte die Gemeinde die Gemeinwesenstelle Mitanand als Prozessbegleiter. Josef Gojo von Mitanand: Unsere Aufgabe war, Widerstand mit guter Information und offener Kommunikation zu begegnen. Ängste und Sorgen der Nachbarn, die sich vor allem um Lärm und Verkehr drehten, wurden ernst genommen. Gojo: Durch die Gespräche wurden Gegner zu Befürwortern. Freilich bedürfe es dazu der Bereitschaft der Bauwerber. Der Verein hat sehr geschickt gehandelt, indem er ein Gebäude planen ließ, das nicht wie eine klassische Moschee aussieht.
1Panorama
Front-National-Gründer hatte Gaskammern als "Detail" der Geschichte bezeichnet. Paris – Weil er die nationalsozialistischen Gaskammern zum wiederholten Mal als Detail der Geschichte bezeichnete, ist der rechtsextreme französische Politiker Jean-Marie Le Pen am Mittwoch zu einer Geldstrafe von 30.000 Euro verurteilt worden. Das Pariser Strafgericht sprach den 87-jährigen Gründer von Frankreichs rechtsextremem Front National (FN) am Mittwoch der Leugnung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig. Der langjährige FN-Parteivorsitzende und Europaabgeordnete hatte vor einem Jahr in einem Fernsehinterview seine Aussage wiederholt, die Gaskammern der NS-Konzentrationslager seien ein Detail der Geschichte des Zweiten Weltkriegs gewesen. Der Satz rief nicht nur die Staatsanwaltschaft auf den Plan und führte zu einem Prozess. Seine Tochter Marine Le Pen distanzierte sich öffentlich von ihrem Vater und warf den Parteigründer sogar aus der Front National. Der FN-Ehrenpräsident hatte mit seinen Äußerungen den Kurs der Parteivorsitzenden torpediert, dem Front National ein gemäßigteres Ansehen zu verschaffen und so neue Wähler zu gewinnen. Der Gerichtsverhandlung im Februar blieb der Europaabgeordnete fern. Er argumentierte, seine parlamentarische Immunität schütze ihn vor jeglicher Strafverfolgung. Die Staatsanwaltschaft widersprach dem, weil Le Pen den Satz nicht im Zusammenhang mit seinem Parlamentsmandat gesagt hatte. Dieser Argumentation schloss sich das Pariser Strafgericht am Mittwoch an. Le Pen hatte die Gaskammern erstmals im September 1987 als Detail der Geschichte des Zweiten Weltkriegs bezeichnet. Anschließend wiederholte er dies mehrfach, unter anderem 1997 in München und 2009 vor dem Europaparlament. Er wurde deswegen bereits mehrfach verurteilt.
2International
Bauern steigen wieder mal auf die Barrikaden. Athen – Vertreter der Geldgeber haben am Freitag ihre Kontrolle der griechischen Reformfortschritte ohne Einigung in allen Fragen beendet. Wir haben noch einige kleine Sachen, die geklärt werden müssen, sagte der griechische Finanzminister, Euklid Tsakalotos, vor Journalisten in Athen. In erster Linie gehe es dabei um faule Kredite und die Bedingungen, unter denen ein säumiger Zahler sein Haus verlieren könnte, hieß es. Die Delegationsleiter der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank (EZB), des Internationalen Währungsfonds (IWF) und des Eurorettungsschirms ESM werden in den kommenden Tagen den Gläubigern Bericht erstatten. Ob und wann Griechenland die nächste Tranche der Finanzhilfe in Höhe von zwei Milliarden Euro bekommen wird, blieb zunächst unklar. Athen muss noch im November ein weiteres Bündel mit harten Sparmaßnahmen vom Parlament billigen lassen, darunter die Abschaffung aller Steuererleichterungen für Bauern. Landwirte haben bereits Demonstrationen mit Blockaden von wichtigen Straßenverbindungen angekündigt. Am 12. November wollen die beiden größten Gewerkschaftsverbände streiken. Die Europartner hatten mit dem hoch verschuldeten Land im Sommer ein neues Rettungsprogramm von bis zu 86 Mrd. Euro vereinbart. Eine erste Tranche von 13 Mrd. Euro floss bereits im August an Athen.
3Wirtschaft
Basiert auf Googles Chromium-Projekt und soll mit Funktionsvielfalt punkten. Als vor rund 15 Monaten ein neuer Browser namens Vivaldi auf der Bildfläche erschien, sorgte dies rasch für Interesse. Immerhin steht dahinter Opera-Gründer Jon von Tetzncher, der sich mittlerweile von seinen Wurzeln verabschiedet hat, und einen Neuanfang wagt. Mit Vivaldi 1.0 gibt es nun die erste stabile Version der Software, die sich ganz und gar an Power-User richtet. Wo andere Browser immer schlanker werden wollen, setzt Vivaldi also bewusst auf eine große Funktionsvielfalt. Als modernen Klassiker bezeichnet der isländische Softwarehersteller denn auch sein Produkt. So gibt es hier also vieles, das bei anderen Herstellern nur als Erweiterung erhältlich ist. Dazu gehört etwa die Möglichkeit Tabs in Gruppen zu organisieren. Mittels einer Tiling-Funktion können mehrere Seiten nebeneinander betrachtet werden, eine Panel-Leiste bietet den zentralen Zugriff auf Lesezeichen, Downloads und Notizen. Es gibt eine Schnellwahlfunktion sowie diverse Mausgesten, auch durch besonders umfassende Tastatur-Shortcuts und einen Session Manager zeichnet sich Vivaldi aus. Wem all dies irgendwie bekannt vorkommt, der irrt nicht. Vieles erinnert an ältere Versionen von Opera, bevor dieser mit aktuellen Versionen abgespeckt wurde. Vivaldi basiert auf dem Chromium-Projekt von Google, der Open-Source-Grundlage von Google Chrome. Wem die Funktionsvielfalt von Vivaldi noch nicht reicht, der kann diese mit Chrome-Erweiterungen ausbauen. Vivaldi 1.0 steht für Windows, Linux und OS X kostenlos zum Download bereit. Für spätere Versionen plant man unter anderem die Aufnahme eines eigenen Mail-Clients, auch eine mobile Version der Software ist geplant. Konkrete Zeitpläne für all diese Features gibt es bislang aber nicht.
0Web
Das neue Arbeitsgesetz der Linksregierung trieb die Massen auf die Straße, sogar der Eiffelturm blieb geschlossen. Wenn es noch eines Symbols bedurfte, um den Erfolg des Aktionstags zu unterstreichen, lieferte ihn der Eiffelturm: Das Pariser Wahrzeichen blieb am Donnerstag wegen Streiks geschlossen. In den Ausstand traten auch Lehrer, Beamten, Piloten und Zugführer. In zahlreichen Städten von Marseille bis Lille wurden mehrere hunderttausend Demonstranten gezählt – und was wichtig war: Es waren mehr als bei den drei ersten Protesttagen im März. Zu dem Kampftag aufgerufen hatten die Gewerkschaften CGT und FO, während die gemäßigtere, den regierenden Sozialisten nahestehende CFDT auf Distanz blieb. Wir wollen nicht hundert Jahre zurückfallen, erklärte ein Kundgebungsteilnehmer. Mehr arbeiten und weniger verdienen – nein danke. CGT-Chef Philippe Martinez erneuerte seine Forderung nach einem kompletten Zurückziehen des Gesetzes. Die Regierung hatte nach den ersten Protesten bereits einige Konzessionen gemacht, beharrt aber auf der Kernbestimmung des Gesetzes, der Lockerung des Kündigungsrechts. Mittelschüler und Studenten In Paris und anderen Städten schlossen sich den Umzügen auch Mittelschüler und Studenten an. Sie kritisieren die Aufstockung der Arbeitszeit für Lehrlinge und schlechtere Bedingungen für Berufseinsteiger. 250 Mittelschulen (von 2500 in ganz Frankreich) waren gesperrt – meist durch die Schüler, zum Teil aber auch durch die Direktionen, die Vandalenakte verhindern wollten. In Paris, Nantes oder Rennes kam es dafür am Rande der Umzüge zu Zusammenstößen vermummter Jugendlicher mit der Polizei. Der Sprecher der Linksregierung, Stéphane Le Foll, erließ einen Aufruf zur Ruhe. Er erklärte, das neue Gesetz habe gerade zum Ziel, jungen Franzosen den Sprung ins Arbeitsleben zu erleichtern. Insbesondere solle es die Arbeitslosigkeit bekämpfen. Bei der anstehenden Parlamentsdebatte dürfte das Gesetz allerdings weiter entschärft werden. An sich wollte Präsident François Hollande auch das Mitspracherecht der Gewerkschaften bei der innerbetrieblichen Organisation der 35-Stunden-Woche beschneiden. Der linke Flügel seiner Partei will dies aber durch Zusatzanträge in der Nationalversammlung verhindern. Die CGT plant weitere Protesttage. Der Unternehmerverband Medef verlangt im Gegenteil, dass das Gesetz in seiner ursprünglichen Form in Kraft trete. Verkehrsbehinderungen In Frankreich kam es infolge des generalstreikähnlichen Ausstands zu starken Verkehrsbehinderungen. Viele Züge der Eisen-, Vorstadt- und U-Bahn verkehrten nicht. Um Paris bildeten sich am Morgen 400 Kilometer Autokolonnen, doppelt so viel wie an normalen Tagen. An einzelnen Flughäfen wie Paris-Orly fielen bis zu 30 Prozent der Flüge aus.
3Wirtschaft
Der gemäßigte Konservative konnte auch Abgeordnete aus dem Lager der Reformer mobilisieren. Teheran – Der iranische Parlamentspräsident Ali Larijani ist mit deutlicher Mehrheit im Amt bestätigt worden. Bei dem Votum stimmten am Sonntag 173 Parlamentarier für den gemäßigt konservativen Politiker, 103 Abgeordnete gaben ihre Stimme seinem Herausforderer Mohammed Reza Aref aus dem Reformer-Lager. Der bisherige Parlamentspräsident galt im Vorfeld bereits als erneuter Favorit für den wichtigen Posten. Larijani gehört dem konservativen Lager an, hat aber das im Juli 2015 von Präsident Hassan Rohani mit den Weltmächten geschlossene Atomabkommen unterstützt. Dieses führte im Jänner zur Aufhebung der im Atomstreit verhängten Finanz- und Handelssanktionen. Bei den Parlamentswahlen Ende Februar und Ende April hatten die Konservativen ihre bis dahin dominierende Stellung verloren. Dem offiziellen Ergebnis zufolge erhielt das Lager der Reformer 133 Sitze, das der Konservativen 125 Mandate. Ein großer Teil der Abgeordneten ist zudem unabhängig. Larijani gelang es nun, auch eine Reihe von Moderaten und Reformern sowie Unabhängigen zu überzeugen. Das neu gewählte Parlament war am Samstag erstmals zusammengetreten. Das geistliche Oberhaupt Ayatollah Ali Khamenei rief die Abgeordneten auf, ein Bollwerk gegen die Listen und die unverschämten Forderungen der Gegner des Landes zu sein. Rohani sagte in der Majlis, um die Probleme des Landes zu lösen, müssen Regierung und Parlament zusammenarbeiten.
2International
Sexismusvorwurf an wahlkämpfende Grüne – Jungpolitiker Julian Schmid: "Politik braucht auch Spaß". Wien – Irgendwie scheint die Sache dem Jugendsprecher der Grünen, Julian Schmid, doch urpeinlich zu sein. Er sei den ganzen Tag über in Gesprächen und habe keine Zeit für ein Telefonat, hieß es am Dienstag aus dem Grünen-Büro im Parlament. Erst spät am Nachmittag fand er erste Worte zu den Vorwürfen. Der grüne Jungabgeordnete wird nämlich, grob gesagt, des Sexismus bezichtigt, oder, anders gedeutet, könnte er sogar selbst Opfer von Sexismus sein. So ganz klar ist die etwas skurrile Sachlage noch nicht. Schmid ließ sich auf einem Wahlplakat für die Grünen unter dem Slogan Ich bin Öffi für alles mit lauter roten Kussmündern, die sein Gesicht bedecken, ablichten. Die Neos hatten hinter der Inszenierung des Wahlplakats Sexismus geortet und Beschwerde eingelegt. Die Werbewatchgroup – sie wird von der Frauenabteilung der Stadt Wien koordiniert – gab den Neos nun recht. Das Plakat sei sexistisch. Sexualisierung des Mannes Die Prüferinnen kamen zu dem Schluss, die Inszenierung des lächelnden Mannes mit dem Slogan Ich bin Öffi für alles suggeriere, dass er für sexuelle Abenteuer offen sei. Dadurch finde eine Sexualisierung des Mannes statt. Das Urteil weiter: Parallel zur Abwertung und der damit verbundenen Objektisierung wird augenzwinkernd versucht, den Mann nach geschlechtsstereotypen Mustern aufzuwerten – der Mann wird als potent und polyamourös inszeniert, die Werbung spiele mit heteronormativen Klischees, der Mann sei aber nur offen in eine Richtung. Es fehlten sozusagen die männlichen Kusslippen auf der Wange. Die Verwendung der Kussmünder wecke nämlich Assoziationen von weiblichen Lippenstiftabdrücken. Die Watchgroup: Somit erfolgt ein Ausschluss von nichtheterosexuellen Beziehungen. Schmid zeigt sich zumindest nach außen hin amüsiert: Ich glaube, die Politik braucht auch ein bissl Spaß. Es ist uns gelungen, mit dem Plakat auf den öffentlichen Verkehr aufmerksam zu machen, das ist doch super, oder? (Walter Müller, 15.9.2015)
5Inland
Anwendungen wie "Everest" oder "Cake" geben Kontrolle über Accounts an Erben weiter. Was passiert mit den unzähligen Social Media-Accounts und virtuellen Besitztümern, wenn jemand plötzlich stirbt? Der digitale Nachlass ist nicht zu unterschätzen: Schon 2011 sollen Nutzer im Schnitt 90 Online-Accounts betrieben haben, den Wert der digital erworbenen Güter schätzen sie auf 55.000 Dollar. Nun will eine Reihe von Apps diese Frage beantworten. Sie tragen namen wie Everest, Cake oder Safe Beyond und funktionieren im Grunde sehr ähnlich: Alle persönlichen Accounts werden mit einem Master-Passwort gesammelt, das dann vererbt werden kann. Darüber hinaus bieten die Apps eine Reihe von Sonderfunktionen an. Nutzer können beispielsweise einstellen, wie die Accounts nach ihrem Ableben erscheinen sollen. Gibt es eine Auswahl an Fotos und Beiträgen, gibt es eine Kondolenzseite? Wer darf editieren? Das kann alles via Everest geregelt werden, das in den USA mehr als 25 Millionen Nutzer hat. Die Zahlen sind freilich trügerisch, da die App oftmals schon in Lebensversicherungen inbegriffen ist. Es ist einfach nur ein weiterer Service, sagt Everest-CEO Mark Duffey über seine App zum Guardian. Anstatt Dinge zu verkomplizieren, erleichtert der Dienst unser Leben. (red, 9.3.2016)
0Web
Ex-IS-Kämpfer sollten gehört werden und als Abschreckung dienen. London – Bei der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) gibt es einem Bericht zufolge eine zunehmende Zahl von Aussteigern. Mindestens 58 Mitglieder hätten die Gruppe seit Jänner vergangenen Jahres verlassen, davon allein 17 zwischen Juni und August dieses Jahres, hieß es in einem am Montag veröffentlichten Bericht des Politikinstituts International Center for the Study of Radicalisation (ICSR). In dem Bericht werden Regierungen dazu aufgefordert, den ehemaligen IS-Kämpfern zu ermöglichen, über ihre Erfahrungen zu sprechen und somit als Abschreckung für mögliche Rekruten zu dienen. Als Hauptgrund für das Verlassen des IS wird die Tötung sunnitischer Muslime genannt, darunter unschuldige Zivilisten. Ein weiterer Grund sei, dass es dem IS bisher nicht gelungen ist, den syrischen Machthaber Bashar al-Assad ernsthaft herauszufordern. Ein IS-Aussteiger, der in dem Bericht als Ebrahim B. aus Deutschland identifiziert wurde, erklärte demnach, er und zwei Dutzend Kameraden seien zur Bekämpfung Assads nach Syrien gegangen, dann aber von der Realität vor Ort eingeholt worden. Muslime kämpfen gegen Muslime, Assad ist in Vergessenheit geraten, der ganze Jihad ist auf den Kopf gestellt worden, sagte B. den Autoren. Als weitere Gründe für das Aussteigen aus dem IS werden die Korruption innerhalb der Gruppe und ein entbehrungsreiches Leben genannt. Vor allem für IS-Kämpfer aus westlichen Ländern seien etwa Stromausfälle oder der Mangel an Basisprodukten schwer zu akzeptieren. Dem Bericht zufolge stammen die aufgelisteten IS-Abtrünnigen aus 17 Ländern, darunter auch westeuropäische Staaten und Australien. Österreich ist in dem Bericht nicht vertreten. Den IS zu verlassen, sei schwierig und gefährlich, heißt es in dem Bericht. Aus Angst vor Racheaktionen seien zahlreiche Ex-IS-Kämpfer untergetaucht, viele säßen noch in Syrien oder im Irak fest. In dem Bericht werden die Regierungen dazu aufgefordert, es den Ex-IS-Kämpfern leichter zu machen, sich ohne Strafandrohung zu äußern. Zwar sei es wahrscheinlich, dass einige der Deserteure Verbrechen begangen hätten, dennoch könnten ihre Aussagen dazu beitragen, andere vom Beitritt zum IS abzuhalten, hieß es in dem Bericht.
2International
Wien als Heimatstadt der Schwedenbombe hat so gut wie ausgedient, künftig wird in Wiener Neudorf produziert. Wien/Wiener Neudorf – Der lang geplante Umzug des Süßwarenherstellers Niemetz von Wien ins niederösterreichische Umland steht bevor. In den nächsten Wochen werden wir komplett übersiedeln, kündigte Gerhard Schaller, Geschäftsführer des Eigentümers Heidi Chocolat, im APA-Gespräch an. Über Preiserhöhungen werde man mittelfristig nicht umhin können. Der Traditionsbetrieb, der jahrzehntelang seinen Stammsitz am Rennweg hatte, zieht nun nach Wiener Neudorf um. Angepeilt wird ein Umzug in der ersten Oktoberhälfte, ein genaues Datum gibt es allerdings noch nicht. Eine der beiden Produktionslinien bzw. die dazu nötigen Maschinen, die komplett modernisiert werden, befinden sich jedenfalls schon im neuen Werk: Dort machen wir gerade das Fine-Tuning. Im neuen Standort, wo auch die Riegeln Manja und Swedy gefertigt werden, sieht Schaller großes Potenzial. Dort könne die Produktionskapazität im Vergleich zum Status quo – wenn nötig – verdreifacht werden. Schließlich gebe es künftig die Möglichkeit der Rund-um-die-Uhr-Produktion – im Gegensatz zum Ein-Schicht-Betrieb in Wien. Die großteils handwerkliche Herstellung der Schaumküsse sowie die Rezepturen will man aber beibehalten. Alle rund 100 Mitarbeiter machen die Übersiedelung übrigens mit, freute sich der Schwedenbomben-Chef. Einen geringen zweistelligen Millionenbetrag hat Heidi Chocolat in die neue niederösterreichische Heimat investiert. Grundsätzlich sieht Schaller das Unternehmen auf Erfolgskurs. Man schaffe heuer wieder ein zweistelliges Plus – sowohl beim Verkauf als auch beim Umsatz. Mittelfristig werden sich die Niemetz-Fans allerdings auf Preiserhöhungen einstellen müssen, verwies er auf steigende Rohstoffpreise bei Kakao und vor allem bei Haselnüssen. Akut sei aber nichts geplant. Man werde sich nach geglückter Übersiedelung damit befassen. Das gilt auch für die Entwicklung neuer Süßwarenprodukte: Da haben wir einiges in der Pipeline. Konkreteres wollte Schaller noch nicht verraten. Ganz ohne Schwedenbomben muss Wien freilich trotz des Firmenabschieds nicht auskommen. Schließlich hat vor wenigen Tagen der neue Shop – gegenüber dem Noch-Hauptsitz – aufgesperrt. Dort wird neben den Niemetz-Produkten auch das Schokosortiment von Heidi angeboten. Die Aufgabe des Stammsitzes im dritten Bezirk war noch von den Voreigentümern des Unternehmens infolge von Liquiditätsproblemen in die Wege geleitet worden – allerdings mit entsprechender Übergangsfrist. Diese läuft nun Ende 2015 aus. (APA, 9.9.2015)
3Wirtschaft
Nach der Tötung des Taliban-Anführers Mullah Akhtar Mansour, finden im Südwesten Afghanistans Beratungen über dessen Nachfolger statt. Kabul/Kandahar – Nach der Tötung ihres Anführers Mullah Akhtar Mansour durch eine US-Kampfdrohne wählen die radikalislamischen Taliban einen neuen Anführer. Mindestens 14 Kommandeure und Religionsführer diskutierten schon seit Sonntag über Kandidaten, hieß es am Dienstag aus pakistanischen Sicherheitskreisen. Die Beratungen fänden im Südwesten des Landes in der Provinz Baluchistan statt. Informationen der Deutschen Presse-Agentur zufolge fielen im Laufe der Beratungen sechs Männer in die engere Wahl. Unter diesen Männern befindet sich bespielsweise Mansours Stellvertreter für Militärisches Jalaluddin Haqqani. Die USA haben ein Kopfgeld von umgerechnet 4,45 Millionen Euro auf ihn ausgesetzt. Für ihn spricht, dass er als kompetent gilt und einige der öffentlichkeitswirksamsten (weil verheerndste) Anschläge der Taliban in Szene gesetzt hat. Er hat auch dazu beigetragen, die zersplitterten Taliban mehr zu einen, sagt der Sprecher der Nato-Mission Resolute Support, Charlie Cleveland. Gegen ihn spricht, das er nicht aus dem Süden – dem Kernland der Talibanelite – kommt, sondern aus dem Osten. Eine weitere Überlegung gegen ihn könnte sein, dass die USA sehr auf seine Tötung drängen und möglicherweise, wie bei Mansour, wieder selber die Initiative ergreifen. Haqqani würden von Beginn zur Zielscheibe, und die Bewegung könnte in kurzer Zeit ihren dritten Anführer verlieren. Als möglicher Nachfolger wird auch Mullah Amir Khan Mottaki gehandelt. Während der Herrschaft der Taliban war Mottaki Bildungs- und Informationsminister. Laut dem deutschen Afghanistan-Experten Thomas Ruttig ist er einer der ältesten und einflussreichsten Mitglieder in der Talibanbewegung. Er genieße breites Ansehen. Ruttig, der ihn als UN-Vertreter im Jahr 2000 getroffen hat, meint, Mottaki wäre keine schlechte Wahl. Seine Begründung: Er denkt politisch und ist kein Hardliner. Er hat für die Taliban wichtige Verhandlungen geführt und das Ansehen von Mullah Omar genossen. Auch er stammt allerdings nicht aus Kandahar, sondern aus Paktika. Auch den beiden Söhnen des langjährigen verstorbenen Talibanchefs Mullah Omar – Mullah Yaqub und sein jüngerer Bruder Abdul Manan Akhund – werden aufgrund der Beliebtheit ihres Vaters Chancen eingeräumt auf Mansour zu folgen. Yaqub, der eine Religionsschule in Pakistan besucht haben soll, steuert laut Mitteilungen Militärkommissionen der Taliban in 15 Provinzen Afghanistans. Mit Ende 20 oder Anfang 30 könnte er von vielen als zu jung für den Chefposten wahrgenommen werden. Er wird als sehr emotional beschrieben. Als Sohn des verehrten Mullah Omar ist er jedoch auch eine Figur, die zerstrittene Fraktionen wieder versöhnen könnte. Sein jüngerer Bruder, Mullah Abdul Manan Akhund, war nie sehr prominent unter den Taliban. Erst jüngst kam er zu mehr Ansehen und wurde im April, nach einem Bericht des Long War Journal, zum Chef der Kommission für Predigt und Ratschlag ernannt. Dass er eine nicht kontroverse Figur ist, könnte aber ein Vorteil sein. Der langjährige Chef der Taliban-Militärkommission, Kommandant Abdul Qayyum Zakir: Zakir, und der zweite Stellvertreter von Mansour, Haibatullah Akhundzada, stammen beide aus wichtigen Regionen für die Taliban, was ein Pluspunkt für die beiden Kandidaten sein könnte. Zakir stammt aus Helmand, wo die Taliban einen ihrer wichtigsten Kämpfe um mehr eigenes Territorium führen. Von 2001 bis 2007 war er im US-Terroristengefängnis Guantanamo Bay inhaftiert. Nach seiner Freilassung kehrte er auf das Schlachtfeld zurück. 2014 wurde er wegen Auseinandersetzungen mit Mullah Mansour als Chef der Militärkommission entlassen. Haibatullah Akhundzada stammt aus dem Kernland der Talibanführung, der Südprovinz Kandahar und genießt als religiöser Gelehrter und hochrangiger Talibanrichter Achtung und Respekt unter vielen Taliban. Es gibt aber Stimmen, die sagen, ihm fehle es an der nötigen Härte zu führen. Es ist das zweite Mal innerhalb eines Jahres, dass die Taliban einen neuen Anführer wählen müssen. Ende Juli 2015 hatte der am Samstag getötete Mansour offiziell vom bereits zwei Jahre zuvor verstorbenen Mullah Omar übernommen. Danach waren blutige interne Machtkämpfe ausgebrochen. Laut einer in der pakistanischen Express Tribune zitierten Talibanquelle sollen die Fehler vom letzten Mal diesmal vermieden werden.
2International
"Zeit": Als Kompensation für Nutzung von Spionagesoftware XKeyScore. Das deutsche Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) hat einem Medienbericht zufolge so viele Überwachungsdaten wie möglich an den US-Geheimdienst NSA geliefert, um im Gegenzug die NSA-Spionagesoftware XKeyscore einsetzen zu können. Die Wochenzeitung Die Zeit und Zeit Online zitierten am Mittwoch aus einer entsprechenden Vereinbarung aus dem Jahr 2013. Darin heiße es, das BfV werde in größtmöglichem Ausmaß alle relevanten Daten mit der NSA teilen. Das Bundesamt war am Mittwochabend zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Die Zeit und Zeit Online zitierten aus einer Stellungnahme, wonach sich das Amt zu Einzelheiten der Zusammenarbeit beziehungsweise der Zahl von Datenübermittlungen nicht öffentlich äußern kann. Das mutmaßliche Kompensationsgeschäft bezog sich dem Bericht zufolge auf Maßnahmen nach dem sogenannten G10-Gesetz, das die Überwachung und Aufnahme der Telekommunikation durch die Nachrichtendienste regelt. Der Verfassungsschutz nutzt XKeyscore dem Bericht zufolge dazu, die von ihm selbst gewonnen Daten zu analysieren. Das Programm könne die hier bestehenden Möglichkeiten zur Überwachung und Analyse von Internetverkehr hervorragend ergänzen, zitieren Zeit und Zeit Online aus einem Brief des damaligen BfV-Präsidenten Heinz Fromm an den damaligen NSA-Chef Keith Alexander. Wie viele Datensätze auf Grundlage der Vereinbarung an die NSA übermittelt wurden, sei unklar, schrieben die Zeit-Medien weiter. Ebenso ungewiss sei, ob Daten deutscher Bürger betroffen sind und ob Daten von Personen darunter sind, gegen die keine Maßnahmen autorisiert waren.
0Web