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Denzel verkaufte zuletzt weniger, dafür teurere Autos. Künftig werde die Kluft zwischen Stadt und Land steigen. Wien – Die Zahl der Autozulassungen ist im Vorjahr europaweit um rund neun Prozent gestiegen, Österreich lag mit einem Plus von 1,7 Prozent weit darunter. Angesichts dessen zeigt sich Gregor Strassl, Vorstandschef der Denzel-Gruppe, mit dem abgelaufenen Jahr zufrieden. Der Autohändler und Autoimporteur mit 18 Marken im Sortiment konnte im vergangenen Jahr das historisch zweitbeste Ergebnis erwirtschaften, obwohl die Rahmenbedingungen nicht gerade positiv waren. Der konsolidierte Konzernumsatz stieg um rund vier Prozent auf knapp 650 Millionen Euro, unterm Strich blieb ein Gewinn von 10,6 Millionen. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit belief sich auf 14,4 Millionen Euro. Das Vorjahr hakt Strassl als Jahr der Extreme ab. Ölpreisverfall und extreme Zinslandschaft gehört für den Chef des größten privaten Autohändlers auf die positive Seite. Bankenkrise, Rekordarbeitslosigkeit, Grexit- und Brexit-Szenarien zählt Strassl auf der Negativseite auf. Hausgemachte Probleme wie tricksende Automobilhersteller gehören für den Denzel-Chef aber nicht dazu: Die Kunden sind bestens informiert und lassen sich von solchen Nachrichten nicht bremsen. Steigende Stadt-Land-Kluft 40.000 Autos hat Denzel im Vorjahr verkauft, rund 1.700 weniger, dafür teurere und besser ausgestattete als im Jahr davor. Rund 60 Prozent des Geschäfts macht Denzel mit Autos, dazu kommen Bankgeschäfte und Immobilien. Geht es nach Strassl, bleibt der Autohandel der wichtigste Bereich. Für ihn liegt es aber auf der Hand, dass auch die Steuerbelastung in Österreich einen Beitrag dazu leistet, den Konsumenten die Kauflust zu verleiden. Wir haben zwar keine Krise im Autogeschäft, aber seit 2011 einen schleichenden Rückgang von jährlich rund fünf Prozent. In Zukunft sieht Strassl eine steigende Kluft zwischen Wien und den ländlichen Regionen. Er rechnet damit, dass in den kommenden zehn Jahren die Schere weiter auseinandergeht. Auf dem Land brauche man das Auto künftig umso mehr, weil die Infrastruktur weniger werde. Dort sperrt die Post zu, der Fleischhauer, das Dorfgasthaus, die Leute brauchen dort ein Auto. Dementsprechend wurde im Vorjahr ein BMW-Betrieb in Tulln zugekauft. Steigende Anforderungen Der Autohandel selbst sei ebenfalls um Umbruch, die Anforderungen würden komplexer. Alleine BMW hat 50 verschiedene Modelle, die kann man nicht mehr abbilden. Europaweit gibt es 9.000 Händler weniger als im Jahr 2006. Für mittelgroße werde es immer schwieriger, Fixkosten zu decken. Kleine Händler wird es wahrscheinlich immer geben, so Strassl. Worauf man setze: Auf gut ausgebildete Mitarbeiter. Wenn der Kunde zu uns kommt, ist er bestens informiert. Unsere Mitarbeiter wissen aber noch mehr. Tatsächlich werde es aber immer problematischer, geeignetes Personal zu finden. Bei Denzel sind mehr als 1.000 Mitarbeiter beschäftigt, jährlich werden etwa 70 Lehrlinge ausgebildet. Wenn junge Menschen, die bei uns arbeiten möchten, weder richtig lesen noch die einfachsten Rechenaufgaben lösen können, haben sie es am Arbeitsmarkt schwer. Das ist eine bedrohliche Situation. Strassl sieht hier die Regierung und insbesondere die Bildungspolitik in der Pflicht.
3Wirtschaft
Bereits 77 Prozent aller US-Amerikaner nutzen ein Smartphone. Das Analyseportal comScore hat neue Zahlen zum US-amerikanischen Smartphone-Markt veröffentlicht. Mittlerweile nutzen mehr als 77 Prozent der US-Bürger ein solches Gerät, der Wert stellt naturgemäß einen neuen Rekord dar. Bei den Betriebssystemen dominiert nach wie vor Android, wenngleich Apple leicht aufholen konnte. Mit 52,2 Prozent und 43,1 Prozent dominieren die zwei Betriebssysteme klar, Microsoft (3%), Blackberry (1,5%) und Symbian (0,1%) liegen abgeschlagen auf den letzten Plätzen. In Europa ist Apple weit weniger stark. Umfragen deuten darauf hin, dass Android hier mit bis zu 60 Prozent führt, während Apple bei 20 Prozent liegt. Eine Vielzahl der Nutzer wissen aber auch gar nicht, welches Betriebsystem sie verwenden – dabei dürfte es sich um Android handeln; da sich iPhone-Nutzer ihres iPhones meistens bewusst sind. Bei den einzelnen Anwendungen dominiert Facebook das Feld nach wie vor. 73,3 Prozent aller Smartphone-Nutzer waren im Juli 2015 in der Facebook-App, 59,5 Prozent im Facebook Messenger. Darauf folgt die Google-Vierfaltigkeit aus YouTube, Suche, Play und Maps. Dann kommt bereits das in den USA starke Pandora (in Europa dürfte Spotify gut abschneiden). Auch Apple Music ist mit 24,1 Prozent bereits in den Top 15 zu finden. Dahinter rangiert Snapchat (21,9 Prozent), das allerdings bei jungen Nutzern punktet und dementsprechend von Investoren umgarnt wird.
0Web
Polizei in Oberösterreich zeigte "falsche Kollegen" im Alter zwischen 17 und 18 Jahren an. Gmunden – Die oberösterreichische Polizei hat vier falsche Kollegen in der Nacht auf Dienstag am Traunsee im Bezirk Gmunden geschnappt. Die Jugendlichen im Alter von 17 und 18 Jahren hatten ein Blaulicht auf ihrem Wagen und kontrollierten zumindest zwei Autolenker. Die echten Beamten fanden bei ihnen auch ein Behördenfunkgerät, illegale Feuerwerkskörper sowie Einbruchwerkzeug. Die Jugendlichen werden angezeigt.
1Panorama
Das Kompetenzzentrumsprogramm wird nach einer Wirkungsevaluierung einem Redesign unterzogen. Wien – Das vor zehn Jahren gestartete Kompetenzzentrenprogramm Comet wird runderneuert. In Hinkunft soll es statt der bisherigen Aufteilung in wenige große K2-, einige mittelgroße K1-Zentren und mehrere kleine K-Projekte nur mehr Cometzentren geben, die sich um ein bis zwei Module bewerben können – und damit je nach Erfolg bei der Jury mit Mitteln des Bundes und der Länder wachsen können. Damit will man den Wettbewerb fördern. Dieses Redesign ist eine Reaktion auf die Wirkungsanalyse von Austrian Institute of Technology (AIT) und Joanneum Research, die im Herbst 2015 im Auftrag der Comet-Eigentümer Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium sowie Verkehrsministerium vorgelegt wurde – und teilweise überraschend negative Ergebnisse zutage brachte. K2-Zentren haben demnach trotz höheren Budgets je eingesetztem Vollzeitäquivalent (siehe auch Grafik) keinen höheren wissenschaftlichen Output erzielt als die kleineren K1-Zentren. Sie liegen je eingesetzter Fördermillion, wie es in der Studie heißt, in Hinblick auf realisierte Patente und Publikationen in wissenschaftlichen Journalen sogar unter dem Niveau der Programmlinie K1. Dazu passt die kritische Analyse, dass es nicht gelang, eine bedeutende Anzahl an exzellenten WissenschafterInnen aus dem Ausland an K-Zentren zu holen. Die Möglichkeiten für spezifische Karrieren seien im stark anwendungsorientierten Programm nicht gegeben. Fazit: K-Zentren seien F&E-Dienstleister für Unternehmen geworden und seien daher nicht in der Lage neue Impulse zu setzen. Die Verfolgung neuer Innovationsansätze war kaum der Fall, heißt es da. Die Evaluierung wiederholt also, was von internationalen Gutachtern schon bemängelt wurde: Das Comet-Programm braucht wieder mehr Grundlagenforschung, um langfristig mit Innovationen reüssieren zu können. Die Änderungen im Comet-Programm werden aufgrund der langfristigen Förderprogramme wohl erst 2025 gänzlich umgesetzt sein, sagt Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Förderagentur FFG, die das Comet-Programm betreut. In der nächsten K2-Programmausschreibung ab April werde aber bereits der modulartige Ansatz eingefordert. Egerth lobte gegenüber dem STANDARD das Comet-Programm als grundsätzlich erfolgreich – vor allem bei der Schließung der Lücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Hier kam auch die Wirkungsstudie von AIT und Joanneum zu einer positiven Bilanz. Auch der Kompetenzaufbau in den Unternehmen und Zentren sei beachtlich. Nun müsse man sich vermehrt auch dem internationalen Wettbewerb um Fördermittel stellen und zum Beispiel versuchen, große EU-Projekte an Land zu ziehen, K-Zentren haben sich ja auch schon in der Vergangenheit an kooperativen Programmen wie den Joint Technology Initiatives stark beteiligt. Das sei eine wesentliche Voraussetzung, damit die Szene in Bewegung bleibt, meinte Egerth.
7Wissenschaft
In den dreiwöchigen Gesprächen im Vatikan zeigte sich einmal mehr, dass die Konservativen in der katholischen Kirche sich keinen Meter bewegen wollen. Synode stammt aus dem Griechischen und bedeutet gemeinsamer Weg. Doch die Bischofsversammlung in Rom zeigte eher Trennendes auf. Mit großer Betroffenheit und Trauer haben wir die öffentlichen Äußerungen einzelner Synodenväter zu Personen, Inhalt und Verlauf der Synode wahrgenommen, schreibt die deutschsprachige Arbeitsgruppe in ihrem Schlussbericht. Die gebrauchten Bilder und Vergleiche sind nicht nur undifferenziert und falsch, sondern verletzend. Wir distanzieren uns entschieden. Der Arbeitsgruppe gehört auch der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn an, eine der prominentesten Reformkräfte. Der direkte Ton ist ein Hinweis darauf, wie viel Frust sich bei vergleichsweise liberalen Bischöfen angestaut hat. Sinn und Zweck der Synode wäre es gewesen, starre Moralvorstellungen zu Familie und Sexualität zu hinterfragen und im Hinblick auf die Seelsorge (nicht auf die Lehre) Lösungen zu erarbeiten. Angesichts der schwierigen Lage, in der sich viele Familien heute befinden, könne es die Kirche nicht mit dem Wiederholen der immergleichen Regeln bewenden lassen, hatte Papst Franziskus schon vor einem Jahr betont. Betrachtet man nun die Vorschläge der dreizehn Arbeitsgruppen, kehrt Ernüchterung ein. Vorschläge – wie der des deutschen Kardinals Walter Kasper, wiederverheiratete Geschiedene unter bestimmten Voraussetzungen zu den Sakramenten zuzulassen – finden sich nur noch sehr verwässert. Und von einem anderen Reizthema, nämlich der Öffnung der Kirche gegenüber Homosexuellen, ist nur noch ganz verschämt am Ende des Dokuments die Rede. Der für Samstag erwartete Schlussbericht der Synode zuhanden des Papstes – eine Synthese aller Berichte der dreizehn Arbeitsgruppen – dürfte noch zurückhaltender ausfallen. Letztlich haben sich jene durchgesetzt, die jede Änderung an der bisherigen Praxis als Verrat am Evangelium gebrandmarkt hatten. Franziskus Strategie, seine Reformen im Dialog mit den Bischöfen zu verwirklichen, statt von Rom aus einfach anzuordnen, ist am Widerstand der Konservativen gescheitert. Man hat also drei Wochen miteinander geredet, ohne sich wirklich näherzukommen. Jetzt bliebe wohl nur noch ein Machtwort des Papstes.(Dominik Straub aus Rom, 24.10.2015)
2International
Die niederösterreichische Gebietskrankenkasse bewilligt Kuren in Rimini und am Toten Meer. Wien – Der Unterschied zwischen Kur und bezahltem Urlaub ist manchmal verschwindend gering. Die Neos wollten dem in einer parlamentarischen Anfrage nachgehen und haben erstaunliche Antworten erhalten. Die Beantwortung liegt dem STANDARD vor. Neos-Gesundheitssprecher Gerald Loacker will eine Abkehr von Kuraufenthalten. Er sieht im Kurwesen mehr einen Zusatzurlaub als Gesundheitsvorsorge. Aus der Beantwortung von Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) geht hervor, dass es große Unterschiede zwischen den Bundesländern gibt. Ein Kritikpunkt der Neos. Das fällt für sie unter Zuckerln, die die Versicherungsträger verteilen. Das äußert sich vor allem bei den Kuraufenthalten im Ausland. Die niederösterreichische Gebietskrankenkasse ermöglicht beispielsweise Kuren in Rimini oder am Toten Meer. 14,6 Prozent aller Aufenthalte gehen ins Ausland. Wien, Oberösterreich, Burgenland, Kärnten und Salzburg genehmigen hingegen kaum bis keine Auslandskuren. Loacker fordert, die Verantwortung bei einem Träger zusammenzuführen, damit einzelne Versicherungen eben keine Anreize verteilen können. Denn so habe sich das System zur Farce auf Kosten der Beitragszahler entwickelt. Mehr Transparenz ist notwendig, denn die Vergabepraxis gleiche einer Lotterie. Die Pinken wollen Kuren ganz in den niedergelassenen Bereich verlagern, denn Gesundheitsvorsorge könne genauso gut auch ambulant durch die neuen Gesundheitszentren durchgeführt werden, sagt Loacker.
5Inland
Mit dem VR-Projekt lassen sich Atomkraftwerk und Geisterstadt von Zuhause aus besichtigen. Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl jährt sich zum dreißigsten Mal. Aus diesem Anlass gibt es auch Neuigkeiten vom Chernobyl VR Project des polnischen Entwicklerstudios The Farm 51, das eine Virtual Reality-Realisierung der heutigen Region darstellt. Dieses Virtual Reality-Projekt soll es Leuten ermöglichen, eine virtuelle Tour durch das stillgelegte Kernkraftwerk und die Geisterstadt Prypjat zu machen. Das Chernobyl VR Project verbindet dabei Videospiel mit pädagogischen und narrativen Elementen. Im Juni soll die VR-Dokumentation erscheinen und mit verschiedenen VR-Geräten nutzbar sein. Ein neu veröffentlichter 360 Grad-Trailer gibt Einblick, wie diese ungefähr aussehen wird. Ein beträchtlicher Teil der Einnahmen soll dabei an die Opfer der Katastrophe gehen. 20 Prozent der Verkäufe um 19,99 Dollar, 30 Prozent der Verkäufe um 29,99 Dollar und 60 Prozent der Verkäufe um 49,99 Dollar sollen an Organisationen wie Global Ukraine, Ukraine Image Agency oder an das Human Rights Information Center gehen. Durch das enthusiastische Feedback auf unsere Ankündigung des Chernobyl VR Project haben wir realisiert, wie wichtig das Thema war, äußerte Wojciech Pazdur, CEO von The Farm 51. Daher haben wir entschieden, dass dies kein rein kommerzielles Projekt bleiben sollte.
0Web
Jahresvergleich zeigt günstigere Tarife dank neuer Anbieter. Nach den Preissteigerungen der vergangenen Jahre am österreichischen Mobilfunkmarkt, können Kunden nun wieder sparen. Und zwar ordentlich, wie eine Analyse der Arbeiterkammer (AK) zeigt. Die Kosten für mobiles Telefonieren und Surfen sind demnach um bis zu 30 Prozent niedriger als noch vor einem Jahr. Grund dafür ist das breitere Angebot, da in den vergangenen Monaten zahlreiche neue Mobilfunkanbieter hinzugekommen sind. So sind unter anderem die UPC, Hot, Spusu, Eety und Allianz Sim gestartet. Die Arbeiterkammer hat die Handypreise von 17 Anbietern zwischen Jänner und Dezember 2015 analysiert. Durchschnittsnutzer können nun mit dem richtigen Tarif bis zu 29,9 Prozent sparen, Intensivnutzer gut 14,7 Prozent. Billiger telefonieren und surfen heißt es meist mit kleineren und neuen Anbietern. Sie verrechnen in der Regel auch keine Aktivierungskosten oder jährlich wiederkehrende Servicepauschalen, so die AK in einer Aussendung. Demnach haben sich die Preise bei den drei Platzhirschen A1, T-Mobile und Drei kaum verändert, allerdings wurden die enthaltenen Datenfreimengen erhöht. Meist gibt es auch EU-weite Freieinheiten. Grundgebühren, Servicepauschalen und Aktivierungskosten sind hier fast unterverändert. Während die großen Mobilfunker meist unlimitierte Tarife bieten, gibt es bei den neuen Anbietern eher fixe Mengen an Minuten, SMS und Daten. Wer mehr verbraucht als im Tarif inkludiert, zahlt laut AK zwischen 3,9 und 40 Cent. Mit ihren günstigeren Angeboten konnten die neuen Anbieter den etablierten Mobilfunkern bereits einige Kunden abspenstig machen. Hot vom Diskonter Hofer gewann innerhalb eines Jahres 500.000 Kunden, die vor allem von der A1-Gruppe und T-Mobile stammen. Bei allen neuen Anbietern handelt es sich um sogenannte Mobile Virtual Network Operator (MVNO). Sie betreiben keine eigene Infrastruktur, sondern sind in den Netzen von A1, T-Mobile und Drei eingemietet. Die Öffnung der Netze für mehr virtuelle Anbieter war eine der regulatorischen Bedingungen für die Übernahme von Orange durch Drei im Jahr 2013. Im heurigen Jahr werden noch weitere neue Anbieter erwartet, unter anderem Rapid Mobile. Wer den für sich günstigsten Tarif finden will, kann die Angebote mit Online-Tools vergleichen. So bietet die Arbeiterkammer einen Tarifrechner an, einen weiteren Vergleich gibt es auf Durchblicker.at.
0Web
Größte Übung der Allianz seit 13 Jahren. Berlin – Es ist das größte Manöver der NATO seit 13 Jahren. 36.000 Soldaten werden in den nächsten sechs Wochen in Spanien, Portugal und Italien aufmarschieren. 130 Flugzeuge, 16 Hubschrauber sowie 60 Schiffe und U-Boote sind im Einsatz. Neben den 28 NATO-Staaten nehmen 14 Partner- und Beobachternationen an der Übung teil. Die deutsche Bundeswehr schickt 3000 Soldaten – mehr als sie derzeit in all ihren 16 Auslandseinsätzen zusammen hat. Die NATO übt in diesem Jahr besonders viel – vor allem im östlichen Bündnisgebiet. Staaten wie Litauen, Estland, Lettland, aber auch das deutlich größere Polen fühlen sich seit Beginn der Ukraine-Krise von ihrem mächtigen Nachbarn Russland bedroht. Die Übungen sollen den NATO-Partnern den Rücken stärken. So wurde im Juni erstmals die neue schnelle Eingreiftruppe der NATO, die so genannte Speerspitze, im westpolnischen Sagan getestet. 2100 Soldaten zeigten dort dem eigens angereisten NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg und vier Verteidigungsministern – darunter Ursula von der Leyen – was sie können. Stoltenberg gab damals die Parole aus: Die NATO wird sich weiter um Dialog und Kooperation bemühen, aber das kann nicht auf der Grundlage von Schwäche geschehen. Das Manöver Trident Juncture (Dreizackiger Verbindunspunkt) übertrifft nun alles, was in den letzten Monaten geübt wurde. An diesem Montag beginnt eine Vorübung, der offizielle Starttermin ist der 3. Oktober. Der große Truppenaufmarsch findet dann zwischen dem 21. Oktober und dem 6. November statt. Mit den Arbeiten an dem Drehbuch begann eine NATO-Einheit im norwegischen Stavanger bereits vor mehr als zwei Jahren. Im Mittelpunkt stehen die beiden virtuellen afrikanischen Staaten Kamon und Lakuta und ihr Konflikt um den kostbaren Rohstoff Wasser und die Kontrolle von Staudämmen. Der UN-Sicherheitsrat bittet die NATO um Hilfe, das Bündnis interveniert mit Land-, Luft- und Seestreitkräften. Der Feind wird per Computer simuliert. Für die NATO geht es erneut um den Test ihrer schnellen Einsatzkräfte und um das Training für neue Einsatzszenarien wie die hybride Kriegsführung, also Angriffe mit verdeckten Mitteln: Wirtschaftlicher Druck, Propaganda, Cyberattacken oder verdeckte Militäroperationen, wie sie Russland in der Ostukraine vorgeworfen werden. Dass Rapid Trident so groß geraten ist, hat auch etwas damit zu tun, dass die NATO-Streitkräfte seit dem Ende des Kampfeinsatzes in Afghanistan vor knapp einem Jahr wieder größere Kapazitäten haben. Zwischen 2001 und 2014 waren bis zu 130.000 Soldaten des Bündnisses am Hindukusch stationiert. Jetzt ist nur noch ein Zehntel der Truppe für Ausbildungszwecke übrig geblieben. Die NATO hat jetzt wieder etwas Luft, sagt Harald Kammerbauer, Sprecher der an der Übung beteiligten deutschen Soldaten. Für die Bundeswehr hat zwar die Zahl der Einsätze in den letzten Jahren nicht abgenommen, die Zahl der eingesetzten Soldaten sank aber deutlich. 2002 hatte die Truppe noch mehr als 10 000 Soldaten im Einsatz, jetzt sind es nur noch rund 2800. Die vor fünf Jahren vom damaligen deutschen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg angeschobene Bundeswehrreform basierte noch auf der Annahme, dass die Bundeswehr sich immer mehr zur Armee im Einsatz entwickeln würde. Die Ukraine-Krise hat die Prioritäten wieder etwas verschoben. Die Bundeswehr übt jetzt wieder mehr innerhalb Europas, als dass sie sich in Einsätzen jenseits des Kontinents engagiert.
2International
Uno-Generalsekretär traf Palästinenserpräsident Abbas. Jerusalem – Im Bemühen um eine Eindämmung der blutigen Gewalt in Nahost ist UN-Generalsekretär Ban Ki-moon am Mittwoch in Ramallah mit palästinensischer Präsident Mahmoud Abbas zusammengetroffen. Bei neuen tödlichen Zwischenfällen waren am Vortag ein Israeli und fünf Palästinenser getötet worden. Vier der Palästinenser wurden bei ihren Anschlägen von Sicherheitskräften erschossen, ein fünfter kam bei Konfrontationen an der Grenze zum Gazastreifen zu Tode. Ein israelischer Siedler wurde im südlichen Westjordanland überfahren, nachdem sein Auto von einer palästinensischen Menge mit Steinen beworfen worden war. Bei einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu hatte Ban beide Seiten am Dienstagabend zur Mäßigung und zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch aufgerufen. Ich bedaure willkürliche Angriffe auf Zivilisten, sagte Ban zu der jüngsten Welle palästinensischer Attacken auf Israelis. Solche Terrorakte machen jeden Ort unsicher, und jede Person ungeachtet von Geschlecht und Alter zu einem potenziellen Opfer. Scharfe israelische Gegenmaßnahmen könnten jedoch kontraproduktiv sein, sagte Ban. Israelis und Palästinenser stehen an der Schwelle einer neuen katastrophalen Gewaltperiode. Wir müssen verhindern, dass die Situation in einen religiösen Konflikt eskaliert, mit möglichen regionalen Auswirkungen. Ban sprach sich für die Aufnahme ernsthafter Friedensgespräche aus, die auf ein Ende der israelischen Besatzung abzielen.(APA, 21.10.2015)
2International
Updates für iOS- und Android-Apps – Neue Version des Entwicklungkits veröffentlicht. Mit Street View lässt sich die Welt virtuell erforschen, Cardboard wiederum bietet den Zugang zur virtuellen Realität. Eine Paarung, die geradezu für einander geschaffen scheint – und genau diese Kombination nimmt Google nun vor. Mit einem neuen Update für die Street-View-App kann können die Rundumaufnahmen nun also unter Android und iOS mit Cardboard betrachtet werden. Besonders interessant ist dies für all die Special Collections des Services, also etwa um virtuell El Capitan im kalifornischen Nationalpark Yosemite zu erklimmen. Parallel dazu wurde das Softwareentwicklungskit (SDK) für Cardboard überarbeitet. Dieses soll eine erheblich gesteigerte Performance in Kombination mit der verbreiteten Spiele-Engine Unity bieten. Unter iOS wird nun Metal zur Spieledarstellung genutzt, bei Android kann das Rendering jetzt in mehreren Threads parallel erfolgen. Zudem wurden die Algorithmen, die die verschiedenen Sensordaten zusammenführen, stark überarbeitet. Laut der aktuellen Ankündigung ist die Cardboard-App nun auch erstmals praktisch global verfügbar. 100 Länder und 39 Sprachen werden aktuell unterstützt.
0Web
2,25 Millionen Stück anfällig für Überhitzung und Stromschlag. Eine Woche nachdem der kalifornische IT-Riese Apple einen Rückruf für Stromadapter aus zwölf Jahren Produktionszeit gestartet hat, muss nun auch Microsoft auf Defekte reagieren. Die Redmonder rufen 2,25 Millionen Kabel zurück, die zur den Netzteilen Surface Pro-Reihe gehören. Diese nimmt man in Europa bereits seit rund zwei Wochen zurück, nun folgen die USA und Kanada. Die Consumer Product Safety Commission (CPSC) berichtet von 56 Fällen, in denen das Kabel, das vom Netzteil in die Steckdose führt, überhitzte oder gar Feuer fing. Dazu gibt es auch fünf Meldungen bezüglich Stromschlägen. Betroffen sind alle Modelle des Surface Pro, Surface Pro 2 und Surface Pro 3, die zwischen 13. Februar 2013 und dem 15. März 2015 online und in Microsoft Stores verkauft wurden, sowie auch separat verkaufte Ladekabel bis zu diesem Datum. Das Surface Pro 4 ist nicht betroffen.
0Web
Rummenigge über quirligen Spanier: "Er ist jung und ein wichtiger Spieler für die Zukunft des Clubs". München – Der FC Bayern München hat den Vertrag mit Thiago Alcantara um zwei Jahre bis 2019 verlängert. Wir sind froh, dass Thiago sich dafür entschieden hat, langfristig beim FC Bayern zu bleiben, sagte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge am Donnerstag. Er ist jung und ein wichtiger Spieler für die Zukunft des Klubs. Der Mittelfeldspieler war 2013 für rund 25 Millionen Euro vom FC Barcelona gekommen. Er war seinerzeit ein Wunschtransfer von Josep Guardiola. Wegen einer Knieverletzung war er mehr als ein Jahr ausgefallen, mittlerweile gehört der 24-Jährige aber zu den Leistungsträgern.
4Sport
Der 89-Jährige Milliardär Ingvar Kamprad lebte aus Steuergründen jahrelang in der Schweiz, kehrte aber in seine Heimat zurück. Stockholm – Ikea-Gründer Ingvar Kamprad hat nach Medienberichten erstmals seit 1973 in seinem Heimatland Schweden Einkommensteuer bezahlt. Wie die Zeitung Dagens Nyheter (Internetausgabe) am Freitag berichtete, gab der 89-jährige Gründer der Möbelhauskette seine Einkünfte im Vorjahr mit 17,7 Millionen schwedischen Kronen (knapp 1,9 Millionen Euro) an, wofür knapp sechs Millionen Kronen Steuern anfielen. Das Familienvermögen der Kamprads wird auf bis zu 40 Milliarden Euro geschätzt. Kamprad hatte Schweden 1973 verlassen. Seit 1976 lebte er in der Schweiz, weil er nach eigenen Angaben die hohen Steuern in seiner Heimat nicht zahlen wollte. Nach dem Tod seiner Frau Margaretha im Jahr 2011 kehrte er 2013 nach Schweden zurück. Kamprad sitzt immer noch in der Führungsetage der Ingka Holding, dem Mutterhaus von Ikea, dem 328 Geschäfte in 28 Ländern gehören. Ikea verzeichnete in Deutschland im Ende August abgelaufenen Geschäftsjahr 2014/2015 einen Rekordumsatz von 4,4 Milliarden Euro und gute Verkaufszahlen in fast allen anderen Ländern. Weltweit erzielte der Konzern einen Gesamtumsatz von 31,9 Milliarden Euro, das waren satte 11,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Für Österreich liegen keine aktuellen Umsatzzahlen vor, im Geschäftsjahr 2013/14 wurde ein Umsatz von 654,3 Mio. Euro verbucht. Ikea zählt zu jenen Weltkonzernen, die im Zuge der Luxleaks-Affäre als Steuervermeider entlarvt wurden.
3Wirtschaft
Bärin Er Shun bringt in Toronto zwei Jungtiere zur Welt. Ottawa – Zum ersten Mal sind in einem Zoo in Kanada Riesenpandas geboren. Die Bärin Er Shun brachte am frühen Dienstagmorgen Zwillinge zur Welt, wie der Zoo von Toronto mitteilte. Sie habe hervorragende Mutterinstinkte gezeigt und gleich nach der Geburt des ersten Jungtieres damit begonnen, den Winzling zu putzen und zu liebkosen. Das Geburtsgewicht der Kleinen betrug nach Angaben des Zoos 187,7 und 115 Gramm. Die kommenden Tage, die sie unter Beobachtung kanadischer und chinesischer Experten hauptsächlich im Brutkasten verbringen werden, seien nun entscheidend für ihr Überleben, erklärte der Zoo. Zoodirektor John Tracogna zeigte sich jedoch bereits begeistert. Der Zoo sei sehr stolz, beim Überleben dieser gefährdeten Art zu helfen. Der Große Panda gehört zu den am stärksten bedrohten Tierarten der Erde. Den als notorische Sexmuffel bekannten Tieren setzt der Verlust ihres natürlichen Lebensraums in China zu, deshalb spielt ihre Zucht in Gefangenschaft für das Überleben ihrer Gattung eine wichtige Rolle. Panda-Nachwuchs kommt in Gefangenschaft allerdings nur sehr selten vor. Weil die Weibchen nur an drei Tagen im Jahr paarungsbereit sind, greifen Zoos oft auf künstliche Befruchtung zurück. Er Shun war im Mai künstlich mit dem Sperma von drei Männchen befruchtet worden, wie der Zoo mitteilte. Einer der möglichen Väter der Jungtiere ist Er Shuns Partner Da Mao, der seit 2013 zusammen mit ihr im Zoo von Toronto lebt. 2018 sollen sie für fünf Jahre in den Zoo von Calgary umziehen, bevor sie nach China zurückkehren. Im August waren auch im Zoo von Washington Riesenpanda-Zwillinge zur Welt gekommen. Das kleinere der beiden Tiere war aber nach wenigen Tagen gestorben.
1Panorama
Kartierung zeigt 30-mal genauer als bisher, wo und in welcher Dichte interstellarer Wasserstoff in der Milchstraße vorhanden ist. Bonn – Forscher der Universität Bonn und des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie (MPIfR) haben mit bislang unerreichter Genauigkeit den Nordhimmel durchmustert. Mithilfe des Radioteleskops Effelsberg in der Eifel zeichneten sie die Spektrallinie des atomaren Wasserstoffs auf, der die räumliche Verteilung der Materie in der Milchstraße widerspiegelt. Das gibt Einblick in die Sternentstehung und die Entwicklung der Galaxie, wie die Wissenschafter in Astronomy & Astrophysics berichten. Direkt nach dem Urknall bestand das Weltall nahezu ausschließlich aus Wasserstoff und etwas Helium. Erst als sich die ersten Sterne entwickelten, bildeten sich in ihrem Inneren die weiteren chemischen Elemente. Auch heute noch macht elementarer Wasserstoff (HI) den ganz überwiegenden Teil der Materie im Universum aus, da er die Grundsubstanz aller Sterne ist, sagte Jürgen Kerp von der Universität Bonn. Das Wissen um die Verteilung des Wasserstoffs in der Milchstraße war bisher jedoch nur ungenau, die letzte Kartierung liegt mehr als 20 Jahre zurück. Mit dem damals eingesetzten 25-Meter Teleskop konnte der Himmel nur grob gerastert aufgezeichnet werden. Im Rahmen der Effelsberg-Bonn HI Survey (EBHIS) gekang nun eine rund 30-fach genauere Kartierung der Wasserstoff-Verteilung. Es handelt sich dabei um das bislang schärfste Bild unserer Milchstraße, so Kerp. Wenn man zuvor von einem Heißluftballon auf ein Fußballstadion herunterblickte, konnte man anhand der verschiedenen Farben die Fanblöcke erkennen. Jetzt sehen wir die einzelnen Menschen. So lasse sich zum Beispiel nun genau beobachten, wie sich auch heute noch aus dem HI Gas einzelne Sternentstehungsregionen herausbilden. Die Gaswolken verdichten sich durch ihre eigene Schwerkraft und kollabieren schließlich zu den leuchtenden Himmelskörpern, sobald eine kritische Masse erreicht ist. Auch die Genauigkeit von Entfernungsmessungen in der Milchstraße hängt davon ab, wie exakt die Dichte der interstellaren Materie bestimmt ist. Denn sie schluckt einen Teil des Lichts ferner Sterne. Wer die räumliche Verteilung des Wasserstoffs kennt, kann auch viel genauer auf die tatsächliche Leuchtkraft eines Sterns schließen, sagt Kerp. Die Forscher rechnen damit, dass diese Daten künftig der Gewinnung neuer Erkenntnisse dienen werden.
7Wissenschaft
EU-Kommissionspräsident: "Können uns Verhältnis zu Russland nicht von Washington diktieren lassen". Brüssel/Passau – EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat sich für eine Entspannung im Konflikt mit Russland ausgesprochen. Wir müssen uns um ein brauchbares Verhältnis zu Russland bemühen. Das ist nicht sexy, aber das muss sein. Wir können so nicht weitermachen, sagte er am Donnerstag in Passau bei einer Veranstaltung zum Thema Flüchtlinge. Man müsse nicht in vollkommenes Einvernehmen gelangen, aber wieder eine vernünftige Gesprächsbasis etablieren. Juncker kritisierte, dass US-Präsident Barack Obama Russland als Regionalmacht abqualifiziert habe. Man muss Russland anständig behandeln, so Juncker. Wir können uns unser Verhältnis zu Russland nicht von Washington diktieren lassen. Das geht nicht. Von Russland selbst forderte der EU-Kommissionschef, sich massiv zu bewegen. Wie sie in Sachen Krim vorgegangen sind und in Sachen Ostukraine, das geht so nicht. Russland hatte die ukrainische Schwarzmeerhalbinsel im März 2014 annektiert. Im bewaffneten Konflikt zwischen prorussischen Separatisten und der Armee in der Ostukraine wurden mehr als 8.000 Menschen getötet. Kiew und der Westen werfen Moskau vor, die Separatisten zu unterstützen, was der Kreml zurückweist. Die Russen sind ein stolzes Volk, das Land habe eine Rolle zu spielen, sagte Juncker. Man darf sie nicht von der Bildfläche verdrängen, sonst melden sie sich, wie wir gesehen haben, sehr schnell wieder. Seit Ende September greift Russland mit Luftangriffen auch in den syrischen Bürgerkrieg ein. Nach russischen Angaben zielt der Einsatz auf die Jihadistenmiliz Islamischer Staat und andere Terrororganisationen ab. Der Westen fordert von Russland, ausschließlich den IS zu bombardieren. Junckers Aussagen sorgten am Freitag für Unruhe in der Brüsseler Behörde. Der Sprecher Junckers wollte die Aussage über ein Diktat Washingtons nicht bestätigen, meinte aber, jedem stehe es frei zu interpretieren, was der Kommissionspräsident gesagt habe.
2International
Sieben-Zoll-Bildschirm kostet 60 Dollar – ebnet Weg für Eigenbau-Tablets. Es hat einige Monate länger gedauert, als ursprünglich geplant, doch die Raspberry Pi Foundation verkauft nun seit kurzem das erste offizielle Touchdisplay-Add-on für den gleichnamigen Mini-Computer. Verkauft wird es für 48 Britische Pfund (aktuell rund 66 Euro) sowohl online als auch künftig bei einzelnen Händlern. Auf einer Bildschirmdiagonale von sieben Zoll liefert es eine Auflösung von 800 x 480 Pixel. Mit einer Pixeldichte von 133 PPI fällt die Darstellung von Inhalten zwar eher grobkörnig aus, dafür wird auf diese Weise sicher gestellt, dass die Rechenkapazitäten des Raspberry Pi nicht überfordert werden. Erkennen kann das Display bis zu zehn gleichzeitige Berührungen. Erwiesen sich Eigenbau-Initativen wie das PiPad noch als recht teure und archaisch anmutende Angelegenheit, könnte das offizielle Touchbildschirm-Modul nun den Grundstein für ausgereiftere Tablet-Projekte und ähnliche Vorhaben legen. Angeschlossen wird es am DSI-Port, die Stromversorgung nutzt den GPIO-Anschluss. Passende Treiber sollen mit einem Update demnächst in das Linux-basierte Raspbian-Betriebssystem eingepflegt werden. Der Raspberry Pi selbst war ursprünglich als reines Bildungsgerät gedacht und wurde mit unerwartet großem Erfolg 2012 an den Start gebracht. Anfang Februar wurde die zweite Generation der in etwa Scheckkarten großen Platine vorgestellt, die deutlich mehr Leistung bietet, als die erste Generation. Diese wird auch von Microsoft unterstützt, das dafür eine eigene Umsetzung der IoT Core-Version von Windows 10 liefert.
0Web
Staatsanwaltschaft Wien hat nach Schießerei mit Polizei Anklage gegen Gendarmen-Mörder Gindia eingebracht – Prozess frühestens Ende April. Wien – Die Staatsanwaltschaft Wien hat beim Straflandesgericht eine Anklage wegen versuchten Mordes gegen den in die Kriminalgeschichte eingegangenen Gendarmen-Mörder Amyn Radwan Gindia eingebracht. Das bestätigte Gerichtssprecherin Christina Salzborn am Dienstag der APA. Die Anklage ist noch nicht rechtskräftig, der Prozess gegen den ehemaligen Lebenslangen wird frühestens Ende April stattfinden. Gindia war im März 1992 von einem Wiener Schwurgericht wegen Doppelmordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Er hatte 1987 einen türkischen Waffenschieber bei Hagenbrunn (Bezirk Korneuburg) in einen Hinterhalt gelockt und erschossen. 1989 tötete er in Maria Lanzendorf (Bezirk Wien-Umgebung) einen 33-jährigen Gendarmen mit zwei Kopfschüssen, der Gindia im Zuge einer Fahndung nach Einbrechern einer Personenkontrolle unterziehen wollte. Nachdem er fast 25 Jahre im Gefängnis verbracht hatte, wurde Gindia im November 2014 bedingt entlassen. Drei Monate später lieferte sich der mittlerweile 48-Jährige nach einem gescheiterten Einbruch in eine Apotheke ein regelrechtes Feuergefecht mit der Polizei. Gemeinsam mit einem Bekannten, den er im Häfn kennengelernt hatte, wollte Gindia am 23. Februar 2015 in ein Marktgebäude in Wien-Floridsdorf eindringen. Die beiden wurden jedoch von einem Zeugen beobachtet, der die Polizei verständigte. Als Uniformierte auf den Plan traten, ergab sich Gindias Komplize widerstandslos. Der gebürtige Libanese zog demgegenüber laut Anklage eine Glock und feuerte ohne lange zu fackeln in Richtung der Beamten. Der Staatsanwaltschaft zufolge versuchte er auch, eine scharfe Handgranate zu zünden, scheiterte aber an einem wagemutigen Polizisten, der ihm das Kriegsmaterial noch rechtzeitig entreißen konnte. Die Polizisten blieben bei dem Schusswechsel unverletzt. Gindia wurde drei Mal getroffen und musste längere Zeit im Spital behandelt werden. Zu einer von der Justiz angeordneten Tatrekonstruktion wurde er in Krücken und in Begleitung eines Großaufgebots der Justizwache ausgeführt. Den Schwurprozess – eine allfällige Einspruchsfrist gegen die Anklageschrift läuft in wenigen Tagen ab – wird Richter Georg Olschak leiten. Sollte es zu einem Schuldspruch kommen, könnte der in der Justizgeschichte bisher nicht da gewesene Fall eintreten, dass ein Straftäter zwei Mal lebenslang ausfasst. Auf Mord sieht das Strafgesetzbuch zehn bis 20 Jahre oder lebenslang vor – unabhängig davon, ob der Tatbestand vollendet wurde oder es beim Versuch geblieben ist.
1Panorama
"Science Talk" über "Invasion der Drohnen. Nutzen und Grenzen ziviler Drohnen in Österreich". Von der Kartierung landwirtschaftlicher Flächen, Katastropheneinsätzen, über Film und Fernsehen bis zur Zustellung von Paketen: Das Potenzial für den Einsatz ziviler Drohnen ist groß. Gleichzeitig sind die unbemannten Fluggeräte längst massentauglich geworden und in Elektronikmärkten frei erhältlich. Damit der Luftraum sicher bleibt, braucht es rechtzeitig klare Regeln, sind sich Experten einig. Die größte Herausforderung liegt darin, dass wir die Rechtsvorschriften, die mit dem Betrieb eines solchen Modells verbunden sind, zum Enduser bringen müssen, sagte Joachim Janezic, Vorstand des Grazer Instituts für Luftfahrtrecht, gestern, Montag, Abend bei einem vom Wissenschaftsministerium veranstalteten Science Talk. Die Benutzer, die sich eine Drohne für den privaten Bereich kaufen, müssten sich bewusst werden, dass sie Teil eines Verkehrssystems werden, inklusive der geltenden Regeln. Durch die beträchtliche kinetische Energie auch kleiner Fluggeräte würden Gefahren etwa im bebauten Gebiet, in möglichen Kollisionen mit Hubschraubern oder generell in Flughafennähe lauern. Grundsätzliche Bestimmungen zum privaten und gewerblichen Betrieb der unbemannten Fluggeräte sind in der Novelle des österreichischen Luftfahrtgesetzes geregelt, das am 1. Jänner 2014 in Kraft getreten ist. Dabei wird zwischen den Kategorien Spielzeug, Flugmodell, und unbemannten Luftfahrzeugen Klasse 1 und 2 unterschieden. Geräte bis 25 Kilogramm gelten als Flugmodelle und dürfen bis zu einer Höhe von 150 Metern in einem Umkreis von 500 Metern Sichtkontakt ohne Bewilligung verwendet werden. Genau bei diesen leicht erhältlichen Freizeitmodellen, meist handelt es sich um sogenannte Quadrocopter mit vier Rotoren, ist in der Praxis aber vieles noch ungeregelt. So stellen sich bei Geräten mit Kamera Fragen nach der Privatsphäre. Für Michael Nentwich vom Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) sind die Drohnen als Ersatz für den Selfie-Stick grundsätzlich kein Problem, solange keine fremde Person ohne ihr Wissen gefilmt oder fotografiert werden. Nentwich bringt dafür technische Schranken (Privacy by Design) ins Spiel, die in Drohnen bzw. Kameras eingebaut werden könnten, etwa eine automatische Verpixelung von Personen oder eine Sperre für das automatische Streaming ins Internet. Von einer präventiven Niederregulierung hält Patrick Brandstätter, Geschäftsführer des Drohnenbauers Airborne Robotics (Klagenfurt), sowohl im privaten als auch im professionellen Bereich wenig: Das technische Grundverständnis eines Piloten eines solchen Systems ist im Grunde der Hausverstand. Während man vor Jahren beim Betrieb von einrotorigen System noch eher vom Verhindern von Abstürzen als vom Fliegen gesprochen habe, würde nun im kommerziellen Sektor Hightech wie Telemetrie und redundante Sensoren für einen hohen Sicherheitsstandard sorgen. Die Drohnen würden mittlerweile schon viele Arbeiten übernehmen, die bisher händisch gemacht wurden. Das gehe bis zum Ziehen eines Vorseils zwischen Strommasten, bevor das echte Kabel durchgezogen wird. Limits liegen freilich noch in der Akkulaufzeit und beim Transport sehr schwerer Lasten, schränkt Brandstätter ein. Auch in der Forschung tun sich ständig neue Anwendungsgebiete auf: Von der Höhlenforschung bis zum Kartieren unzugänglicher Gebiete oder der Messung von Energieverlusten an Gebäuden. Mit dem SmartCopter hat die Technische Universität (TU) Wien ein autonomes Fluggerät für Innenbereiche entwickelt, das etwa die Feuerwehr bei der Suche von vermissten Personen unterstützen könnte. Das große Thema wird sein, dass der autonome Flug robuster und ausfallsicherer funktioniert, sowie die Kooperation mit anderen Fluggeräten, um Kollisionen zu vermeiden, umreißt Annette Mossel, Leiterin des Projekts SmartCopter, Herausforderungen an die Forschung.
0Web
Die italienische Regierung will im Kampf gegen die dramatisch abnehmende Geburtenrate Geld in die Hand nehmen. Rom – Um der dramatisch abnehmenden Geburtenrate in Italien entgegenzuwirken, will die Regierung die Baby-Prämie verdoppeln. Wenn es nicht gelinge, den gegenwärtigen Trend umzudrehen, werde es in zehn Jahren weniger als 350.000 Geburten pro Jahr geben, 40 Prozent weniger als 2010 – eine Apokalypse, warnte Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin in der Zeitung La Repubblica (Sonntag). Um dem Rückgang der Geburtenrate entgegenzusteuern, will Lorenzin die derzeit bei 80 Euro monatlich liegende Prämie verdoppeln, die Familien mit niedrigem und mittlerem Einkommen für das erste Baby erhalten. Zudem will sie den Bonus für weitere Kinder erhöhen. So sollen Familien mit mittlerem Einkommen für ein zweites oder drittes Kind 240 Euro monatlich erhalten, arme Familien sogar 400 Euro. Die im vergangenen Jahr erst eingeführten Prämien werden für Babys gezahlt, die zwischen dem 1. Jänner 2015 und dem 31. Dezember 2017 geboren sind, und zwar bis zu ihrem dritten Geburtstag. Die Ministerin will nun die Regelung auf alle unter Dreijährigen ausweiten, also auch auf Kinder, die vor 2015 geboren wurden. Ferner soll die Anwendungsfrist um weitere drei Jahre bis Ende 2020 verlängert werden. Familien, deren Einkommen mehr als 25.000 brutto pro Jahr beträgt, haben keinen Anspruch auf die Baby-Prämie. Die Kosten für die Pläne der Ministerin könnten nach Berechnungen ihres Hauses mit rund 2,2 Milliarden Euro zusätzlich in den kommenden sechs Jahren zu Buche schlagen. Dies könnte wiederum zu Stirnrunzeln in Brüssel führen, das Regierungschef Matteo Renzi zu Haushaltskürzungen anhält, um die Staatsschulden zu verringern. 2014 lag die Geburtenrate in Italien bei 1,39 Kindern pro Frau. In Österreich bekommt eine Frau im Durchschnitt rund 1,46 Kinder.
1Panorama
Zwei russische Journalisten im Donbass durch Granaten getötet – Russische Justiz beschuldigt Pilotin. Die ukrainische Kampfpilotin Nadia Sawtschenko wurde am Montag von einem Gericht in der südrussischen Region Rostow schuldig gesprochen. Die Richter sehen es als erwiesen an, dass die Soldatin für den Tod zweier russischer Journalisten verantwortlich ist. Sie habe deren Tod aus Hass absichtlich verursacht. Der Richter begann am Montag damit, die Begründung zu verlesen – das Strafausmaß wird erst am Ende verkündet. Der 34-Jährigen drohen 23 Jahre Haft in einem Straflager. Das Ende der Urteilsverkündung wurde für den späten Montagabend oder für Dienstag erwartet. Im Gerichtsgebäude verfolgten neben den Anwälten Sawtschenkos auch viele Unterstützer das Prozessende. Auch ihre jüngere Schwester Vera Sawtschenko war dabei – sie hat in den letzten zwei Jahren weltweit für die Freilassung Nadias gekämpft. Wir wissen, dass wir in Russland keinen fairen Prozess und kein faires Urteil erwarten können, deshalb kämpfen wir weiter für die Freilassung Nadias, sagte sie dem ukrainischen Fernsehen in einem Telefoninterview. Nadia Sawtschenko ist in ihrem Heimatland eine Nationalheldin. Präsident Petro Poroschenko hat ihr im vergangenen Mai die höchste Auszeichnung verliehen: Seitdem hat sie auch offiziell einen Heldenstatus. Vor allem die EU und die USA hatten seit der Inhaftierung Sawtschenkos im Juni 2014 immer wieder versucht, bei den Machthabern in Moskau eine Freilassung zu erreichen. Noch am Wochenende hatte US-Präsident Barack Obama seinen russischen Amtskollegen Wladimir Putin in einem Telefonat gefragt, warum er Sawtschenko nicht freilasse. Die Position Moskaus hatte vor Monaten Außenminister Sergej Lawrow deutlich gemacht: Erst nach der Verurteilung werde sich der Kreml zur Personalie Nadia Sawtschenko äußern. Und in der Tat: Beobachter in Kiew berichten, dass hinter den Kulissen bereits Gespräche zwischen Moskau, Kiew und Berlin laufen. Die deutsche Regierung spielt offenbar eine zentrale Rolle. Sawtschenkos Anwalt, Mark Fergin, der 2012 auch die Punk-Musikerinnen von Pussy Riot vertreten hat, gab vergangene Woche bekannt, Präsident Poroschenko habe ihm mitgeteilt, dass in Kürze eine Ärztegruppe der Berliner Charité sich nach Rostow aufmachen werde. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier wird am Mittwoch zu einem Besuch in Moskau erwartet, unter anderem will er über die Syrien-Friedensverhandlungen und über die Ukraine sprechen – auch das Thema Nadia Sawtschenko stehe an, sagte ein Diplomat, der nicht genannt werden will. Ukrainische Medien berichten seit Wochen über einen möglichen Austausch Sawtschenkos gegen zwei russische Geheimdienstmitarbeiter, die seit geraumer Zeit in ukrainischer Haft sitzen. Die Kampfpilotin lehnt jedoch jede Art von Deal ab, wie sie selbst Anfang März während der Gerichtsverhandlung erklärte. Sie sei unschuldig, habe während der Kämpfe im Frühsommer 2014 ihre Pflicht als Soldatin getan und mein Land verteidigt. In Kiew gibt es auch Stimmen, die befürchten, die als eigenwillig und bisweilen ruppig geltende Kampffliegerin könnte eine mühsam herbeigeführte Abmachung von Diplomaten zunichtemachen und sich am Ende sogar weigern, sich gegen russische Gefangene austauschen zu lassen. Auf Nadia Sawtschenko wartet eine Strafe von 20 bis 23 Jahren Lagerhaft. Die sportliche Frau, die schon mehrere Hungerstreiks in den vergangenen zwei Jahren hinter sich hat, sagte: Bevor ich in einem Lager in der russischen Provinz verrotte, sterbe ich – für mein Land, für die Freiheit und für die Ukraine. (Nina Jeglinski aus Kiew, 22.3.2016)
2International
Großbritannien wirft Künstler vor, falsche Angaben über seine Straffälligkeit gemacht zu haben. Peking/London – Unter Hinweis auf seine Inhaftierung hat Großbritannien dem chinesischen Künstler Ai Weiwei ein sechsmonatiges Geschäftsvisum verweigert und ihm nur einen dreiwöchigen Aufenthalt erlaubt. In dem Ablehnungsschreiben, das der regimekritische Künstler am Donnerstag auf dem Fotodienst Instagram veröffentlichte, wird ihm vorgeworfen, falsche Angaben über seine Straffälligkeit gemacht zu haben. Es ist öffentlich bekannt, dass Sie früher eine kriminelle Verurteilung in China erhalten haben, heißt es in dem Schreiben. Chinas berühmtester zeitgenössischer Künstler hob hingegen in einer Stellungnahme hervor, niemals wegen eines Verbrechens angeklagt oder verurteilt worden zu sein. Er war 2011 am Flughafen festgenommen worden. Nach 81 Tagen in Einzelhaft kam er wieder auf freien Fuß. Seither war sein Pass einbehalten worden, den er erst vor einer Woche zurückerhalten hatte. Der Künstler wollte zur Eröffnung seiner Ausstellung in der Royal Academy of Arts vom 19. September bis 13. Dezember nach London reisen.
8Kultur
Unter beinahe 150 Todesfällen seit Jänner auch zwölf Kinder. Lagos – Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat den Tod zahlreicher Häftlinge in einem Militärgefängnis im Norden von Nigeria beklagt. In einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht heißt es, seit Jänner seien in den Giwa-Kasernen in Maiduguri fast 150 Menschen ums Leben gekommen, darunter zwölf Kinder. Der Afrika-Direktor der Organisation, Netsanet Belay, sprach von grauenhaften Zuständen. Amnesty forderte die sofortige Schließung der Haftanstalt. Der Amnesty-Bericht beruht auf Aussagen früherer Häftlinge und anderer Zeugen. Demnach starben viele Häftlinge in den Giwa-Kasernen an Hunger, Krankheiten, Auszehrung und den Folgen von Verletzungen. Im März waren in dem Gefängnis 1.200 Häftlinge untergebracht. Das Gefängnis wird vor allem für Häftlinge genutzt, die im Kampf gegen die Islamistenmiliz Boko Haram festgenommen wurden.
2International
Der ORF wird wöchentlich ein bis drei Übertragungen anbieten, über die Aufnahme in den Basisdienst entscheidet die APA-Chefredaktion. Wien – Bewegung im österreichischen Bewegtbildmarkt: Der ORF stellt künftig Videoinhalte dem APA-Basisdienst zur Verfügung. Und zwar jene für die tagesaktuelle TV-Berichterstattung erstellten Videoaufnahmen von Veranstaltungen wie Pressekonferenzen, Präsentationen oder Diskussionen als Live-Content, heißt es in einer Aussendung. Zielgruppe für die Live-Dienste sind vor allem heimische Nachrichtenportale. Eine Auswahl dieser Live-Videos ist auch via ORF-TVthek abrufbar. Der ORF wird wöchentlich ein bis drei Übertragungen anbieten, über die Aufnahme in den Basisdienst entscheidet die APA-Chefredaktion. In der immer stärker zersplitternden Medienlandschaft ist es wichtiger denn je, zu kooperieren, sagt Richard Grasl, Kaufmännischer Direktor des ORF. Der ORF geht mit dieser Zusammenarbeit mit der APA einen ersten Schritt in diese Richtung. Michael Lang, APA-Chefredakteur: Neben Text, Bild und Grafik ist Video nun das vierte integrale Format des Basisdienstes der APA. Die Kooperation mit dem ORF ist ein wichtiges Element dabei, den Anteil an hochqualitativen Bewegtbildinhalten in den APA-Diensten wesentlich zu erhöhen. (red, 15.2.2016)
6Etat
Pflegeassistenz und akademische Pflegefachkraft: Gesetzesentwurf für neue Ausbildungen laut Ministerium bald fertig. PFlegeassistenz, Pflegefachassistenz, gehobene Pflegefachkraft: Künftig soll es mehr unterschiedliche Stufen in der Krankenpflege geben. Die Ausbildung wird reformiert, geplant ist das ja schon seit längerem. Nun könnte die Reform früher auf Schiene gehen als erwartet: Das Gesundheitsministerium hofft laut orf.at, noch vor Sommer einen Gesetzesentwurf präsentieren zu können. Drei verschiedene Pflegeausbildungen soll es künftig geben: Pflegeassistenz (bisher: Pflegehilfe), Pflegefachassistenz, und Pflegefachkraft (bisher: diplomierte Pflegekraft). Die Pflegeassistenten sollen sich künftig auf pflegerische Tätigkeiten konzentrieren können und von Putzdiensten oder administrativen Aufgaben befreit werden. Die gehobenen Pflegefachkräfte (derzeit diplomierte Pflegekräfte) sollen künftig akademische Abschlüsse haben, sie werden an Fachhochschulen ausgebildet werden.
5Inland
64 Jahre alte Steirerin unterrichtete Mathematik, Englisch und Tanz, bevor sie sich der Kunstgeschichte zuwandte. Graz – Eine 64 Jahre alte Steirerin ist am Donnerstag an der Universität Graz mit einer Promotion unter den Auspizien des Bundespräsidenten ausgezeichnet worden. Die spätberufene Kunsthistorikerin Elisabeth Brenner war früher Gymnasialprofessorin für Mathematik und Englisch – und hat unter anderem ORF-Dancing Stars-Profi Willi Gabalier im Turniertanz unterrichtet. Wer sub auspiciis praesidentis rei publicae promoviere, habe einen schon ganz außergewöhnlichen Lebensweg und ganz strenge Erfordernisse hinter sich gebracht, betonte Bundespräsident Heinz Fischer in seiner Ansprache und beglückwünschte die neue Doktorin für ihre Leistungen. Ihre Freude über den Erfolg einer Frau, die ihren beruflichen Werdegang schon hinter sich, aber noch viel vor hat, zeigte Rektorin Christa Neuper: Die Universität Graz versteht sich als Bildungspartnerin für alle Generationen. Wir wollen Interessierte ein Leben lang begleiten – von niederschwelligen Angeboten bis zu solchen für den harten Kern, so die Rektorin. Für die Uni Graz war es die erste Promotion einer Studierenden 60 plus. Zurzeit zähle die Universität Graz an die 230 Senioren als Studierende. Beliebteste Fächer seien die Kunstgeschichte, aber auch Geschichte, Philosophie oder die Rechtswissenschaften. Die neue Doktorin der Kunstgeschichte wurde 1951 im oberösterreichischen Gmunden geboren, ging dort zur Schule und studierte in Salzburg Mathematik, Anglistik und Amerikanistik. Danach war Elisabeth Brenner bis 2004 als Lehrerin für Mathematik und Englisch an Gymnasien in der Obersteiermark und in Graz tätig. Die Folgen einer Erkrankung zwangen die Gymnasialprofessorin in den vorzeitigen Ruhestand und sie bedeuteten auch ein Ende ihrer Tanztrainertätigkeit, die sie seit 1988 ausübte. Ein Tänzer brachte sie dann allerdings zur Kunstgeschichte. Sie wurde von einem ihrer Schüler – Willi Gabalier, der an der Uni Graz mittlerweile ebenfalls ein Kunstgeschichtestudium absolviert hat – zu einer Vorlesung an die Uni Graz mitgenommen. Ich wusste schon nach kurzer Zeit, dass das das Richtige für mich ist, so Brenner im Gespräch mit der APA. Ihr Studium hat Brenner mit einer Dissertation über die romanischen Ursprünge des nördlich von Graz gelegenen Zisterzienserstiftes Rein abgeschlossen.
5Inland
Eine Hetzkampagne soll der Grund für die Entlassung sein, Nintendo dementiert aber und beruft sich auf Zweitjob. Ihren Job bei Nintendo Treehouse ist Alison Rapp ab sofort los. Nintendo beendete das Dienstverhältnis mit der für Kommunikation und Marketing zuständigen Mitarbeiterin. Während Nintendo damit argumentierte, dass Rapp eine Nebentätigkeit vor dem Unternehmen verborgen hatte, die gegen die eigenen Richtlinien verstößt, sieht sich Rapp als Opfer einer Hasskampagne. Rapp war in den letzten Wochen im Fokus mehrerer erboster Fans gestanden. Durch ihre Tätigkeit bei Treehouse wurde sie für einige Entscheidungen verantwortlich gemacht, so etwa das Entfernen eines Reglers bei Xenoblade Chronicles X, der bei der Charaktererstellung die Brustgröße weiblicher Charakter verändern konnte, oder eines Minispiels bei Fire Emblem Fates. Obwohl sie an beiden Entscheidungen laut GameInformer gar nicht beteiligt war, wurde ihr viel Aggression entgegen gebracht. Eine Gruppe von Usern, die Rapp der Gamergate-Bewegung zuordnet, schickte daraufhin persönliche Infos und ältere Tweets von ihr an Nintendo. Neben ihrer aufgeschlossenen Haltung zum alten Kinderpornographie-Gesetz in Japan, die von vielen kritisiert wurde, setzten die Hetzer auch einen Nebenjob von Rapp als Druckmittel ein. The amount of obsession it must take to dig up old tweets, find addresses, link me to anon things not related to games is NOT. NORMAL. Genau dieser Zweitjob, den sie vor dem Unternehmen verheimlicht hatte, wird Rapp zum Verhängnis. Nintendo begründet die Entlassung nämlich mit diesem Nebenverdienst, der in Konflikt mit der Unternehmenskultur von Nintendo stehen würde. Mit den anderen Ereignissen um Rapp hätte die Entscheidung nichts zu tun. Rapp sieht das jedoch anders und behauptet, dass die zweite Tätigkeit für Nintendo gar kein Problem darstellen würde. Auf Twitter schreibt sie über eine Schmutzkampagne von Spielern und kritisiert die Frauenfeindlichkeit im Spielesektor. Here’s the thing: Do u honestly think that without GG’s attacks, the “lateral move” and the obsessive privacy digging would have happened? Do you think that if the industry wasn’t afraid of women, sex-positivity, etc. that the anon moonlighting I did would have been a problem? Nintendo habe sie etwa bereits kurz nach der Einstellung gebeten, nicht über Rape Culture zu twittern. Da sie dennoch nicht schweigen wollte und auch gegen andere Missstände ankämpfte, wurde sie beim Unternehmen nicht mehr als Sprecherin eingesetzt, behauptet Rapp.
0Web
Der britische Premier stellt vier Hauptforderungen an die Europäische Union. Mit einer programmatischen Rede hat David Cameron die entscheidende Runde der Verhandlungen über Großbritanniens Verbleib in der EU eingeläutet. Vor dem Thinktank Chatham House in London präsentierte der Premier am Dienstag eine Liste mit vier Themen: Sie reichen von größerer Flexibilität des Brüsseler Clubs über Garantien für Mitglieder außerhalb der Eurozone bis zur Einschränkung von Sozialleistungen für EU-Migranten. Er wolle die Mitgliedschaft seines Landes langfristig sichern, sagte Cameron, schloss aber ausdrücklich auch den Austritt nicht aus. Diese Reformen sind nicht nur für Großbritannien gut, sondern für die gesamte EU. In der knapp dreiviertelstündigen Rede betonte der Konservative mehrfach die Bedeutung der 28er-Gemeinschaft für die ökonomische und militärische Sicherheit Europas. Die Union sei kein Selbstzweck, sondern ein wichtiges politisches Instrument – vergleichbar mit Nato oder UN. Als zweitgrößte Volkswirtschaft sowie zweitgrößter Beitragszahler dürfe das Land darauf zählen, dass den Bedenken Rechnung getragen werde. Wir gewinnen durch die Union hinzu, tragen aber auch viel bei. Cameron verglich Europas Lage mit der Situation im Jänner 2013, als er die Volksabstimmung bis Ende 2017 versprochen hatte. Seither hätten der Ostukraine-Konflikt, die Eurokrise, die Flüchtlingswellen sowie die Terrortruppe IS verdeutlicht, warum die Kooperation der europäischen Demokratien wichtig sei. Gleichzeitig gebe es Probleme innerhalb der Europäischen Union, die angepackt werden müssten. Die Rede sowie der Begleitbrief an EU-Ratspräsident Donald Tusk legen die Grundlage für die Gespräche bis zum nächsten EU-Gipfel Mitte Dezember. Sollte spätestens im Jänner Einigkeit über die britischen Ideen erzielt werden, rechnen in London viele schon im Juni mit dem Referendum – das ist auch die Strategie von Finanzminister George Osborne, der am Dienstag mit Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker das weitere Vorgehen abstimmte. Konkret wünschen sich die Briten folgende Veränderungen: Statt den Euro als Ziel wirtschaftlicher Integration zu begreifen, soll eine Union diverser Währungen definiert werden. Dies will London ebenso vertraglich festschreiben wie die förmliche Entlassung aus der Verpflichtung zu immer engerer Union. Gemeinsam soll man sich größere Wettbewerbsfähigkeit auf die Fahne schreiben. Dann möchte London EU-Einwanderern für deren erste vier Jahre auf der Insel bestimmte Sozialleistungen vorenthalten. Die Reaktionen in London fielen verhalten aus. Ein prominenter EU-Feind in der Tory-Fraktion, Jacob Rees-Mogg, nannte Camerons Forderungen eine ziemlich dünne Suppe. Nigel Farage von Ukip sprach wegwerfend von einer Charade: Er meint es ja nicht ernst. Die proeuropäische Labour-Abgeordnete Emma Reynolds kündigte die Unterstützung der Opposition für den Versuch an, EU-Immigranten Sozialleistungen vorzuenthalten. Tatsächlich stehen Cameron zu Hause mindestens so harte Auseinandersetzungen bevor wie in Brüssel. Mehr als ein Viertel der Unterhausabgeordneten, viele Oberhauslords sowie mehrere Minister wollen lieber heute als morgen den Ausstieg. Abschätzig verglich Exfinanzminister Nigel Lawson seinen Parteichef mit einem Fischer, der nur auf unbedeutende Fische abziele. Mit harten Bandagen geht die Dachorganisation Vote Leave vor: Sie registrierten eigens eine fiktive Firma, damit zwei Aktivisten am Montag Camerons Rede auf dem Jahreskongress des Industrieverbands CBI stören konnten. Als hochproblematisch bezeichnete die EU-Kommission Camerons Forderungen. Kommissionssprecher Margaritis Schinas kritisierte am Dienstag vor allem die Beschränkung der Freizügigkeit für Arbeitnehmer. Die Stärkung der nationalen Parlamente dürfte hingegen unproblematisch sein. Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel zeigte sich zuversichtlich, für die schwierigen und weniger schwierigen Punkte eine Lösung zu finden – ohne aber ins Detail zu gehen.
2International
Geometrische Elemente fügt der Künstler zu sinnlichen, polygonen Objekten: neues vom Materialjongleur in der Galerie Ruzicska. Holz? Kirschbaum vielleicht? Schon bei dieser Frage sind wir Künstler Henrik Eiben (geb. 1975 in Tokio) auf den Leim gegangen. Vom gewachsenen, organischen Material Holz kann hier nämlich keine Rede sein. Und beim Nähertreten wird es auch ganz offensichtlich: Der irdene Farbton ist ganz einfach Rost. Gerostetes Eisen. Korrosion. So leicht kann also Metall seine Härte verlieren, so schnell wird aus kaltem warmes Material. Richard Serra hat das vorgeführt und so auch den Faktor der Zeit und des sich Auflösenden in seine monumentalen, schier unbesiegbar scheinenden Skulpturen eingeschleust. Henrik Eibens neueste, aktuell bei Nikolaus Ruzicska in Salzburg ausgestellten Arbeiten haben mit Serras tonnenschweren Objekten gar nichts gemein. Vielmehr erinnern sie in ihrer luftig-leichten Wirkung immer ein wenig an das chinesische Legespiel Tangram oder – wenn es voluminöser wird – auch an die Falttechnik Origami. Die Glätte des Metalls bricht Eiben darin nicht nur durch Rost, sondern auch durch Schleifspuren auf. Und schon wird aus glatten Farbflächen malerisch Aufgelöstes, das das Artifizielle bisweilen in Richtung Natur öffnet. Etwa bei Colin (2015), einer geometrischen Wandarbeit aus gleichschenkeligen Dreiecken, die den Imaginationsbegabten bereits das Meer rauschen hören lässt. Es vereint eine Farbigkeit, wie man sie bisweilen am Atlantik findet: Azur, Marineblau, dazu das Weiß der Gischt, Felsgrau und der rötliche Ton des Bodens. Ein rauer, steife Brisen gewöhnter Charakter, dieser Colin. So wie Eiben hier belebte Oberflächen mit säuberlich Lackiertem mischt, zeigt sich sein Talent als Texturmagier: Manche Eigenschaften des Materials deckt er auf, entblättert er, andere überdeckt er, etwa mit einer Schicht Farbe. Es ist sicher auch diese Spielfreude, die ihn trotz der reduzierten Anmutung von der ihn durchaus inspirierenden Minimal Art wegrückt. Es geht Eiben nicht um das Wirken der reinen Form und des puren Materials. Vielmehr tarnt und täuscht er und ermahnt den Betrachter so, wachsam zu sein, das Auge zu schulen, die Dinge des Lebens so wie seine Objekte zu umkreisen. Ich möchte die Menschen in ihrem Alltagsleben und ihrem Umgang mit anderen sensibilisieren, sagt er in einem Interview in seiner demnächst bei Kerber erscheinenden Monografie. Dort merkt der Materialjongleur, der lange auch mit Textilien wirkte, an: Manchmal konfrontiere ich auch mehrere scheinbar gegensätzliche Materialien in einer Arbeit, das erzeugt eine ganz eigene Spannung. Seine Flamingo Sketches, verschiedenlange Prismenstäbe, die den Raum wie Gedankenstriche akzentuieren, sind etwa teils aus Acryl, teils aus Blei gefertigt. In anderen Kompositionen gesellt sich zu Metall und Lack oder zu Holz auch Leder. Üppig, ja sinnlich sind die Wirkungen, die Eiben in der Ausstellung Lush Life erzeugt. Verantwortlich sind aber immer weniger die vielen Materialien, umso mehr die Effekte: so wie der raffinierte Schimmer, die farbigen Schatten, den manche Objekte werfen. Man schenke also auch den Kehrseiten der Dinge Aufmerksamkeit.
8Kultur
Auf Finanzierung hatte man sich schon im Sommer 2014 geeinigt – Ausschreibungsverfahren läuft aber noch. Wien – Noch Ende des Jahres 2015 hätten die Standorte für die Kinderreha-Zentren in Österreich fixiert sein sollen. Ende November kam dann seitens des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger das Eingeständnis, dass dieses Ziel verfehlt wird – wie man heute weiß, nicht nur knapp. Denn nach wie vor ist offen, wo es Anlaufstellen eigens für Kinder und Jugendliche geben wird, die etwa nach einer langen Krebserkrankung eine Reha brauchen. Es laufe noch Phase zwei des Ausschreibungsverfahrens, hieß es nun auf STANDARD-Nachfrage beim Hauptverband. Spätestens Ende Juni solle aber im Hauptverband der Beschluss fallen, welche Anbieter den Zuschlag erhalten. Demnach ist nach wie vor auch nicht klar, wieviele Standorte es geben wird, da elf Behandlungspunkte einzeln ausgeschrieben wurden und sich die Anzahl der Einrichtungen nach den Angeboten der Bewerber um die Zentren richtet. Bereits im Sommer 2014 hatten sich Länder und Sozialversicherung auf die Finanzierung geeinigt. Wobei Experten, etwa vom Netzwerk Kinder- und Jugendrechte, bereits viele Jahre zuvor eigene Einrichtungen für Kinder und Jugendliche mit Reha-Bedarf gefordert hatten. In Deutschland gibt es laut Initiative Kinderreha rund 8000 Betten in über 70 eigenständigen Einrichtungen für Kinder und deren Familien. Auch auf den genauen Umfang hatte man sich Mitte 2014 verständigt: Geplant sind Reha-Zentren für Kinder und Jugendliche mit insgesamt 343 Betten zuzüglich 50 Betten für Angehörige. Daran hat sich nichts geändert, hieß es aktuell vom Hauptverband. Mehr könne man über das laufende Verfahren nicht verraten. Der Großteil des Geldes zur Finanzierung der Kinderreha-Zentren in Höhe von 33 Millionen Euro pro Jahr im Vollausbau kommt von der Sozialversicherung, die Länder übernehmen pauschal 8,5 Millionen Euro jährlich. Die Initiative Kinderreha übt Kritik an den Verzögerungen: Kinder und Jugendliche brauchen im Bereich der medizinischen, psychologischen und pädagogischen Begleitung spezifisch ausgebildete Ärzte in eigenen Einrichtungen, kritisiert deren Präsident Markus Wieser, der auch Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich ist, in einer Aussendung. Die derzeitige Situation, in der sich Kinder oft gemeinsam mit 50- bis 80-Jährigen rehabilitieren müssten, weil es noch keine passenden Zentren gibt, sei unhaltbar, ergänzte Wieser.
1Panorama
Österreichische und chinesische Wissenschafter um Anton Zeilinger starten Experiment mit verschränkten Photonen im All. Wien – Es ist ein bisschen so wie damals, als die ersten Telefonleitungen zwischen den Kontinenten gelegt wurden. Zu historischen Vergleichen schwingt sich der Physiker Anton Zeilinger auf, wenn er von einem Satelliten erzählt, der als Sendestation im All Quantenkommunikation mit der Erde möglich machen soll. Starttermin für die Trägerrakete ist Mitte des Jahres. Am Projekt beteiligt sind Wissenschafter der Universität Wien, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der University of Science and Technology of China der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Das Projekt mit dem Titel Quantum Experiments at Space Scale (Quess) soll zeigen, ob der Zustand der quantenphysikalischen Verschränkung von Photonen auch über große Distanzen von mehr als 1000 Kilometern möglich ist und dann auch aufrecht bleibt. Zeilinger und seinem Team gelang 2012 zwischen Teneriffa und La Palma, eine Entfernung von 144 Kilometern zu überbrücken: Das ist bis heute Weltrekord. Nun soll ein weiter Sprung vorwärts gelingen. Quantenkommunikation gilt als vollkommen abhörsicher, da der Quantenzustand zerstört wird, sobald einzelne Photonen entnommen werden. Das Interesse gilt also der Anwendung der Forschungen, nicht völlig neuen Erkenntnissen. Zeilinger: Wir wollen einem zukünftigen Quanteninternet einen großen Schritt näherkommen. Die Wissenschafter sehen dem Experiment mit Spannung entgegen, weil damit auch einige technische Herausforderungen verknüpft sind: Die Hardware muss in dieser Entfernung absolut ausfallsicher sein, sagt Zeilinger, der seit 2013 auch Präsident der ÖAW ist. Er ergänzt mit einem Augenzwinkern: Im All kann niemand daran herumschrauben, wenn etwas kaputtgeht. Wenn alles reibungslos funktioniert, werden weitere Satelliten geplant, sagt der Physiker, der die Kooperation mit China lobt. Die Asiaten werden durch Jian-Wei Pan vertreten, der ein Student Zeilingers an der Universität Wien war und im vergangenen Jahr den chinesischen Breaktrough Prize gewann. Er hatte mit Kollegen zwei Eigenschaften eines Photons über den Spin des Teilchens und den Bahndrehimpuls übertragen. Bisher war das nur mit einer Eigenschaft möglich. Zeilinger kommt im Interview mit dem STANDARD auch auf die aktuelle Finanzierungskrise der österreichischen Grundlagenforschung zu sprechen. Die Regierung wisse, dass die derzeitigen Mittel nicht ausreichen, um international mitzuhalten und Österreich intellektuell, kulturell und wirtschaftlich entscheidende Schritte vorwärtszubringen. Sie zeige zwar Verständnis und Sympathie für die Anliegen der Wissenschaft. Nun müssen den Sonntagsreden konkrete Taten folgen, sagt der Akademiepräsident. Und das heißt: mehr Mittel für die Grundlagenforschung kompetitiv und nicht punktuell an Einzelne. Konkret erneuert Zeilinger die von ihm bekannte Forderung nach einer jährlichen fünfprozentigen Steigerung des Budgets für den Wissenschaftsfonds FWF, die Akademie und für die Forschungsagenden der heimischen Unis. Wenn das umgesetzt wird, dann garantiere ich, dass dieses Land nicht mehr lange auf den nächsten Nobelpreisträger warten muss. Die Köpfe für derartig hohe Würden hätte die Grundlagenforschung in Österreich, man müsste sie nur noch mit ausreichenden Mitteln ausstatten.
7Wissenschaft
Bonus für den Einstieg oder Wiedereinstieg ins Arbeitsleben: Sozialhilfebezieher sollen mehr Anreiz bekommen, eine Arbeit aufzunehmen. Wien – Finanzminister Hans-Jörg Schelling hat im Sommer mit seiner Einschätzung, das Arbeitslosengeld sei zu hoch, für heftigen Wirbel gesorgt. In Österreich sei es auch deshalb schwer, Arbeitskräfte zu finden, weil das Arbeitslosengeld fast genauso hoch ist wie das Arbeitseinkommen, sagte er im STANDARD-Sommergespräch. Leistung müsse sich lohnen, so sein Motto. Das deutsche Hartz IV-Modell erschien dem Finanzminister damals vorbildhaft. Kritik kam umgehend aus diversen Lagern. Jene der SPÖ lautete unter anderem: Eine Kürzung der Leistungen würde niemanden motivieren. Motivieren will Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) nun aber auch: Sozialhilfebezieher sollen mehr Anreiz bekommen, eine Arbeit aufzunehmen. Vorbild soll der in Niederösterreich eben eingeführte Bonus für den Einstieg oder Wiedereinstieg ins Arbeitsleben sein. Dort wird die Mindestsicherung nicht sofort um jeden selbst verdienten Euro gekürzt, vielmehr wird ein Teil der Sozialhilfe während einer Übergangszeit von einem Jahr weiter ausbezahlt. Dadurch soll sich Arbeit lohnen, da unterm Strich mehr Geld herauskommt. Das wollen wir österreichweit einführen, kündigt Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) in den Salzburger Nachrichten (Samstagsausgabe) an, eventuell schon im Frühjahr.
3Wirtschaft
Lynchmobs auf Flüchtlinge laut Polizei "neues Phänomen" – Aber auch Berichte über Migranten-Jugendgangs. Stockholm – Nach den Stockholmer Angriffen auf Flüchtlinge wächst in Schweden die Unruhe. Sie hätten Angst, in die City zu fahren, und würden künftig aufpassen, nicht in der Nähe eines Nazis zu stehen, sagen Medjid und Hassan, die ihren vollen Namen nicht nennen wollen, im schwedischen Rundfunk. Innenminister Anders Ygeman sprach mit Blick auf die Ausschreitungen und die wachsende Aggressivität in der Asyldebatte von einer beunruhigenden gesellschaftlichen Entwicklung. Am Samstag hatten mehrere rechte Gruppen unter dem Motto Demonstration des Volkes Neuwahlen und eine Regierung für Schweden und seine Bürger gefordert. Am Vorabend hatten dutzende Maskierte Jagd auf Menschen mit ausländischem Aussehen gemacht, um, wie es in begleitenden Flugblättern hieß, Kindern aus den Straßen Nordafrikas die verdiente Strafe zu erteilen. Die vorab informierte Polizei konnte rasch eingreifen. In den vergangenen Wochen waren Probleme mit kriminellen minderjährigen Asylbewerbern verstärkt in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Ermutigt fühlten sich Rechtsextreme auch durch die Verschärfung der Asylpolitik der rot-grünen Regierung, so die Historikerin Heléne Lööw. Seitens der Polizei hieß es, bei den Lynchmobs vom Freitagabend handele es sich um ein neues Phänomen. Gleichwohl kann man sich in Stockholm laut Einsatzleiter Christer Birgersson nach wie vor sicher bewegen. Für neuerliche Unruhe hatten am Sonntagabend allerdings Nachrichten von Migranten-Jugendgangs gesorgt, die in der Stockholmer U-Bahn-Station Odenplan Personal und Reisende massiv bedroht hatten.
1Panorama
Eine alkoholisierte 69-Jährige rammte mit ihrem Wagen 13 Fahrzeuge, junge Männer demolierten abgestellte Pkw. Wien – Drei Betrunkene haben am Christtag in Wien insgesamt 29 Autos beschädigt. In den frühen Morgenstunden demolierten zwei 23 Jahre alte Männer in Favoriten insgesamt 16 geparkte Fahrzeuge. Am späten Abend rammte eine stark alkoholisierte Frau mit ihrem Pkw in Hernals und Währing insgesamt 13 abgestellte Autos, berichtete die Polizei am Stephanitag. Die 69 Jahre alte Frau verursachte gegen 23.00 Uhr eine Reihe von Unfällen in der Lacknergasse, der Schopenhauerstraße sowie der Theresiengasse. Mehrere Passanten verständigten bereits während der Fahrt der Frau die Polizei. Insgesamt beschädigte die Betrunkene 13 Fahrzeuge und zwei Baustellengitter teilweise massiv. Aufprall stoppt Alkofahrt Ihre Alkofahrt endete erst durch einen heftigen Aufprall ihres Fahrzeuges auf das Heck eines geparkten Autos. Als die Einsatzkräfte am Unfallort eintrafen, saß die 69-Jährige apathisch auf dem Fahrersitz, sagte Polizeisprecher Christoph Pölzl. Die Feuerwehr musste den Wagen der Frau zurückschieben, damit diese aus dem Auto geborgen werden konnte. Aufgrund ihrer starken Alkoholisierung – eine Blutuntersuchung ergab 2,2 Promille – konnte die 69-Jährige keine Angaben zum Unfall machen. Sie war so betrunken, dass sie ins Spital gebracht werden musste, erklärte Pölzl. Bereits in der Nacht auf den Christtag hatten zwei junge Männer insgesamt 16 Fahrzeuge in der Laxenburger Straße mutwillig beschädigt. Das Duo riss bei den abgestellten Autos die Seitenspiegel ab und zerkratzte den Lack. Einer der beiden 23-Jährigen hatte 1,3 Promille intus, der zweite 0,9 Promille. Auch hier verständigten mehrere Zeugen die Polizei. Beamte des Stadtpolizeikommandos Favoriten nahmen die beiden Männer gegen 4.00 Uhr fest. Sie waren am Stephanitag bereits wieder auf freien Fuß gesetzt, die Einvernahme des Duos war aber noch ausständig.
1Panorama
Julias alias SuperKraft11 trug ein Stipendium in der Höhe von 5.000 US-Dollar heim. In den USA wurde die erste Minecraft Super League abgehalten. Sechs Wochen traten rund 1.000 Spieler in Kinos in 40 US-Städten gegeneinander an. Sieger wurde der zehnjährige Julien aus Los Angeles – alias SuperKraft11. Der Bub erreichte die höchste Punkteanzahl aller Teilnehmer und gewann dafür ein Stipendium in Höhe von 5.000 US-Dollar, berichtet The Next Web. Auch sein Team namens Seven Arrows Elementary School setzte sich in den Teamwettbewerben als Sieger durch und bekam ein Stipendium von 10.000 Dollar. Congratulations to Julien Wiltshire (aka SuperKraft11) of Los Angeles on becoming Super League Gamings first NATIONAL CHAMPION! Go Julien! #slgchampion Ein von super league (@joinsuperleague) gepostetes Foto am 22. Dez 2015 um 14:47 Uhr Der Veranstalter hofft auf eine neue Generation von Spiele-Athleten, die ihre aus Games erworbenen Fähigkeiten in ihrer College-Ausbildung nutzen können. Die nächste Minecraft Super League startet kommenden Februar und findet in 80 US-Städten statt.
0Web
Zur Verringerung des Risikos einer Abhörung. Wellington – Der neuseeländische Regierungschef John Key wechselt alle drei Monate sein Handy, um das Risiko einer Überwachung zu verringern. Außerdem nehme er sein Mobiltelefon nicht zu Treffen mit seinen Sicherheitsberatern mit, sagte Key am Donnerstag dem Rundfunksender More FM. Ich weiß genau, dass es als Abhörgerät verwendet werden kann, egal, ob es an oder aus ist, erklärte der Premier. Er habe zwar mehr Sicherheitsvorkehrungen auf seinem Telefon als die meisten anderen Leute, aber das bedeute nicht, dass man es nicht hacken könne.
2International
Er folgt Eva Pölzl nach, die Moderatorin des neuen Frühstücksfernsehens im ORF wird. Wien – Ab 8. April wird Alfons Haider das Regionalmagazin Österreich Blick auf R9 moderieren. Er folgt damit Eva Pölzl nach, die wie berichtet Moderatorin des neuen ORF-Frühstücksfernsehens Guten Morgen Österreich wird. Haider wird die Zuschauer jeden Freitag um 20.00 Uhr sowie samstags und sonntags jeweils um 10.00 Uhr als neuer Anchorman durch das Magazin führen. Neben seiner neuen Aufgabe bleibe Haider auch im ORF engagiert und werde weiter Opernball und Starnächte moderieren,. Wir sind sehr glücklich mit Alfons Haider. Er steht für das Österreich von heute und morgen, vor Ort, kritisch, jedoch warmherzig, engagiert und unnachgiebig, meinte R9-Geschäftsführer Marcin Kotlowski. Österreichs Stärke sind seine vielseitigen Regionen. Das gilt auch für deren Regional-Privat-Fernsehsender, die uns auf R9 einen interessanten Wohlfühl-ÖsterreichBlick zeigen. Es ist schön dabei zu sein, so Haider. Der R9-Verbund, dem die Lokalsender W24, Schau TV, LT1, N1, KT1, Tirol TV, Ländle TV, Kanal 3 und RTS angehören, wird zudem vom RTL-Werbezeitenvermarkter IP Österreich vermarktet.
6Etat
Spielfeld braucht weniger Personal, dafür wird grüne Grenze stärker beobachtet – Auch Heer hat weniger im Assistenzeinsatz – Grenzmanagement für Brenner und Co auf Stand-by. Wien/Graz/Klagenfurt – Beim Grenzmanagement in Spielfeld ist der Personalbedarf deutlich gesunken, nachdem die Westbalkanroute für Flüchtlinge de facto keine Option mehr ist. Und so wird die Zahl der Exekutivbeamten dort reduziert, bestätigt das Innenministerium einen Bericht der Kleinen Zeitung vom Donnerstag. Das aber zu Gunsten auch der Überwachung an der grünen Grenze nicht nur im Süden, sagte ein Sprecher zur APA. Zuletzt seien bereits Polizeikontingente (hunderte Beamte) aus anderen Bundesländern aus der Steiermark nach Hause geschickt worden, berichtete der Ministeriumsprecher. Am Grenzübergang in Spielfeld sei der Flüchtlingsstrom zentral kanalisiert worden – jetzt aber versiegt. Deshalb sei dort auch nicht mehr so viel Personal nötig. Dieses wird nun zum Teil in Richtung grüne Grenze geschickt. Zwar verzeichne man dort derzeit keinen merkbaren Anstieg an Einreisen, aber man muss vorbereitet sein, heißt es im BMI. Was den Ausbau weiterer Grenzmanagement-Checkpoints wie Spielfeld betrifft, steht alles auf Stand-by. Die Konzepte für die insgesamt zwölf weiteren Standorte, darunter Brenner und Karawanken-Tunnel, lägen vor. Es geht darum, die entsprechenden Kontrollen rasch aktivieren zu können, wenn sich eine neue Route zeigt. Die Umsetzung obliegt dann laut Ministerium der jeweiligen Landespolizeidirektion. Derzeit allerdings ist keine Route erkennbar, die in dieser Form schon klar die Westbalkanroute der letzten Monate ablösen würde, so der Sprecher. Allerdings säßen ja noch tausende Menschen in der Türkei und in Griechenland mit dem ganz offenkundigen Willen, weiterzukommen in Richtung Österreich und darüber hinaus. Deswegen dienen all diese Maßnahmen der Vorbereitung, wenn sich eine neue Route zeigt. Freilich kommen weiterhin noch Menschen nach Österreich, aber nicht über eine einheitliche Route. Faktisch stellen derzeit alle, die ankommen, auch Asylanträge – im Schnitt 100 pro Tag, diese Zahl bleibt momentan stabil. Auch im Bundesheer hat man die Kapazitäten zurückgefahren. Wir richten uns nach dem Bedarf der Polizei, hielt ein Sprecher des Verteidigungsministeriums fest. Und der ist gesunken, hatte man doch noch vor einem Monat den Assistenzeinsatz um 450 Köpfe auf knapp 1.000 aufgestockt. Nun assistieren – mit Stichtag Donnerstag – rund 850 Soldaten. Nur mehr 50 Leute sind derzeit für Unterstützungsleistungen wie Transport und Verpflegung abgestellt. Das Heer ist aber gerüstet, versichert man im Ministerium: Sollten wieder mehr Flüchtlinge kommen, können wir binnen 48 Stunden sofort einige Kompanien stellen.
1Panorama
Bloggerin Esther Inglis-Arkell wirft eine Frage auf, die bei verbesserter Klontechnik eines Tages relevant werden könnte. Geklonte Urmenschen? Vorerst ist das Thema reinste Science Fiction – im wahrsten Sinne des Wortes: In seinem Roman Existenz erwähnt US-Autor David Brin am Rande auch eine Kontroverse um eine Frau, die ein Neo-Neandertalerbaby austrägt. Aber Existenz ist auch eine als Roman getarnte Diskussionsplattform, die Themen aufgreift, die zur Jahrhundertmitte relevant werden könnten. Und vollkommen aus der Luft gegriffen ist die Frage schon heute nicht: Ausgestorbene Spezies mittels Gentechnik wiederauferstehen zu lassen (respektive genetische Annäherungen an solche Spezies neu zu züchten), ist in der Wissenschaft längst zu einem ernsthaft diskutierten Thema geworden. Das Wollhaarmammut wird hier am liebsten als Beispiel genannt. In ihrem Buch How to Clone a Mammoth befasst sich die Molekularbiologin Beth Shapiro ausführlich damit: Nicht nur mit der technischen Möglichkeit oder Unmöglichkeit – Shapiro denkt auch an die Folgen und kommt sogar zu dem Ergebnis, dass es ökologisch gesehen sinnvoll sein könnte, die eine oder andere Schlüsselspezies zurückzuholen. Von da an ist es nur noch ein Schritt bis zu der Frage, die die auf Wissenschaftsthemen spezialisierte Bloggerin Esther Inglis-Arkell auf io9.com stellt: Wie sollten wir mit geklonten Urmenschen umgehen? Seien es Neandertaler, Hobbits oder Denisova-Menschen, um nur diejenigen unserer Verwandten zu nennen, die evolutionär gesehen gestern noch gelebt haben. Technisch gesehen macht es keinen Unterschied, ob man – vorausgesetzt man verfügt über verwertbares Erbgut – ein Mammut oder einen Neandertaler klont. Die ethischen Aspekte sind jedoch bedeutend komplizierter. In ihrem Blog-Eintrag listet Inglis-Arkell – soweit bekannt – die kognitiven Fähigkeiten verschiedener Menschen- und Vormenschenarten auf und überlässt ihren Lesern, welche Folgerungen sie daraus ziehen sollen. Den Artikel mit reger Userdiskussion finden Sie hier: --> io9.com: If We Cloned Early Humans, Should We Put Them in a Zoo or a School? (jdo, 25. 7. 2015)
7Wissenschaft
6:1-Sieg im entscheidenden siebenten Spiel in Dallas. Dallas (Texas) – Die St. Louis Blues sind in das Semifinale der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL eingezogen. Die Blues gewannen am Mittwoch (Ortszeit) das entscheidende siebente Spiel der zweiten Play-off-Runde bei den Dallas Stars 6:1. Um den Titel in der Western Conference treffen die Blues entweder auf die Nashville Predators oder die San Jose Sharks, in der Nacht auf Freitag in Spiel sieben engagiert. Es ist die erste Blues-Teilnahme an einer Conference-Finalserie seit 2001. Für Stars-Coach Lindy Ruff war es in seinem vierten siebenten Match eines Play-off-Duells die vierte Niederlage. St.-Louis-Trainer Ken Hitchcock verbesserte seine diesbezügliche Bilanz auf 5:2. Sein Team gewann mit einer Teamleistung, Tory Brouwer, Robby Fabbri und Paul Statsny brachten es auf je drei Punkte. (APA, 12.5.2016) NHL-Ergebnis – Play-off-Viertelfinale – Western Conference (Halbfinale/best of seven/7. Spiel): Dallas Stars – St. Louis Blues 1:6. Endstand der Serie: 3:4. St. Louis im Conference-Finale gegen Nashville Predators oder San Jose Sharks
4Sport
Wer erst später im Leben zu studieren beginnt, hat mit einigen Hürden zu kämpfen, aber auch schon wichtige Erfahrungen gesammelt. Gehören auch Sie zu den Quereinsteigern? Teilen Sie Ihre Erlebnisse im Forum!. Von der Schule direkt an die Uni – für ein Viertel der österreichischen Studierenden ist das nicht die Lebensrealität. Diese gehören zu den Quereinsteigern mit verzögertem Studienbeginn und sind im Schnitt 28 Jahre alt. Was durchaus seine Vorteile haben kann. Man war schon in der echten Welt unterwegs, hatte schon den einen oder anderen richtigen Job, in dem man wertvolle Erfahrungen sammeln konnte, war auf Reisen und hat vielleicht auch in Sachen Familienplanung schon erste Schritte gesetzt. Und es ist ein gutes Gefühl, sich nach reiflicher Überlegung mit voller Überzeugung für ein Studium zu entscheiden, für das man sich mit 18 vielleicht noch gar nicht interessiert hätte. Andererseits kann ein späterer Studienbeginn die Sache auch erschweren. Es gibt Leichteres, als das Studium mit seinem Beruf unter einen Hut zu bringen. Muss man dann im Job Stunden streichen, ergeben sich bald finanzielle Probleme, wenn man auf keine finanzielle Unterstützung hoffen kann. Andererseits kann es auch das Studium immens in die Länge ziehen, wenn man durch den Brotjob gezwungen ist, auf Sparflamme zu studieren. Und es kann auch durchaus irritieren, wenn man mit über 30 in einer Übung mit lauter Achtzehnjährigen sitzt. Unsere User hatten zu dem Thema schon einiges zu berichten: Haben auch Sie erst nach einigen Jahren zu studieren begonnen? Welche Hürden mussten Sie bezwingen? Welchen Problemen begegneten Sie im Alltag? Welche Vorteile sehen Sie in Ihrer Entscheidung? Würden Sie es noch einmal genauso machen? (aan, 31.5.2016)
5Inland
Öllinger: Einfluss der "Burschis" innerhalb der FPÖ stark wie nie. Wien/Linz/Salzburg – In keiner Partei sind Burschenschafter und Mitglieder anderer schlagender Verbindungen so stark vertreten wie in der FPÖ. Wie stark, das hat sich das Team der Seite stopptdierechten.at nun auf Nationalratsebene sowie in den Landtagen und im EU-Parlament genau angesehen. Man listete jene Mitglieder, die öffentlich bekannt sind, auf. Die Verbindungen, die sich als Elitezirkel begreifen, halten sich über ihre Mitgliederzahlen nämlich bedeckt, was Fans der FPÖ, die auf blauen Seiten gerne Verschwörungstheorien spinnen, nicht zu stören scheint. Wir waren überrascht, sagt Karl Öllinger, ehemaliger Nationalrat der Grünen und Mitarbeiter von stopptdierechten.at, ihr Einfluss in der FPÖ ist stark wie nie. Vor allem die wichtigste und finanziell am besten ausgestattete Landesorganisation, die FPÖ Wien, ist wie auch der Nationalratsklub, wo fast die Hälfte aller Mandatare Verbindungen angehören, eine Bastion der Burschenschafter: Von 27 Landtagsabgeordneten sind hier zwölf Burschenschafter. Auch im EU-Parlament sind zwei der vier Abgeordneten Verbindungsbrüder. In Bundesländern wie Kärnten, der Steiermark, Oberösterreich oder Vorarlberg sind die Burschis deutlich in der Minderheit, dafür aber stets in Schlüsselpositionen. In Oberösterreich trifft dies auf Landesrat Manfred Haimbuchner, Klubobmann Günther Steinkellner und Klubdirektor Ferdinand Watschinger zu. Ein Burschenschafter als Hinterbänkler ist fast undenkbar. Der Chef der selbsternannten Partei des kleinen Mannes, Heinz-Christian Strache, setzt – anders als Haider, der, obwohl selbst ebenso Burschenschafter, die Verbindungen zurückdrängte – weiter voll auf diese Kreise. Das zeigt sich auch im Falle von Spaltungen wie zuletzt in Salzburg. Dort setzte Strache Andreas Schöppl, der Mitglied der akademischen Landsmannschaft der Salzburger zu Salzburg ist, im Juni an die Landesparteispitze.
5Inland
Street Workout ist Fitnesstraining in öffentlichen Parkanlagen. Eine Gruppe in Wien verbindet Grundübungen mit Figuren aus Breakdance und Kunstturnen. Park statt Fitnesscenter: Beim Street Workout, das seinen Ursprung in New York City hat, werden öffentlich zugängliche Anlagen zum Körpertraining genutzt. Die Gruppe International Street Workout Österreich Wien trifft sich mehrmals pro Woche an der Roßauer Lände und kombiniert Kraftübungen mit Akrobatik und Breakdance-Figuren. Die Bandbreite reicht hier von Liegestützen und Dehnübungen bis hin zu technisch anspruchsvollen Übungen, die scheinbar der Schwerkraft trotzen. Dabei wird neben dem Körper die Gemeinschaft gestärkt: Studenten, Flüchtlinge und Kinder unterschiedlicher Herkunft helfen einander, zum Street Workout Experten zu werden. Neben der großen Reckanlage an der Roßauer Lände gibt es eine weitere auf der Donauinsel und viele kleine in anderen Parks.
4Sport
Die griechische Regierung hat im Verhandlungspoker die Präferenzen der Europartner falsch eingeschätzt. Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis hat sich als Ökonom intensiv mit Spieltheorie beschäftigt – jenem Forschungsgebiet über rationale Entscheidungsmodelle in sozialen Konfliktsituationen, die vom Pokerspiel bis zum Kampf gegen den Klimawandel reichen können. Wir wissen nicht, ob Varoufakis in den Verhandlungen mit den Europartnern tatsächlich Spieltheorie angewandt hat. Aber wenn er es tat, dann hat er sich ganz offensichtlich verrechnet. Der Fehler war weniger eine falsche Kalkulation als falsche Annahmen über die Ängste, Wünsche und Präfenzen der anderen Eurostaaten. Denn jedes spieltheoretische Modell ist nur so gut wie die Daten und Fakten, mit denen es gefüttert wird. Ich bin zwar kein Experte in Sachen Spieltheorie, habe aber dennoch versucht, die griechischen Annahmen und die Realität des Konflikts in Modellen darzustellen. Wenn diese Werte halbwegs stimmen, helfen sie zu verstehen, wie die Syriza-Regierung gehandelt hat und warum sie damit zu scheitern droht. Spieltheoretische Modelle werden meist in Matrixform dargestellt. Zwei Spieler haben je zwei Optionen, die ihnen unterschiedliche Auszahlungen (payoffs) liefern. Die Gewinne oder Verluste (jeweils links unten und rechts oben für die beiden Parteien) hängen nicht nur von der eigenen Entscheidung, sondern auch von der des Gegners ab. Syriza ging davon aus, dass die anderen Eurostaaten so wie schon 2012 einen griechischen Staatsbankrott und einen Grexit unter allen Umständen verhindern wollen, weil sie um die Zukunft der Währungsunion fürchten. Sie verknüpfen daher die Fortsetzung des Hilfsprogramms mit Sparauflagen für Griechenland, würden aber eher Hilfsgelder ohne Sparkurs – bzw. mit einem stark aufgeweichten Sparkurs – auszahlen, bevor sie den Grexit riskieren. Wenn es in einer solchen Konstellation der Regierung von Alexis Tsipras gelingt, sich auf ein Ende des Sparkurses festzulegen, dann müssten die Europartner einknicken – so die Kalkulation, die die folgende Grafik zeigt. Welche Box ist für wen wünschenswert? Die Eurogruppe schneidet am besten links oben ab – 10 Punkte bei Hilfsprogramm mit Sparkurs –, Griechenland rechts oben – 10 Punkte für Hilfe ohne Sparkurs. Beide Seiten aber wollen unbedingt ein Hilfsprogramm, denn ohne es droht der Grexit (Box rechts unten). Sparkurs ohne Hilfe (Box links unten) ist übrigens keine realistische Option. Ein griechischer Spieltheoretiker wird nun versuchen, die Option Sparkurs endgültig auszuschließen. Dann haben die Europartner nur noch die Wahl zwischen den beiden rechten Optionen. Und da ist die obere (Hilfe ohne Sparkurs) besser als die untere (Grexit). Weil keine der beiden Seiten eine Möglichkeit hat, ihre Position durch einseitige Handlungen zu verbessern, spricht man von einem Nash-Equilibrium. Das ist nicht unbedingt befriedigend, aber stabil. Eine Festlegung auf eine Option kann zum Beispiel durch einen demokratischen Volksentscheid erfolgen, der in Verhandlungen nur schwer rückgängig gemacht werden kann. Daher passt das geplante griechische Referendum am Sonntag in eine spieltheoretische Strategie. Aber was ist, wenn gewisse Annahmen nicht stimmen? Wenn etwa eine Auszahlung eines Hilfspakets ohne Verpflichtung auf einen Sparkurs für die Eurogruppe die schlechteste Option wäre, weil das Schule machen könnte – während sie glaubt, mit einem Staatsbankrott und einem Grexit fertig werden zu können? Dann würde die Rechnung anders aussehen, zum Beispiel so: Jetzt sitzt die Eurogruppe auf dem längeren Ast: Der Grexit wäre für Griechenland schlimmer als für die anderen Eurostaaten; und für diese wäre er besser als ein Nachgeben gegenüber der Tsipras-Regierung. Das spieltheoretisch stabile Nash-Equilibrium ist rechts unten. Allerdings ist das nicht das für beide Seiten beste Ergebnis. Das liegt links oben: eine Einigung auf Hilfsprogramm und Sparkurs. Diese Konstellation benötigt allerdings den Willen zur Zusammenarbeit von beiden Seiten. So darf die Regierung Tsipras nicht einseitig vom Sparkurs abweichen, weil sie sich davon Vorteile erhofft. Denn dann – das haben die Partnerstaaten klargestellt – gibt es keine Hilfe, und man landet wieder beim Grexit. Der Ball liegt in diesem Modell bei Tsipras und Varoufakis, die sich zwischen Sparkurs und Grexit entscheiden müssen. Das sind keine guten Aussichten für die Syriza-Regierung. Aber Spieltheorie zu verstehen heißt noch lange nicht, dass man dabei gewinnt.
3Wirtschaft
Zahl der Ankünfte aus der Türkei steigt wieder – Griechischer Minister vergleicht Idomeni mit KZ Dachau. Athen/Piräus – Nach der Schließung der Balkanroute Richtung Mitteleuropa harren in Griechenland mittlerweile gut 46.000 Flüchtlinge und Migranten aus. Dies teilte der Krisenstab der Regierung in Athen mit. Rund 7.300 von ihnen warteten am Freitag auf Inseln der Ostägäis auf Fähren zum Festland. Rund 13.600 Menschen befanden sich im Raum Athen. Der Rest, etwa 12.000 Menschen, harrte im improvisierten Lager von Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze aus, das ursprünglich für 2.500 Menschen ausgelegt war, oder war in besser organisierten Lagern in Nordgriechenland untergebracht. In Idomeni übernachten sie in der Kälte in kleinen Zelten oder schlafen auf schlammigen Feldern im Freien. Essen und Getränke sind knapp. In den vergangenen Tagen setzte Dauerregen den Flüchtlingen zusätzlich zu. Hilfsorganisationen warnen vor einer Krankheitswelle, die insbesondere für Kinder gefährliche Folgen haben könne. Der griechische Innenminister Panayotis Kouroublis hat die Lage im Flüchtlingscamp in Idomeni mit dem Zuständen in den Konzentrationslagern der Nazis verglichen. Dies ist ein modernes Dachau, das Ergebnis der Logik der geschlossenen Grenzen, sagte Kouroublis am Freitag vor Reportern bei einem Besuch des Lagers an der Grenze zu Mazedonien. Das Elend zu sehen sei wie ein Schlag in die Magengrube. Der Minister versprach, die Überwachung und medizinische Versorgung des Lagers zu verbessern. Unterdessen steigt auch die Zahl der Asylsuchenden, die aus der Türkei zu den Inseln übersetzen, wieder: Nach Angaben des Krisenstabes haben am zwischen Donnerstagabend und Freitagfrüh 670 Migranten aus der Türkei nach Griechenland übergesetzt. Am Vortag waren 239 Migranten gekommen. In der griechischen Hafenstadt Piräus kamen am Freitag 640 Migranten von den Inseln Lesbos und Chios an, am Vorabend 450. In Piräus warten in Lagerhallen und in Zelten mittlerweile mehr als 4.500 Menschen.
1Panorama
Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und die USA haben Millionen Dollar in die bulgarische Waffenproduktion investiert. Das Ziel der Transaktionen: Der Krieg in Syrien sollte Munition bekommen. Im Oktober vergangenen Jahres fiel erstmals auf, dass Jumbojets vom Typ Boeing 747, als saudi-arabische Frachtflugzeuge gekennzeichnet, am Flughafen Sofia landeten. Das war insofern bemerkenswert, als noch nie zuvor ein saudisches Frachtflugzeug auf Bulgariens Hauptstadtflughafen gelandet war. Aufgefallen ist diese Neuerung Stephan Gagow, einem langjährigen Planespotter aus Bulgarien. Die Frequenz der Flüge nahm so stark zu, dass Gagow einen Thread in einem einschlägigen Onlineforum eröffnete, den er mit den Worten die reguläre Route betitelte. Beobachter posteten, dass sie die Flugzeuge zweimal gegen Ende Oktober landen gesehen hätten, einmal im November, viermal im Dezember und jeweils einmal im März und Mai des Jahres 2014. Das riesige Flugzeug sei voll beladen aus Dschidda gekommen und in die saudische, etwa 100 Kilometer von der jordanischen Grenze entfernte Stadt Tabuk geflogen, berichteten die Planespotter, die Online-Flugtrackingtools benutzen. Gagows Schätzungen zufolge nahmen die Flugzeuge jedes Mal zwischen 60 und 80 Tonnen in Kisten verpackte Fracht an Bord. Er habe nicht erkennen können, was in den Kisten war, schrieb er, aber sie seien offensichtlich sehr schwer gewesen. Als die saudischen Flüge aufhörten, kamen plötzlich Frachtflugzeuge aus Abu Dhabi. Maschinen vom Typ Airbus A330F und Boeing 777F mit der Aufschrift Etihad Cargo landeten zwischen Ende Juni und Mitte August 2015 fünfmal in Sofia. Erst kürzlich, am 19. Oktober, flog ein Airbus 330F von Etihad Cargo von Abu Dhabi nach Burgas in Bulgarien und anschließend zum Luftwaffenstützpunkt Al-Dhafra, einem Militärflugplatz südlich der emiratischen Hauptstadt. Es dürfte sich um ausgedehnte Waffenlieferungen gehandelt haben. Laut dem jährlichen bulgarischen Rüstungsexportbericht (siehe Grafik), der im August 2015 – unter weitgehender Nichtbeachtung der Medien – veröffentlicht wurde, hat die Regierung 2014 den Verkauf von Waffen und militärischer Ausrüstung im Wert von über 85 Millionen Euro an Saudi-Arabien bewilligt. Von der bulgarischen Regierung erfuhr BIRN, das am Balkan tätige Investigative Reporting Network, dass in diesem Jahr auch der Verkauf von Waffen an die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) genehmigt wurde. Bulgarien produziert und lagert in erster Linie Waffen sowjetischer Bauart. Laut Analysten ist es unwahrscheinlich, dass Saudi-Arabien oder die VAE diese für ihre eigenen Streitkräfte erwerben, da sie selbst moderne westliche Waffen verwenden. Es sei deshalb, so die Experten, wesentlich plausibler, dass sie das Kriegsmaterial für lokale Truppen, die sie in Syrien und im Jemen unterstützen, gekauft hätten, wo Waffen sowjetischer Bauart weitverbreitet sind. Ein ehemaliger bulgarischer Militäroffizier mit guten Verbindungen erzählte, dass die saudischen Anschaffungen in den von den Planespottern gesichteten Flugzeugen transportiert worden und für syrische Oppositionsgruppen bestimmt waren. 2014 kauften auch die USA im Rahmen eines mittlerweile eingestellten 500-Millionen-Dollar-Programms Waffen aus Bulgarien für die Ausbildung und Ausrüstung syrischer Oppositionsstreitkräfte. Während der Zeit des Kommunismus baute Bulgarien, ein Land mit nur sieben Millionen Einwohnern, eine gewaltige Waffenindustrie auf, in der 110.000 Menschen Beschäftigung fanden und die pro Jahr bis zu 1,5 Milliarden Dollar (1,3 Milliarden Euro) in harter Währung eintrug. Das Regime erwarb sowjetische Technologie zur Herstellung von Kleinwaffen und Munition. Für sein 100.000 Mann starkes Militär und die Möglichkeit einer allgemeinen Mobilmachung häufte es ein riesiges Arsenal an. Nikolaj Nikolow blickt prüfend durch seine große Brille und erwähnt beiläufig, dass er an einem Tisch mit Carlos gesessen sei, dem berüchtigten marxistischen Terroristen, der vor 40 Jahren in Wien den Opec-Überfall mit drei Toten organisiert hatte. Nikolow, ein Pseudonym zum Schutz seiner Identität, handelt seit mehr als 25 Jahren mit Waffen. Alle schneiden mit, sagt er, auch Regierungsbeamte und Zwischenhändler. Die Provisionen sind ein Mehrfaches des Waffendeals wert. Wenn etwas zehn Millionen kostet, beläuft sich der Endpreis auf 35 Millionen. In einem kleinen Café in der Innenstadt von Sofia, wo er sich gerne zur Abwicklung seiner Geschäfte trifft, raucht Nikolow eine Zigarette nach der anderen und erinnert sich. Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes 1989 ging die Waffenproduktion in Bulgarien erheblich zurück. Die offiziellen Rüstungsexporte betrugen 2006 nur mehr 111 Millionen Euro. Doch dann erholten sich die Verkaufszahlen wieder und waren Regierungsinformationen zufolge bis 2014 auf 403 Millionen Euro gestiegen. Die meisten Waffenexporte gab es während der Jugoslawienkriege, das meiste ging nach Serbien und Albanien, berichtet Nikolow. Damals besaßen wir Arsenale im Wert von Milliarden, jetzt haben wir nur noch ein paar Hundert Millionen. Obwohl Produktion und Verkauf heute nur noch einen Bruchteil dessen ausmachen, was vor 1989 umgesetzt wurde, ist der Handel mit Waffen in Bulgarien nach wie vor ein äußerst lukratives Geschäft. Es ist immer noch rentabler als Drogenschmuggel, sagt Nikolow. Saudi-Arabien war in den vergangenen Jahren kein besonders wichtiger Kunde für bulgarische Waffenfirmen gewesen. Das änderte sich jedoch 2014. Laut dem Bericht der bulgarischen Regierung wurden im vergangenen Jahr Verkäufe von Rüstungsgütern und militärischer Ausrüstung im Wert von 85,5 Millionen Euro nach Saudi-Arabien genehmigt – darunter Munition im Wert von 65,4 Millionen Euro, Großkaliberwaffen im Wert von 12,5 Millionen Euro und Kleinkaliberwaffen im Wert von fünf Millionen Euro. Ende 2014 beliefen sich die Exportverträge bulgarischer Rüstungsunternehmen mit dem Golfstaat auf 28,9 Millionen Euro. Bulgariens Wirtschaftsministerium, das den Handel mit Waffen überwacht, erklärte in einer Stellungnahme gegenüber BIRN, dass die Verträge Kleinwaffen sowie leichte und schwere Waffen umfassten. Ben Moores, Chefanalyst für Verteidigung beim Beratungsunternehmen IHS Janes, glaubt, dass solche Waffen wahrscheinlich nach Syrien oder in den Jemen geliefert werden. Das saudische Militär sei mit leichten Maschinengewehren belgischer Herstellung bewaffnet und verwende keine SPG-9, sagt Moores. Diese Waffen kommen aus Bulgarien, werden offenbar aber weiterverkauft. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass diese Waffen vom saudischen Militär verwendet werden, sie werden jedoch häufig im Jemen, im Irak und in Syrien eingesetzt, sagte er. Saudi-Arabien ist ein wichtiger Unterstützer der gegen den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad kämpfenden Truppen. Riad finanzierte den Massenankauf von Infanteriewaffen aus Kroatien für syrische Oppositionsstreitkräfte, berichtete die New York Times 2013 unter Berufung auf amerikanische und westliche über die Käufe informierte Quellen. In einem BBC-Interview Ende Oktober 2015 gab der saudische Außenminister Adel al-Jubeir offen zu, dass Riad die syrischen Oppositionskämpfer mit Waffen beliefert habe. Wir müssen zu einer Veränderung der Kräfteverhältnisse am Boden beitragen, erklärte er. Einige der nach Saudi-Arabien transportierten Waffen könnten auch im Jemen gelandet sein. Saudi-Arabien begann seine Militärintervention im Jemen Ende März, um die gegenüber dem im Exil lebenden Präsidenten Abd-Rabbu Mansur Hadi loyalen Truppen zu unterstützen. Im Gegensatz zu Saudi-Arabien hatten die Vereinigten Arabischen Emirate bereits in jüngerer Vergangenheit Waffen von Bulgarien gekauft. Laut einer von WikiLeaks veröffentlichten diplomatischen Depesche der US-amerikanischen Botschaft in Sofia haben die Emirate 2010 den Kauf von zehntausenden Sturmgewehren, 100.000 hochexplosiven Ladungen, Panzerabwehrwaffen und Munition für die damalige Regierung im Jemen finanziert. In der Depesche hieß es außerdem, dass Bulgarien die US-Botschaft bei potenziell umstrittenen Waffengeschäften zurate ziehe. Die Botschaft verweigerte auf Anfrage des Recherchenetzwerks BIRN die Auskunft darüber, ob sie Kenntnis darüber habe, ob andere Länder bulgarische Waffen für den Einsatz in Syrien kauften. 2015 habe die bulgarische Regierung den Export von Munition, Feuerwaffen und Rüstungsgütern in die Emirate genehmigt, gab das Wirtschaftsministerium Auskunft, Mengen und Beträge nennt man keine. Am 6. Juni 2015 zwang eine tödliche Explosion auf einem Waffentestgelände in Bulgarien die USA dazu, einzuräumen, dass man im Zuge der Bemühungen, die syrischen Oppositionskämpfer zu unterstützen, Waffen in Bulgarien gekauft hatte. Ein amerikanischer Lieferant, der 41-jährige Navy-Veteran Francis Norwillo, starb durch die Explosion einer Granate beim Laden eines RPG-7-Raketenwerfers. Zwei weitere US-Bürger und zwei Bulgaren wurden ebenfalls verletzt. Die Amerikaner hätten für eine US-Firma namens Purple Shovel gearbeitet, die vom US-Militär beauftragt worden war, die Ausbildung und Ausrüstung von Oppositionskämpfern in Syrien zu unterstützen, erklärte die US-Botschaft in einem knappen Statement. Die drei Unternehmer führten zur Zeit des Unfalls eine Einschulung für die Mitarbeiter einer anderen Firma durch, erklärte die Botschaft und verweigerte jeden weiteren Kommentar zu dem Thema. Einer Beschaffungsdatenbank der US-Regierung zufolge erteilte das Kommando für Spezialoperationen (SOCOM), das für die Militäraktionen des US-Militärs zur Unterstützung der syrischen Kämpfer verantwortlich war, Purple Shovel im Dezember 2014 einen Auftrag im Wert von über 26,7 Millionen Dollar (24,6 Millionen Euro) zur Lieferung von ausländischen Waffen und Munition. Laut Datenbank stammen diese aus Bulgarien. Purple Shovel, eine Firma mit Sitz in Sterling (Virginia), wollte sich weder zu dem Vorfall noch zu dem Vertrag mit SOCOM äußern. Aus der US-Beschaffungsdatenbank geht außerdem hervor, dass SOCOM auch einem anderen US-Unternehmen, UDC USA, einen Auftrag im Wert von über 32.000 Dollar (28.200 Euro) zur Lieferung von Munition aus Bulgarien erteilt hat. Der Vertrag wurde am selben Tag unterzeichnet wie der Deal mit Purple Shovel und weist dieselbe Solicitation ID auf – die bei einer schriftlichen Ausschreibung verwendete Kennzahl zur Erfüllung eines Vertrags. Auf die Frage, ob der Vertrag für das US-Einsatzkommando zur Bewaffnung der syrischen Kämpfer gewesen sei, erklärte Firmenchef Matthew Herring gegenüber BIRN am Telefon: Nein, wir hatten damit nichts zu tun, und es ist uns sicher nicht gestattet, darüber zu sprechen. Die militärischen Anstrengungen der USA, Streitkräfte auszubilden und auszurüsten, um die militanten IS-Kämpfer in Syrien zu bekämpfen, wurden von den Mitgliedern des US-Kongresses als wirkungslos kritisiert. Am 9. Oktober 2015 erklärte die Obama-Regierung, man werde dieses Programm beenden. Ein verdecktes CIA-Programm zur Bewaffnung von Syrern, die die Truppen Assads bekämpfen, blieb bestehen. An einem heißen Morgen Ende Juli unterhielt sich ein Dutzend syrischer Oppositionsführer im Anschluss an ein Koordinationstreffen in einem Café eines Boutiquehotels nahe dem Taksim-Platz im Zentrum Istanbuls. Sie bereiteten ihren Aufbruch in die südliche Türkei und ihre Rückkehr an die vorderste Front in Nordsyrien vor. Einer der Männer erklärte, dass die Lieferung von Waffen an Oppositionsstreitkräfte über zwei militärische Operationsräume erfolge – einen in der Türkei und einen in Jordanien. Alle drei sagten, dass sie Waffen aus dem Operationsraum in der Türkei – den sie abgekürzt MOM nannten – erhalten hätten, darunter AK-47-Gewehre, RPG-7-Panzerbüchsen und SPG-9-Geschütze. Auf die Frage, ob sie bulgarische Waffen erhalten hätten, meinte einer: Alle Waffen in Syrien sind russische Modelle. Sowohl das Regime als auch die Revolutionskräfte verwenden sie. Sie können aus Bulgarien, der Ukraine oder der Tschechischen Republik stammen, aber wir wissen nicht genau, wo sie hergestellt wurden. Nachdem ihm erklärt wurde, dass auf bulgarischen Waffen manchmal die in zwei Kreise eingeschriebene Zahl zehn zu finden sei, schickte ein Kommandant von seinem Mobiltelefon eine Whatsapp-Nachricht an einen Kämpfer seiner Einheit in Syrien, der drei Fotos von Waffen zurückschickte. Auf zweien war das Symbol zu sehen. Der Kommandant erklärte, die Waffen seien im Westen der Provinz Aleppo zum Einsatz gekommen. Ein Waffenexperte, der nicht genannt werden wollte, identifizierte diese zwei Waffen später als eine Panzerbüchse und ein PK-Maschinengewehr. Bulgarien versorgte über viele Jahre sowohl die syrischen als auch die irakischen Armeen, weshalb manche Waffen aus den bestehenden Arsenalen dieser Länder stammen könnten. Es gibt aber auch Berichte, wonach den syrischen Rebellengruppen überschüssiges Material aus Bulgarien zur Verfügung gestellt wurde. Ebenso wie Saudi-Arabien und die USA ist auch die Türkei stark in die Unterstützung der Oppositionsgruppen in Syrien involviert. Nihat Ozcan, ein Militäroffizier im Ruhestand und Analyst für die Economic Policy Research Foundation of Turkey (Türkische Forschungsstiftung für Wirtschaftspolitik), sagt, dass Staaten, die die syrische Opposition unterstützen, auch die Türkei als Transitroute benützen, um Waffen nach Syrien zu schaffen. Ein syrischer Mitarbeiter einer Hilfsorganisation mit Kenntnissen über die moderaten Anti-Assad-Kämpfer in den Provinzen Idlib und Aleppo sagt, dass von ausländischen Staaten erworbene Waffen über den militärischen Operationsraum zu den Oppositionskräften transportiert werden. Die Waffen würden an die türkisch-syrische Grenze geliefert, wo sie von syrischen Kämpfern übernommen würden, erzählte er in einem Interview in der türkischen Stadt Gaziantep nahe der Grenze. Das bestätigen mehrere syrische Oppositionsquellen: Die militärischen Operationsräume in der Türkei und in Jordanien würden von einer Gruppe westlicher und arabischer Länder unterstützt, darunter die Vereinigten Staaten, Saudi-Arabien und die VAE sowie die Türkei und Jordanien selbst. (Mariya Petkova, Übersetzung: Barbara Maya, 21.1.2016)
2International
Künstlerkollektiv will mit Holzkreuzen vor Parlament auf tote Flüchtlinge im Mittelmeer aufmerksam machen. Wien – Die Kunstaktion Die Toten kommen, seit kurzer Zeit Aufregerthema in Deutschland, findet auch in Österreich Widerhall. So wurde auf der Ringstraße, gleich gegenüber vom Parlament, ein symbolisches Grab gesichtet. Geschmückt ist es mit zwei einfachen Holzkreuzen und den Aufschriften Die Toten kommen sowie Borders kill. In Deutschland hatte die Aktion des Künstlerkollektivs Zentrum für politische Schönheit am Sonntag in einer Demo (Marsch der Entschlossenen) zum Berliner Kanzleramt gegipfelt. Schon davor hatte ihr Konzept für heftige Debatten gesorgt. Denn Die Toten kommen ist wörtlich gemeint, die Gruppe will die Leichname von bei der Flucht gestorbenen Menschen nach Deutschland überstellen und dort bestatten. In einigen Fällen wurde das auch schon durchgeführt. Am Sonntag beim Marsch zur Residenz Angela Merkels wurde indes sowohl der Einsatz von Baggern als auch das Mitführen von Leichen behördlich untersagt. Die Demonstrationsteilnehmer legten mehrere symbolische Gräber an.
1Panorama
Die Überprüfung der Institute wird bis Jahresende abgeschlossen, die schwache Profitabilität sorgt die EZB. Frankfurt – Die Banken im Euroraum haben nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) immer noch zu viele notleidende Kredite in ihren Bilanzen. Zu den großen Herausforderungen der Branche gehöre zudem die schwache Profitabilität, sagte die oberste EZB-Bankenaufseherin, Daniele Nouy, am Montag vor einem Ausschuss des Europaparlaments in Brüssel. Banken müssen nach wie vor mit einem Niedrigzinsumfeld zurechtkommen und einer ungleichmäßigen wirtschaftlichen Erholung. Die Bankenaufseherin rechnet damit, dass die intensive Überprüfung der Geldhäuser (SREP) im späteren Jahresverlauf abgeschlossen wird. Die Kapitalanforderungen für die Großbanken für 2016 würden etwas höher ausfallen als im vergangenen Jahr – etwas 30 Basispunkte im Schnitt. Ein zusätzlicher Puffer liege bei rund 20 Basispunkten. Zudem sagte Nouy, die Auswahl der Banken für den 2016 geplanten europaweiten Bankenstresstest müsse noch von der Aufsichtsbehörde EBA in London genehmigt werden. Seit Herbst 2014 ist die EZB direkt für die Aufsicht der größten Banken im Euroraum zuständig. Der neue sogenannte Einheitliche Aufsichtsmechanismus (SSM) setzt sich aus der EZB und den nationalen Aufsichtsbehörden der Länder der Währungsunion zusammen. EZB dürfte in Malta weiter abwarten Die EZB wird nach nahezu einhelliger Einschätzung von Volkswirten an diesem Donnerstag zunächst noch mit weiteren geldpolitischen Maßnahmen abwarten. Präsident Mario Draghi dürfte auf der auswärtigen Sitzung in Malta jedoch deutlich machen, dass die EZB falls nötig handlungsbereit sei. Vor allem Hinweise auf eine künftige Ausweitung des milliardenschweren Wertpapierkaufprogamms dürften beachtet werden. Sorgen machten der Notenbank zuletzt die sehr schwache Preisentwicklung und die Abschwächung der Konjunktur in den Schwellenländern.
3Wirtschaft
Firmware-Updates direkt aus dem System – Neuer AMD-Grafiktreiber und Verschlüsselung für F2FS. Zum Schluss hat sich Linus Torvalds noch eine kleine Extrarunde gegönnt, nun ist es aber so weit: Eine Woche später als ursprünglich erwartet, wurde nun mit Linux 4.2 ein neue Version des freien Kernels veröffentlicht, die einmal mehr umfangreiche Änderungen mit sich bringt: Mit fast 15.000 Commits wird das Update nur von der Version 3.15 in der Zahl der Neuerungen geschlagen. Für die Nutzer macht sich dies in einer Reihe von verbesserten Basistechnologien bemerkbar: So hält der Support für EFI System Resource Table Einzug. Auf diesem Weg kann künftig das BIOS/UEFI direkt aus einem Linux-System aktualisiert werden. Voraussetzung ist allerdings, dass die Firmware des eigenen Rechners zumindest UEFI 2.5 unterstützt – was derzeit noch nicht all zu viele tun. Bei Fedora will man diese Möglichkeit bereits mit der kommenden Version 23 der Distribution aktiv nutzen. Die GNOME-Softwarezentrale soll dabei über den ebenfalls neuen Online-Dienst Linux Vendor Firmware Service (LVFS) Ausschau nach frischen BIOS/UEFI-Versionen halten. Dies bedarf natürlich der Kooperation der Mainboard-Hersteller, die ihre Updates an entsprechender Stelle ablagern müssen. Wird eine neue Version gefunden, wird diese zunächst im UEFI-Speicher zwischengelagert, beim nächsten Systemstart wird sie dann installiert. Mit dem Linux Kernel 4.2 schafft AMD die Grundlagen für die Zukunft der eigenen Grafiktreiberentwicklung: Soll der neue amdgpu-Kernel-Bestandteil doch künftig sowohl die Basis für die proprietäre als auch die freie Version des AMD-Treibers bilden. Derzeit ist dessen reale Nützlichkeit allerdings noch stark begrenzt, unterstützt er doch lediglich die Chips der Volcanic Islands-Reihe. Und selbst da gibt es noch Einschränkungen zu beachten, so gibt es bisher keinerlei Regulierung für den Takt oder das Power-Management. Deutliche Verbesserungen der Grafikperformance in virtuellen Maschinen verspricht hingegen der Virtio-GPU-Treiber – zumindest in Zusammenarbeit mit Qemu 2.4, das Anfang August veröffentlicht wurde und für KVM- oder Xen-Virtualisierung oftmals genutzt wird. Die vollen Geschwindigkeitsvorteile sollen allerdings erst mit einer späteren Evolutionsstufe des Treibers zum Tragen kommen, bei der dann die VM auch die 3D-Beschleunigung der Host-Grafikkarte nutzen können soll. Bis dorthin bleibt zumindest, dass der Virtio-GPU-Treiber hohe Bildschirmauflösungen und die Nutzung mehrerer Monitore unterstützt. Mit der neuen Kernel-Version wird zudem nun das Atomic Modesetting von Haus aus aktiviert. Dieses bringt eine Reihe von generellen Verbesserungen für die Grafikausgabe unter Linux. So sollen etwa der Wechsel der Bildschirmauflösung und der Multi-Monitor-Betrieb dadurch stabiler werden. Auch soll der neue Ansatz gerade bei aktuellen GPUs effizienter arbeiten – verspricht also Performance-Vorteile. Bis dies wirklich schlagend wird, müssen allerdings noch die Hersteller ihre Grafiktreiber entsprechend anpassen. Mit Kernel 4.1 hat das Dateisystem ext4 eine integrierte Verschlüsselungsfunktion erhalten, mit der neuen Version zieht nun auch das für Flash-Dateiträger gedachte F2FS nach – und übernimmt dafür viel Code von der Entwicklung für ext4. Wer eine SSD als Cache für eine klassische Festplatte nutzt, kann sich dank eines neuen Caching-Ansatzes über Performance-Zuwächse freuen. Darüber hinaus wurde der Writeback-Cache des Linux-Kernels optimiert, was vor allem bei der Verwendung von Control Groups (Cgroups) zu einer besseren Performance führen soll. Davon profitieren nicht zuletzt virtuelle Maschinen und Container. Ebenfalls neu ist der Support für Version 3.1.1 des SMB-Protokolls von Microsoft im Netzwerkdateisystem CIFS. Dadurch soll vor allem das Kopieren von Dateien auf einen Server flotter werden, da der Umweg über den Client entfällt. Linux 4.2 steht wie gewohnt in Form des Source Codes auf der Seite des Projekts zum Download. Mit der Veröffentlichung beginnt nun einmal mehr die rund zweiwöchige Phase in der größere Änderungen angenommen werden. So soll etwa der Ext3-Code entfernt werden, da die Ext4-Komponenten ohnehin diesen mittlerweile vollständig abdeckt. Unklar scheint hingegen einmal mehr die Aufnahme des viel diskutierten IPC-Dienstes Kdbus, da die Entwickler nach Kritik bisher noch keinen weiteren Aufnahmeversuch gestartet haben. Das aus all dem resultierende Linux 4.3 soll dann Anfang November erscheinen.
0Web
Können oder sollen verlassene Kirchen in Gebetsräume für Muslime umfunktioniert werden? Dieser Vorschlag sorgt für eine überhitzte Debatte. Pourquoi pas? Mit einer hingeworfenen Bemerkung hat sich der Rektor der Pariser Moschee, Dalil Boubakeur, in die Nesseln gesetzt. Der gemäßigte Vorsteher der wichtigsten muslimischen Kultusstätte Frankreichs gab die Warum nicht-Antwort in einer Radiosendung auf eine Journalistenfrage, ob er sich vorstellen könnte, verlassene oder leerstehende Kirchen in islamische Gebetsräume zu verwandeln. Die Frage erklärte sich aus dem Verlauf der Diskussion: Dabei war die Rede vom akuten Mangel an Moscheen für die schätzungsweise sechs Millionen Muslime – und andererseits vom abnehmenden Andrang zur Sonntagsmesse in dem traditionell katholischen Land. Boubakeur und der Radiojournalist verfolgten die Umweihungsidee nicht weiter. Andernorts war hingegen der Teufel los. Boubakeur will Kirchen in Moscheen umwandeln, schallte es tausendfach über Twitter und Facebook. Konservative Kreise riefen zum Glockenläuten und zum Widerstand auf. Mit dem Wort Résistance begann auch ein Appell von Denis Tillinac im Rechts-außen-Magazin Valeurs actuelles: Die Kirchen, Kathedralen, Leidenswege und andere Wallfahrtsorte sind in unserer innerer Landschaft eingetragen und stiften Sinn und Form für unseren Patriotismus. Verlangen wir von unseren Behörden, dass er respektiert wird. Den dramatischen Aufruf gegen jegliche Umwandlung unterzeichneten zahlreiche Intellektuelle wie Alain Finkielkraut, Pascal Bruckner oder Eric Zemmour. Vor allem aber schloss sich ihm auch Ex-Präsident Nicolas Sarkozy an. Damit war Boubakeurs Pourquoi pas? zur Staatsaffäre geworden. Angesichts der aufwallenden Emotionen legte Boubakeur rasch den Rückwärtsgang ein. Es gebe eine Menge von Gründen, die gegen die Verwandlung von Kirchen in Moscheen sprächen, meinte er. Zeigt sich aber selber erstaunt über das Ausmaß an Sensibilität und Nervosität seit den jüngsten Ereignissen – gemeint sind die islamistischen Terroranschläge der letzten Monate. Es herrschen Fantasievorstellungen und Intoleranz. Und offenbar beträchtliche Ängste vor dem Verlust nationaler Symbole. Auch wenn sich die französischen Kirchen immer mehr leeren, bleiben ihr Turm und ihr Glockengeläut ein Ausdruck für die France profonde (tiefes Frankreich) – ein Begriff mit einer sowohl realen wie übertragenen Bedeutung: Sogar der Sozialist François Mitterrand hatte in seinem legendären Wahlplakat von 1981 eine Dorfkirche platziert. Der Chefredakteur der Zeitung Libération, Laurent Joffrin, wirft den Unterzeichnern des Appells vor, sie argumentierten nicht religiös, sondern identitär: Für sie seien die Kirchen Ausdruck einer vergangenen heilen Welt, in der die Migranten und Muslime ewig Fremdkörper blieben. Mittlerweile steht nicht mehr Boubakeur in der Kritik, sondern Sarkozy, der den Appell als einer von wenigen Vertretern der konservativen Republikaner signiert hatte. Michel Dubost, Bischof der liberalen Diözese Evry südlich von Paris, zeigte sogar mehr Verständnis für Boubakeurs Aussagen als für den Tillinac-Appell. Die Muslime haben das Recht, Kulturorte zu haben, und wir haben die Pflicht, ihnen zu helfen. Vor der Debatte gab es in mehreren Städten wie Vierzon schon mehrere Versuche, Kirchen in Moscheen zu verwandeln. Die meisten scheiterten an politischen Widerständen. Vier Fälle waren aber erfolgreich. In der Auvergne-Stadt Clermont-Ferrand wurde aus der Kapelle die Moschee Attawhid. In Graulhet heißt die Kirche Saint-Jean de la Rive heute Ennour al-Mohammadi. Und in einem Immigrantenviertel von Nantes hat die Moschee al-Forqane die von Portugiesen erbaute Chris tophorus-Kapelle ersetzt. Ohne dass es dabei zum lokalen Clash der Zivilisationen gekommen wäre.
1Panorama
Joachim Innerhofers und Sabine Mayrs Buch "Mörderische Heimat". Meran/Bozen/Innsbruck – Mit dem Buch Mörderische Heimat gedenkt das Jüdische Museum in Meran des Leidensweges der nahezu 200 Opfer der Schoah Südtirols. Das bei der Edition Raetia erschienene Buch verfassten Joachim Innerhofer und Sabine Mayr, herausgegeben wird es vom Jüdischen Museum Meran. Das Jüdische Museum in Meran erfasste bisher nahezu 200 Opfer der Schoah. Ihre Leistungen, ihr Leidensweg, ihre Vertreibung, ihre materiellen Verluste und ihre Lebensbedrohung ab 1943 sind das Thema des Buches, hieß es in einer Aussendung. Die Opfer haben Südtirol als ihre Heimat betrachtet und waren emotional mit dem Land verbunden. Von den faschistischen Behörden wurden sie observiert, aus der Provinz Bozen ausgewiesen und erlitten große materielle Verluste. In dem Buch werden nun erstmals auch die zahlreichen Beiträge jüdischer Unternehmer zur wirtschaftlichen Entwicklung Südtirols veranschaulicht. Gleichzeitig biete es Einblicke in jüdische Bräuche. Zum Alltag jüdischen Lebens in Südtirol gehörte etwa das Gebot der Wohltätigkeit – auf Hebräisch Zedaka -, das die Errichtung des imposanten jüdischen Sanatoriums in der heutigen Schillerstraße in Meran ermöglichte. Zum Alltag gehörten aber auch Anfeindungen, Hassbekundungen, Ausgrenzungen und Vertreibungen, lange bevor 1938 in Italien die Rassengesetze eingeführt wurden. Mörderische Heimat sei nicht zuletzt eine umfassende Studie der vielseitigen Äußerungsformen des Antisemitismus in verschiedenen Bereichen der Südtiroler Gesellschaft. Auch 70 Jahre nach der Befreiung trage Südtirol eine gesellschaftliche Verantwortung für das Geschehene, betonten die Autoren.
7Wissenschaft
Nach 0:0 gegen Sevilla punktegleich Zweiter hinter Barcelona – Real nur Remis bei Betis Sevilla – Valencia kommt weiter nicht in Schwung. Sevilla – Atletico Madrid hat die Rückkehr an die Tabellenspitze in der spanischen Fußball-Meisterschaft verpasst. Nach dem 0:0 gegen Europa-League-Sieger FC Sevilla am Sonntag bleiben die Rot-Weißen punktegleicher Zweiter hinter dem FC Barcelona. Der Meister hatte sich am Samstag mit 2:1 beim FC Malaga durchgesetzt und hat zudem ein Spiel weniger als Verfolger Atletico absolviert. Am späteren Abend patzte dann auch Real Madrid, bei Betis Sevilla kam man nicht über ein 1:1 hinaus. Alvaro Cejudo (7.) hatte die Gastgeber in Führung geschossen. Karim Benzema (71.) gelang nur noch der Ausgleich für die Gäste. Real bleibt nach dem ersten Punkteverlust unter Trainer Zinedine Zidane mit 44 Zählern auf Platz drei. Es bleibt nun abzuwarten, ob die Madrilenen in der Winterpause doch noch einmal auf dem Transfermarkt zuschlagen, bevor im Sommer die einjährige Transfersperre einsetzt. Zidane hatte dies unter der Woche noch ausgeschlossen. Rapids Europa-League-Gegner Valencia musste sich das Team von Trainer Gary Neville bei Deportivo La Coruna mit einem 1:1 zufriedengeben und wartet damit bereits seit 10 Partien auf einen Sieg. Dabei war es erst Alvaro Negredo mit seinem Tor in der 93. Minute, der den Gästen immerhin einen Punkt rettete. La Coruna war dank Lucas Perez (27.) fast 70 Minuten lang in Führung gelegen, ehe der ehemalige spanische Teamspieler Negredo mit einem Kopfball aus dem Strafraumzentrum den Punkt für Valencia rettete. In der Tabelle ist Valencia weiter Elfter.
4Sport
Bankchefs kommen einer Abberufung durch die Aufsicht meist zuvor. Wien – Es sind starke Worte, die die Finanzmarktaufsicht (FMA) in ihrem Bescheid gegen die Meinl Bank verwendet. Die Rede ist von einer existenzbedrohenden Gefahrensituation. Dem Vorstandsduo Peter Weinzierl und Günter Weiß wird ein für den Betrieb von Bankgeschäften ungeeignetes Persönlichkeitsbild attestiert und die Abberufung angedroht. Auch, wenn das Attest der Bankprüfer dies insinuieren mag: Psychologen sind in FMA-Verfahren nicht involviert. Es geht nicht um Psychologie, sondern um die persönliche Zuverlässigkeit, sie muss gemäß Bankwesengesetz unzweifelhaft sein, so die FMA. So dürften Anweisungen der Aufsicht nicht hinterrücks revidiert werden. Nicht Tagesgeschäft Wenngleich Geschäftsleiter-Enthebungen nicht Tagesgeschäft der FMA sind: Im Schnitt steigt die Aufsicht pro Jahr einem Bankvorstand in Österreich so fest auf die Zehen, dass der nächste Schritt die Enthebung vom Amt wäre. Wäre, denn in der Praxis ist es noch nicht vorgekommen, dass die FMA eine Absetzung verfügte. Vielmehr ist es so, dass die Geschäftsleiter – betroffen sind meist kleine Kreditinstitute in der Provinz, wie es in Aufsichtskreisen heißt – der FMA zuvorkommen, von sich aus zurücktreten. Oder von ihrem Aufsichtsrat zurückgetreten werden, etwa in Form einer einvernehmlichen Auflösung des Mandats. Strafen Zwei der drei Vorstände der Valartis Bank (Austria) AG (ehemals Anglo Irish) etwa wurden vom Aufsichtsrat hinausbugsiert – und rechtskräftig zu 82.500 Euro bzw. 64.800 Euro Strafe verurteilt wegen Verstößen gegen Bestimmungen zur Prävention von Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung. Die amtierende Valartis-Chefin fasste laut jüngster Mitteilung der FMA 23.100 Euro Bußgeld aus. Die Flucht nach vorn, besser gesagt hinauf in den Aufsichtsrat trat nach der Swap-Affäre Hypo-Chef Wolfgang Kulterer an, sein Kollege Günter Striedinger schied aus dem operativen Geschäft aus. Hartnäckig Die Meinl Bank gibt sich diesbezüglich hartnäckig. Die FMA attestiert dem Vorstand auf 162 Seiten Bescheid nach fast zwölfmonatigem Ermittlungsverfahren bilanziellen Blindflug. Im Sommer 2014 habe sich herausgestellt, dass die Bank seit fast sechs Monaten ihr Eigenmittelerfordernis unterschreite. Der Vorstand habe zu verantworten, dass weder angemessene Verwaltungs-, Rechnungs- und Kontrollverfahren bestünden. Bei aller Schadenfreude, die manche empfänden, erhofft Anlegerschützer Wilhelm Rasinger ein baldiges Ende der Rechtsfehden. Die Abberufung habe sich die vorsichtig arbeitende FMA sicher fünfmal überlegt Meinl Bank hat nun drei Monate Zeit, neue Chefs einzusetzen. Die Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht ändert daran nichts, sofern das Gericht keine aufschiebende Wirkung gewährt.
3Wirtschaft
Verkehrsminister Dobrindt lehnte das bisher ab – Linkspartei: Wegen hoher Vorabkosten mit Umsetzung auf EuGH-Urteil warten. Berlin/Brüssel – Im Streit um die Einführung der Pkw-Maut in Deutschland hält die Europäische Kommission der deutschen Regierung laut einem Zeitungsbericht die Tür für einen Kompromiss offen. Die EU-Kommission habe ihre Bereitschaft signalisiert, einer möglichen schrittweisen Einführung der Maut zuzustimmen, berichtete die Zeitung Die Welt vom Mittwoch. Den Vorschlag habe die Europäische Kommission bereits im vergangenen November in Verhandlungen mit deutschen Beamten gemacht. Der Vorteil dieser Lösung sei es, dass damit auch die von der Regierung geplante Entlastung der deutschen Autofahrer durch Nachlässe bei der Kfz-Steuer von der Einführung der Maut entkoppelt werde, hieß es laut Welt. Vor allem an diesem Gegengeschäft stößt sich die Europäische Kommission, aber auch Mitgliedstaaten wie Österreich. Brüssel befürwortete zwar eine Maut in Deutschland, wie sie in Europa weitgehend üblich ist. Doch eine De-facto-Ausländermaut lehnt die EU als unzulässige Diskriminierung der EU-Nachbarn ab. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker kündigte daher ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland an. Die Welt schrieb weiter, bisher habe der Kompromissvorschlag der Kommission nicht die Zustimmung von Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) gefunden. Die Gespräche würden aber fortgeführt. Wir stehen weiterhin im intensiven Kontakt mit den deutschen Behörden, erklärte die Europäische Kommission auf Anfrage der Zeitung. Unterdessen forderte die deutsche Oppositionspartei Die Linke, dass der Bund die Vorbereitungen zur Maut-Einführung wegen hoher finanzieller Risiken bis zur Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) stoppen solle. Solange die europarechtlichen Fragen um die Pkw-Maut nicht geklärt sind, darf die Bundesregierung keinen Cent in das Mautsystem stecken, sagte der Linken-Verkehrspolitiker Herbert Behrens der Welt. Behrens warnte: Sollte die Senkung der Kfz-Steuer vor dem Europäischen Gerichtshof scheitern, liefe das angesichts der Bestimmungen des Koalitionsvertrages auf einen haushälterischen Schaden von 450 Millionen Euro hinaus. Anlass von Behrens Forderung ist laut Welt die schriftliche Antwort des Verkehrsministeriums auf Anfragen der Linken zu den im Voraus anfallenden Implementierungskosten, die vor Einführung der Pkw-Maut vom Bund getätigt werden müssen. Daraus gehe hervor, dass der Bund 447,9 Millionen Euro im Voraus investieren müsse. Der größte Teil entfällt demnach auf den Aufbau des elektronischen Systems, mit dem ein noch zu suchender Privat-Betreiber die Maut erheben soll. Hierfür seien laut Ministerium einmalig 321 Millionen Euro geplant. Hinzu kämen beim Bundesamt für Güterverkehr in den Jahren 2015 und 2016 Kosten von rund 40,3 Millionen für die Implementierungsphase und weitere zehn Millionen einmalig beim Kraftfahrt-Bundesamt. Zusätzliche Vorab-Kosten fallen dem Bericht zufolge beim deutschen Finanzministerium an, das alle Sätze der Kfz-Steuer um die entsprechenden Maut-Beträge senken müsse. Für jene Umstellung der Kfz-Steuer sei im entsprechenden Gesetz ein einmaliger Erfüllungsaufwand von insgesamt 76,6 Millionen Euro bis 2017 festgelegt worden. Insgesamt ergäben sich somit an Implementierungskosten 447,9 Millionen Euro, berichtete die Welt unter Berufung auf die Stellungnahme des Ministeriums.
3Wirtschaft
Tiphaine Samoyault über den Intellektuellen, dessen Geburtstag sich am Donnerstag zum 100. Mal jährt. Roland Barthes war einer der anregendsten Intellektuellen Frankreichs. Er revolutionierte die Literaturkritik und verschaffte dem Strukturalismus Eingang in die Literaturwissenschaft. Die französische Schriftstellerin und Literaturhistorikerin Tiphaine Samoyault leuchtet in ihrer soeben in deutscher Sprache erschienenen großartigen Biografie alle Aspekte von Leben und Werk dieses unorthodoxen Denkers aus. STANDARD: Frau Professor Samoyault, beeindruckend ist die thematische Vielfalt von Roland Barthes, und einen erstaunlichen Umfang von zwei Dutzend Büchern und mehreren hundert weiteren Veröffentlichungen weist sein Werk auf. War Barthes der französische Intellektuelle par excellence? Samoyault: In der Tat konnte Barthes über alles reden. Er äußerte sich über das Kochen, die Mode, die Malerei, die Fotografie, die Soziologie, die Literatur, die Politik. Im Unterschied zu den Intellektuellen, die heute über alles reden, glaubte er an die Wirksamkeit des Wortes. Er war von der tiefen Überzeugung durchdrungen, dass seine Worte etwas verändern könnten. Insofern verkörperte er das Bild, das man sich vom französischen Intellektuellen macht. Aber obgleich er sehr medienwirksam war, nahm er doch eine Außenseiterposition abseits der intellektuellen Landschaft ein. Das hing mit seinem Werdegang zusammen. Seine Tuberkulose verbannte ihn als Jugendlicher für mehrere Jahre ins Sanatorium. Dadurch war ihm der klassische Weg vom Studium an einer Elitehochschule bis zur institutionellen Anerkennung verwehrt, und er brauchte viel Zeit, um diese Anerkennung zu erlangen. STANDARD: Betrachtet man Barthes Bibliografie, gewinnt man den Eindruck, als habe er alles in Text verwandelt, jede Lektüre, aber auch alle Erlebnisse und Eindrücke. Lebte Barthes um zu schreiben? Samoyault: Das war bereits in seiner Jugend der Fall. Aus den langen Briefen, die Barthes aus dem Sanatorium an seine Freunde und seine Familie schrieb, lässt sich nicht nur die Entwicklung eines Intellektuellen nachverfolgen, der enorm viel liest und sich autodidaktisch bildet, sondern man erkennt auch bereits, wie der Wunsch zu schreiben Gestalt gewinnt. An der Kartei, die Barthes in seiner Jugend anlegte und bis zu seinem Tod fortführte, kann man sehen, wie er sich ein Leben im Schreiben und für das Schreiben einrichtete. Der Ablauf des Tages war organisiert, um sich gänzlich dem Nachdenken und Schreiben widmen zu können. Es gab in diesem Leben durchaus mitreißende Abenteuer. Aber das wichtigste Abenteuer war das Schreiben. STANDARD: Welcher Stellenwert kommt in diesem Zusammenhang Barthes Homosexualität zu? Samoyault: Barthes lebte seine Sexualität frei. Nirgendwo bringt er irgendwelche Gefühle der Schuld oder des Bedauerns über seine Homosexualität zum Ausdruck. Das hing vielleicht mit seiner calvinistischen Erziehung zusammen und vor allem mit der Freiheit, die ihm seine Mutter ließ und auf die er viel Nachdruck legte. Obwohl er eine enge Bindung an seine Mutter hatte, gab es keine mütterliche Machtausübung. Im Gegenteil, es war eine Beziehung großer Freiheit. Die Homosexualität war aber auch bestimmend für viele Kräfte in Barthes Denken, insbesondere dem Denken eines Neutrum. Sie erlaubt es, sich von männlicher oder weiblicher Identität als verdinglichter Identität zu befreien. Das war es, was Barthes interessierte, als er den Plan fasste, über Homosexualität zu schreiben. Er wollte aus ihr ein Prinzip der Auflösung machen, das die Identität stört oder verunsichert und sich damit als produktiv für das Denken erweist. STANDARD: Mythen des Alltags ist bis heute Barthes meistgelesenes Buch, obwohl es darin um die französische Gesellschaft der fünfziger Jahre geht. Spielt da Nostalgie eine Rolle? Samoyault: Sicher bereitet es Vergnügen, diese französische Gesellschaft der fünfziger Jahre zu sehen. Das war ein Elysium des Konsums. Aber darin liegt nicht die Kraft dieses Buches. Es ist vielmehr Barthes Art zu denken und zu erkennen, was eine Gesellschaft oder eine Epoche ausmacht. Diese Art, die Zeichen zu lesen, kann man dem Text entnehmen und auf andere Wirklichkeiten übertragen. Ich war im Mai in China. Da haben Studenten Dinge aus der gegenwärtigen urbanen Wirklichkeit Chinas genommen wie das elektrische Fahrrad oder die Atemschutzmaske und im Stil Barthes eine Mythologie des chinesischen Alltags erarbeitet. Zugleich fand ein Diskurs statt über die Veränderung der chinesischen Gesellschaft. STANDARD: Fragmente einer Sprache der Liebe war der größte Erfolg zu Lebzeiten Barthes. Gelang ihm mit diesem Buch der Brückenschlag aus der intellektuellen Szene in die allgemeine Gesellschaft? Samoyault: Bereits mit Mythen des Alltags hatte er eine solche Brücke geschlagen. Allerdings muss man anmerken, dass die Trennung in den siebziger Jahren geringer war als heute. Wenn man von einer außergewöhnlichen Epoche des französischen Denkens spricht, dann auch deswegen, weil dieses Denken von der Gesellschaft aufgenommen wurde. Die Vertreter der Geisteswissenschaften hatten damals weitaus größere Wirkung als heute. Hinzu kam, dass Barthes im Unterschied zu Foucault und auch zu Sartre keine komplizierten Bücher verfasste. Er schrieb seine Bücher ganz frei, ohne eine Bibliothek aufzusuchen, und führte einen Diskurs, der nicht den einschüchternden Charakter der Wissenschaft hatte. Allerdings schnitt er sich damit vom akademischen Milieu ab. Fragmente einer Sprache der Liebe stieß im wissenschaftlichen Bereich nicht auf Akzeptanz. STANDARD: Sie zitieren Beschwerden von Studenten, die Barthes Vorlesungen am Collège de France enttäuschend, banal fanden. War Barthes an einem Endpunkt angelangt, oder war der Strukturalismus an ein Ende gekommen? Samoyault: Als Barthes seine Kurse am Collège de France hielt, war er kein Strukturalist mehr. So wie der Marxismus nach einer Periode intensiver Auseinandersetzung in den Hintergrund trat, war auch der Strukturalismus nur für eine gewisse Phase bestimmend. Sein Kurs am Collège de France bestand aus Überlegungen zu Themen, über die er noch kein gesetztes Wissen und auch keine Methode hatte. Alles Wissen musste erst während des Kurses gemeinsam entwickelt und aufgebaut werden. Diese experimentelle Seite mag die Studenten verstört haben. STANDARD: Worin liegt aus Ihrer Sicht die anhaltende Faszination von Barthes? Samoyault: Er erfand eine Form der Kritik, die nicht ideologisch war. Liest man andere Kritiken aus der Zeit, fällt auf, wie altmodisch sie wirken. Barthes dagegen verstand es, die Zeichen zu sehen. Und das fasziniert an ihm bis heute, auch wenn sich die Zeichen gewandelt haben. Seine Kritik war immer verbunden mit einer Anerkennung. Er lehrt uns, die Welt anzuschauen, empfänglich zu sein für ihren Zauber und zugleich Distanz zu wahren, um Kritik üben zu können. STANDARD: Als Swetlana Alexijewitsch den Literaturnobelpreis zugesprochen bekam, gab es Stimmen, die meinten, das sei keine Literatur. Wie hätte Barthes das gesehen? Samoyault: Barthes interessierte sich immer für Neuheiten. Er war offen für das Erscheinen neuer Formen. Alexijewitsch verkörpert eine neue Art, Literatur zu schreiben. Sie stellt eine neue Beziehung her zwischen der Wirklichkeit und dem Schreiben. Auf ähnliche Weise versuchte Barthes, das Schreiben und die Literatur mit dem Denken und dem Essay zu verbinden. Liest man seine Texte aus den siebziger Jahren, ist man überrascht von der Qualität seines Schreibens. Das sind Texte, die der wissenschaftlichen Reflexion zugezählt werden. Aber man könnte sie in die Literatur aufnehmen. STANDARD: Und was ist geblieben von Barthes Erkenntnissen? Samoyault: Die kreative Kraft der Lektüre. In dem Text Der Tod des Autors geht es weniger um den Tod des Autors als um die Inthronisierung des Lesers. Dieser erhält die Möglichkeit, den Text selbst zu produzieren. Das ist aber keine Beförderung des individuellen Lesers, kein Relativismus. Diese Kraft ist nur an die Subjektivität gebunden, nicht an das Individuum. STANDARD: Welches von Barthes Büchern betrachten Sie als sein bedeutsamstes? Samoyault: Über mich selbst. In diesem Buch bemüht sich Barthes um eine neue Art des Subjekts der Erkenntnis. Zunächst stürzt er das literarische Genre der Autobiografie komplett um, wie auch andere das getan haben, zum Beispiel Sartre mit seinen autobiografischen Schriften Die Wörter. Barthes aber geht noch radikaler vor. Was er einsetzt, ist ein in seiner Existenz und Erkenntnis zersplittertes Subjekt. Das bedeutet, dass es kein Zentrum, keinen verbindlichen Punkt der Erkenntnis und des Diskurses mehr gibt. Darum ist Über mich selbst nicht nur aus philosophischer Sicht bedeutsam, sondern auch für unsere Epoche wichtig. Barthes nimmt darin die Position vorweg, die wir heute in Bezug auf Wissen haben, nämlich dass es durch die neuen Mittel der Kommunikation zwar zur Verfügung steht, uns aber in eine Position versetzt, die in Bezug zu diesem Wissen völlig zersplittert ist. STANDARD: Für Ihre Biografie konnten Sie auch unbearbeitetes Material heranziehen. Hat sich das Bild von Barthes dadurch verändert oder verschoben? Samoyault: Eine erste Etappe der Umformung des Bildes von Barthes erfolgte bereits mit der posthumen Veröffentlichung seiner Texte aus dem Nachlass. Dabei handelte es sich um literarische und sehr intime Texte wie etwa Begebenheiten oder Tagebuch der Trauer. Die Archive, die ich benützte, bekräftigen diese Veränderung. Sie zeigen einen Barthes der Romanprojekte, der nicht ausschließlich wissenschaftlich tätig ist. Und vor allem bestätigen sie die starke Präsenz von Barthes in der Geschichte seiner Zeit, die auch eine politische Geschichte Frankreichs war. In Bezug auf die Politik hat sich das Bild von Barthes sehr erweitert. Ich setze mich dafür ein, den einfach hedonistischen Barthes, der seine Subjektivität schätzt, einzutauschen gegen einen wahrhaft politischen Barthes.
8Kultur
Vorwurf lässt sich laut Bundesanwaltschaft nicht gerichtsfest beweisen. Die deutsche Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen wegen des mutmaßlichen US-Lauschangriffs auf das Mobiltelefon von Bundeskanzlerin Angela Merkel eingestellt. Der Vorwurf lasse sich nicht gerichtsfest beweisen, teilte die Behörde am Freitag in Karlsruhe zur Begründung mit. Im vergangenen Jahr war bekannt geworden, dass der US-Geheimdienst NSA über Jahre hinweg Merkels Handy ausgespäht haben soll. Dies führte zu ernstlichen Verstimmungen zwischen Berlin und Washington. Im Juni leitete Generalbundesanwalt Harald Range dann ein Ermittlungsverfahren ein. Anlass für die Ermittlungen war ein im Oktober 2013 erstmals in den Medien veröffentlichtes Dokument, das als Beleg für das Belauschen von Merkels Handy angesehen wurde. Bei diesem Dokument handelte es sich laut Bundesanwaltschaft aber nicht um einen authentischen Abhörauftrag der NSA oder eines anderen US-Nachrichtendienstes. Es soll sich vielmehr um die Abschrift eines in Augenschein genommenen Dokuments der NSA gehandelt haben. Weil es Range nicht möglich war, das Dokument im Original zu beschaffen, sah er sich nach eigenen Angaben gezwungen, das Ermittlungsverfahren einzustellen.
0Web
Ex-Salzburg-Trainer coacht Young Boys Bern zu 4:0-Sieg über Vaduz – Janko netzt bei Basel-Heimerfolg. Basel/Bern – Adi Hütter durfte am Samstag über einen erfolgreichen Einstand in seinen neuen Job jubeln. Der frühere Salzburg-Meistermacher holte in der Schweizer Fußball-Super-League mit den Young Boys Bern einen 4:0-Heimsieg. Danach zeigte sich Hütter erfreut darüber, was er auf dem Rasen gesehen hatte. So eine Balleroberung, wie wir sie heute hatten, haben wir in den sechs Tagen trainiert. Und jetzt haben wir sie umgesetzt. Unsere Tore sind durch viele Ballgewinne entstanden. Die Mannschaft war über 90 Minuten konzentriert und hoch aktiv. Sie hat immer wieder versucht, nach vorne zu spielen. Für den Vorarlberger soll die gelungene Premiere nur der Anfang auf dem Weg zum Erfolg in Bern sein. Es gibt natürlich noch einiges zu tun, sagte Hütter. Wir müssen zum Beispiel lernen, den Ball besser zirkulieren zu lassen. Der 45-Jährige wirkte besonders in der ersten Hälfte sehr engagiert. Er war immer wieder in der Coaching-Zone und trieb seine Spieler lautstark an. Aber ich mache das nicht über 90 Minuten und künftig sicher auch nicht in jedem Spiel. Ich bin kein Hampelmann. Überlegener Spitzenreiter ist der FC Basel, der mit dem 2:1-Heimerfolg über St. Gallen (Sandro Gotal ab 66.) den achten Sieg im achten Liga-Saisonmatch feierte. Marc Janko spielte beim Tabellenersten durch und erzielte in der 82. Minute das zweite Tor für Basel. Der ÖFB-Teamstürmer hält damit beim Schweizer Meister bei sechs Toren in acht Bewerbspartien.
4Sport
Robert Gardos, Stefan Fegerl und Daniel Habesohn ringen Deutschland im Finale mit 3:2 nieder – Gardos nach dem 4,5-Stunden-Marathon: "Wir wollten diesen Erfolg einfach unbedingt". Jekaterinburg – Nach Jahren der Zugehörigkeit zur absoluten Europa- und auch Weltspitze hat sich das österreichische Tischtennis-Herrenteam am Dienstag quasi als Belohnung dafür bei den Europameisterschaften in Jekaterinburg erstmals Mannschafts-Gold geholt. In einem packenden Final-Duell mit Favorit Deutschland steuerten Robert Gardos, Daniel Habesohn und Stefan Fegerl je einen Punkt zum 3:2-Triumph bei. Wir wollten diesen Erfolg einfach unbedingt, hatten einen großen Willen, sagte Gardos nach der Siegerehrung bei der Pressekonferenz. Wir wussten, es wird ein hartes und langes Match. Wir waren darauf eingestellt, und haben bis zum letzten Ball gekämpft. Viereinhalb Stunden hat die Auseinandersetzung mit dem sechsfachen Europameister gedauert. Gardos, als 26. bester Österreicher in der Weltrangliste, hatte zu Beginn des Duells mit dem Erzrivalen gegen Linkshänder Patrick Baum (Nummer 31) einen schweren Stand, handelte sich gegen den Ex-Vize-Europameister einen 0:2-Satzrückstand ein. Doch Österreichs Nummer eins fand ins Spiel, erkämpfte einen fünften Satz und entschied diesen nach Abwehr eines Matchballs mit seinem zweiten knapp für sich. Danach folgte eine Klassepartie. Stefan Fegerl (43) zog gegen den Weltranglisten-Fünften Dimitrij Ovtcharov ein tolles Angriffsspiel auf, ging 1:0 in Sätzen in Front. In Satz zwei holte er ein 4:9 auf und vergab mehrere Satzbälle, ehe Ovtcharov doch in der Verlängerung noch ausglich. Bei einem 1:2 lieferte Fegerl in Satz vier ein Husarenstück, als er vier Matchbälle in Serie und später noch einen abwehrte. In Satz fünf vergab er einen Matchball und verlor. Daniel Habesohn (63) hielt in Folge dem Druck stand, führte gegen Patrick Franzsika (42) mit 2:0 und 10:8. Der Wiener vergab aber beide Matchbälle, diesmal glich Franziska nach Sätzen aus. Im fünften Satz ließ Habesohn mit taktisch klugem Spiel aber nichts mehr anbrennen, stellte auf 2:1 und bewies, dass das ÖTTV-Team ausgeglichener ist. Mir war klar, wenn ich verliere sind wir in großen Schwierigkeiten, sagte der 29-Jährige. Der 36-jährige Gardos gewann danach gegen Ovtcharov zwar den Eröffnungssatz, musste sich aber schließlich dem Deutschen beugen. Dann schloss Fegerl an die starke Leistung gegen Ovtcharov nahtlos an und fertigte Baum 3:0 ab. In der Jubel-Traube nach dem verwerteten Matchball mischte sich u.a. auch der seit Montag 43-jährige Werner Schlager, der 2003 Einzel-Weltmeister war. Fegerl hatte mehrmals im Turnierverlauf den österreichischen Sieg fixiert oder zumindest entscheidend dazu beigetragen. In der Gruppenphase glich der 27-Jährige gegen Rumänien zum 2:2 aus. Beim hauchdünnen, den Aufstieg bringenden 3:2 gegen Russland wie auch im Viertelfinale gegen Titelverteidiger Portugal punktete er zum 3:2. Schließlich setzte er auch den Schlusspunkt, nachdem er gegen Ovtcharov Satzball gehabt hatte. Dass es der Niederösterreicher einmal mehr richten musste, störte ihn gar nicht: Es war ein super Gefühl. Aber heute war es ein bisschen leichter als gegen Portugal und Russland. Wir waren die Außenseiter, ich war extrem relaxed. Wir sind im Vorfeld davon ausgegangen, das Ovtcharov vermutlich zwei Punkte holen wird, erklärte Fegerl. Aber auf die übrigen Spiele waren wir perfekt vorbereitet und gut auf unsere Gegner eingestellt. Den Österreichern gelang damit heuer der dritte Sieg über die Deutschen nach jenem im Jänner in Dubai im Semifinale des World-Team-Cups sowie im Juni im Bronze-Match bei den Europaspielen in Baku. Beide Male wie auch diesmal traten die Deutschen aber ohne Rekord-Europameister Timo Boll an. Der 34-Jährige wurde in der vergangenen Woche in Bad Nauheim erfolgreich am Knie operiert. Es ist die sechste EM-Goldmedaille für das österreichische Tischtennis, die erste seit Doppel-Gold 2012 in Herning von Gardos/Habesohn. Schon mit dem Semifinaleinzug war die Serie prolongiert worden, wonach es bei jedem EM-Turnier seit 1998 zumindest eine österreichische Medaille gegeben hat, insgesamt nun 14-mal in Folge. Und von Mittwoch bis Sonntag folgen noch insgesamt vier Chancen im Einzel und Doppel. Die Deutschen sind nach sechs EM-Titeln in Folge so wie im Vorjahr im Finale (gegen Portugal) gescheitert. Das ist schon sehr enttäuschend. Wir hatten uns gut vorbereitet, aber es haben wohl etwas die Nerven und Kondition gefehlt. Gratulation an Österreich und Hut ab, sagte Einzel-Europameister Ovtcharov. Deutschlands Coach Jörg Roßkopf resümierte goldrichtig: Letztlich war Österreich einen Tick besser. (APA/red, 29.9.2015) Tischtennis-EM-Finale, Herren-Teambewerb, Dienstag Österreich – Deutschland 3:2 Robert Gardos – Patrick Baum 3:2 (-7, -8, 8, 7, 11)Stefan Fegerl – Dimitrij Ovtcharov 2:3 (10, -17, -7, 12, -10) Daniel Habesohn – Patrick Franziska 3:2 (9, 7, -10, -10, 5)Robert Gardos – Dimitrij Ovtcharov 1:3 (8, -8, -8, -5)Stefan Fegerl – Patrick Baum 3:0 (9, 8, 6)
4Sport
Salzburger Unternehmer: "Deal ist eine Sensation" – Übernahme 2016 – Über Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Salzburg/Anif/Wien – Der frühere Rennfahrer und nunmehrige Tankstellen-Betreiber Markus Friesacher verkauft 66 Diskont-Tankstellen, die beim Lebensmittelhändler Hofer in Österreich angesiedelt sind, an die OMV. Die Übernahme werde 2016 über die Bühne gehen, nahm Friesacher gegenüber der APA zu entsprechenden Medienberichten von heute, Samstag, Stellung. Verkauft werden auch noch sechs Tankstellen in Slowenien. Über den Kaufpreis sei mit der OMV Stillschweigen vereinbart worden, sagte Friesacher. Der Deal ist eine Sensation. Ich hatte auch gute Angebote aus dem Ausland. Die beste Lösung für mich und Hofer war das Angebot der OMV. OMV-Chef Rainer Seele und OMV-Vorstandsmitglied Manfred Leitner wollten wie er selbst, dass die Tankstellen in österreichischer Hand bleiben, erklärte der Salzburger Unternehmer. Auch der Firmensitz bleibt in Anif bei Salzburg, die Mitarbeiter bleiben alle gleich, und der Marktauftritt nach außen ändert sich nicht. Im Jahr 2009 hatte Friesacher mit seiner FE Trading die erste Hofer-Diskont-Tankstelle in Salzburg eröffnet und seither österreichweit in zahlreiche weitere Standorte zur Errichtung der Automaten-Tankstellen investiert. Der jährliche Umsatz betrage 200 Mio. Euro, sagte Friesacher. Der Firmengruppe geht es gut. Er konzentriere sich in Zukunft auf sein Kerngeschäft: LKW-Tankstellen, Immobilien- und Versicherungsbüros und Beteiligungen. Der Salzburger betreibt unter der MF-Gruppe u.a. die AP-Trading GmbH, AP-Kufstein GmbH, FE-Trading GmbH, Dieselhammer Trading GmbH, Friesacher Immobilien GmbH und Versicherungsbüro Friesacher GmbH.
3Wirtschaft
Giallorossi stürzen Lazio mit 2:0 ins Mittelmaß – Florenz und Inter Kopf an Kopf voran – Juventus kommt langsam heran. Rom – Juventus Turin kommt. Der Titelverteidiger gewann am Sonntag in der Serie A beim FC Empoli mit 3:1 (2:1) und findet mit 18 Punkten nach dem schlechtesten Saisonstart seit 46 Jahren als nunmehr Siebenter langsam Anschluss an die Spitzengruppe. Nach dem Rückstand durch Massimo Maccarone (19.) bereitete der wieder fitte Sami Khedira den Ausgleich von Mario Mandzukic (32.) vor. Patrice Evra (38.) und Paulo Dybala (84.) sorgten dann für den Sieg der Alten Dame. Eine bittere Derbyniederlage musste Lazio Rom (18 Punkte) mit einem 0:2 (0:1) bei AS Rom (26) hinnehmen. Edin Dzeko traf zur Führung (10./Foulelfmeter), Gervinho (62.) sorgte in der zweiten Halbzeit für das entscheidende 2:0. Inter Mailand kam beim FC Turin durch ein Tor von Geoffroy Kondogbia (31.) zu einem 1:0 (1:0)-Erfolg und liegt weiter punktegleich mit Tabellenführer Florenz auf Platz zwei. Die Fiorentina setzte sich am späten Abend bei Sampdoria Genua mit 2:0 (1:0) durch. Beide Teams halten bei 27 Punkten. Zu seinem sechsten Sieg kam das Überraschungsteam aus Sassuolo, das sich mit einem 1:0 gegen Schlusslicht Carpi mit 22 Punkten als Fünfter mitten unter den Großen behauptet. Robert Gucher erreichte mit Frosinone ein 2:2-Unentschieden gegen den FC Genoa, der Aufsteiger bleibt damit als 18. auf einem Abstiegsrang. Das Team des Österreichers konnte zwar einen 0:1-Rückstand in eine zwischenzeitliche Führung umdrehen. Eine Viertelstunde vor Schluss musste man aber doch noch den Ausgleich durch Serge Gakpe hinnehmen. Kapitän Gucher hatte vor einer Woche beim 1:4 bei Fiorentina sein Comeback nach Verletzungspause gegeben.
4Sport
Wrackteile in unwegsamen Gelände auf Ostereralm bei Turnau geborgen, Ursache weiterhin unklar. Turnau – Beim Segelfliegerpilot, der am Sonntagnachmittag in der Steiermark ums Leben gekommen ist, handelt es sich um einen 59-Jährigen aus dem Bezirk Graz-Umgebung. Der Mann dürfte aufgrund des Aufpralls in dem unwegsamen, bewaldeten Gelände sofort tot gewesen sein, teilte die Landespolizeidirektion am Montag mit. Die Ursache für den Absturz bei der Ostereralm bei Turnau (Bezirk Bruck-Mürzzuschlag) war vorerst noch nicht geklärt. Die Wrackteile wurden noch in den Nachtstunden von der Freiwilligen Feuerwehr Turnau und der Bergrettung geborgen. Die Erhebungen zur Klärung des Unfallhergangs werden von Beamten des Landeskriminalamtes für Steiermark und der Polizeiinspektion Thörl geführt. Die Staatsanwaltschaft Leoben hat eine Obduktion der Leiche angeordnet.
1Panorama
Die USA haben einen Wettbewerbsvorteil, da sie keiner Steuerinformationspflicht gegenüber ausländischen Behörden unterliegen, sagt Rechtsanwalt Niklas Schmidt. Wien – Der internationale Kampf gegen Steuerhinterziehung läuft nicht erst seit den Enthüllungen der Panama Papers: Seit 2014 haben sich fast 100 Länder zu den OECD Common Reporting Standards verpflichtet. Ab kommendem Jahr werden zwischen ihnen automatisch Steuerinformationen ausgetauscht. Ein großes Land ist jedoch nicht dabei: die USA. Das macht Teile der USA zu den letzen echten Steueroasen, sagt Niklas Schmidt, Partner der Anwaltskanzlei Wolf Theiss. Denn während die US-Banken keinerlei Informationspflichten gegenüber ausländischen Behörden unterliegen, haben die US-Behörden Einblick in die Konten amerikanischer Bürger im Ausland. Möglich machte dies der FATCA – der Foreign Account Tax Compliance Act: Unter Androhung von Strafzahlungen in Höhe von 30 Prozent auf ihre US-Einnahmen wurden Geldinstitute in aller Welt gezwungen, Bankdaten von US-Kunden an die USA zu melden. Die USA verfügen also bereits über umfassende Daten, sehen sich aber nicht in der Pflicht, auch andere Staaten zu informieren. Österreich verzichtete bei den FATCA-Verhandlungen freiwillig auf Daten, um – vergeblich, wie man heute weiß – das Bankengeheimnis zu retten, aber auch andere Staaten erhalten wenig zurück. Die ab 2017 geltenden wechselseitigen Informationspflichten der OECD übernehmen die Vereinigten Staaten nicht. Und das, obwohl man in einigen Bundesstaaten Kapitalgesellschaften gründen kann, die nicht der Steuerpflicht unterliegen. Solange sie in den USA keine Tätigkeit ausüben, also reine Briefkastenfirmen sind, fallen keine Steuern an, erklärt Rechtsanwalt Schmidt in einem gemeinsamen Pressegespräch mit Partnern der Anwaltskanzlei Wolf Theiss. Auch für natürliche Personen gebe es Gestaltungsmöglichkeiten. Mit dem FATCA hätten die USA dem Rest der Welt ihr Rechtssystem aufgezwungen – die dummen Europäer haben gesagt: Dann machen wir das halt, meint Schmidt. Er wirft den USA vor, scheinheilig zu agieren und sich einen Wettbewerbsvorteil verschafft zu haben. Zugleich ist er zuversichtlich, dass auch die USA aufwachen und die Rechtslage ändern werden. Geld und Vermögensangelegenheiten geheimzuhalten ist grundsätzlich erlaubt, betonte Steuerexperte Christian Hoenig. Manch anständiges Unternehmen hätte sich Offshore-Konstruktionen von Finanzdienstleistern einreden lassen, vermutet Rechtsanwalt Christian Mikosch, diese seien immerhin ein gutes Geschäft. Dennoch, lenkt Hoenig ein, werde die Mehrheit der Gelder wohl aus Steuerspargründen in Steueroasen gehalten oder hätte eine kriminelle Herkunft. Um dies zu ändern, müssten Länder zu mehr Transparenz gezwungen werden. Das OECD-Abkommen ist ein erster Vorstoß in diese Richtung, wenngleich es von den Rechtsanwälten kritisch beurteilt wird. Schmidt erwartet ein Chaos, denn es sei nicht klar, was mit den gesammelten Daten passiert. Seiner Meinung nach werden die meisten Finanzverwaltungen nicht darauf vorbereitet sein, die Informationen auszuwerten und mit den national erhobenen Steuerdaten zu vernetzen. Er führte unterschiedliche Währungen, abweichende Schreibweisen und Transkriptionen von Namen aus Fremdsprachen als mögliche Fehlerquellen an. Eine einheitliche Steuernummer gebe es auch nicht. Banken und Beratern empfiehlt Mikosch, Geschäfte, die Offshore-Transaktionen involvieren, im Zweifelsfall abzulehnen: Es gibt keine Verpflichtung, dem Verkäufer beim Steuersparen zu helfen und sich dadurch möglicherweise bei Steuerhinterziehung mitschuldig zu machen. Strafrechtsexperte Clemens Trauttenberg ergänzt, man könne dabei auch Opfer von Betrügern werden. Aber Banken seien ohnehin sehr vorsichtig geworden. Denn er erwartet, dass die durch die Panama Papers geleakten Informationen in Österreich strafrechtlich verwertet werden können. Laut zahlreichen Höchstgerichtsurteilen sei nämlich auch die Verwertung illegal erlangter Beweise legitim. Letztendlich sei die Verfolgung laut Rechtsanwalt Hoenig jedoch auch eine Ressourcenfrage.
3Wirtschaft
Regenwälder werden unter anderem brandgerodet, um Anbauflächen für Palmölplantagen zu schaffen. Greenpeace kritisiert Großkonzerne. Vom All aus ist Indonesien kaum noch zu erkennen: Dicke Rauchschwaden verschleiern den Blick auf das Festland. Welche Auswirkungen hunderte Waldbrände haben, zeigen Satellitenbilder der Nasa vom 24. September. Millionen Tonnen CO2 gelangten innerhalb weniger Wochen in die Atmosphäre. Indonesiens Sozialminister Khofifah Indar Parawansa bestätigte, dass eine halbe Million Menschen an Atemwegsinfektionen erkrankten, seit im Juli die ersten Waldbrände aufflammten. 19 Menschen kamen ums Leben, Schulen blieben geschlossen. Ein neuer Bericht von Greenpeace zeigt auf, dass die Brandrodung trotz unterschiedlicher Maßnahmen von Politikern und Großkonzernen weitergeht. Der Bericht beschäftigt sich insbesondere mit der Verantwortung der Konzerne. Regenwald wird vor allem für die Papierindustrie vernichtet und in den vergangenen Jahren auch immer mehr, um Platz für Ölpalmenplantagen zu schaffen, sagt Lukas Meus von Greenpeace. Drei Palmölplantagen in West- und Zentralkalimantan, einer Provinz auf Borneo, wurden untersucht. Die Umweltschutzorganisation stellte dabei fest, dass in allen Fällen Rodungen und die Entwässerung sumpfiger Waldböden den Feuern vorangingen. Diese Plantagen liefern vor allem über Händler an Unternehmen, die eigentlich bereits Nachhaltigkeitskriterien einsetzen, um kein Palmöl aus Regenwaldzerstörung zu beziehen, sagt Meus. Hinzu kommt, dass sich zwei dieser Plantagen im Besitz von Unternehmen befinden, die Mitglieder des Runden Tischs für nachhaltiges Palmöl (RSPO) sind, der im Jahr 2004 gegründet wurde und nachhaltige Anbaumethoden fördern soll. Der RSPO ist sicher ein erster Schritt in die richtige Richtung, aber die Unternehmen dürfen sich nicht allein darauf verlassen. Denn die Kriterien des RSPO sind zu schwach, um die Wälder zu schützen, sagt Meus. Es sei sehr wohl möglich, Palmöl in einer vertretbaren Weise zu produzieren. Wichtig wäre beispielsweise eine unterschiedliche Klassifizierung für Waldflächen. Buschlandschaften mit weniger Ökologie und bereits gerodete Flächen wären für den Anbau von Palmöl zu bevorzugen. Grundlegend wäre jedoch die Mitsprache von indigenen Völkern, die dort leben, sagt Meus. Dabei besteht Handlungsbedarf: Seit 1990 wurde ein Viertel der Wälder Indonesiens gerodet. 31 Millionen Hektar Regenwald, das entspricht etwa der Größe Deutschlands, wurden zerstört. Noch bieten die indonesischen Inseln Lebensraum für etwa zehn bis 15 Prozent aller bekannten Tier- und Pflanzenarten. Bedrohte Tierarten wie Orang-Utans kommen aber immer mehr unter Druck. Wenn sie aufgrund ihres eingeschränkten Lebensraums auf Plantangen nach Nahrung suchen, werden sie als Schädlinge betrachtet und getötet. Die Feuer in Indonesien sind außerdem schwieriger zu löschen und entwickeln oft mehr Rauch als andere Waldbrände. Das liegt an den Torfböden, die große Mengen CO2 speichern. Eine weitere Ursache für die verheerenden Brände war der heuer besonders starke El Niño. Die veränderten Strömungsmuster im Ozean verlängern in Indonesien meist die Trockenperiode und reduzieren den Regenfall. Vor der Klimakonferenz in Paris gewinnt das Thema an Brisanz: Die Nachrichtenagentur Bloomberg analysierte, dass Indonesien im September und Oktober an mindestens 47 Tagen beim CO2-Ausstoß die USA überholte. An 14 Tagen lag das Land sogar vor China. Die Regenzeit brachte nun ein erstes Aufatmen. Experten warnen jedoch, dass auch kommendes Jahr verheerende Brände zu erwarten sind.
1Panorama
Den Stürmer zieht es von Birmingham in die zweite englische Liga, er unterschreibt dort einen Vierjahresvertrag. Andreas Weimann ist von der Premier League in die zweite englische Liga gewechselt. Der 23-Jährige verließ Aston Villa und heuerte übereinstimmenden Medienberichten zufolge bei Derby County an, wo er einen Vierjahresvertrag unterzeichnete. Weimanns Vertrag bei Villa wäre noch ein Jahr gelaufen, deshalb wurde eine Ablöse von 2,75 Millionen Pfund (3,8 Millionen Euro) fällig. Weimann, der zuletzt im ÖFB-Team nur auf Abruf nominiert war, brachte es in der abgelaufenen Saison auf 31 Einsätze, allerdings nur auf drei Tore. In den letzten fünf Spielen wurde er von Coach Tim Sherwood nicht mehr eingesetzt. Da fixierte Villa mit Tabellenrang 17 hauchdünn den Klassenerhalt. Auch im gegen Arsenal 0:4 verlorenen FA-Cup-Finale zum Saisonabschluss kam Weimann nicht zum Zug. Weimann war 2007 als Jugendlicher von Rapid nach Birmingham gewechselt, zwischenzeitlich wurde er an Watford verliehen. Seit 2011 spielte der 13-fache ÖFB-Teamspieler (0 Tore) für Villa. Natürlich geh ich nach so langer Zeit mit einem weinenden Auge weg. Aber es überwiegt die Freude. Ich brauche einen Tapetenwechsel, sagte er dem Kurier vom Freitag. Sein neuer Klub spielt seit dem Abstieg aus der Premier League im Jahr 2008 in der League Championship. Die Saison 2014/15 schlossen die Rams (Widder) unter dem mittlerweile entlassenen Trainer Steve McClaren auf Platz acht ab. Neuer Trainer ist seit Anfang Juni der Engländer Paul Clement, der zuletzt Assistent von Carlo Ancelotti bei Real Madrid war. Mit ihm soll die Rückkehr ins Oberhaus nächste Saison endlich gelingen. Weimann will seinen Beitrag mit Toren leisten und sich damit auch für eine Teilnahme an der EM 2016 in Frankreich empfehlen.
4Sport
Beteiligung möglicherweise unter der 30-Prozent-Hürde. Amsterdam – Die Niederländer haben bei dem Referendum das EU-Assoziierungsabkommen mit der Ukraine überwiegend abgelehnt. 64 Prozent der Wähler hätten mit nein gestimmt, geht aus Nachwählerbefragungen am Mittwoch hervor. 36 Prozent hätten sich für das Abkommen ausgesprochen. Ob die Volksbefragung überhaupt gültig ist, war zunächst fraglich. Dafür muss die Wahlbeteiligung bei mindestens 30 Prozent liegen. Zunächst wurden nur 29 Prozent gezählt. Das Ergebnis ist für Regierung nicht bindend. Das Referendum galt zugleich als Test für die Europa-Stimmung der Niederländer. Unklar ist, wie die Regierung auf das Nein der Wähler reagieren wird. Das EU-Assoziierungsabkommen soll zu einer engeren wirtschaftlichen und politischen Zusammenarbeit mit der Ukraine führen und wurde bereits von den übrigen 27 EU-Mitgliedsstaaten ratifiziert.
2International
USA unterstützen Abschottung mexikanischer Südgrenze – Kritiker: Humanitäre Politik werde über Bord geworfen. Es begann kurz vor Sonnenuntergang. Wir saßen auf dem Zug, der Bahnhof war bereits in Sichtweite, erzählt Angel Pérez Almeida später in dem Migrantenquartier von Apizaco in Zentralmexiko. Als der Kubaner das Polizeiauto sah, ahnte er Böses. Zweimal schon hatten ihn Polizisten ausgeraubt. Er duckte sich auf dem Zugdach. Da gingen die Schüsse los. Aus dem Augenwinkel sah der 44-Jährige zwei Reisegefährten zusammensacken. In Panik sprangen er und die übrigen Migranten von der Bestie, wie der Güterzug, der Mexiko von Süd nach Nord durchquert, genannt wird. 13 von ihnen überlebten, ein Honduraner starb, ein Nicaraguaner wurde schwer verletzt. Mexiko wird von den USA im Rahmen des Programms Southern Border dafür bezahlt, die Grenze abzuschotten, damit Migranten unterwegs aufgeben. Einer Studie des Washingtoner Büros für Lateinamerika zufolge zahlten die USA für Ausbildung und Ausrüstung mexikanischer Grenzschützer und Migrationsbeamter bisher zehn Millionen US-Dollar. Bis vier Uhr früh seien sie verhört worden, sagt der Mechaniker. Wegen der Schüsse wird gegen die Gemeindepolizei ermittelt, die eine Beteiligung leugnet. Die Migranten konnten nur sehen, dass sie blau-weiße Uniformen trugen, erzählt Priester Elías Dávila Espinoza, Leiter der Migrantenherberge, in der die 13 Überlebenden wohnen, die auf ein humanitäres Visum hoffen. Die Chancen stehen bei 20 Prozent. Mexiko habe in den ersten acht Monaten des Jahres fast 100.000 Migranten deportiert, erklärt Oscar Castro, Ex-Vorsitzender des Lateinamerikanischen Observatoriums für Menschenhandel. Fast die Hälfte sei direkt an der Südgrenze im Bundesstaat Chiapas abgefangen worden. Dort wurden 600 zusätzliche Polizisten stationiert, neue Grenzposten eröffnet und Straßensperren errichtet. Die Migranten sollen daran gehindert werden, in Verladebahnhöfen auf die Bestie aufspringen. Der Zug sei lebensgefährlich, die Maßnahmen dienten dem Schutz der Migranten, so die offizielle Begründung. Sie verlegen die Routen aber nur auf gefährlichere Umwege. Da wir nicht auf den Zug konnten, gingen wir 500 Kilometer zu Fuß, erzählt der Salvadorianer Ricardo Alemán, die Füße voller Blasen. Wir wurden mehrmals überfallen. Einmal verfolgten uns Räuber mit Macheten. Ein anderes Mal kreiste uns die Migrationspolizei ein, sagt der Koch. Der Migrantendienst der Jesuiten kritisierte Mexikos Regierung scharf. Migranten zu verfolgen und misshandeln sei zur offiziellen Strategie geworden. Priester Dávila forderte die Regierung auf, Menschenrechtsabkommen zu respektieren. Kritiker meinen, die Regierung werfe humanitäre Politik über Bord, um die Drecksarbeit für die USA zu erledigen. Mexiko wird heuer voraussichtlich 70 Prozent mehr Migranten abschieben als 2014, die USA laut US-Institut für Migrationspolitik hingegen um die Hälfte weniger. (Víctor Flores und Sandra Weiss aus Apizaco, 19.10.2015)
1Panorama
Die EU-Kommission müsse das Projekt der "Ein-Personen-GmbH" stoppen warnt Baugewerkschafter Josef Muchitsch. Brüssel - Vor einem Horrorszenario der für Arbeitnehmer deutlich schlechteren Bedingungen durch Ich-AGs in der EU warnte am Dienstag der Vorsitzende der Baugewerkschaft Josef Muchitsch in Brüssel. Die EU-Kommission müsse das Projekt der Ein-Personen-GmbH stoppen. Schlupflöcher für Briefkastenfirmen und damit verbunden dem Abbau von Arbeitnehmerschutz müssten verhindert werden. Es dürfe nicht im Gegenteil zu einer Öffnung solcher für Arbeitnehmer unfairer Praktiken und einer schleichenden Aushöhlung von Mitbestimmungsrechten kommen. Oliver Röpke vom europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss sagte, derartige Ich-AGs seien eine Einladung zur Gründung von Briefkasten- und Scheinfirmen. Es würde damit grenzüberschreitendes Lohndumping und ein unfairer Wettbewerb nochmals deutlich verschärft. Derartige Ich-AGs mit einem Stammkapital von lediglich mindestens einem Euro, die vom Sofa aus gegründet werden könnten, könnten sich in jedem Land Europas eintragen lassen, aber müssten dort nicht tätig sein. Außerdem gebe es keine Größenbeschränkung. Es dürfe zwar nur ein Gesellschafter sein, aber der kann sehr viele Arbeitnehmer haben. So könnte eine Ich-AG mit 800 Mitarbeitern beispielsweise in Österreich tätig sein, aber der Sitz in Warschau oder Bukarest eingetragen sein. Damit gilt polnisches oder rumänisches Mitbestimmungsrecht. Wir hätten de facto keinerlei Mitbestimmungsrecht in der Gesellschaft. Fehlende Mitbestimmungsrechte In Deutschland würden bereits 200.000 Arbeitnehmer keine solchen Mitbestimmungsrechte mehr genießen, obwohl diese ihnen nach deutschem Recht zustehen würden, weil auf ausländische schlechtere Rechtsformen zurückgegriffen werde. Auf Österreich umgesetzt könnte das mit dem Faktor 10:1 umgelegt werden, so Röpke. Muchitsch betonte, dass nicht nur die Gewerkschaft, sondern auch die Unternehmen, vor allem KMU, gegen die Ein-Personen-GmbH seien. Lediglich Industrievertreter, für die das Instrument gar nicht gedacht ist, seien dafür. Er befürchte jedenfalls eine Flut an Ich-AGs. Als Beispiel nannte Muchitsch einen Notar in Wien, der mit 40 Vollmachten zum Gewerbereferat pilgere und 40 Trockenbauer als Unternehmer anmelde. Die haben keine Qualitätsprüfung, keine Kriterien. Wir wissen, dass wir die auf den Baustellen als Scheinselbstständige erwischen. Deswegen, so Muchitsch, müssten für Arbeitgeber bei mehrfacher Unterentlohnung der Arbeitnehmer befristete Arbeitsverbote ausgesprochen werden können. Allerdings sei dies nur dann sinnvoll, wenn dies in allen EU-Staaten geschehe. Es helfe nichts, wenn nur Österreich ein dubioses Unternehmen für zwölf Monate bei öffentlichen Ausschreibungen ausschließt, aber in anderen EU-Ländern kann der munter weiter seine unfairen Praktiken anbieten.
3Wirtschaft
Weitere 1.000 Euro kamen durch Disziplinarverfahren dazu. Wien – Eine Wiener Polizistin hat laut einem Bericht des Kuriers jahrelang Parkstrafen ignoriert, die sich schließlich auf 36.000 Euro summierten. Weitere 1.000 Euro wurden ihr nun bei einem Disziplinarverfahren aufgebrummt, sie darf aber weiter im Dienst verbleiben. Die Polizistin gab an, dass alles mit Schlamperei begonnen habe. Später sei dann die Belastung so groß geworden, dass sie sich damit nicht weiter konfrontieren wollte. Ihr Dienstgeber erfuhr von den nicht beglichenen Strafen, als die zuständige MA 6 einen Pfändungsbescheid an die Landespolizeidirektion übermittelte. Rekordhalterin ist die Beamtin laut Kurier aber nicht. Die MA 6 kennt einen Fall mit 44.000 Euro an unbezahlten Strafen.
1Panorama
Regimekritikerin wurde vor Obamas Besuch festgenommen. Seit zehn Jahren ist sie eines der auffälligsten Gesichter der Opposition in Kuba: Berta Soler, Sprecherin der Damen in Weiß, einer Gruppe von Angehörigen politischer Gefangener. Jeden Sonntag, nach der Messe, spazieren sie und andere Mütter und Frauen ganz in Weiß gekleidet die Quinta Avenida in Havanna entlang und fordern Freiheit: erst für ihre Söhne, Väter, Ehegatten, dann für alle politischen Gefangenen und nun für Kuba. Und jeden Sonntag wird ihre Veranstaltung von der Staatssicherheit aufgelöst. Viele vergleichen die Gruppe mit den argentinischen Müttern der Plaza de Mayo. Für die Führung in Havanna sind sie hingegen Söldnerinnen im Dienste des Imperialismus. Die Damas de Blanco sind keine große Gruppe und von internen Streitigkeiten der kubanischen Dissidenz nicht ausgenommen. Doch der Symbolwert demonstrierender Mütter ist enorm: Für ihr Engagement erhielten sie etwa 2005 den Sacharow-Menschenrechtspreis des EU-Parlaments. Seit dem Tod der Gründerin Laura Pollan 2011 steht Soler an der Spitze. Die ersten 30 Jahre ihres Lebens waren politisch unauffällig. Geboren 1963 in Matanzas in einer schwarzen Familie, studierte sie Biologie und arbeitete im Labor eines staatlichen Krankenhauses. 1988 heiratete sie den Maurer Angel Juan Moya Acosta, der eben von einem Militäreinsatz im Rahmen der Bruderhilfe in Angola zurückgekehrt war. Dort hatte er General Arnaldo Ochoa kennengelernt, der später auf Kuba hingerichtet wurde. Es war ein Wendepunkt im Leben Moyas, dessen Loyalität zur Revolution schwand. Seit 1996 war er Mitglied in Oppositionsgruppen, 2003 wurde er während des Schwarzen Frühlings festgenommen: Dies katapultierte Soler auf die politische Bühne. 2004 erreichten sie mit einer Protestaktion vor der KP-Zentrale, dass man Acosta eine Bandscheibenoperation genehmigte. Nach diesem ersten Erfolg stritten die Frauen unermüdlich weiter, trafen sich mit Diplomaten und mit Kardinal Jaime Ortega, dem es schließlich 2011 gelang, dass im Vorfeld des Papstbesuchs die meisten Gefangenen des Schwarzen Frühlings freigelassen wurden. Viele Familien gingen daraufhin ins Exil, doch Soler und Acosta blieben. Dutzendfach wurden die zweifachen Eltern verhört, festgenommen, angepöbelt. Soler kritisiert die Annäherung der USA an Kuba: Im August nahm sie aus Protest nicht an einem Treffen mit US-Außenminister John Kerry teil.
2International
Soziale Netzwerke werden mit einer Vielzahl von Hoaxes überschwemmt. Die Liste an Verbrechen, die Flüchtlinge im vergangenen Jahr begangen haben sollen, ist lang: Vergewaltigungen und Tierquälerei sind darauf ebenso zu finden wie Diebstahl und Raubüberfälle. Doch auch von Vorteilen gegenüber Einheimischen wird berichtet: Flüchtlinge sollen viel mehr Geld als österreichische Staatsbürger erhalten, bei der Ankunft brandneue Smartphones in die Hand gedrückt bekommen und Gutscheine im Wert von hunderten Euros besitzen. In einer überwältigenden Anzahl erweisen sich solche Meldungen bei näherem Hinsehen als falsche Gerüchte, die nur in die Welt gesetzt wurden, um Hass zu streuen. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass jede Meldung, die Asylwerber belastet, gefälscht ist: Ein Bericht über einen Asylwerber, der eine 72-jährige Frau vergewaltigt hat, erwies sich als wahr. Doch die Ratio zwischen erfundenen und belegbaren Horrormeldungen ist besorgniserregend hoch. Mit einem Blick auf die Gerüchte der vergangenen Monate lassen sich einige wiederkehrende Muster feststellen. So gibt es Mechanismen, um eine genaue Überprüfung der Vorfälle – etwa durch Journalisten oder auch Strafbehörden – zu verhindern. Da heißt es dann etwa, ein Freund oder anonymer Hinweisgeber habe den Vorfall an den Erstverfasser der Meldung weitergereicht. Mit diesem zu sprechen, sei nicht möglich – da er bedroht werde oder entlassen werden könnte. Damit werden einer Verifizierung der Vorfälle große Hürden auferlegt. Der Spiegel berichtet in seiner neuen Ausgabe (Print/Blendle) beispielsweise von einem Gerücht über einen Ziegenmord in einem Streichelzoo. Asylwerber sollen das Tier geschlachtet und direkt im Streichelzoo verzehrt haben. Der Spiegel wollte dies überprüfen – und kam zunächst drauf, dass am angegebenen Ort gar keinen Streichelzoo mehr gibt. Daraufhin wurde der Erstverfasser des Facebook-Gerüchts kontaktiert, der davon sprach, den Ort verwechselt zu haben – ein weiteres Muster, das sich wiederholt. Der Verfasser des Gerüchts – der sich in der stark rechten deutschen Partei AfD engagiert – verweist auf einen Freund, der wiederum einen anonymen Tierpfleger als Quelle nennt. Mit dem zu sprechen sei allerdings unmöglich, da ihm die fristlose Kündigung drohe. Es gibt aber auch andere Mechanismen, um Recherchen zu erschweren und Verwirrung zu stiften. So werden beispielsweise alte Fotos und Videos einem aktuellen Ereignis zugeschrieben. Zu beobachten war das etwa nach den Terroranschlägen Mitte November in Paris. Plötzlich verbreiteten sich Videos von jubelnden Menschen, die den Anschlag feiern sollen. Tatsächlich handelte es sich um Fans der pakistanischen Cricket-Nationalmannschaft, die im Jahr 2009 einen Sieg des Teams bejubelt hatten. Menschen, die falsche Gerüchte in die Welt setzen wollen, scheuen oft nicht davor zurück, auch offizielle Dokumente zu fälschen. Mit modernen Bildbearbeitungsprogrammen ist es ein leichtes, Logos und Fragmente von amtlichen Bescheiden mit selbst verfassten Passagen zu kombinieren. Der Spiegel berichtet etwa über einen gefälschten Brief eines Sozialamtes, Abteilung Migration, in dem deutsche Bürger zur Räumung ihrer Wohnung aufgefordert werden – der Hoax machte prompt in sozialen Netzwerken die Runde. Mittlerweile regt sich aber einiger Widerstand gegen die ungebremste Verbreitung von Gerüchten und Hetze. Blogs wie die Seite Mimikama versuchen, mit Faktenchecks gegenzusteuern. Im englischsprachigen Raum gibt es Initiativen wie FirstDraft, das Meldungen aus sozialen Netzwerken mit (daten-)journalisten Methoden zu verifizieren versucht. Doch schnell werden jene, die auf falsche Fakten hinweisen, als Lügenpresse verunglimpft – das finale Muster, mit dem Gerüchten freien Lauf gelassen wird.
0Web
Die Gewerkschaft setzt den Onlinehändler, der sich weigert, den Tarifvertrag zu wechseln, im Weihnachtsgeschäft unter Druck. Seattle/Bad Hersfeld – Am Amazon-Standort in Bad Hersfeld in Deutschland wird seit Freitagfrüh wieder gestreikt. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi rief die Belegschaft an den beiden dortigen Versandzentren auf, ab der Frühschicht bis zum Ende der Spätschicht am Samstag ihre Arbeit niederzulegen, teilte eine Gewerkschaftssprecherin mit. Der Grund: Amazon lehnt die Forderung der Gewerkschaft nach einem Tarifvertrag für alle Beschäftigten ab. Im Weihnachtsgeschäft solle der Druck auf das Unternehmen erhöht werden, erklärte Verdi am Freitag. Bundesweit komme es derzeit an mehreren Amazon-Standorten mit Verteilzentren immer wieder zu Streiks für die Anerkennung der Tarifverträge des Einzel- und Versandhandels. Um die Belegschaft gerade im dichten Weihnachtsgeschäft vom Streiken abzuhalten, will Amazon seinen Mitarbeiten Medienberichten zufolge einen Bonus anbieten. Das Unternehmen zahlt nach eigenen Angaben an allen Standorten mindestens zehn Euro Stundenlohn, im Schnitt in Deutschland 10,40 Euro brutto.
3Wirtschaft
Bären dürfen in der Provinz British Columbia trotz gegenteiliger Versprechen weiter gejagt werden. Als Geschenk an die Welt wurde das historische Abkommen über den Schutz des Great Bear Rainforest an Kanadas Nordwestküste gefeiert. Das Abkommen zwischen Holzkonzernen, Ureinwohnern, Naturschützern und der Provinz British Columbia, das nach sechzehn Jahren schwieriger Verhandlungen Anfang Februar zustande kam, ist in der Tat ein Triumph: 3,1 Millionen Hektar Wald sind vom Abholzen geschützt – mehr als ein Drittel der Fläche Österreichs. Aber erst jetzt wird klar, dass das größte Tier in dieser Wildnis immer noch gejagt werden darf: Die Grizzlybären sind trotz aller Versprechen der Behörden nicht geschützt. Die Premierministerin von British Columbia, Christie Clark, erklärte zwar, das Abkommen bedeute das Ende der Grizzlyjagd im Great Bear Rainforest, das ist aber nicht der Fall. Die Provinzregierung überlässt es den Umweltorganisationen und Indianerstämmen, die Jagdlizenzen für ausländische Trophäenjäger von kommerziellen Jagdführern zurückzukaufen. Das kostet Millionen. So haben die Raincoast Conservation Foundation und indigene Stämme von 2005 bis 2015 umgerechnet 1,4 Millionen Euro dafür eingesetzt. Aber die NGOs sind mit solchen Beträgen überfordert. Selbst wenn ausländische Touristen nicht mehr Grizzlys jagen könnten, ist es den Jägern von British Columbia in der Provinz weiterhin erlaubt. Die Regierung sollte eingreifen und die einheimische Grizzlyjagd beenden, fordert Chris Genovali von der Raincoast Conservation Foundation. Laut einer Erhebung vom Oktober 2015 sind 91 Prozent der befragten Bewohner von British Columbia gegen die Grizzlyjagd. In der Nachbarprovinz Alberta ist die Trophäenjagd schon seit zehn Jahren verboten. Die Regierung von British Columbia hingegen behauptet, die Grizzlypopulation vertrage eine Jagd, die wissenschaftlich verwaltet werde. Dem widersprechen Experten, aber auch Naturschützer wie David Suzuki, der warnt: Grizzlys sind in 18 Prozent der Provinz ausgerottet oder bedroht. Die harmlose Bärenbeobachtung für Touristen aber floriere und bedeute Arbeit und Geld für die Indigenen.
1Panorama
Hinteregger, Damari, Soriano, Djuricin fehlen gegen Dinamo, das mit breiter Brust in das "Auswärts-Heimspiel" geht – Zeidler fordert volle Konzentration. Salzburg/Brest – In der heimischen Liga kommt der Motor von Red Bull Salzburg langsam auf Touren, am Donnerstag (18.00 Uhr MESZ/live Puls 4) wollen die Mozartstädter nach dem bitteren Aus in der Champions League auch international ihre Klasse zeigen. Im Europa-League-Play-off gegen Dinamo Minsk soll zumindest die EL-Gruppenphase her. Allerdings plagen die Salzburger vor dem Auswärts-Hinspiel Personalsorgen. Zu einer denkbar ungünstigen Zeit wird der Kader immer dünner. Neben den bekannten Ausfällen von Omer Damari (Absprengung des Fußwurzelknochens) und Jonatan Soriano (Oberschenkel-Beschwerden) wurde kurz vor dem Abflug am Mittwoch auch noch das Fehlen von Martin Hinteregger (Schambeinentzündung), Marco Djuricin (Knöchelverletzung) und Harvard Nielsen (krank) Gewissheit. Stürmer-Option Djuricin, vor zwei Wochen gegen Malmö noch aus dem Kader eliminiert, knöchelte am Dienstag im Training um. Damit dürfte an vorderster Front Dimitri Oberlin neben Jordi Reyna beginnen. Auch in der Innenverteidigung ist Trainer Peter Zeidler zu einer Änderung gezwungen. Den Part von Hinteregger, wohl der bitterste Ausfall, wird Paulo Miranda übernehmen. Minsk, das über Tscherno More Warna (BUL) und den FC Zürich ins Play-off vorgedrungen war, hat in der Liga seit 5. Juni kein Spiel mehr verloren und zuletzt sieben Partien en suite gewonnen (Torverhältnis 13:2). Am 10. August kam man zudem mit einem 1:0 bei BATE Borissow dem Tabellenführer und Meister bis auf drei Punkte nahe. Bester Torjäger ist aktuell der montenegrinische Stürmer Fatos Beqiraj, der in der Liga in 16 Spielen acht und in der EL-Quali vier Treffer erzielte. Mit viel Selbstvertrauen muss Minsk auch den Umstand wettmachen, nicht im eigenen Stadion antreten zu können. Weil dieses die UEFA-Auflagen nicht erfüllt, geht die Partie im 10.000er-Oval des Ligarivalen Dinamo Brest an der polnischen Grenze, rund 350 Kilometer von der Hauptstadt entfernt, über die Bühne. Für den serbischen Minsk-Coach Vuk Rasovic, der seit Sommer beim siebenfachen weißrussischen Meister werkt, steht eines aber fest: Salzburg ist der Favorit, erklärte der 42-Jährige. Sein Salzburger Pendant gab sich nach zwei Dreiern in der Bundesliga hoffnungsfroh, er sieht auch das Auswärtshinspiel als Vorteil an. Wir haben Dinamo im Spiel gegen Soligorsk (1:0 am Samstag, Anm.) live gesehen und wissen insgesamt gut über den Gegner Bescheid, erklärte Zeidler, warnte aber davor, die Truppe mit dem wenig klingenden Namen zu unterschätzen. Klar ist, dass wir zwei wirklich konzentrierte und starke Spiele benötigen, um unser schon vor Saisonstart definiertes Ziel – nämlich international mit dabei zu sein – erreichen zu können. (APA, 19.8.2015) Technische Daten und mögliche Aufstellungen der Qualifikation zur Fußball-Europa-League am Donnerstag in Brest (Weißrussland) – Play-off, Hinspiel: Dinamo Minsk – Red Bull Salzburg (Brest, Stadion Brestskiy, 18.00 Uhr MESZ/live auf PULS 4, SR Miroslav Zelinka/CZE) Minsk: Gutor – Begunow, Bangura, Politewitsch, Witus – Adamowitsch, Korzun, Tigorew, Korytko – Beqiraj, Rassadkin Ersatz: Ignatowitsch – Weretilo, Konzewoj, El Monir, Woronkow, Neacsa, Udoji, Jarozki, Yedigaryan, Buljiga Es fehlt: keiner Salzburg: Walke – Lainer, Caleta-Car, Miranda, Ulmer – Minamino, Keita, Ch. Leitgeb, Berisha – Oberlin, Reyna Ersatz: Stankovic – Schwegler, Schmitz, Atanga, Laimer, Lazaro, Prevljak Es fehlen: Hinteregger (Schambeinentzündung), Soriano (Muskelprobleme im Oberschenkel), Djuricin (Knöchelverletzung), Yabo (Knieprobleme), Damari (Absprengung des Fußwurzelknochens), Nielsen (krank) Rückspiel am 27. August (20.30 Uhr) in der Red-Bull-Arena. Aufsteiger in der Gruppenphase, Verlierer ausgeschieden.
4Sport
Deutsche Verbraucherzentralen reichen Anzeige gegen "inakzeptable" Praxis von Microsoft ein. Microsoft gerät wegen seines neuen Betriebssystems Windows 10 in die Bredouille: Wie berichtet wurde die Datei für das Upgrade auch geladen, wenn Verbraucher dem Wechsel auf Windows 10 nicht zustimmten. Dagegen geht nun die Verbraucherzentrale im deutschen Bundesland Baden-Württemberg vor. Diese Geschäftspraxis ist inakzeptabel, da sie eine unzumutbare Belästigung darstellt, sagt deren Vorständin Cornelia Tausch. Sie kritisiert, dass durch den Zwangsdownload Speicherplatz belegt wird und Datenvolumen verbraucht wird. Laut Verbraucherzentrale gab es in sozialen Netzwerken zahlreiche Beschwerden über Microsofts Vorgehensweise. Die Konsumentenschützer forderten den IT-Konzern auf, eine Unterlassungserklärung abzugeben, wogegen sich Microsoft bislang weigerte. Deshalb wird nun der Rechtsweg beschritten werden. Der renommierte IT-Anwalt Christian Solmecke denkt, dass Microsoft einen Prozess verlieren wird. Aus meiner Sicht darf ein Download nicht ohne Zustimmung des Nutzers gestartet werden, weil der Nutzer dadurch in unzumutbarer Weise belästigt wird, wird Solmecke auf dem Blog seiner Kanzlei zitiert. Gerichte hätten in der Vergangenheit etwa entschieden, dass auch die physische Lieferung von Waren eine Belästigung darstelle – selbst, wenn es sich um Gratisprodukte handle. Wenn das Gericht zugunsten der Verbraucherzentrale entscheide, könnten Kunden sogar Schadensersatzforderungen an Microsoft stellen, über die dann in neuen Verfahren geurteilt werde.
0Web
Kampf soll sich auf Provinz Hassaka im Nordosten konzentrieren. Damaskus – In Syrien gehen Rebellengruppen nach eigenen Angaben in eine neue Offensive gegen die Extremistenmiliz Islamischer Staat. Der Kampf werde sich auf die Provinz Hassaka im Nordosten konzentrieren, kündigte eine von den USA unterstütze Allianz der Aufständischen am Samstag auf YouTube an. Auch die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete über die Pläne. Erst am Freitag hatte US-Präsident Barack Obama angekündigt, amerikanische Elitesoldaten nach Syrien zu schicken. Sie sollen von den USA als moderat eingestufte Rebellen im Kampf gegen den IS unterstützen. Am Freitag kam zudem auf der Wiener Syrien-Konferenz in die diplomatischen Bemühungen um ein Ende des Bürgerkriegs Bewegung.
2International
Israel befürchtet, dass russische Waffen Aufständischen in die Hände fallen könnten. Jerusalem – Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist am Montag nach Moskau geflogen, um dem russischen Präsidenten Wladimir Putin seine Sorge über dessen militärisches Eingreifen in Syrien mitzuteilen. Israel befürchtet, dass russische Waffen den Aufständischen im Nachbarland in die Hände fallen könnten. Außerdem will Israel verhindern, dass es versehentlich zu einer Konfrontation mit dem russischen Militär kommt. Dies gilt besonders für den Einsatz der Luftwaffe. Russland hatte kürzlich Kampfjets auf den Flughafen der syrischen Stadt Latakia verlegt. Israel hat in der Vergangenheit Luftangriffe auf Rebellen im Süden Syriens und libanesische Hisbollah-Kämpfer geflogen, die des Waffenschmuggels verdächtigt werden. Netanjahu werde wohl versuchen, mit Putin Regeln abzustimmen, um Zusammenstöße zu vermeiden, hieß es in Israel. Möglicherweise werden sich Israel und Russland darauf verständigen, ihre Einsätze auf bestimmte Gebiete Syriens zu beschränken – oder darauf, dass sie tagsüber und wir nur nachts fliegen, sagte ein früherer Berater Netanjahus, der seinen Namen nicht genannt haben wollte. Israel befürchtet unter anderem, dass seine Kampfflugzeuge ins Visier russischer Flugabwehrsysteme geraten oder es zu einer direkten Konfrontation mit russischen Kampfjets kommen könnte. Auch könnte die Hisbollah von den russischen Waffen profitieren. Der Ministerpräsident strebe voraussichtlich eine Zusicherung Putins an, dass Russland die Kontrolle über seine Waffen behalte und nicht bei der Bewaffnung der Hisbollah helfe, sagte der frühere Berater. Kämpfer der Hisbollah unterstützen seit langem die Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad im Bürgerkrieg. Russland als Schutzmacht Assads hatte nach US-Angaben zuletzt schweres Militärmaterial, darunter Kampfpanzer, Hubschrauber und Kampfflugzeuge nach Latakia verlegt. Südlich der Küstenstadt betreibt das russische Militär einen Marine-Stützpunkt. Auch die USA, die in Syrien Stellungen der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) bombardieren, bemühen sich, Konflikte mit dem russischen Militär zu vermeiden. Durch Gespräche mit dem russischen Militär solle erreicht werden, dass es nicht zu Unfällen und ungewollten Konfrontationen komme und beide Seiten wüssten, was im Kampf gegen den IS geschehe, erklärte US-Außenminister John Kerry am Sonntag bei einem Besuch in Berlin.
2International
Regierungswechsel zu Schwarz-Blau schließt ÖVP-Klubchef Lopatka aus. Wien – Nun also doch: Die frühere Klubobfrau des Team Stronach, Kathrin Nachbaur und der Stronach-Abgeordnete Rouven Ertlschweiger wechseln in den ÖVP-Klub. Das wurde am Samstag bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz verkündet. Noch am Freitagnachmittag hatte ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka auf STANDARD-Anfrage entschieden dementiert, dass Nachbaur die Seiten wechseln könnte. Das kann ich ausschließen. Ich weiß, wer bei uns ist. Ich bin doch noch bei Sinnen. Anruf am Vormittag Gelogen will Lopatka aber nicht haben. Nachbaur habe ihn erst am Samstagvormittag angerufen und über ihre Wechselabsicht informiert. Erst seit 11.20 Uhr habe er daher gewusst, dass die Steirerin künftig im ÖVP-Klub mitarbeiten werde. Über diesen Schritt sei er angenehm überrascht gewesen. Bei Ertlschweiger gestand Lopatka aber ein, mit diesem bereits seit Donnerstag handelseins gewesen zu sein. Spekuliert wurde seit Wochen über weitere Wechsel. Im Juni waren bereits die Stronach-Abgerodneten Marcus Franz und Georg Vetter zur ÖVP übergelaufen. Fragen zu ihrer Motivation beantworteten Nachbaur und Ertlschweiger eher ausweichend. Der Schritt sei ihr nicht leicht gefallen, sagte Nachbaur. Sie hatte noch Samstagfrüh eine lange Aussprache mit Parteigründer Frank Stronach. Jeder muss eigenen Weg gehen Uns verbindet eine jahrelange Freundschaft, ich schätze ihn als Mensch, aber es hat nicht funktioniert. Jeder müsse seinen eigenen Weg gehen. Das mache ich jetzt, ergänzte Nachbaur. Das ÖVP-Grundsatzprogramm decke sich weitgehend mit ihren Vorstellungen und bei der Volkspartei habe sie nun eine größere Plattform, um ihre Themen wie Arbeitsmarkt und Wirtschaft umzusetzen. Ich will einen Beitrag leisten, damit es ein neues Wirtschaftswunder gibt. Und: Ich bin eine Wirtschaftsliberale mit Herz. Nachbaur machte aber auch klar, dass sie bei Themen wie der Griechenland-Hilfe wohl auch in Zukunft nicht mitstimmen werde. Heimkehr Ertlschweiger sprach von einer Heimkehr, er komme aus bürgerlichem Umfeld. Über Stronach werde er zwar nie ein schlechtes Wort verlieren, aber auch er gestand ein, sich die Entwicklung der Partei anders vorgestellt zu haben. Für Lopatka ist die Einkaufstour der ÖVP damit abgeschlossen – außer die Stronach-Mandatarin Jessi Lintl überlege es sich noch. Die frühere Mitarbeiterin im ÖVP-Klub hatte ebenfalls ein Angebot der Schwarzen – lehnte laut Lopatka aber ab. Nicht willkommen seien Stronach-Vertreter, die bereits bei der FPÖ oder beim BZÖ waren. Auch den Stronach-Abgeordneten Leopold Steinbichler, der laut STANDARD-Informationen selbst bei der ÖVP angefragt hat, möchte man nicht im Klub. Steinbichler sagte am Samstagnachmittag zur APA, dass er sich um einen Wechsel bemüht hätte, sei eine glatte Lüge. Keine Söldnertruppe Lopatka will seine Partei nicht als Söldnertruppe bezeichnet wissen. Gegen diesen Begriff verwahre er sich. Es gibt keinen Sold, nur ein Gehalt als Abgeordnete. Es habe auch schon neue Klubs während einer Legislaturperiode gegeben sowie wilde Mandatare: Das halte ich für schlechter. Einen fliegenden Regierungswechsel zu Schwarz-Blau werde es definitiv nicht geben: Das ist völlig ausgeschlossen und würde keinen Sinn ergeben. Mit den Neuerwerbungen, deren Aufgabenbereiche im Klub erst geklärt werden müssen, werde die ÖVP jedenfalls jünger, weiblicher und moderner. Auch für die Auseinandersetzung mit den Neos sei es wichtig, glaubhafte wirtschaftsliberale Personen zu haben. Parteiungebundene nichts Besonderes Für Lopatka ist es nichts Ungewöhnliches, wenn parteiungebundene Persönlichkeiten im Klub mitarbeiten, schließlich sei auch der ehemalige Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle kein Parteimitglied. Nachbaur sei heimatverbunden, weltoffen und international erfahren, Ertlschweiger habe viel Know-How bei Medien und Sportfragen, lobt Lopatka seine Neuzugänge. Für die Regierung bedeute der Übertritt der beiden eine größere Mehrheit (nun hat Rot-Schwarz 103 Mandatare im Nationalrat). Inklusive der Bundesrats- und EU-Abgeordneten werde die ÖVP zum stärksten Klub im Parlament (80 bei der ÖVP, 78 bei der SPÖ). Im Nationalrat hat man nun nur mehr ein Mandat weniger als die SPÖ (52 zu 51) – siehe Grafik. Klagen drohen Möglicherweise hat die Wechselpolitik auch noch rechtliche Folgen. Wie das Profil berichtet, prüft das Team Stronach mögliche Schadenersatzforderungen gegen die Neo-ÖVP Mandatare Georg Vetter und Marcus Franz. Durch ihren Übertritt entgehen dem Stronach-Klub Förderungen in der Höhe von 200.000 Euro. Nun verliert man weitere 332.000 Euro. Zu den neuen Abgängen sagte Stronach-Klubchefin Waltraud Dietrich, diese seien erkennbar gewesen. Das Team Stronach werde trotzdem gemäß den Werten von Parteigründer Stronach weiterarbeiten. Kritik kam von SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder: Die Mandate werden am Wahltag vom Wähler vergeben. Nicht danach mit billigen Taschenspielertricks erkauft.
5Inland
Rechtsradikaler Chemiker wollte mit Bombenattacke Revolution auslösen. Warschau – Ein polnischer Chemiker ist für die Planung eines Bombenanschlags auf das Parlament in Warschau zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der Angeklagte sei fest entschlossen gewesen, seine Pläne in die Tat umzusetzen, sagte die Richterin der Agentur PAP zufolge am Montag in Krakau (Kraków). Er habe die wichtigsten Personen des Staates umbringen und eine Revolution auslösen wollen. Auch der damalige liberalkonservative Regierungschef Donald Tusk und Expräsident Bronisław Komorowski sollen Ziele des geplanten Anschlags gewesen sein. Der Mann war im November 2012 in Krakau festgenommen worden. Die Polizei fand in seinem Haus Materialien zum Bombenbau. Nach Angaben der Ermittler soll er versucht haben, zunächst zwei Studenten für den Anschlag anzuwerben. Nachdem diese absprangen, habe er seine Pläne allein fortgesetzt. Der Verurteilte soll sich an den Taten des rechtsradikalen norwegischen Attentäters Anders Behring Breivik orientiert haben. Er selbst behauptete vor Gericht, dass er von verdeckt arbeitenden Ermittlern des Geheimdienstes ABW in eine Falle gelockt worden sei.
2International
Wegen mehrerer ethischer Vergehen. Zürich – Die Ethikhüter des Fußball-Weltverbandes haben den entlassenen FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke für zwölf Jahre gesperrt. Die Kommission sah es als erwiesen an, dass der ehemals enge Vertraute des ebenfalls gesperrten FIFA-Chefs Joseph Blatter sich mehrerer ethischer Vergehen schuldig gemacht habe. So soll Valcke illegale Ticketgeschäfte für die WM 2014 geduldet und gefördert haben. Zudem wurde ihm massiver Missbrauch bei Reiseabrechnungen zur Last gelegt. Als dritten Verstoß nannte die Ethikkommission den Versuch des Franzosen, die TV-Rechte für die WM 2018 und die WM 2022 in der Karibik weit unter Wert zu verkaufen.
4Sport
Schulverwaltungsreform ist ein hartes Geschäft – für Bund und Länder. Braucht Kärnten acht Landwirtschaftsschulen? Drei reichen, sagt der rote Bildungskoordinator. Tun sie nicht, kontert die ÖVP. Ein Exempel. Wien – Mit der Reform der Schulverwaltung im Großen haben Bund und Länder bzw. das SPÖ-geführte Bildungsministerium und einige ÖVP-Landeshauptleute gerade gröbere Schwierigkeiten. Dass Schulverwaltung im Kleinen, also auf Landesebene, auch eine harte Nuss sein kann, zeigt exemplarisch ein Beispiel aus Kärnten. Es geht um den landwirtschaftlichen Schulbereich. Den hält der von Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) eingesetzte bildungspolitische Koordinator Herbert Würschl für ein Verwaltungsmonstrum, wie er im STANDARD-Gespräch sagt: Das gehört dringend reformiert, um zu einer effizienten und sparsamen Schulverwaltung zu kommen. Gefordert sei da der zuständige Agrarlandesrat Christian Benger, der auch ÖVP-Landeschef ist. Die land- und forstwirtschaftlichen Fachschulen – sie zählen zu den berufsbildenden mittleren Schulen – fallen in die Kompetenz der Länder und werden in Kooperation mit dem Landwirtschaftsministerium verwaltet. Auf STANDARD-Anfrage verwies Landesrat Benger auf die reformorientierte Vorreiterrolle des landwirtschaftlichen Schulwesens in Kärnten, das bestmögliche Ausbildungsqualität für den ländlichen Raum garantiert, was die einzig steigenden Schülerzahlen aller Schulbereiche in Kärnten mehr als verdeutlichen. Wir sind finanziell unter Druck, entgegnet der Bildungskoordinator und verweist auf Umstrukturierungen im Pflichtschulbereich, wo das Land Kärnten Lehrerinnen und Lehrer einsparen und Kleinschulen zusammenlegen müsse – und zugleich haben wir für acht landwirtschaftliche Schulen 120 Schulverwalter. 15 Schulverwalter pro Schule sind zu viel. Zur Verwaltung rechnet Würschl vom Landesrat abwärts die landwirtschaftliche Schulabteilung im Land (für die Pflichtschulen gibt es eine eigene Schulabteilung, in der Würschl tätig ist), die Direktoren, eine Personalvertreterin und 103 Mitarbeiter wie zum Beispiel Hauswarte, Wirtschafter oder Melker und Sekretärinnen in den Schulen. Diese Lesart stößt in Bengers Büro auf scharfen Widerspruch: Bei den Angestellten rund um die Schulen und Schulgüter von Verwaltungspersonal zu sprechen, ist schlichtweg falsch und zeugt von Unkenntnis oder parteipolitischer Polemik. Eine Landwirtschaftsschule mit Internat und landwirtschaftlichem Gut brauche neben klassischen Schultätigkeiten über Reinigung und Betriebsküche naturgemäß auch Bearbeiter für Grün- und Ackerland, Wald, Teichwirtschaft und Weinbau bis zu Tierhaltung – dafür seien aber auch wirtschaftliche Erträge in Millionenhöhe zu verbuchen. Weiterer Kritikpunkt Würschls: 164 Lehrerinnen und Lehrer für rund 1200 Schülerinnen und Schüler machten die Landwirtschaftsschulen mit einem Lehrer-Schüler-Verhältnis von 1:7 zum teuersten Schultyp und damit teurer als technisch bestausgestattete HTLs, kritisiert er. Zudem gebe es einen knapp 30-prozentigen Lehrerüberhang, um den der Dienstpostenplan, den das Landwirtschaftsministerium – so wie das Unterrichtsministerium für die Pflichtschulen – vorgebe, überzogen sei. Für das finanziell angeschlagene Land Kärnten verursache das laut Würschl zusätzliche Kosten von mehr als 1,8 Millionen Euro pro Jahr. Auch das hält man im Büro des Agrarlandesrats für irreführend. Seit 2010 habe man die Dienstposten von 184 auf 163 reduziert, obwohl aktuell das landwirtschaftliche Schulwesen der einzige Bereich mit leicht steigenden Schülerzahlen ist. Laut Finanzausgleich habe der Bund – hier das zuständige Landwirtschaftsressort – fünfzig Prozent der Lehrerkosten zu tragen, sei von dieser Vorgangsweise jedoch einseitig abgegangen und habe für alle Bundesländer eine Obergrenze eingeführt. Es entstehen dadurch für die Länder jährliche finanzielle Mehrbelastungen für Personalkosten. Der Rechnungshof empfahl 2011, die land- und forstwirtschaftlichen Schulen in eine umfassende Reform des österreichischen Schulwesens einzubeziehen. Würschl will noch mehr Strukturreformen. Acht Schulstandorte seien – 2014/15 gab es dort laut Statistik Austria 1268 Schülerinnen und Schüler – schlicht zu viel: Das ist Geldvernichtung auf Kosten der Kärntner Steuerzahler. Diese Schülerzahlen rechtfertigen maximal drei Schulstandorte. Die Gesamtschülerzahl aller landwirtschaftlichen Schulen Kärntens entspreche einer durchschnittlichen AHS oder BMHS. In Bengers Büro verweist man auf den Bedarf an Profis als Hofübernehmer. Ungeachtet dessen seien im Zuge des Strukturentwicklungskonzepts der Fachschulen schon vor zehn Jahren Standortreduktionen gestartet und mittlerweile bereits eine 36-prozentige Verringerung der Schulstandorte gesetzt worden. Die rot-schwarz-grüne Regierungskoalition habe zudem die Fusion des Standorts Drauhofen mit der Fachschule Litzlhof beschlossen. Eine Fusion anderer Art fordert Würschl als Mittel gegen einen Bürokratiedschungel sondergleichen, da sich die zwei Verwaltungsschienen auf Landesebene mit der allgemeinen und der landwirtschaftlichen Schulabteilung im Bund fortsetzen. Für die höheren Landwirtschaftsschulen ist das Landwirtschaftsressort zuständig: Das Unterrichtsministerium müsste natürlich für alle Schulen zuständig sein, so werden nur teure Doppelgleisigkeiten produziert. Grotesk, dass da zwei Apparate verwalten.
5Inland
Erfolg gegen Extremisten aufgebauscht – Pentagon ermittelt. Washington – US-Militärs haben womöglich Geheimdienstberichte frisiert, um den Kampf gegen die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) erfolgreicher darzustellen. Das Pentagon habe nach entsprechenden Vorwürfen Ermittlungen aufgenommen, berichtete die New York Times am Mittwoch unter Berufung auf Regierungsvertreter. Mindestens ein ziviler Mitarbeiter des Militärgeheimdienstes sagte demnach aus, er habe Beweise dafür, dass beim US-Militärkommando Centcom Geheimdienstanalysen für Präsident Barack Obama und andere Regierungsmitglieder unzulässig überarbeitet worden seien. Der Generalinspekteur des US-Verteidigungsministers habe sich der Sache angenommen, berichtete die Zeitung weiter. Sollte sich der Verdacht bestätigen, könnte das die unterschiedlichen öffentlichen Einschätzungen über Fortschritte im Kampf gegen den IS erklären. Eine US-geführte Allianz begann vor einem Jahr mit Luftangriffen auf IS-Stellungen im Irak, später wurden auch Ziele in Syrien angegriffen. Den irakischen Sicherheitskräften und verbündeten Milizen gelang es seitdem zwar, einige Gebiete von den Extremisten zurückzuerobern, darunter aber keine einzige größere Stadt wie Ramadi oder Mossul. Tatsächlich stellten US-Geheimdienste laut New York Times kürzlich fest, dass der IS seit dem Start der Luftangriffe kaum geschwächt wurde.
2International
Bei Intelligenztests kommen Testpersonen auf immer mehr Punkte. Zwei Wiener Psychologen haben eine etwas andere Erklärung dafür. Wien - Intelligenztests sind alles andere als unumstritten. Denn der gängige Intelligenzquotient - normiert auf die durchschnittliche Soll-Leistung von 100 Punkten - basiert nur auf bestimmten Fähigkeiten. Viele Psychologen und Neurowissenschafter halten dieses Maß der Intelligenz für zu wenig differenziert, um das komplexe Phänomen wirklich zu erfassen. Zudem unterliegt der ermittelte IQ etwa in der Pubertät starken Schwankungen. Nichtsdestotrotz gelten die in IQ-Tests erreichten Werte als Anhaltspunkt dafür, wie intelligent eine Person ist. Die Tests werden dabei ständig angepasst und verbessert. Außerdem haben sich die Ergebnisse im Laufe der Zeit stetig verbessert, wie die Psychologen Jakob Pietschnig und Martin Voracek von der Universität Wien in der Fachzeitschrift Perspectives on Psychological Science berichten: Anhand der Daten von nahezu vier Millionen Personen aus 31 Ländern beobachteten sie Zuwächse von rund drei IQ-Punkten weltweit pro Jahrzehnt über einen Zeitraum von 1909 bis 2013. Diese Zuwächse zeigten sich sowohl für schlussfolgerndes Denken als auch - obwohl in geringerem Ausmaß - für Wissen. Die Wiener Forscher waren damit nicht die Ersten, die dieses Phänomen in einer sogenannten Metaanalyse beobachteten. Seit der ersten systematischen Beschreibung von IQ-Testleistungszuwächsen der Allgemeinbevölkerung in den USA vor mehr als 30 Jahren beschäftigt dieses Phänomen Intelligenzforscher weltweit. Die Ursachen und der Verlauf dieser mittlerweile als Flynn-Effekt bekannten Erscheinung sind unter Wissenschaftern freilich umstritten: Gemeinhin werden eine bessere Ernährung und eine bessere Bildung dafür verantwortlich gemacht. Die Wiener Forscher haben eine etwas andere Erklärung: Die beobachteten IQ-Zuwächse scheinen nicht globale Zunahmen der kognitiven Leistungsfähigkeit darzustellen, sondern dürften Ausdruck von höherer Fähigkeitsspezialisierung und besseren Testbearbeitungsstrategien von TeilnehmerInnen sein. Zudem scheinen sich die Zuwächse nicht linear zu verhalten. Während des Zweiten Weltkriegs fielen sie etwa sehr gering aus. Und obwohl die Zuwächse noch anhalten, zeigen die Studienergebnisse eine massive Abnahme der IQ-Steigerungen in den letzten Jahrzehnten. (tasch, 1.6.2015)
7Wissenschaft
Neuregelung seit 1. Jänner 2015 zeigt Wirkung, Kritik von Hilfsorganisationen. Wien – Der seit Jahresbeginn verschärfte Zugang zu den ersten beiden Stufen des Pflegegeldes wird die Zahl der Neuzugänge ins Pflegegeldsystem heuer um rund 5.000 Personen verringern. Nach einer Schätzung des Sozialministeriums werden heuer rund 65.000 Menschen einen neuen Anspruch auf Pflegegeld haben, ohne Reform wären es etwa 70.000 gewesen. Kritik kommt von Hilfsorganisationen. Mit 1. Jänner wurde der Zugang zu den Stufen 1 und 2 erschwert. Statt wie früher 60, muss man jetzt für die erste Stufe 65 Stunden Pflegebedarf nachweisen und für die zweite Stufe 95 statt 85 Stunden. Dafür wird mit 1. Jänner 2016 das Pflegegeld in allen Stufen um zwei Prozent angehoben. Von den insgesamt rund 450.000 Pflegegeldbeziehern fallen mehr als die Hälfte in die ersten beiden Stufen. Im Sozialministerium verweist man darauf, dass trotz der um 5.000 Personen verringerten Steigerung bei den Neuzugängen die Kosten weiter anwachsen – und zwar von 2,4 auf 2,5 Milliarden Euro pro Jahr. Allerdings werde das Ziel erreicht, die Kostensteigerungen zu dämpfen. Außerdem bekommen mehr als fünf Prozent der Bevölkerung Pflegegeld, das sei internationale Spitze, betont man im Sozialministerium. Hilfsorganisationen äußerten am Donnerstag jedoch Kritik. So hält etwa Diakonie-Direktor Michael Chalupka die Reform für keine gute Idee. Er meinte im Ö1-Morgenjournal, dass sich viele ein Taxi zum Arzt oder eine ordentliche Fußpflege jetzt nicht mehr leisten könnten. Nachhaltige Absicherung gefordert Der Generalsekretär des Roten Kreuzes, Werner Kerschbaum, äußerte ebenfalls auf Ö1 die Befürchtung, dass viele Menschen keine geförderten mobilen Dienste mehr in Anspruch nehmen könnten, weil diese an den Bezug des Pflegegeldes gebunden seien. Kerschbaum gestand zu, dass angesichts von geburtenschwachen Jahrgängen jetzt der Rückgang beim Neuzugang zum Pflegegeld nicht nur auf die Reformen zurückzuführen sei. Er verwies aber darauf, dass der Pflegebedarf ab 2018 wieder steigen werde. Bis 2025 werde man rund 20.000 Personen zusätzlich brauchen, die in der Pflege tätig sind. Der Präsident des SPÖ-Pensionistenverbandes, Karl Blecha, bekräftigte deshalb seine Forderung, das Pflegesystem nachhaltig abzusichern. Er verlangte in einer Aussendung, den Pflegefonds über das Jahr 2018 hinaus als Dauerrecht zu verlängern.
5Inland
Einige US-Regierungsinstitutionen haben offenbar auf Lösungen von Juniper gesetzt. Kurz nachdem die Sicherheitsfirma Juniper Networks eingestand, dass zwei Backdoors im eigenen Source Code für kommerzielle Firewall-Lösungen gefunden wurde, kündigte das FBI Ermittlungen an. Offenbar verwendeten nämlich einige US-Unternehmen und sogar Regierungsinstitutionen Hardware von Juniper. Darunter das Verteidigungs-, Justiz- und Finanzministerium, sowie das FBI selbst. Die US-Behörde will nun genau untersuchen, wo die die angreifbaren Systeme tatsächlich verwendet wurden und auf welche Informationen ein Zugriff möglich war. Nicht genannte Regierungsmitarbeiter vermuten, dass der Schadcode von feindlichen Regierungen untergejubelt wurde. Ein Zusammenhang mit etwaigen US-Geheimdiensten wie der NSA wurde unterdessen ausgeschlossen – vielmehr sieht man die Schuldigen in China oder Russland. Die zwei Backdoors in Junipers Firewall-Lösungen ermöglichten einerseits die Entschlüsselung und Überwachung von VPN-Verbindungen, andererseits auch mittels SSH- oder Telnet-Verbindung administrativen Zugang auf die Firewalls. Seit dem Jahr 2012 sollen diese im Code implementiert worden sein. Laut einem Spiegel-Artikel aus dem Jahr 2013 rühmte sich die NSA damit, dass die US-Behörde Zugriff auf die Juniper-Firewalls hat. Wer den Schadcode tatsächlich ausgenutzt hat, ist nach wie vor Gegenstand der Ermittlungen. Die Enthüllung zu dem Juniper-Schadcode könnte nicht gelegener kommen: Vor wenigen Wochen stimmte US-Präsident Barack Obama gegen staatlich vorgeschriebene Hintertüren. Die Stimmen dafür werden allerdings immer lauter. Zuletzt aufgrund der Terroranschläge in Paris, bei denen die Attentäter offenbar auf verschlüsselte Kommunikation setzten. Bewiesen ist dies nicht, kurzzeitig war davon die Rede, dass mittels unverschlüsselter SMS kommuniziert und die Tat geplant wurde.
0Web
Die steigende Ungleichheit hält Alan J. Auerbach für ein Problem, die Steuervorschläge der Präsidentschaftskandidaten für unrealistisch. Wien/Berkeley – In einem Vortrag in der Wirtschaftskammer Österreich hat am Dienstag der Ökonom Alan J. Auerbach von der Universität Berkeley in Kalifornien Reformbedarf für das Niedrigsteuerland USA geortet. Nur so könne das Defizitproblem bekämpft werden. Die Steuervorschläge der drei Präsidentschaftskandidaten Donald Trump, Hillary Clinton und Bernie Sanders erachtet er allerdings als unrealistisch. Auerbach skizzierte die Lage für die US-Fiskalpolitik: Nach der schwersten Rezession seit der Great Depression (Weltwirtschaftskrise) weise die US-Wirtschaft noch immer nur niedrige Wachstumsraten auf. Die Arbeitslosenrate sei zwar von 10 Prozent 2010 auf rund 5 Prozent zurückgegangen. Allerdings würden sich deutlich weniger Menschen überhaupt am Arbeitsmarkt beteiligen. Der Produktivitätszuwachs der US-Wirtschaft (ohne Landwirtschaft) sei mit 1,2 Prozent jährlich seit 2007 (im Schnitt der Periode 2007 bis 2015) sehr niedrig, von 2000 bis 2007 lag der Zuwachs noch bei 2,6 Prozent. Wachsende Ungleichheit In der US-Gesellschaft wachse die wirtschaftliche Ungleichheit, erläuterte Auerbach. Das reichste Prozent habe zwar in den Wirtschaftskrisen viel verloren, aber rasch wieder aufgeholt. Die Spitzenverdiener, das reichste Prozent der Bevölkerung, erhalten 14,5 Prozent aller Einkommen, zahlen aber 24,0 Prozent aller Einkommenssteuern auf Bundesebene. Rund die Hälfte der Einkommensbezieher zahle gar keine Bundes-Einkommenssteuer, allerdings falle bei ihnen eine Pay Roll Tax in Höhe von 15 Prozent des Einkommens an. Auerbach sieht die wachsende Ungleichheit als soziales Problem für die USA: So gehe etwa die Lebenserwartung zwischen Reichen und Ärmeren auseinander, der soziale Abstieg bzw. Armut sei wohl auch für mehr Selbstmorde und Drogensüchtige verantwortlich. Eine echte Mehrwertsteuer (VAT) gebe es in den USA keine, und auch in den Reformvorschlägen für das Steuersystem gebe es eigentlich keine Rufe sie einzuführen, erläuterte Auerbach. Dafür stehe die Besteuerung der Unternehmen auf dem Prüfstand: Derzeit gebe es eine – im internationalen Vergleich eher hohe – Corporate Tax mit einem Steuersatz von 35 Prozent. Allerdings gebe es viele Möglichkeiten, dieser Besteuerung auszuweichen. Insgesamt seien die USA ein Niedrigsteuerland mit einer Steuerquote deutlich unter dem Schnitt der OECD-Länder. Stillstand der Steuerpolitik Die Reformvorschläge der drei Bewerber um das US-Präsidentenamt hält Auerbach für unrealistisch. Während der mutmaßliche Kandidat der Republikaner, Donald Trump, riesige Steuerkürzungen fordere, wolle Bernie Sanders von den Demokraten enorme Ausgabensteigerungen durchsetzen. Beide würden aber nichts zu den daraus resultierenden Problemen für das Budget sagen. Hillary Clinton, die derzeit im Vorwahlkampf bei den Demokraten in Führung liegt, wolle nur die Reichsten stärker besteuern – so viel Geld sei dort aber auch nicht zu holen, denn Großkapital sei sehr empfindlich, meinte der Ökonom. Über Reformen bei den großen staatlichen Ausgabenprogrammen wie Pensionen, Gesundheit und Soziales, spreche eigentlich keiner der Kandidaten, bemängelte der US-Ökonom. Bis zum Wahltermin im November rechnet Auerbach mit einem Stillstand der Steuerpolitik. Dann könnte am ehesten eine Reform der Unternehmensbesteuerung erfolgen, durch die der Steuersatz von 35 Prozent gesenkt werde, die aber durch eine Änderung der Rahmenregelungen mehr Unternehmen überhaupt in Besteuerung bringe und dadurch aufkommensneutral sein könnte.
3Wirtschaft
Im EU-Urheberrecht wird eine Einschränkung der Panoramafreiheit vorgesehen – Aktivisten warnen. Die Panoramafreiheit: Ein Prinzip aus dem Urheberrecht, über das in Österreich kaum diskutiert wird. Denn hierzulande gilt die auch als Straßenbildfreiheit genannte Idee nahezu uneingeschränkt: Auf öffentlichen Plätzen darf von Privatpersonen fotografiert und gefilmt werden, ohne dass die Rechte von Architekten oder Bildhauern im Hinterkopf behalten werden. In anderen EU-Ländern ist das nicht so. Die panoramafreiheitliche Insel der Seligen Österreich könnte nun allerdings auch erfahren, wie kompliziert anderslautende Bestimmungen das alltägliche Leben machen. Der EU-Rechtsausschuss hat mit den Stimmen der sozialdemokratischen und der christlich-konservativen Fraktionen eine Änderung im EU-Urheberrecht vorgenommen, die europaweit das Ende der Panoramafreiheit einläuten könnte. Ursprünglich wollte Berichterstatterin Julia Reda (Piraten) das genaue Gegenteil: Die Nutzung von Fotografien, Videomaterial oder anderen Abbildungen von Werken, die dauerhaft an öffentlichen Orten platziert sind sollte gestattet werden. Jetzt heißt es allerdings, dass die gewerbliche Nutzung von Fotografien, Videomaterial oder anderen Abbildungen von Werken, die dauerhaft an physischen öffentlichen Orten platziert sind, immer an die vorherige Einwilligung der Urheber oder sonstigen Bevollmächtigten geknüpft sein sollte. Anfang Juli wird das Plenum des EU-Parlaments über den Text abstimmen. Der Knackpunkt liegt allerdings im Wort gewerblich: Niemand kann etwas dagegen einwenden, dass Merchandise von berühmten Gebäuden lizensiert werden muss. Allerdings könnte schon das Hochladen eines solchen Bildes auf Facebook eine kommerzielle Nutzung sein, wie Reda in ihrem Blog ausführt. Denn Nutzer gestehen Facebook beim Upload das Recht zur kommerziellen Nutzung der Bilder (etwa zu Werbezwecken) zu. Fällt die Panoramafreiheit, hätte man bei einer Vielzahl von Urlaubsfotos aber gar kein Recht mehr. Das Gesetz würde Millionen von Europäerinnen und Europäern in Konflikt mit dem Urheberrecht bringen, schreibt Reda. Klarer wäre etwa eine Bestimmung, die von Profit statt gewerblicher Nutzung spricht. Oberflächlich sieht der Text nach einer Stärkung der Künstlerrechte aus, doch bei näherem Betrachten könnten auch für gewisse Sparten erhebliche Probleme entstehen: Etwa für Dokumentarfilmer, Journalisten oder Fotografen, die künftig immer an Urheberrechte von Architekten und Bildhauern denken müssten. Reda fordert Nutzer auf, ihre Abgeordneten zu kontaktieren und gegen den Passus mobil zu machen. Die sozialdemokratische EU-Abgeordnete Evelyn Regner hat sich am Mittwoch gegen Einschränkungen bei der Panoramafreiheit ausgesprochen. Unser Ziel für die Abstimmung im Plenum ist es, die uneingeschränkte Panoramafreiheit zu erreichen, so Regner in einer Aussendung. Bei Gebäuden oder Skulpturen handle es sich laut Regner um Werke des öffentlichen Raums, und dieser Raum darf nicht privatisiert werden. Die vorgeschlagene Regelung nennt sie weltfremd.
0Web
Terrorgefahr aber weiterhin "abstrakt vorhanden". München – Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat Berichte über geplante Terroranschläge um den Dreikönigstag in München relativiert. Es gibt keine konkreten Hinweise auf den 6. Januar, sagte Herrmann am Montag im ZDF-Morgenmagazin. Es habe lediglich vage Hinweise auf die Zeit um Dreikönig gegeben. Die Terrorgefahr sei gleichwohl abstrakt vorhanden. Deshalb sind alle Sicherheitsbehörden hellwach, betonte der Minister. Das bestätigte auch das Polizeipräsidium in München. Dort hatten die Behörden in der Silvesternacht wegen einer Anschlagsdrohung den Hauptbahnhof und den Bahnhof im Stadtteil Pasing gesperrt. Ein Polizeisprecher sprach von einer abstrakten Gefahr, wie sie in anderen Großstädten auch bestehe. Wir werden nicht wieder hochsatteln auf eine konkrete Gefahr, da müssten sich schon neue Erkenntnisse ergeben, sagte er. In der Stadt sind den Angaben zufolge aber mehr Streifen als üblich unterwegs. Rund 100 Kräfte verstärken die Münchner Beamten. Dennoch kann ich aus reinstem Herzen sagen, müssen sich die Bürger keine Sorgen machen und sollen ihr Leben leben, wie sie es gewohnt sind, erklärte der Polizeisprecher. Arbeit bereiten den Beamten allerdings anonyme Anrufer, die nach dem Terroralarm in der Silvesternacht Anschläge androhen. Erst am Sonntagabend hatten die Beamten einen Mann festgenommen, der eine Bombenexplosion an einer U-Bahn-Strecke angekündigt hatte. Der Bayerische Rundfunk und der Südwestrundfunk hatten am Sonntag berichtet, die ersten Hinweise auf einen Terroranschlag in München seien vor Weihnachten von einem Iraker gekommen. Er habe den Sicherheitsbehörden als Anschlagziel den Münchner Nahverkehr und als Zeitpunkt die Tage um das Dreikönigsfest genannt sowie sieben arabische Allerweltsnamen. Nach einem weiteren, konkreteren Hinweis des französischen Geheimdiensts auf mögliche Anschläge an Silvester waren dann in der Nacht zu Neujahr zwei Bahnhöfe gesperrt worden.
2International
Politiker rufen zu Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit auf, Vorwürfe gegen Pegida – Täter in Haft. Köln – Einen Tag nach dem Mordanschlag auf die Kölner Sozialdezernentin Henriette Reker ist die parteilose Politikerin zur neuen Oberbürgermeisterin gewählt worden. Die 58-Jährige setzte sich am Sonntag mit 52,66 Prozent der Stimmen gleich im ersten Wahlgang gegen sechs Konkurrenten durch. Sie gewann mit deutlichem Abstand vor dem SPD-Kandidaten Jochen Ott und ist die erste Frau auf dem Chefsessel im Kölner Rathaus. Am Samstag war Reker bei einer Wahlkampfveranstaltung von einem 44-Jährigen mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt worden. Ein Richter erließ inzwischen Haftbefehl wegen versuchten Mordes gegen den mutmaßlichen Täter, der laut Polizei fremdenfeindliche Motive nannte. Reker ist in Köln auch für die Unterbringung von Flüchtlingen zuständig. Bei der Wahl wurde sie von CDU, FDP und Grünen unterstützt. Die behandelnden Ärzte teilten am Sonntagabend mit, dass sich Rekers Gesundheitszustand positiv entwickle. Sie müsse jedoch in stationärer Behandlung bleiben, sagte ein Kliniksprecher. Der Heilungsverlauf nimmt bei einer Verletzung dieser Art üblicherweise eine gewisse Zeit in Anspruch. Ein psychologisches Gutachten ergab, dass der mutmaßliche Angreifer bei seinem Anschlag auf einem Wochenmarkt voll schuldfähig war. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Nach Äußerungen am Tatort hatte es daran zunächst Zweifel gegeben. Der deutsche Inlandsgeheimdienst hat auch neue Erkenntnisse zu dem Attentäter publik gemacht. Dieser war demnach nur eine Randperson im rechtsextremen Lager. Der 44 Jahre alte Mann sei in den vergangenen Jahren ab und zu Mal im Internet aufgetaucht, aber er war eher eine Randperson in diesem Bereich, sagte der Chef des Verfassungsschutzes (Inlandsgeheimdienst) des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, Burkhard Freier, am Montag im WDR-Hörfunk. In den 1990er-Jahren habe es Hinweise gegeben, dass sich der Mann der rechtsextremen Szene, insbesondere der inzwischen verbotenen Freiheitlichen Deutschen Arbeitspartei (FAP) anschließen wollte. Es wurde Haftbefehl wegen des Vorwurfs des versuchten Mordes und mehrfacher gefährlicher Körperverletzung erlassen. Der Rechtsextremismus-Forscher Hajo Funke wies im Gespräch mit dem Kölner Express auf einen möglichen Zusammenhang zwischen den fremdenfeindlichen Bewegungen der letzten Monate und derartigen Taten hin: Pegida war der Katalysator für eine neu entstandene Stimmung der Verrohung, für eine Schwemmung der Ressentiments und eine Absenkung der Hemmschwelle. Durch diese Stimmung werden Taten wie in Köln gefördert. Insgesamt waren mehr als 800.000 Menschen in Köln aufgerufen, zur Wahl zu gehen. Die Wahlbeteiligung lag bei 39,7 Prozent. 2009 stimmten 49,1 Prozent ab, damals wurde mit SPD-Mann Jürgen Roters jedoch nicht nur ein neuer Oberbürgermeister gewählt, gleichzeitig stand auch die Kommunalwahl auf dem Programm. Wie in anderen Kommunen im Bundesland Nordrhein-Westfalen sollte auch in Köln eigentlich schon Mitte September gewählt werden. Die Bezirksregierung hatte aber die Stimmzettel beanstandet, das Votum wurde verschoben. Der scheidende Oberbürgermeister Roters rief zu Standhaftigkeit auf. Es geht jetzt darum, dass wir uns nicht unterkriegen lassen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die Diskussion über Flüchtlinge in Deutschland werde heftiger, immer häufiger würden Asylwerberheime angegriffen. Wir müssen alle gemeinschaftlich darauf achten, dass das Klima des Zusammenlebens nicht beschädigt wird, so Roters. Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach beklagte eine Zunahme von Angriffen auf Politiker. Ich bin seit 43 Jahren in der Politik, seit 21 Jahren im Bundestag. Ohne zu dramatisieren: Der Ton wird rauer. Es hat immer wieder Beleidigungen oder Drohungen gegeben, aber nicht in einer solchen Massivität, sagte er dem Kölner Express vom Montag. Der Flüchtlingskoordinator der deutschen Regierung, Peter Altmaier (CDU), rief zum Widerstand gegen Fremdenfeindlichkeit auf. Der Anschlag ist verachtenswert und abscheulich, sagte der Kanzleramtsminister den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Auch wenn wir die genauen Hintergründe noch nicht kennen: Wir müssen uns zu jedem Zeitpunkt deutlich abgrenzen von jeder Form von Ausländerfeindlichkeit und Gewalt. Pegida senkt die Hemmschwellen dafür, dass aus Worten Taten werden, sagte Justizminister Heiko Maas. Vertreter aller deutschen Bundestagsparteien riefen zum gemeinsamen Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit auf. Unterdessen verdichteten sich die Hinweise auf Kontakte des 44 Jahre alten Täters in die rechtsextreme Szene. Die am Hals schwer verletzte Reker war nach einer Notoperation auf dem Weg der Besserung. Der Pegida-Bewegung gehe es um rhetorische Brandstiftung, sagte Maas der Funke Mediengruppe laut Vorausbericht. Das sind doch längst keine besorgten Bürger mehr, die da jetzt Galgen und Hitlerfratzen hinterher laufen, erklärte der SPD-Politiker mit Blick auf die für Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel und Bundeskanzlerin Angela Merkel bestimmte Galgenattrappe bei einer Pegida-Demonstration in Dresden. CDU-Generalsekretär Peter Tauber forderte die Bürger auf, sich gegen Aufrufe zur Gewalt zu wehren. Das gilt für Galgen bei Pegida-Kundgebungen genauso wie für eine Guillotine bei der Demo gegen das Freihandelsabkommen, sagte er der Zeitung B.Z.. Innenminister Thomas de Maizière warnte in ungewöhnlich scharfen Worten vor Pegida. Inzwischen ist es völlig eindeutig: Diejenigen, die das organisieren, sind harte Rechtsextremisten, sagte er am Sonntag in der ARD. Sie bezeichnen Asylbewerber pauschal als Verbrecher, alle Politiker als Hochverräter. Das ist fernab jedes demokratischen Konsenses. Die Bürger rief er dazu auf, sich klar von Pegida abzugrenzen: Bleiben Sie weg von denen, die diesen Hass, dieses Gift in unser Land spritzen. Jeder, der dorthin gehe, müsse wissen, dass er Rattenfängern hinterherlaufe. Der Anschlag auf Reker sei eine entsetzliche Tat gewesen. Seit Anfang des Jahres sei die Zahl der Angriffe auf Asylwerber und Flüchtlingsheime gestiegen, im August habe es gegenüber dem Vorjahresmonat eine Verdreifachung gegeben.
2International
Seniorenbund-Obmann lobt Steuerreform, kritisiert aber "Gesprächsverweigerung" des Kanzlers. Wien – ÖVP-Seniorenbund-Chef Andreas Khol findet die Arbeit der Koalition im ersten Halbjahr zwar besser als allgemein erwartet, vermisst aber Reformen bei Pensionen, Gesundheit und Pflege. Die Regierung habe Handlungsbedarf, weil Hick-Hack allzu leicht ein Streit auf dem Deck der Titanic sein könnte, mahnte Khol. Bei der Steuerreform warf er Kanzler Werner Faymann (SPÖ) Gesprächsverweigerung vor. Die Bilanz der Regierung kann sich durchaus sehen lassen, meinte Khol am Dienstag bei einer Pressekonferenz etwa mit Blick auf die Steuerreform. Da seien zwar Wünsche der Senioren offen geblieben, aber man kann nicht alles haben, hat meine Schwiegermutter immer gesagt. Ein Wermutstropfen sei, dass rund 230.000 Ausgleichszulagen-Bezieherinnen und -Bezieher von der Negativsteuer für Pensionisten ausgenommen seien. Besonders geärgert hat Khol dabei, dass der Seniorenrat monatelang um einen Gesprächstermin mit dem Kanzler gebeten, aber keinen bekommen habe. Aufgeben tut man einen Brief, kündigte Khol denn auch einmal mehr entsprechende Musterprozesse vor den Höchstgerichten an. Für die Regierung sei es jedenfalls überlebensnotwendig, die Stimmung und ihr eigenes Ansehen zu verbessern, glaubt Khol. In den vergangenen Tagen habe immerhin ein neuer Ton geherrscht, hätten die Koalitionspartner doch gegenseitig ihre jeweiligen Vorschläge begrüßt. Die kalte Progression in den Griff zu bekommen, wie am Montag von der ÖVP forciert, sei eine jahrelange Forderung des Seniorenbunds. Man wolle dafür aber nicht, wie sich der Gewerkschaftsbund das vorstelle, jedes Jahr neu eine Mini-Steuerreform verhandeln, sondern wie offensichtlich vom Finanzminister angedacht eine Formel, dass die Beträge der Steuerstufen automatisch zur Einkommens-Entwicklung angehoben werden. Finanziert werden könnte das alles über Einsparungen durch eine Verwaltungsreform, etwa auch über das zuletzt von der SPÖ wieder beworbene Amt der Bundesregierung. Pensions- und Gesundheitsreformen auf der Wunschliste Handlungsbedarf für die Koalition herrscht nach Khols Ansicht wenig überraschend beim Thema Pensionen: Da kritisiert er einmal mehr, dass das Bonus/Malus-Modell noch immer nicht beschlossen ist. Auch das Pensionsmonitoring sei immer noch offen, wobei Khol genug hat vom halbjährlichen Streit, welche veröffentlichten Zahlen nun stimmen. Nicht genug passiert nach Meinung der ÖVP-Senioren auch im Gesundheitsbereich. Die wahlkämpfende Obfrau des Wiener Seniorenbundes, Ingrid Korosec, verlangte etwa eine Überarbeitung der gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Erstversorgungszentren (Primary Health Care Center) und Gruppenpraxen. Dass es lediglich ein Pilotprojekt in Wien gebe, kanns nicht sein. Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) müsse hier mehr Druck machen, forderte sie. Die Hausarzt-Verträge müssten neu verhandelt werden: Beratung und Vorsorge gehörten in den Vordergrund, die Öffnungszeiten massiv ausgeweitet.
5Inland
Niederlage für Chile: Es muss Verhandlungen über einen souveränen Zugang zum Pazifik geben. Den Haag/La Paz/Santiago de Chile – Chile muss nach einem Urteil des Internationalen Gerichtshofs (IGH) mit Bolivien über einen souveränen Zugang zum Pazifik verhandeln. Das höchste Gericht der Vereinten Nationen wies am Donnerstag in Den Haag den Antrag Chiles zurück, dass das Gericht in dieser Frage nicht zuständig sei. In dem langjährigen Grenzstreit beider Länder ist das Urteil allerdings nur ein Etappenerfolg für Bolivien. Damit sei nicht entschieden, dass Bolivien auch tatsächlich Recht auf den Zugang zum Pazifik hat, betonten die Richter. Das Urteil macht aber den Weg für das Hauptverfahren frei, das mehrere Jahre dauern könnte. Bolivien hatte 2013 Klage beim IGH eingereicht. Chile hatte dagegengehalten, dass die Streitfrage bereits im Friedensvertrag beider Länder von 1904 geklärt worden sei und der IGH daher nicht zuständig sei. Dem widersprach das Gericht. Im vergangenen Jahr hatte der IGH bereits in einem ähnlichen Verfahren gegen Chile entschieden und dem Nachbarland Peru recht gegeben. Danach muss die Seegrenze vor der Pazifikküste Südamerikas zwischen Peru und Chile neu gezogen werden. Die Grenzstreits gehen auf den Salpeterkrieg von 1879 bis 1884 zurück. Das gut gerüstete Chile gewann damals den Krieg gegen Bolivien und Peru, Bolivien verlor den eigenen Zugang zum Pazifik.
2International
Der Kabelhersteller und Autozulieferer Leoni kippt seine Prognosen für heuer und kommendes Jahr, die Aktien stürzen ab. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
3Wirtschaft
Für "KP Oli" sind nationale Einheit und Wiederaufbau nach dem Erdbeben Hauptaufgaben. Kathmandu – Nepals Parlament hat den Kommunisten Khadga Prasad Sharma Oli zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. Der 63-Jährige erhielt am Sonntag mehr als die Hälfte der insgesamt 601 Abgeordnetenstimmen. Sein einziger Mitbewerber war der bisherige Amtsinhaber Sushil Koirala. Der meist nur KP Oli genannte Wahlsieger wurde von 14 der 31 Parlamentsparteien unterstützt. Als wichtigste Ziele nennte er die nationale Einheit, den Wiederaufbau nach dem verheerenden Erdbeben vom April und die Lösung der Konflikte um die neue Verfassung, die Mitte September trotz teils gewaltsamer Proteste in Kraft getreten war. Seit mehr als zwei Wochen sind die Grenzübergänge nach Indien aus Folge politischer Proteste gegen die Verfassung quasi dicht. Die Regierung in Kathmandu wirft Neu Delhi vor, die Grenze aus Unterstützung für eine ethnische Minderheit zu blockieren. Indien weist dies zurück. Der Himalaya-Staat leidet daher unter Treibstoffmangel. Oli war wegen seiner politischen Aktivität insgesamt 14 Jahre in Haft. Seit 1991 ist er Abgeordneter der marxistisch-leninistischen UML; er war bereits Außen- und Innenminister. Seit 2014 führt er die Partei an. Oli sprach sich in der Vergangenheit immer wieder gegen den indischen Einfluss auf die Politik in Nepal aus.
2International
Laut Kaspersky-Statistik vor Singapur und Türkei. Der Antiviren-Hersteller Kaspersky hat die Verbreitung von Banktrojanern weltweit ermittelt. Die Auswertung, die unter Nutzern der eigenen Produkte durchgeführt wurde, sieht dabei Österreicher als beliebtestes Ziel für Malware, die sich Zugriff auf die Konten seiner Opfer verschaffen möchte. Analysiert wurde dafür das dritte Quartal 2015. In diesem Zeitraum wurde beinahe jeder zwangigste von Kaspersky erfasste Nutzer (4,98 Prozent) von einem Banking-Trojaner attackiert. Damit liegt die Alpenrepublik im internationalen Ranking auf Platz 1, gefolgt von Singapur und der Türkei. Ähnlich sieht es auch im mobilen Bereich aus. Hier war rund jeder vierzehnte österreichische Kaspersky-User im Visier eines solchen Schädlings. Mit einer Quote von 7,02 Prozent ist Österreich hier weltweit Nummer 2. Insgesamt sieht Kaspersky das Aufkommen an Malware, die Finanzinformationen abgreift, deutlich im Steigen begriffen. Im vergangenen Quartal verhinderte Software des Unternehmens rund 626.000 Mal die Ausführung von entsprechenden Programmen und registrierte 5,68 Millionen Infektionsversuche.
0Web
Die Auswahl an guten Geräten ist so groß wie nie, längst gibt es keine klaren Topgeräte mehr. Vor einigen Jahren war die Wahl des passenden Smartphones noch relativ einfach: Jedes Jahr gab es genau ein iPhone und eine Handvoll wirklich gute Android-Geräte. Doch der technische Fortschritt habe diese Situation nachhaltig verändert, fasst The Verge in einem aktuellen Artikel zusammen. Das Zeitalter des Smartphone-Flaggschiffs sei unwiederbringlich vorbei. Längst sei es bei den großen Herstellern nicht mehr klar, was eigentlich ihr jeweiliges Topgerät sei. Ist es bei LG das G4 oder das V10? Bei Samsung wiederum stellt sich die Frage zwischen Note 5 oder S6 – von dem es mit dem S6 Edge und dem S6 Edge Plus dann wiederum diverse Varianten gibt. Selbst jene Unternehmen, die in der Vergangenheit auf eine eindeutige Flaggschiffstrategie gesetzt haben, fahren mittlerweile mehrgleisig. Allen voran Apple mit dem iPhone in zwei unterschiedlichen Größen. Aber auch Google und Microsoft haben erkannt, dass ein einzelnes Modell schlicht nicht die Bedürfnisse sämtlicher Nutzer abdecken kann. Eine wichtige Rolle spielt dabei, dass es kaum mehr wirklich schlechte Smartphones gebe. Fast jedes heutzutage erwerbbare Gerät habe einen ziemlich guten Bildschirm und eine brauchbare Kamera. Bei so manchen Herstellern gibt es selbst bei günstigen Geräten mittlerweile Features, die vor kurzem noch der Premium-Klasse vorbehalten waren – etwa einen Fingerabdruckscanner. Die erfreuliche Nachricht bei alldem: Für die Konsumenten bedeutet es, dass die Auswahl an guten Geräten so groß wie noch nie ist. Aus der Perspektive der Hersteller sieht das natürlich anders aus, gerade im Android-Umfeld herrscht ein harter Wettbewerb, der die Preise nach unten treibt. Das Flaggschiff hat damit aber seine Bedeutung endgültig verloren. Denn wer braucht schon ein solches, wenn die gesamte Flotte hervorragend ist, resümiert The Verge.
0Web
Amazon lässt angeblich 250 Millionen Dollar für die neue Sendung mit dem Ex-"Top Gear"-Trio der BBC springen. Bei einem Vermögen, das Forbes auf fast 48 Milliarden Dollar schätzt, ist sehr, sehr, sehr teuer natürlich relativ. Mit diesen Worten beschrieb Amazon-Gründer und Multimilliardär Jeff Bezos die Kosten für den TV-Coup, den Amazon mit der Verpflichtung des Top Gear-Trios der BBC rund um Starmoderator Jeremy Clarkson gelandet hat. Kolportiert wird eine Summe von 250 Millionen Dollar, die Amazon in die neue Autoshow pumpt. Nächstes Jahr wird sie auf Amazon Prime zu sehen sein. Das Trio, das neben Clarkson von Richard Hammond und James May komplettiert wird, sei eine Menge wert, sagte Bezos zum britischen Sunday Telegraph. Und: Das wissen sie auch. Die neue Autoshow soll für Amazon Prime ein Turbo sein, um mit dem Bezahldienst international gegen Konkurrenten wie Netflix zu bestehen. In Österreich kostet Amazon Prime beispielsweise 49 Euro pro Jahr. Top Gear gilt als Exportschlager der BBC mit bis zu 200 Millionen Fans weltweit. Amazon hofft, dass viele Zuseher der Kultshow dem von der BBC geschassten Clarkson folgen werden. Die BBC setzt Top Gear mit Chris Evans fort. Die neue Autoshow sei aber nur ein Teil, wenn auch kein unwichtiger, des Angebots, das Amazon Prime in der Pipeline habe, sagte Bezos und spricht von einem goldenen Zeitalter des Fernsehens. Vor allem Serien wie die Amazon Dramaserie Transparent seien ein sehr rentables Investment. Wie berichtet startet die zweite Staffel im Dezember.
6Etat
Ab September ist das neue Android-Handy in den Shops des Mobilfunkers. Seit einigen Jahren bieten heimische Mobilfunker kaum mehr Smartphones von Motorola an. Dies ändert sich nun. Der Netzbetreiber Drei bringt das neue Moto G (2015) ab September in seine Shops. Das am Dienstag vorgestellte Android-5.1.-Handy verfügt über ein 5-Zoll-HD-Display (1.280 x 720 Pixel), einen Qualcomm Snapdragon 410-Prozessors mit 1,4-GHz-Quad-Core-CPU, eine 13-Megapixel-Kamera und kann LTE nutzen. Drei wird das Gerät laut Presseaussendung ab 0 Euro anbieten. Der Lebensmitteldiskonter Hofer hat in den letzten Monaten Vorläufer des neuen Moto G verkauft. Mit diesen Angeboten flankierte man das Mobilfunkangebot Hot.
0Web
Die EU-Kommission hat mit einer Leitlinie zur Kennzeichnung von Waren aus israelischen Siedlungen Verärgerung ausgelöst. Mit einer interpretativen Notiz über die Kennzeichnung von Produkten aus israelischen Siedlungen hat die EU am Mittwoch in Israel einen Sturm der Entrüstung ausgelöst, der quer durch die politischen Lager ging. Regierungs- und Oppositionspolitiker sprachen von einer dummen Entscheidung, einer Kapitulation vor der Boykottbewegung und einem Preis für den palästinensischen Terror. Regierungschef Benjamin Netanjahu fühlte sich gar an den Nazi-Boykott jüdischer Waren erinnert: Die Kennzeichnung von Produkten des jüdischen Staates durch die EU bringt dunkle Erinnerungen zurück, Europa sollte sich für sich selbst schämen, erklärte er in einem auf Facebook veröffentlichten Video. Vor Medienvertretern in Jerusalem versuchte der EU-Botschafter in Israel, der Däne Lars Faaborg-Andersen, zu beschwichtigen: Es handle sich bloß um eine technische Angelegenheit, die keine neue Politik ausdrückt – die EU ist gegen jede Form von Boykott oder Sanktionen und gegen alles, was auf eine Isolierung Israels abzielt. Das israelische Außenministerium, das Faaborg-Andersen zu Erläuterungen einbestellte, sah das ganz anders: In einer offiziellen Stellungnahme verurteilte es den außergewöhnlichen und diskriminierenden Schritt, der doppelte Maßstäbe an Israel anlege und dabei ignoriert, dass es weltweit 200 andere territoriale Konflikte gibt. Faaborg-Andersen bekannte, dass die EU noch nie zuvor eine ähnliche Anweisung für irgendein anderes Land erteilt habe; doch das liege daran, dass es nirgendwo eine vergleichbare Situation gebe. Die Kennzeichnung werde Waren aus jenen Gebieten betreffen, die Israel seit 1967 verwaltet – also das Westjordanland, Ostjerusalem und den Golan. Es gehe dabei lediglich um die Anwendung von Konsumentenschutzgesetzen : Die Konsumenten in Europa haben das Recht zu wissen, wo das Produkt herkommt – und wenn es aus einer Siedlung im Westjordanland kommt, dann kann eben nicht Made in Israel draufstehen, so der Botschafter. Großbritannien, Belgien und Dänemark hätten längst entsprechende Kennzeichnungen eingeführt, nun wolle man bloß den EU-Mitgliedsstaaten einheitliche Richtlinien vorgeben. Eine bindende Vorschrift für die Formulierung auf den Etiketten habe man nicht beschlossen, so Faaborg-Andersen. Als Vorbild könnte etwa die britische Praxis dienen: Produziert in der West Bank (Israelische Siedlung), könnte man auf die Weinflaschen oder die Kosmetika aus dem Westjordanland schreiben. Die wirtschaftliche Bedeutung sei dabei minimal, denn der Export aus den Siedlungen mache nur 1,3 Prozent des Handels zwischen Israel und der EU aus. Von den Richtlinien wäre etwa Inon Rosenblum betroffen, der seit 1982 in der Siedlung Naama im Jordantal Datteln und Gewürzpflanzen erntet. Für ihn sind die Europäer scheinheilig: Sie wollen mit der Kennzeichnung politischen Druck ausüben, sie wollen einen stillen Boykott gegen uns, weil sie nicht wollen, dass wir hier sind – das ist die Idee dahinter. Die Siedler im Jordantal argumentieren auch damit, dass sie in ihren Landwirtschaftsbetrieben, je nach Saison, 3000 bis 6000 Palästinenser aus den umliegenden Dörfern beschäftigen – und die würden als Erste ihre Arbeitsplätze verlieren, wenn wegen der Kennzeichnung der Export nach Europa geschädigt würde. Der 19-jährige K. ist in dem palästinensischen Dorf Jiftlik zu Hause und arbeitet nebenan in einer Siedlung beim Verpacken von Datteln. Das mit der Kennzeichnung ist ein Fehler, sagt er, wir Arbeiter werden ein Problem haben, wenn die Produkte nicht verkauft werden. Doch in einem sind der EU-Botschafter und der Farmer sich einig: Die Kennzeichnung werde wenige konkrete Auswirkungen haben. Wir wollen ja nur den Konsumenten informieren, es gibt keinen Grund dafür, dass der Verkauf von Waren aus den Siedlungen zurückgeht, sagt Faaborg-Andersen. Wir sind seit 33 Jahren hier und werden immer hier sein, denn das ist meine Heimat und mein Land, meint Rosenblum.
2International
Das Unglück ereignete sich in Mina, wo Gläubige symbolisch den Teufel steinigen. Mekka – Mehr als 700 Menschen sind bei einer Massenpanik während der muslimischen Pilgerfahrt Hadsch in Saudi-Arabien ums Leben gekommen. Bei der Panik während der symbolischen Teufelssteinigung in Mina seien zudem mehr als 800 Gläubige verletzt worden, teilte der Zivilschutz des Landes am Donnerstag mit. Es handelt sich um das schwerste Unglück während des Pilger-Großereignisses seit 25 Jahren. Der Auslöser der Panik am Donnerstag gegen 9.00 Uhr (Ortszeit) in Mina in der Nähe von Mekka, wo sich hunderttausende Pilger versammelt hatten, war zunächst unklar. Laut einem Krankenhaus-Mitarbeiter kam es zu der Katastrophe außerhalb der Dschamarat-Brückenkonstruktion, wo die symbolische Teufelssteinigung stattfindet. Eine Pilgergruppe, die den Ort verlassen wollte, sei dort auf eine andere Gruppe getroffen, die entweder in die Gegenrichtung wollte oder in dem Bereich campierte. Dabei sei es zu Gedränge gekommen. Die Zahl der Opfer mussten die Behörden, die anfangs von etwa einhundert Toten gesprochen hatten, mehrfach nach oben korrigieren. Am Nachmittag meldete der Zivilschutz über den Internet-Kurzbotschaftendienst Twitter mindestens 717 Tote und 805 Verletzte aus verschiedenen Ländern. Zahlreiche Leichen lagen bedeckt mit weißen Tüchern am Unglücksort auf dem Boden. Nach Angaben der amtlichen saudi-arabischen Nachrichtenagentur waren mehr als 220 Rettungsfahrzeuge im Einsatz. Einsatzkräfte würden daran arbeiten, den Pilgerandrang zu verringern und den Gläubigen Zugang zu alternativen Wegen zu verschaffen. Der Iran warf Saudi-Arabien schwere Fehler bei den Sicherheitsvorkehrungen vor. Nach Angaben des iranischen Hadsch-Organisators Said Ohadi wurden aus unbekannten Gründen zwei Fußwege in der Nähe des Unglücksortes gesperrt. Das löste diesen tragischen Vorfall aus, sagte er dem iranischen Staatsfernsehen. Die saudischen Verantwortlichen sollten haftbar gemacht werden. Mindestens 43 Iraner sind unter den Todesopfern. Der saudische Gesundheitsminister brachte die Katastrophe mit mangelnder Disziplin von Pilgern in Zusammenhang, die Anweisungen der Verantwortlichen ignoriert hätten. Der Unfall wäre andernfalls zu verhindern gewesen, sagte Khalid al-Falih im öffentlichen TV-Sender El-Ekhbariya. Die Pilgermassen waren in Mina zusammengekommen, um Steine auf eine von drei Wänden zu werfen. Bei dieser symbolischen Teufelssteinigung, dem letzten großen Ritual vor dem Ende des Hadsch, hatte es in der Vergangenheit schon mehrfach hunderte Tote wegen einer Massenpanik gegeben. Die diesjährige Zahl der Todesopfer wird aber nur von einer Panik im Jahr 1990 übertroffen, als 1.426 Pilger offenbar wegen einer ausgefallenen Belüftungsanlage in einem Fußgängertunnel erstickten. Zuletzt waren im Jänner 2006 in Mina bei einer Massenpanik 364 Pilger getötet worden. Seit fast einem Jahrzehnt war es wegen verbesserter Sicherheitsvorkehrungen zu keinen größeren Unglücken mehr gekommen. In diesem Jahr aber war die Pilgerfahrt schon vor ihrem Beginn von einem verheerenden Unfall überschattet: Ein Baukran stürzte am 11. September auf einen Innenhof der Großen Moschee von Mekka, 107 Menschen starben und etwa 400 weitere wurden verletzt. Dennoch entschieden die Behörden, den Hadsch stattfinden zu lassen. Die weltweit 1,5 Milliarden Muslime feierten am Donnerstag das Opferfest Eid al-Adha, der wichtigste Feiertag für Muslime. Der Tag gilt traditionell als der gefährlichste während der Hadsch, da Zehntausende Pilger auf engstem Raum ihre Rituale vollziehen. Der Hadsch ist das weltweit größte muslimische Pilgerereignis, an dem jährlich rund zwei Millionen Menschen teilnehmen. Gemäß dem Koran muss jeder Muslim, ob Mann oder Frau, der gesund ist und es sich leisten kann, einmal im Leben zur heiligsten Stätte des Islam in Mekka pilgern. Der Hadsch, an dem an diesem Jahr nach offiziellen Zahl 1,95 Millionen Pilger teilnahmen, geht offiziell am Sonntag zu Ende.
1Panorama
US-Amerikanerin gewinnt mit über zwei Sekunden Vorsprung auf die Slowakin Zuzulova- Kirchgasser Fünfte. St. Moritz – Fünf Slalom-Starts – fünf Siege. Weil die US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin verletzungsbedingt aber zwei Monate fehlte, ging die Torlauf-Kristallkugel an die Schwedin Frida Hansdotter. Shiffrin setzte sich am Samstag beim Weltcupfinale in St. Moritz eindrucksvolle 2,03 Sekunden vor Veronika Velez-Zuzulova (SVK) und 2,31 vor Hansdotter durch. Michaela Kirchgasser wurde Fünfte. Olympiasiegerin und Weltmeisterin Shiffrin hatte bereits nach dem ersten Durchgang 0,72 Sekunden Vorsprung auf die Französin Nastasia Noens, die im zweiten Lauf zu Sturz kam und verletzt abtransportiert werden musste. Shiffrin nützte die Wartezeit und legte sich im Starthaus auf dem Boden. Es hat geheißen, es dauert fünf Minuten, da wollte ich nicht die ganze Zeit stehen, meinte die 21-Jährige später und lieferte eine zweite Laufbestzeit zum 20. Weltcupsieg nach. Ich bin nicht wirklich bereit dafür, dass die Saison endet. Aber ich fühle mich bereit für eine neue Sommervorbereitung, sagte Shiffrin. Zum erneut enormen Vorsprung – in Jasna hatte sie zuletzt 2,36 Sekunden Vorsprung auf die Zweite – meinte sie: Jedes Mal, wenn ich die Zeit anschaue, denke ich: Seid ihr sicher? Kirchgasser, die in diesem Winter im Slalom dreimal Vierte war, verbesserte sich im Finale von der achten an die fünfte Stelle, konnte aber auch nicht verhindern, dass Österreich Slalom-Damen erstmals seit 1994/1995 ohne Weltcup-Stockerlplatz blieben. In den vergangen zwei Jahren waren mit Marlies Schild (nun Raich), Kathrin Zettel und Nicole Hosp aber drei Leistungsträgerinnen zurückgetreten. Carmen Thalmann wurde Achte, Bernadette Schild 13. und Katharina Truppe 17. Julia Grünwald schied im ersten Durchgang aus. Mit zwei solchen Stehern bin ich sehr happy, dass ich Fünfte geworden bin, sagte Kirchgasser. Es ist das ewige Thema, ein Lauf echt gut und mittlerweile sind es schon eineinhalb. Aber es ist immer noch ein Bock drinnen, der mir echt viel kaputt macht. Es sei für die ganze Mannschaft eine schwierige Saison gewesen, die Jungen hätten sich aber gut reingekämpft. Es ist nicht so einfach, wenn du weißt, du musst auf das Stockerl fahren. Du willst das auch. Und du trägst das Packerl mit, und das Packerl wird jedes Rennen größer und schwerer. Zu Shiffrin meinte Kirchgasser: Faszinierend. Es ist eine Freude, ihr zuzuschauen, weil man sieht, wie einfach das Skifahren ist. Kante, Belag, Kante, das perfekte Timing, es ist so unspektakulär. Das ist so schön, wenn Skifahren so einfach ist, und wir machen es kompliziert. Wenn man das in ihrer Perfektion sieht, ist es nur eine Freude. Aber auch Shiffrin müsste eigentlich zu knacken sein: Sie kocht mit dem gleichen Wasser. Sie hat das gleiche Material, den gleichen Körperbau, die gleichen Voraussetzungen. Sie macht es einfach nur so perfekt. Das motiviert mich. Thalmann sieht das mit der Motivation nicht ganz so. Für uns ist das demotivierend, aber es nützt nichts, wir müssen schauen, dass wir herankommen. Shiffrin fahre wie aus einem Guss. Jeder andere verzeichne zumindest einen kleinen Fehler. Zu ihrer persönlichen Saisonbilanz meinte die Kärntnerin, dass sie mit ihrer Konstanz zufrieden sei. Es waren einige gute Ergebnisse dabei, aber ich habe mir insgesamt mehr vorgenommen. Jetzt heißt es, da dranbleiben. Ich muss über den Sommer rausfinden, was da fehlt.
4Sport